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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fachrichtungswechsel: Chirurgie -> Innnere?



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MsSmith
09.05.2016, 15:03
Hallo! Ich bin eine Assistenzärztin am Ende des dritten Weiterbidungsjahres, Viszeralchirurgie. Eigentlich, seit Studium wollte ich genau das machen und fand Chirurgie absolut faszinierend, einfach mein Traumjob. Vor einem Jahr habe ich Krankenhaus gewechselt, von Grund- auf Maximalversorgungsklinik, damit ich mich weiter entwickeln konnte. Und, trotzdem, dass ich eigentlich zufrieden mit der neuen Stelle bin, habe ich bemerkt, dass das einfach nicht mehr so viel Spaß wie damals macht. Gleichzeitig, finde ich die diagnostische Techniken viel mehr spannend als OPs. Und, dass ich Innere allgemein mehr interessant finde. Dachte, dass es nur so eine Phase ist, aber die " Phase" dauert schon seit einigen Monaten. Gleichzeitig habe ich auch Chaos im Kopf, weil ich so viel Geld und Zeit in Chirurgie investiert habe, dass ich nicht zu schnell und spontan entscheiden möchte.
Hat jemand schon so ein Wechsel hinter sich? Habt ihr die Entscheidung bereut?

lux12345
09.05.2016, 15:36
Zumindest in Bayern kann man sich auf den FA Viszeralchirurgie bis 12 Monate Innere (Gastroenterologie oder Onkologie) anrechnen lassen. Wenn du mal einen genaueren Blick in die Innere werfen willst, wären das Subspezialisierungen der Inneren Medizin, die dir sogar - sollte es dann doch nicht so deines sein - für deine ursprüngliche Facharztwahl was bringen.

Unabhängig davon, ob du dann wieder zurück in die Chirurgie gehst oder nicht, schadet es sicherlich NIE, auch von anderen Fächern (v.a. von Innere) Ahnung zu haben.

shany
09.05.2016, 22:52
Ich glaube 1 Jahr Innere wird Dir einen überblick schaffen, dieses kann man sogar in VCH anrechnen lassen. Man lernt echt viel in einem Jahr. Und Falls es Dir nicht gefällt, kannst du immer in die CH zurück gehen.

Fr.Pelz
10.05.2016, 18:42
Was hast du denn für Geld in die Chirurgie investiert?

Ich habe auch schon mal ne dem Gedanken geliebäugelt, ein Jahr innere zu machen und dann Gastro und Hämato/onko zu machen, das ist für viszeralchirurgie sicher nicht verkehrt. Mir würde aber der OP fehlen.
Hast du alternativ mal überlegt, statt VCh Allgemeinchirugie zu machen? Ist ja potentiell abwechslungsreicher, du kannst in die Gefäßchirurgie Rotieren und da auch einiges an Diagnostik mitbekommen.
(Und man hat insgesamt einen breiteren Horizont als wenn man immer nur VCH gemacht hat.

MsSmith
10.05.2016, 19:36
Bücher, Zeitschriften Abos, Fortbildungen usw.(nicht alle wurden von Kliniken bezahlt).
Ich finde irgendwie OP immer weniger interessant, eigentlich freue mich mehr auf die Arbeit in der Notaufnahme oder auf der Station. Wie gesagt, ich weiß nicht, vielleicht ist es nur eine Phase. Vielleicht aber mehr.

arbeiter79
10.05.2016, 20:17
Was hast du denn für Geld in die Chirurgie investiert?

Ich habe auch schon mal ne dem Gedanken geliebäugelt, ein Jahr innere zu machen und dann Gastro und Hämato/onko zu machen, das ist für viszeralchirurgie sicher nicht verkehrt. Mir würde aber der OP fehlen.

