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Panto-zol
01.05.2016, 11:10
Ich befinde mich am Anfang meiner Weiterbildung und arbeite in einem kommunalen Haus.

Nachdem ich nun die Vergütung meiner Dienste des ersten Jahres analysiert habe, stelle ich mir ehrlich gesagt die Frage, warum arbeiten wir Ärzte am Wochenende und in der Nacht für derart wenig Lohn?
Warum verhandelt unsere Gewerkschaft derart schlechte Stundenlöhne?

Als Beispiel sei ein normaler Samstag-Tagdienst genannt.
Im ersten Jahr erhalten wir in der höchsten Arbeitsbelastungsstufe (III) 90% von 27€ Brutto pro Stunde.
Das ergibt in Steuerklasse 1 ein Nettostundenlohn von 12€.

Ich Frage mich ernsthaft wie das sein kann...

Keine Frage unser Grundgehalt ist verglichen mit anderen akademischen Berufen absolut in Ordnung, und es gehört auch sicher zu unserem Beruf dazu am Wochenende und in der Nacht zu arbeiten, aber dann bitte nicht für 100% des Stundenlohns sondern eher in der Kategorie von 200%.

Warum lässt die Ärzteschaft das mit sich machen?
Kann man beim Marburger Bund in der Sache wohl etwas bewegen?

mainzer
01.05.2016, 11:28
Ein extra für die Frage angemeldeter Troll?!?! Oder Langeweile bei dem guten Wetter am 1. Mai?!?

Fr.Pelz
01.05.2016, 11:33
Warum lässt die Ärzteschaft das mit sich machen?
Kann man beim Marburger Bund in der Sache wohl etwas bewegen?

Na klar, du kannst dich jederzeit beim MB engagieren, was hält dich davon ab?

Ich für meinen Teil verdiene genug Geld.

FirebirdUSA
01.05.2016, 12:23
Ich befinde mich am Anfang meiner Weiterbildung und arbeite in einem kommunalen Haus.

Nachdem ich nun die Vergütung meiner Dienste des ersten Jahres analysiert habe, stelle ich mir ehrlich gesagt die Frage, warum arbeiten wir Ärzte am Wochenende und in der Nacht für derart wenig Lohn?
Warum verhandelt unsere Gewerkschaft derart schlechte Stundenlöhne?

Als Beispiel sei ein normaler Samstag-Tagdienst genannt.
Im ersten Jahr erhalten wir in der höchsten Arbeitsbelastungsstufe (III) 90% von 27€ Brutto pro Stunde.
Das ergibt in Steuerklasse 1 ein Nettostundenlohn von 12€.

Ich Frage mich ernsthaft wie das sein kann...

Keine Frage unser Grundgehalt ist verglichen mit anderen akademischen Berufen absolut in Ordnung, und es gehört auch sicher zu unserem Beruf dazu am Wochenende und in der Nacht zu arbeiten, aber dann bitte nicht für 100% des Stundenlohns sondern eher in der Kategorie von 200%.

Warum lässt die Ärzteschaft das mit sich machen?
Kann man beim Marburger Bund in der Sache wohl etwas bewegen?

1. Betrachte nie Nettolohn, das macht einen nur unglücklich und gibt auch kein realistisches Bild
2.BD heißt max. 50% Arbeitszeit, dass das nicht immer der Realität entspricht ist eine andere Sache. Das liegt aber nicht am MB. Die Alternative, ein Schichtdienstmodell (hier bekommst du ja Zuschläge für Samstags-/Sonntagsarbeit/Feitertage) ist aber für die meisten weniger attraktiv...

Panto-zol
01.05.2016, 12:29
Ich wollte mich gern informieren,
ob ich mit meiner Ansicht, dass ich am Wochenende mit einem Nettostundenlohn von 12€ weniger verdiene als der Handwerkernotdienst und damit unzufrieden bin, alleine bin.

Den freundlichen Antworten zufolge ist das der Fall.

FirebirdUSA
01.05.2016, 16:39
Wemn du Handwerkernotdienst mit deinem Einkommen am WE vergleichen willst musst du schon deinen Bruttolohn + Lohnnebenkosten als Referenz nehmen. Ansonsten vergleichst du Äpfel mit Birnen.

Erklär mal wie du von 27 Brutto auf 12 Netto kommst. Ist mir auch unklar.

Panto-zol
01.05.2016, 17:42
Sicherlich ist der Vergleich hinkend, keine Frage.
Allerdings hat der Klempner bei unserem Wasserrohrbruch an einem Wochenende einen Aufschlag von 90% veranschlagt.
Wir erhalten nicht einmal 100% des Stundensatzes.

