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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studierst du etwa immer noch ?



Paralyse2016
06.04.2016, 13:26
Hallo zusammen,

ich gehöre zu den wenigen Medizinstudenten, die ihr Studium auf Eis legen mußten, weil sie einen Menschen gepflegt haben. Nach einigen Jahren Pflegetätigkeit sind alle Kontakte zu Freunden aber auch zu Kommilitonen verschwunden.

Heute schlage ich mich allein durch den Uni-Alltag und muss jetzt noch einen Job auf Teilzeit nachgehen.
Ich möchte aber jetzt hier nicht jammern ! Ich möchte euch aber sagen, dass es an jeder Uni Studenten gibt, die es nicht einfach haben, weil sie zum Beispiel einen Schicksalsschlag zu verkraften haben oder ähnliches.
Um diese Leute kümmert man sich nicht.

Natürlich habe ich auch Gespräche mit Professoren geführt weil ich einen Mentor suche, der mich eine zeitlang durch das Studium fachlich begleitet.Der mir zeigt, wo der roten Faden ist, den ich nicht mehr sehe und mir den richtigen Schubser in die richtige Richtung gibt.
Jedoch erzählten mir die Professoren immer nur, dass ich eine gute Leistung erbracht habe (Pflegetätigkeit) und das ich darauf stolz sein kann. Nur das hilft mir nicht und anderen Leidgenossen auch nicht.

Wenn ich mit dem Studiendekan darüber spreche höre ich, dass die Universität keine zusätzlichen Gelder für z.B. Repetitorien oder Förderkurse etc. zur Verfügung hat.
Also was bleibt ? Ich mache weiter und habe entweder irgendwann Glück weil mir jemand hilft, ich es vielleicht alleine schaffe oder ich gebe auf und ein Medizinstudent bleibt bis ins hohe Alter bei Aldi an der Kasse hängen.

Danke, dass ich das hier einmal schreiben durfte.

Feedback ist erwünscht.

Kandra
06.04.2016, 13:40
Was genau wünscht du dir denn von der Universität bzw was genau bereitet dir Probleme?

Solara
06.04.2016, 13:42
Förderung? Was für Förderung?

Und welche roten Faden suchst du? Das Medizinstudium ist doch dermaßen verschult, dass man da nicht mehr viel selber machen muss. Wonach suchst du?

Es ist ja nochmal was anderes, wenn man wegen eigener Erkrankung etwas nicht belegen, durchziehen kann. Wenn ich dich richtig verstehe, hat sich die Situation bei dir geändert, nach einer Pause für die Pflege eines Angehörigen bist du nun nicht mehr pflegend, sondern kannst weiterstudieren.

Kontakt musst du suchen, einfach auf die Leute zugehen. Das geht ja zB Uniwechslern auch nicht anders.

Aber vielleicht kannst du nochmal erklären, was dir so schwer fällt.

Paralyse2016
06.04.2016, 14:00
Hallo Kandra,

du fragst, was ich mir von der Uni wünsche. Es sind ehr die Dozenten, die ich hier meine.Nehmen wir das Fach Anatomie.Ich könnte als Beispiel die Duale Reihe nehmen und mir von vorne bis hinten alles durchlesen und hätte danach trotzdem keinen Plan von Anatomie. Mir fehlt eine Person, mit der ich den Stoff durchsprechen kann. Denn jeder hat schon die Erfahrung gemacht, man liest etwas aber verstanden hat man es trotzdem nicht. Jetzt wird der eine oder andere sagen: Naja dann suche dir andere Studis und rede mit denen über die Themen.Das hatte ich getan. Drei Leute hatte ich kennengelernt und versucht mit denen einen Lerngruppe zu bilden. Wir haben Themen abgesprochen und jeder wollte sich vorbereiten. Beim ersten Termin kam der erste nicht, beim zweiten mal hatte die Oma Geburtstag.Beim dritten Termin hat er/sie vergessen sich vorzubereiten.
Irgendwann ist mir auch klar geworden, dass manche Leute ihr Ziel nicht wirklich ernsthaft verfolgen. Folgedessen hat das mit den Lerngruppen nicht geklappt.
Was suche ich ? Einen Mentor, den ich einmal wöchentlich für 30 min oder 1 Std. besuchen kann um meine Fragen zum Thema XY los zu werden. Denn nur so funktioniert lernen.
Übrigens muss ich wöchentlich 20 Std jobben gehen weil ich Miete etc. alles alleine stemmen muss, aber wie gesagt, ich möchte nicht jammern.
Und das letzte....nach soviel Frust....bekomme ich es mittlerweile nicht mehr gebacken mich hinzusetzen um zu lernen.So etwas nennt man dann Prokrastination. Natürlich habe ich eine Prokrastinationsambulanz angeschrieben und die Studienberatung (Psycho) aufgesucht aber bisher hatten die noch keine Idee wie sie mir helfen könnten. Kann jetzt nur hoffen, dass ihr mich hier nicht fertig macht. :heul:

