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inglebird
04.05.2016, 12:44
Hey alle miteinander,

ich bin seit 2,5 Jahren in der Weiterbildung für Innere Medizin und mache mir Gedanken über die Zukunft (Hört, hört).
Verschiedene Spezialisierungen kann ich sicher ausschließen, andere kann ich mir gut vorstellen, große Freude hätte ich jedoch auch am "gewöhnlichen" Hausarztdasein.
Die erforderliche Innere-Zeit für den Allgemeinmediziner hätte ich zusammen (Ärztekammer Berlin), jedoch stört mich zum einen die erforderliche Mindeszeit in der Chirurgie (6 Monate Unfall, 6 Monate Allgemein), zum anderen würde ich schon gerne den Facharzt für Innere fertig machen. Ganz einfach weil ich mir damit gefühlt mehr Optionen offen halte (Falls eine Spezialisierung in der Inneren irgendwann doch in Frage kommt, mich die Allgemeinmedizin vielleicht doch irgendwann zu sehr nervt, oder sich eine tolle Gelegenheit als niedergelassener Internist bieten sollte...).
Gleichwohl ist mir durchaus bewusst, dass man als breit ausgebildeter Allgemeinmediziner für die Patienten sicherlich "wertvoller" ist.

Internistische Hausärzte sehe ich häufig, jedoch konnte ich auf der Homepage der Ärztekammer nichts genaueres darüber lesen, unter welchen Umständen man als Internist hierzu zugelassen wird.
Die Forensuche habe ich bemüht, jedoch keine genaueren und aktuellen Infos dazu gefunden (Falls falsch gesucht, entschuldige ich mich!)

Kennt sich jemand von euch etwas damit aus? Welche Kurse/Mindeszeiten in anderen Abteilungen etc werden gefordert? Weiß jemand zufällig genaueres speziell wie es in Berlin ist?

Liebe Grüße

Evil
04.05.2016, 18:36
Zur KV Berlin kann ich nichts sagen, aber als Allgemeininternist kannst Du Dich in den meisten KVen problemlos auf einen allgemeinmedizinischen Sitz bewerben, mit Praxisübernahme oder -gründung. Oder in einem MVZ auf einem Hausarztsitz anstellen lassen.
Der Unterschied ist neben der evtl fehlenden chirurgischen Erfahrung, daß Du die psychosomatischen Ziffern 35100 und 35110 nicht abrechnen kannst, ohne einen Kurs zu machen. Der ist nämlich bei den Allgemeinmedizinern schon verpflichtend in der WBO von Haus aus drin.

Was spricht denn dagegen, ein halbes Jahr chirurgische Ambulanz zu machen? Wenn es Dir nicht gefällt, gehst Du halt wieder.

Pflaume
04.05.2016, 21:36
Eine Stelle in einer Praxis als angestellter hausärztlicher Allgemein-Internist zu finden oder sich selbst niederzulassen, sehe ich auch nicht als Problem an. Ich bin gerade fertig mit dem Internisten und wurde, ohne aktiv zu werden, von so vielen Leuten (Zuweiser-Praxen) angerufen, die davon gehört haben und gerne einen Facharzt Innere einstellen würden....

Das mit der "breiteren Ausbildung" als Allgemeinmediziner... Ich glaube, daß du von den meisten in einer Hausarztpraxis wesentlichen Krankheitsbildern und Untersuchungstechniken mehr mitbekommst, wenn du den Internisten machst als den Allgemeinmediziner. Viertel- bis halbjährliche "Schnupperzeiten" ähnlich einem Allgemeinmediziner hinterher noch dranzuhängen, indem man noch in die Chirurgie oder die Pädiatrie (so man da eine Stelle findet) geht, kann man ja trotzdem machen. Abgesehen davon kannst du speziell in der Weiterbildungsordnung Berlin meines Wissens für den allgemeinen Internisten sogar 1 "Fremdjahr" anerkennen lassen... also könntest 4 Jahre Innere machen und dann 1/2 Jahr Chirurgie und 1/2 Jahr was anderes, solange du dennoch die Untersuchungen für den Internisten zusammen hast.
Was die "Arztpraxis-Erfahrung" des Allgemeinmediziners angeht, so kannst du die ja dann nach dem Facharzt z.B. in einer angestellten Praxis mit erfahrenen Kollegen sammeln. Direkt aus der Klinik selbst niederlassen würdest du dich ja wahrscheinlich sowieso nicht wollen.