27 € Brutto x 0,9 = 24,30 €
Lohnsteuer -9,40€
Solidaritätszuschlag -0,51€
Kirchensteuer - 0,84€
Arbeitslosenversicherung -0,39€
Versorgungswerk -2,4€

Netto bleiben pro Stunde sogar 10,76€

FirebirdUSA
01.05.2016, 18:58
Für echten BD mit max. 50% Arbeit finde ich das nicht schlecht (und entspricht ja dann einem Zuschlag von ca 80%).
Netto ist ja eher das Problem der Steuerberechnung.
Unangenehm finde ich Nachtdienste unter der Woche wo dir mit FZA von der ganzen Nacht finziell fast gar nichts bleibt. War die Nacht ruhig lohnt es sich aber für die Freizeit doch...

arbeiter79
01.05.2016, 20:42
Bei 24 euro netto hatte ich nie 12 oder gar 10 brutto raus, auch nicht als stk 1...

In der Nacht und Sonntag gibt's steuerfreie Zuschläge.

Ich arbeite im echten Bereitschaftsdienstsystem, d.h. ich arbeite wirklich weit unter 50 % der Zeit bin sogar in Stufe 2.ich nutze Dienste um mich auszuruhen ganz ehrlich. Dafür ist das Geld ok.

Trenn
01.05.2016, 20:46
Du kriegst doch noch Nacht-BD-Zuschlag und Wochenend bzw. Sonntags-/Feiertags-BD-Zuschlag. Für ersteres sind es knapp 4 Euro / h und für zweiteres irgendwas zwischen 15-25%, wenn ich mich nicht irre. Für Nachdienste gibt es noch pauschal einmal Wechselschichtzulage, etwa 105€, sodass es doch etwas mehr ist. Dann noch die paar Euro pro Stunde Nachtarbeit extra, lohnen tut es sich trotzdem nicht. Gehört aber leider zum Job dazu. Kirchensteuer ist deine eigene Sache (kannst austreten, wenn du magst), also würde ich das auch nicht unbedingt mit rein nehmen. Letzten Endes kommt man so mit BD auch bei etwa 100% (vom Grundstundenlohn) oder mehr brutto raus. Klar, am Wochenende arbeitet man mehr (bei uns teilweise für 2, da wir unter der Woche in der ZNA doppelt besetzt sind im Tagdienst), aber es ist häufig auf freiwillige Basis. Viele nehmen das Extra-Einkommen gerne mit. Alternativ lässt sich darüber diskutieren, ob das ärztliche Anfänger-Grundgehalt nicht schon so hoch angesetzt wird, damit unbezahlte Überstunden und die blöden Arbeitszeiten bereits etwas kompensiert werden.

/€: Arbeiter war schneller. Jetzt stellt sich aber in der Konstellation noch die Frage, ob bis 39% arbeiten in Stufe II oder 49% in Stufe III besser ist. Auf der Arbeit ist man ehh, da kann man auch was schaffen und mehr mitnehmen.:-))

anignu
01.05.2016, 21:07
Ich hab dazu drei Dinge zu sagen:

1. Als ich gebaut hab hat der Handwerker mich auch 50€/Stunde gekostet, aber davon waren 10€ die Mehrwertsteuer und dann kommen Werkzeug/Auto/Verwaltung/Lohnnebenkosten usw. weg und dann bekommt der Handwerker erstmal brutto und davon das Netto sind weniger als die 12 Euro. Und ja, es ist frustrierend dass man 4 Stunden arbeiten muss um einen Handwerker eine Stunde lang zu bezahlen. Dass der aber nicht mehr Geld letztlich dafür bekommt liegt es nicht am Handwerker sondern an den Steuern. Also haben wir ein Steuerproblem, wenn der Handwerker auf Rechnung...

2. Für Bereitschaftsdienst bei uns am WE mit irgendwie 27€ brutto würde ich niemals freiwillig aufstehen wenn mich mein Arbeitgeber nicht per Arbeitsvertrag dazu zwingen würde. Ich finde irgendwie den Bereich so Richtung 40-50€ angemessen. Vor allem so wie der Bereitschaftsdienst bei uns in der Klinik z.B. am Samstag abläuft. Jeder der auch nur annähernd Anstalten macht einen Dienst von mir übernehmen zu wollen bekommt ihn mit Handkuss. Ich bin für die Weiterbildung in der Klinik und will nebenbei ein Leben haben. Die Dienste in der Notaufnahme können mich mal.