Trianna
06.04.2016, 14:12
Sorry, das sind keine erfüllbare Bedürfnisse.. dass dir die Uni einen Mentor zur Verfügung stellt.

Werd eigeninitiativ, mach den Aushang o.ä., wende dich an die Fachschaft, versuche es noch mal mit Kommis. Werd aktiv.

Ich bin auch schon ewig am Studium dran, wegen Kind, Krankheit und Arbeit (teilw. deutlich mehr als 20h/Woche) dauert es bei mir einfach alles länger. Ich bin jetzt kein Typ der externe Anleitung braucht, aber wenn ich das nötig hätte, dann würde ich wie oben beschrieben eigeninitiativ werden.

Colourful
06.04.2016, 14:22
Warum gehst du denn schon mit so einer gebeutelten Haltung daran und hoffst, dass wir dich nicht fertig machen? Hast du sonst den Eindruck immer fertig gemacht zu werden?

Im Ernst - und ja, ich mache dich jetzt vielleicht auch fertig, aber ich appelliere nur an deine Selbstverantwortlichkeit;

1. Such dir eine paar Leute, mit denen du die Sachen zusammen machst. Die Kurse besuchst, in die Bib gehst, Mittag isst und dich verabredest. Ich hab das so erlebt, dass da dann schnell viele Informationen zusammen kommen, man vieles noch mal nachbespricht und zusammen lernt. Da bietet dann auch die Zeit in der Mensa einen wirklichen Benefit, auch, wenn dir das vielleicht erstmal überflüssig erscheint.

2. Mit etwas Mühe findet man auch Leute, zu denen man passt. Das klappt nicht immer beim ersten Anlauf und man kann auch nicht mit jedem. Das ist nunmal so.

3. Hör auf zu heulen und mach dein Ding. Denk nicht Zuviel nach. Die duale Reihe brauchst du nie - Kurzlehrbücher reichen für das, was man wissen sollte - alles andere kann man dann noch mal nachlesen.

Also das ist noch erweiterbar, aber das Studium ist nun echt kein Hexenwerk.

Solara
06.04.2016, 14:48
Anatomie lernt man auswendig, was verläuft wo, was hat welche Funktion etc.

Das mit dem Mentor wird so nicht funktionieren.
Viel von dem, was du nicht in Büchern verstehst findest du im Internet. Ist ein Segen gegenüber früheren Jahren, da Gabs nur Bücher.

Und: man muss nicht alles verstehen, da kommst du auf keinen grünen Zweig, dafür ist es einfach zu viel Stoff.

Kandra
06.04.2016, 14:51
Ich kann mich da nur meinen Vorrednerinnen anschließen. Es wird sich sicher kein Dozent mit dir wöchentlich ne Stunde hinsetzen und mit dir Stoff durchgehen. Die haben anderes zu tun. Außer du bezahlst sie, das nennt man dann Nachhilfe, da tuts dann aber auch der studentische Präpassi. Kurz ne Frage nach der Vorlesung wird dir aber kein Dozent verwehren. Aber da hält man sie dann auch nicht 20 Minuten auf.
Medizin besteht nunmal zu einem großen Teil aus sturem Auswendiglernen. Das Verstehen zB der Anatomie hat bei mir auch erst später eingesetzt, wenn man dann mal einen klinischen Nutzen darin sieht. Das ist halt so, da muss man durch.

