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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pflichtquartal Allgemeinmedizin - Masterplan Medizinstudium 2020



WiWi18
31.03.2016, 20:34
http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/ausbildung/article/904840/allgemeinmedizin-starkes-plaedoyer-pflichtquartal.html

http://www.mittelbayerische.de/bayern-nachrichten/aerztemangel-studenten-lehnen-reform-ab-21705-art1347347.html

Das elende Thema wird also neu aufgerollt. Und während es das letzte Mal reichlich Gegenwind gab scheinen diesmal (fast) alle ins gleiche Horn zu stoßen.

Wie seht ihr das - glaubt ihr, dass sich der Blödsinn noch verhindern lässt? Ich habe den Verdacht, dass es Hauptziel des Hausärzteverbandes ist, seinen Mitgliedern unbezahlte Lakaien zur Seite zu stellen...
Wie schnell ist das ganze umsetzbar? Könnten wir, die aktuellen Kliniker, vielleicht noch davon verschont werden?

roxolana
31.03.2016, 20:53
Ich hätte mich früher auch darüber aufgeregt, aber meine Allgemeinmedizin-Pflichtfamulatur war echt viel besser als meine Klinikfamulaturen (vor allem Innere...) so dass ich absolut nichts dagegen hätte, 1 Monat Chirurgie und Innere weniger machen zu müssen und dafür 3 Monate Allgemeinmedizin. ;-)

nie
31.03.2016, 23:00
Allgemein erschließt sich mir immer noch nicht, was man damit bezwecken will. Man bekommt die Allgemeinmedizin mittlerweile so penetrant aufgedrängt, dass das an sich schon unsympathisch ist. Bin wie viele andere Studenten auch der Meinung, dass das Problem nicht im Fach an sich liegt sondern in dem ungünstigen Rahmenbedingungen. Da wirds man auch mit sonstwievielen Zwangsveranstaltungen nichts ändern. Ich sehe jetzt auch nicht, warum Allgemeinmedizin soviel wichtiger und grundlegender sein sollte als z.B. Anästhesie.

Und auch in der Allgemeinmedizin steht und fällt vieles eben mit der entsprechenden Lehrpraxis. Da kann man auch an ätzende Ärzte und grottenschlechte Organistaion geraten, wie es eben auch in der Inneren oder Chirurgie passiert.
Ich habe auch eine sehr gute Hausarztfamulatur gemacht und wurde sehr gut betreut. Im Falle eines Falles würde ich fürs PJ sofort wieder in diese Praxis gehen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich keine Allgemeinmedizin machen will und ich mich, trotz wirklich guter Lehre/Betreuung, in den 4 Wochen Famulatur schon nur minimal für die Arbeit in einer Hausarztpraxis begeistern könnte. Ich habe echt keine Bedürfs, da nochmal 3 Monate abzusitzen und sehe da auch keinen Mehrwert.

davo
01.04.2016, 06:32
Die DEGAM hat sich mit ihren Aussagen zur MB-Umfrage leider extrem unsympathisch gemacht. Ich schließe mich da nie an: Grundsätzliches Interesse an der Allgemeinmedizin haben viele Medizinstudenten, allerdings hat kaum jemand Lust darauf, im 5-Minuten-Fließbandtakt bei schlechter Bezahlung und langen Arbeitszeiten Überweisungen zu schreiben. Die Probleme sind also großteils hausgemacht, und mehr Zwang wird sicher nicht helfen.

Kandra
02.04.2016, 16:13
^
This.

Ich habe die Woche noch unser Allgemeinmedizin Blockpraktikum durchgezogen und war wieder in der Praxis, in dem ich auch schon während unseren Ambutagen war. Je nach meiner persönlichen Motivation konnte ich viel selber machen oder auch einfach nur einen Tag lang Schatten spielen. Und wieder bin ich an dem Punkt, wo ich mir Allgemeinmedizin grundsätzlich schon vorstellen könnte, zumal mir ja mehr oder weniger schon die Praxisnachfolge angeboten wurde ;)
Aber mein Problem ist auch diese überbordende Bürokratie, die ich allein in der kurzen Zeit schon miterleben durfte. 5 Minuten für den Patienten und 1h für den Papierkram.
Und auch bei mir ist es so, dass diese ganze erzwungene Anwesenheit mein Interesse für die Allgemeinmedizin jetzt weder erhöht noch erniedrigt hat. Wer sich das vorher schon vorstellen konnte, der kann es auch danach oder wird abgeschreckt. Die die es sich vorher nicht vorstellen können, werden in den meisten Fällen aber leider nur abgeschreckt und meistens nicht angefixt.
Natürlich gibt es Ausnahmen. Eine Freundin von mir hatte ne geile Hausarztfamu mit eigenem Zimmer und quasi eigenen Patienten, konnte sich das vorher überhaupt nicht vorstellen und zieht das jetzt ernsthaft in Betracht. Aber Ausnahmen bestätigen eben auch nur die Regel.