Ich hatte nach 2 Jahren und 9 Monaten (also ähnlichem Stand wie du jetzt) ähnliche Überlegungen (allerdings mehr in Richtung Arbeitsmedizin als in Richtung Allgemeinmedizin) und habe mich entschieden, den Internisten fertig zu machen, weil auch ich den Internisten als "wertvoller" angesehen habe. Nachdem ich jetzt damit fertig bin, bin ich mir nicht sicher, ob es sich gelohnt hat, weil gerade die letzten Monate davon schon sehr sehr hart waren. Ist einfach den Vorgesetzten klar, daß man in den letzten Monaten vor dem Facharzt das Haus nicht verläßt oder so. Ich glaube, das wird fast überall ausgenutzt. Habe ich bei Kollegen / Bekannten auch mitbekommen. Das fand ich für mich das harte an der Sache. Sicherlich habe ich dabei aber mehr gelernt (Sonographie, andere spezielle Untersuchungen und Abläufe) als die Leute, die nach 2 Jahren zum Allgemeinmediziner abgebogen sind. Wieweit sich das in der Praxis bezahlt macht, kann ich nicht einschätzen.

Harvey
05.05.2016, 08:02
Wenn du dir die Optionen offe. Halten willst, ist der Internist besser. Als Allgemeinmediziner im Krankenhaus kommt man karrieremäßig nur schwer vorwärts.
Nachteil ist eher, dass man sich durch fünf Jahre Innere in der Klinik quälen muss. Die Ausbildung Allgemeinmedizin bietet da mehr Freiheiten. Muss aber sagen, man vergisst auch vieles wieder. Hab z.B. ganz zu Anfang ein Jahr Neurologie gemacht. Natürlich super wenn jemand mit Kopfschmerz oder Schwindel in die Praxis kommt, aber hab auch viele Sachen nicht mehr so drauf wie früher.
Was du als Internist mit Wunsch Hausarztmedizin am ehesten machen kannst ist in der Notaufnahme zumindest den chirurgischen Kollege nach Dienstende oder so ein wenig über die Schulter gucken, da lernst du mit Interesse rasch wahnsinnig viel. Grundzüge Kinderheilkunde kann man durch Hospitation in einer Pädiatriepraxis sich anlernen, ebenso Hausarztmedizin. Da wächst man schnell rein, wenn man zB als Facharzt sich erstmal anstellen lässt.
Den Psychosomatik Grundkurs für die oben genannten Ziffern würde ich eh machen, da lernst du je nach Kurs echt gute Grundlage zur Patientenbehandlung für jedes Fach geeignet.
Und später wenn du deinen Sitz hast musst du wissen kommen dann zum Grossteil die Patienten, die zu dir passen. Die Leute merken schnell was deine Stärken und Schwächen und Angebote sind, wirst dann eben mehr der internistische Hausarzt. Jedenfalls muss man die Ausbildung der ersten fünf Jahre nicht allzu hoch hängen, weil die Ausbildung geht nach dem Facharzt ja leider erst so richtig los...
Unabhängig davon hat die Ausbildung Allgemeinmedizin sehr familienfreundliche Anteile, und die Vergütung wird ja jetzt. Ald massivst gesteigert.

DrSkywalker
05.05.2016, 09:21
Das mit der "breiteren Ausbildung" als Allgemeinmediziner... Ich glaube, daß du von den meisten in einer Hausarztpraxis wesentlichen Krankheitsbildern und Untersuchungstechniken mehr mitbekommst, wenn du den Internisten machst als den Allgemeinmediziner.

Nein, da glaubst du mMn falsch. Es hat schon seinen Grund, warum es einen Facharzt für Allgemeinmedizin gibt und nicht alle Hausärzte Internisten sind. Nach der Basisweiterbildung Innere Medizin ist der Zugewinn an praktischem Wissen in der Klinik für einen Hausarzt marginal. In den drei Jahren sollte man alle Krankheitsbilder geseehen und behandelt haben, die wichtigen technischen Untersuchungen kann man nach 3 Jahren auch in der Regel. In der Klinik geht es dann los mit Gastros und Echos die dir rein garnichts bringen.

Man bedenke: In der Hausarztpraxis sind nicht mal 50 % aller Beratungsanlässe internistischer Natur.

inglebird
05.05.2016, 11:00
Wow, vielen lieben Dank für die schnellen Rückmeldungen.
Okay, also ist es wohl in der Regel kein Problem, als Internist hausärztlich zu arbeiten, das beruhigt mich ein wenig.