3. Genau, wenns denn ein echter Bereitschaftsdienst wäre und nicht gefühlte 150-200% Arbeiten für dann reduziertes Gehalt... Aber Schichtdienst geht halt mal gar nicht. Ich will noch ein Leben haben! Das kann man machen solange man noch keine Familie hat und in der Stadt wohnt. Hab ich auch gemacht: Spätdienst und dann noch richtig gediegen weggehen. Oder Nachtdienst und am Morgen erstmal in die Berge. Aber nicht mit Familie. Da gelten andere Tageszeiten.

tragezwerg
02.05.2016, 05:22
Ich finde Nachtarbeit irgendwie immer blöd, egal wieviel Kohle es dafür gibt...was Bereitschaftsdienste angeht hab ich in zwei Systemen gearbeitet. Beim einen wurde mit der Bereitschaftszeit die Fehlzeit am nächsten Tag ausgeglichen und die verbleibenden Stunden vergütet (das waren unter der Woche knapp 20 Euro die man für den gesamten Dienst bekam).
Im anderen System wurde der Dienst komplett ausgezahlt und die Fehlzeit mit anderweitig erarbeiteter Mehrarbeit ausgeglichen. Dabei kommt finanziell echt ne Menge rum (bei fünf Diensten im Monat über 1000 Euro mehr), dafür ist man halt nur noch am Arbeiten jenseits des Opt Out.
Mir ist das erste System lieber. Freizeit bringt mir mehr als Geld. Und Schichtdienst ist eh furchtbar...

FirebirdUSA
02.05.2016, 08:06
Ich finde Nachtarbeit irgendwie immer blöd, egal wieviel Kohle es dafür gibt...was Bereitschaftsdienste angeht hab ich in zwei Systemen gearbeitet. Beim einen wurde mit der Bereitschaftszeit die Fehlzeit am nächsten Tag ausgeglichen und die verbleibenden Stunden vergütet (das waren unter der Woche knapp 20 Euro die man für den gesamten Dienst bekam).
Im anderen System wurde der Dienst komplett ausgezahlt und die Fehlzeit mit anderweitig erarbeiteter Mehrarbeit ausgeglichen. Dabei kommt finanziell echt ne Menge rum (bei fünf Diensten im Monat über 1000 Euro mehr), dafür ist man halt nur noch am Arbeiten jenseits des Opt Out.
Mir ist das erste System lieber. Freizeit bringt mir mehr als Geld. Und Schichtdienst ist eh furchtbar...

Mir ist unklar warum System 2 mehr Geld bringt. Wenn du die Mehrarbeit bei System 1 hast bekommst du das doch auch als Überstunden ausbezahlt.

tragezwerg
02.05.2016, 08:23
Na ja, theoretisch schon. Aber bei System 1 hat die Klinik Überstunden nicht ausbezahlt, sondern Freizeitausgleich gegeben. Und es fiel dort sowieso nur sehr wenig Mehrarbeit an.
System 2 funktioniert ja auch nur an Kliniken mir entsprechend viel Mehrarbeit.

FirebirdUSA
02.05.2016, 08:38
Dann definitiv System 1!

PsychoFan
09.05.2016, 20:11
Der marktübliche Stundenlohn liegt deutlich über dem Marburger Bund Tarif. Übrigens nicht nur für Bereitschaftsdienste, sondern auch für die reguläre Arbeit.

Ist schon seit Jahren so. Wozu die gut sein soll, weiss ich nicht. Hatte mich in Vegangenheit auch blenden lassen von deren Werbezeitschrift. Bekam dann einen Schock, als ich das MB-Gehalt sah. In der vorherigen Klinik hatte ich für die gleiche Arbeit monatlich mehrere Hundert Euro netto mehr.

klingelpütz
09.05.2016, 21:52
Was ist denn der marktübliche Wert bzw wovon sprichst Du? Wer zahlt wem welche so hohen Gehälter (im Vergleich zum MB-Tarif)? Und wer ist "sie" mit der Werbezeitschrift? Ich verstehe Deinen Beitrag nicht :-nix

Panto-zol
14.05.2016, 17:11
Es ist schon interessant, alle Teilnehmer Mikroumfrage sind unzufrieden mit der Bezahlung der Bereitschaftsdienste, was meine persönliche Einschätzung der Stimmung meiner Kollegen gut widerspiegelt. Dennoch scheint man sich in der Ärzteschaft mit dieser Situation abzufinden, da die Gefahr der Umstellung der Bereitschaftsdienste auf reguläre Arbeitszeit besteht.
Das aber eine Umstellung der Bereitschaftsdienstentgelte erforderlich wäre müsste m. E. von unserer Gewerkschaft aufgegriffen werden.

epeline
14.05.2016, 17:32
Die Frage allein ist schon schlecht gestellt. Es gibt doch nicht DIE eine Vergütung von Bereitschaftsdiensten noch sind alle Dienste gleich eingruppiert.

Panto-zol
14.05.2016, 17:57
Die Frag eist, ob man mit seiner Vergütung seiner Bereitschaftsdienste zufrieden ist. Wie sollte die Frage als Diskussionsgrundlage besser formuliert sein?

Die üblichen Tarifverträge unterschieden sich nur marginal. Selbst in der höchsten Bewertung eines Bereitschaftsdienstes ist der Stundenlohn m.E. zu gering. Die Einschätzung basiert meinerseits natürlich daher, dass wir in unserem Haus eigentlich permanent durcharbeiten und ich es daher für ungerecht halte nur 90% von meinem Stundenlohn zu erhalten, obgleich ich an einem Wochenende arbeite...