Ich bin strikt gegen ein weiteres verpflichtendes Tertial, Quartal, Quantal, Sextal oder was auch immer. Dieses Studium ist schon verschult genug. Meinetwegen könnte man das 4. Fach quasi "freiwillig" einführen, aber dann auch nur so, dass es allen Fachrichtungen offen steht.
Heute ist es die Allgemeinmedizin denen Kräfte fehlen, wenn es morgen die Urologie ist, werden dann alle zu einer Uro-Famulatur und nem Uro-PJ gezwungen?

WiWi18
04.04.2016, 12:12
Stimme dem, was schon gesagt wurde, soweit zu.
Ein grosser Unterschied zu anderen Fächern: Eine Hausarztfamulatur/ein Hausarzt-PJ-Abschnitt hängt hauptsächlich von der Person des Hausarztes ab.
Meine Hausarztfamulatur gerade ist super. Aber das ist eben nicht verallgemeinerbar und wenn es schief läuft, dann richtig - in der Klinik hat man mit mehreren Ärzten zu tun, in der Praxis nur mit einem!

Und ich bin mir sicher, dass es, im Falle eines Pflichttertials, einige Ärzte geben wird, die aufgrund der dauerhaften Verfügbarkeit von PJlern auf die eine oder andere Sprechstundenhilfe verzichten werden.

Stephan0815
04.04.2016, 15:34
Also, wer sich die Ergebnisse der Umfrage unter Medizinstudenten in der letzten MB-Ausgabe zu Gemüte führen konnte, der dürfte wenig überrascht über das doch eindeutige Votum gewesen sein.
Aber genau so sicher bin ich mir mittlerweile, dass die pro-AM-Quartalfraktion das Ganze einen feuchten Kehricht rührt.
Der Zwang die Medizinstudenten in eine bestimmte Richtung zu drängen, um damit den Landarztmangel ausgleichen zu wollen, stimmt jedenfalls bedenklich.
Dass sich die gegängelten Studenten dann gerade erst recht nicht für die Hausarztpraxis später entscheiden, müsste eigentlich jedem Vernunftbegabten klar sein. Wie gut, dass in den entsprechenden Positionen dann gerade dieser Personenkreis defizitär vertreten zu sein scheint.

WiWi18
04.04.2016, 17:50
Also, wer sich die Ergebnisse der Umfrage unter Medizinstudenten in der letzten MB-Ausgabe zu Gemüte führen konnte, der dürfte wenig überrascht über das doch eindeutige Votum gewesen sein.
Aber genau so sicher bin ich mir mittlerweile, dass die pro-AM-Quartalfraktion das Ganze einen feuchten Kehricht rührt.
Der Zwang die Medizinstudenten in eine bestimmte Richtung zu drängen, um damit den Landarztmangel ausgleichen zu wollen, stimmt jedenfalls bedenklich.
Dass sich die gegängelten Studenten dann gerade erst recht nicht für die Hausarztpraxis später entscheiden, müsste eigentlich jedem Vernunftbegabten klar sein. Wie gut, dass in den entsprechenden Positionen dann gerade dieser Personenkreis defizitär vertreten zu sein scheint.

Ich bin wie gesagt der festen Überzeugung, dass das Nachwuchsproblem nur der Vorwand für diese "Reform" ist. Das ist reiner Lobbyismus. Die Hausärztelobby will ein Stück vom Kuchen der kostenlosen Arbeitskräfte.

Miss_H
04.04.2016, 20:30
Ich mache gerade Blockpraktikum Allgemeinmedizin. Wenn ich mir vorstelle in dieser Praxis 3-4 Monate zu verbringen. Ich würde durchdrehen. Bei uns gibt es ein ambulantes Quartal, das finde ich okay.

expecting
14.06.2016, 14:06
Ich fänds gut wenn das freiwillig wär, und man bspw. 2 Monate Innere oder Chirurgie stattdessen in Allgemeinmedizin machen könnte. Wär sehr sinnvoll gewesen für jemanden wie mich, der von vornherein wusste, ich werde nie in meinem Leben irgendwas mit Chirurgie zu tun haben. Allgemeinmedizin find ich dagegen ziemlich gut.

Vom Wahlfach sollte dafür aber nix abgehen. Wär sowieso eher dafür, die Option für 2 Wahlfächer einzuführen, und dafür die sehr langen Pflichtzeiten in Chirurgie und Innere etwas abzukürzen. 4 Quartale gibt es meines Wissens nach bspw. schon an der Uni Mannheim, ich hatte deswegen kurzzeitig ernsthaft darüber nachgedacht, fürs PJ dahin zu wechseln.

Miss_H
14.06.2016, 16:10
4 Quartale gibt es meines Wissens nach bspw. schon an der Uni Mannheim, ich hatte deswegen kurzzeitig ernsthaft darüber nachgedacht, fürs PJ dahin zu wechseln.
Das ist nicht die Uni Mannheim sondern die Uni Heidelberg Medizinische Fakultät Mannheim ;-)
Es gibt Quartale, aber halt keine zwei Wahlfächer sondern ein Ambulantes Fach. Und dort kann man auch nur aus dem Angebot wählen.