@evil: Hab prinzipiell kein Problem, 6 Monate Chirurgie Notaufnahme zu machen, in Berlin sind aber 1 Jahr Chirurgie gefordert, um den FA Allgemeinmedizin zu machen und irgendwie ist mir das zu lange ehrlich gesagt (und zu risikobehaftet, wenn es nach 3 Monaten echt Mist ist, muss man für die Allgemeinmedizin halt trotzdem weitermachen, eine "Rotation aus Freude" könnte man ja je nach gewünschtem Wissenserwerb beenden.

Das mit den Zuweiserpraxen ist ein guter Tipp. Macht vielleicht Sinn, gegen Ende der Klinikzeit mal nebenbei anzufragen, ob die Kollegen jemanden suchen :-)

5 Jahre quälen für den Internisten sehe ich zum Glück eher entspannt, bin momentan mit meiner Arbeit recht zufrieden. Nur muss ich sagen missfällt mir die Perspektive, mit ca 40 noch die Station zu schrubben, oder aber als Oberarzt nen recht stressigen Job zu machen.
Man weiß ja nie, manchmal ergibt sich vielleicht doch eine Nische in der Klinik, die ansprechendes Gehalt und einen recht entspannten Job verspricht, was ich mir durchaus vorstellen könnte.
Aber darauf hoffen würde ich nicht ;-)

Fr.Pelz
05.05.2016, 11:25
Mein Kumpel macht gerade für seinen allgmed in Berlin 1 Jahr in einer ortho/Unfall-Praxis mit sehr relaxten Öffnungszeiten.

Wir haben hier in der Chirurgie auch regelmäßig allgmed-rotanden und die dürfen schon recht frei darüber bestimmen, was sie machen und was nicht. Der vorletzte meinte zB verständlicherweise dass es ihm nichts bringt, bei großen OPs Haken zu halten, er hat dann 2 mon Gefäßchirurgie gemacht, 2monate septische Chirurgie (beides ja mit viel Internistischen polytraumata) und Notaufnahme. Aus Interesse dann noch IMC und ich glaube, Notarzt ist er auch mitgefahren. Also das kann schon auch ein ganz spannendes Jahr werden. Und ein bisschen Traumatologie sollte man als Hausarzt schon gemacht haben.

anignu
05.05.2016, 12:18
Als Chirurg muss ich auch sagen, dass bei uns angehende Allgemeinmediziner regelrecht hofiert werden. Die streiten sich mit mir nicht um den OP und können die Station meist sehr gut alleine managen weil meist schon deutliche Vorerfahrungen von internistischen Stationen. In der Notaufnahme kümmern die sich gern um die ganzen kleineren leichten Fälle und arbeiten diese Sachen gerne weg (Platzwunden, Prellungen, kleine Verbrennungen etc.), sind per se schonmal gerne in der Notaufnahme etc. Ich mein, ein Chirurg der mit seinem Katalog vorankommen will sieht in der Notaufnahme meist nur ein notwendiges Übel.
Wie gesagt: bei uns sind die Allgemeinmediziner beliebt, sehr beliebt, das Beste was uns in den letzten Jahren passiert ist.
Und auch Internisten die evtl. mal Allgemeinmedizin machen wollen. Natürlich frag ich die in den Diensten immer ob die Platzwunden nähen wollen oder andere kleine Wundversorgungen machen wollen (und stell mich dann zur Anleitung daneben). Die freuen sich drüber und ich muss sagen ich brauch nicht mehr lernen wie ich eine Kopf-/Augenbrauenplatzwunde oder Fingerschnittwunde versorg. Das mach ich seit vielen Jahren...

Und das mit den "wenns nach 3 Monaten echt Mist ist". Ja und? Dann geht man halt. Bei mir war auch einmal eine Stelle sowas von Mist. Hätte 6 Monate gebraucht bin aber nach 4 Monaten gegangen weil ich einfach ein gutes Angebot woanders hatte. Schlimmstenfalls hätte ich 4 Monate Weiterbildungszeit "verloren". Ich hab aber in der Landesärztekammer angerufen und dort der Sachbearbeiterin mein Leid geklagt, gejammert dass alles so schlimm gewesen sei etc. Und dann letztlich schriftlich bekommen, dass mir die 4 Monate anerkannt werden und ich nur noch 2 Monate in dem Bereich brauch. Gut, oder? Also das geht schon auch. Aber wie gesagt: als Allgemeinmediziner bei Chirurgen würd ich mir da nichts denken.

arbeiter79
05.05.2016, 16:36
...Unabhängig davon hat die Ausbildung Allgemeinmedizin sehr familienfreundliche Anteile, und die Vergütung wird ja jetzt. Ald massivst gesteigert.