Feuerblick
06.04.2016, 15:58
Studium ist halt nicht mehr Schule, wo man alles geduldig bis ins Kleinste erklärt bekommt. Studium heißt auch, sich die Dinge selbst zu erarbeiten. Anatomie versteht man beim Präppen. Notfalls auch, indem man sich in freien Stunden ins Anatomie-Institut setzt und anhand der dortigen Präparate (zumindest gab es bei uns immer Arme, Beine etc, die gut präpariert waren und die man zum Lernen nutzen konnte) die Bilder im Atlas durchgeht.
Und dabei hat man es in einem Medizinstudium durch das komplett Verschulte in der Organisation noch recht gut. In den Geisteswissenschaften musst du teilweise noch mehr sehen, wo du den Kram herbekommst. Gesteigert wird das dann noch im Fernstudium. Da bekommst du Materialien und dann heißt es "Sieh zu, was du draus machst".
Studium heißt, sich die Dinge zu erarbeiten und nicht, sie vorgekaut zu bekommen. Schau dich nochmal um. Es gibt ja sicher mehr als nur drei Leute im Semester, mit denen man lernen könnte. Und notfalls musst du dir einen Nachhilfelehrer organisieren, der mit dir alles durchgeht. Einfacher und kostengünstiger wäre allerdings, wenn du dich zusammenreißt und zusiehst, das Ganze alleine hinzubekommen. Übt auch für den Arztberuf, denn da ist das Wasser oftmals auch kalt und erklärungswillige Kollegen sind gerne mal Mangelware.

davo
06.04.2016, 16:52
Wenn du wirklich den Stoff durchbesprechen willst, dann such dir Kommilitonen. Es gibt durchaus welche, v.a. weibliche, die das gerne machen - und auch zuverlässig sind.

Ich persönlich fand das immer viel zu zeitaufwändig - ich habe Anatomie zuhause gelernt im stillen Kämmerlein. Gerade für Anatomie braucht man nur sehr selten Erklärungen oder Diskussionen - dafür braucht man sehr viel Selbstdisziplin und verdammt viel Sitzfleisch. Einzelne unklare Sachen kann man googlen oder hier im Forum posten. Aber das würde ich nicht zu oft machen, denn sonst wirst du mit der Fülle an Stoff nicht klarkommen. Man darf sich, gerade in Anatomie, nicht in etlichen Sackgassen verlaufen, sondern muss immer den Blick aufs Wesentliche richten. Fürs mündliche Physikum ist es schon OK, wenn man auch Details zu den Lieblingsthemen des Prüfers im großen Benninghoff und sonstwo nachschlägt, aber für die normalen Uni-Prüfungen wäre das auf Dauer völlig unrealistisch.

Ich kann den anderen nur zustimmen: Ein Studium ist eben ein Studium, da darf man keine 1:1-Betreuung wie im englischen Luxus-Internat erwarten. Da muss man sich Stoff selbst erarbeiten, selbst lernen, usw. Gerade in einem Fach wie Anatomie. Denn gerade Anatomie kann man völlig alleine schaffen, nur mit Lehrbuch und Atlas - wer sich einreden will, dass das nicht klappt, sucht in Wahrheit nur nach Ausreden, warum es nichts werden kann. Geht dann vermutlich in Richtung self-fulfilling prophecy.

Informier dich also mal an deiner Uni zum Thema Lerntechniken, versuche, ein paar engagierte Kommilitonen zu finden, und wenn letzteres nicht klappt, dann mach dir auch keinen Kopf - du kannst Anatomie auch problemlos alleine bewältigen. Aber mein Eindruck ist eher, dass du eigentlich gar keinen Tutor brauchst, sondern vielmehr ganz normale Sozialkontakte zu Leuten, die in deinem neuen Semester sind. Wenn man sich als Einzelkämpfer ganz verloren fühlt, ist logisch, dass selbst die einfachste Prüfung einen unendlich schweren Eindruck macht.

Paralyse2016
19.04.2016, 18:27
Hallo zusammen,

ich möchte mich für die einzelnen Beiträge bedanken. Ich werde mir eure Ideen und Vorschläge genau anschauen und prüfen, was ich davon umsetzen kann. Herzlichen Dank.