Echt, gibt's da was neues? Hatte mal gelesen das die Förderung der ambulanten Weiterbildung auf "Krankenhaus Niveau" oder so angehoben werden soll, aber schon lange nichts mehr davon gehört..

Harvey
05.05.2016, 19:14
Echt, gibt's da was neues? Hatte mal gelesen das die Förderung der ambulanten Weiterbildung auf "Krankenhaus Niveau" oder so angehoben werden soll, aber schon lange nichts mehr davon gehört..

Die Foerderung wird dieses Jahr von 3500 auf 4800 Euro gesteigert, so zumindest Quellen in der Allgemeinmedizin.

arbeiter79
07.05.2016, 22:01
Die Foerderung wird dieses Jahr von 3500 auf 4800 Euro gesteigert, so zumindest Quellen in der Allgemeinmedizin.

Das wäre ja super, dann würde zumindest finanziell nichts mehr gegen die Weiterbildung sprechen und mit 1,2 KV Diensten im Monat kann man da als Praxis Assistent sogar richtig gut verdienen, auch im Vergleich zum KH.

WackenDoc
08.05.2016, 07:36
Ob du als Assistenzarzt KV-Dienste machen darfst hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab. Da gibt es himmelweite Unterschiede.

arbeiter79
08.05.2016, 18:28
Ob du als Assistenzarzt KV-Dienste machen darfst hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab. Da gibt es himmelweite Unterschiede.

Ach wirklich, dacht es geht fast überall. Hier ist es möglich, geht sogar als nicht Allgemeinmediziner in Weiterbildung. Ich dachte auch das man KV Dienste zwecks Weiterbildung machen muss.

klingelpütz
08.05.2016, 20:42
Bisher kannte ich aus Erzählungen von Freunden auch nur, dass man in fortgeschrittener WB (4. Jahr?) KV-Dienste machen dürfe. Ist das andernorts an den FA gebunden?

SuperSonic
09.05.2016, 13:23
In Hessen reicht ein Jahr (!) klinische Erfahrung, sonst sind eher 2-3 Jahre vorgeschrieben.
http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?t=65132

arbeiter79
09.05.2016, 13:42
In Hessen reicht ein Jahr (!) klinische Erfahrung, sonst sind eher 2-3 Jahre vorgeschrieben.
http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?t=65132

3 Jahre kenne ich auch. Wackendoc, wo darf man denn als Assistenzarzt keine KV-Dienste machen?

Peter_1
09.05.2016, 21:16
In Berlin würde ich auch Innere fertig machen, in allen anderen Ländern eher Allgemeinmed. statt Innere, so der Wunsch schon klar ist. Fachlich ist man als Hausarzt mit der allgemeinmed. WB besser aufgestellt. Aber wie schon erwähnt, das kann man auch alles nach dem Facharzt lernen. Berlin hat die bekloppteste WB-ordnung Allgemeinmed. in ganz Deutschland, finde ich.
Hauptsache Du wirst Hausarzt, komm auf die helle Seite der Macht ;-)

klingelpütz
09.05.2016, 21:57
Peter, ich glaube, Du bist wirklich rundum zufrieden mit Deinem Job, oder? Du kommst immer so richtig positiv rüber, schön, so etwas zu lesen :-) (Auch wenn es leider doch wieder Anlass zum Grübeln ob des eigenen Weges gibt)

Peter_1
10.05.2016, 13:06
Peter, ich glaube, Du bist wirklich rundum zufrieden mit Deinem Job, oder?

Kann mir keinen besseren Job vorstellen :-top
Ihr habt viel Gestaltungsrahmen als selbsständige Hausärzte, ihr habt Abwechslung, das Geld stimmt, die Arbeitszeit auch, die Patienten sind oft sehr dankbar, was will man mehr?

hebdo
30.12.2016, 00:06
Würde eine internistisch-hausärztliche Praxis auch einen spezialisierten Internisten, bspw. Kardiologen, Nephrologen, Gastroenterologen einstellen? Nach 24 Monaten könnte man doch auch als "Spezialist" dann den Allgemeinmediziner machen, oder?