Hatte ich auch mal gedacht das mir das operieren fehlen würde, aber nach einer gewissen Zeit war ich da schon so raus, und mir hat überhaupt nichts mehr gefehlt. Hab auch ein viel größeren Respekt für die konservative Medizin entwickelt, meine neuen Kollegen haben echt soviel mehr Ahnung von der Medizin als die Chirurgen mit denen ich früher zusammen gearbeitet habe, zum ersten mal kommen die mir wirklich nur wie Handwerker vor.

arbeiter79
10.05.2016, 20:18
Was hast du denn für Geld in die Chirurgie investiert?

Ich habe auch schon mal ne dem Gedanken geliebäugelt, ein Jahr innere zu machen und dann Gastro und Hämato/onko zu machen, das ist für viszeralchirurgie sicher nicht verkehrt. Mir würde aber der OP fehlen.

Hatte ich auch mal gedacht das mir das operieren fehlen würde, aber nach einer gewissen Zeit war ich da schon so raus, und mir hat überhaupt nichts mehr gefehlt. Hab auch ein viel größeren Respekt für die konservative Medizin entwickelt, meine neuen Kollegen haben echt soviel mehr Ahnung von der Medizin als die Chirurgen mit denen ich früher zusammen gearbeitet habe, zum ersten mal kommen die mir wirklich nur wie Handwerker vor.

Fr.Pelz
10.05.2016, 20:23
Aber Handwerker braucht man auch ;-)

anignu
11.05.2016, 21:55
Ahnung von Medizin können Chirurgen auch haben, es gibt nur einige Chirurgen die das alles einen feuchten ... interessiert und die prägen das Klischee. Es gibt auch Idioten bei den Internisten, aber für ein Konsil frag ich im Zweifel ja nur die die Ahnung haben.

Für mich ist das Schöne an der Chirurgie dass man sich einfach mal komplett auf einen Patienten konzentrieren kann. Man geht in den OP, draußen geht die Welt unter und es ist einem egal. Der Job im OP ist für den Patienten das Beste rauszuholen. Und das tut man auch. Man kann einem Patienten wirklich helfen. Und wenn noch so viele Angehörige noch so viele Gespräche haben wollen, oder die Patienten renitent werden. Vollkommen egal.

Es ist vielleicht auch deshalb grad nicht so toll auf Station zu sein, weil wir in dieser Klinik schnurlose Telefone haben. Und es ist für die Schwestern/Kollegen/anderen Abteilungen einfacher den Arzt anzurufen als das eigene Hirn einzuschalten. Daher läutet es sehr sehr oft und stört einfach nur. Und die Erziehungsarbeit ist diesbezüglich noch nicht sehr fruchtbar. Auf Station muss man sich ständig selbst organisieren, hat viele viele Patienten gleichzeitig zu versorgen etc.

arbeiter79
12.05.2016, 20:51
Ich denke um die Chirurgie zu mögen muss einem das operieren wirklich Spaß machen. Oder ich kenne auch Leute die die Chirurgie immer schon besonderns cool und sexy fanden und im Grunde das Studium nur durchgezogen haben um Chirurg zu werden, auch des Status wegen, im Kh und außerhalb.

Ich muss echte eine große Ausnahme sein weil ich fand die Atmosphäre im Op meist ziemlich zu kotzen, klar gabs auch Leute mit denen es Spaß gemacht hat aber oft lief es ungefähr so das man sich sich das nervige gequatsche der Op Schwester mit dem OA anhören musste die sich schon 20 Jahre kennen, oder über die unlustigen Witze vom Chef lachen darf oder anhören wie die Anästhesie Schwester mal wieder von ihren Söhnen Kevin und Robin erzählt, oder zum 100. mal die selbe Anekdote von anno dazumal anhören die alle außer einem selbst immer wieder zum schreien komisch finden... könnte das noch lange weiter führen. Ich fand es einfach sehr belastend soviel Zeit auf engstem Raum mit Kollegen und Schwestern zu verbringen.

Evil
12.05.2016, 21:36
Möglicherweise beruhte das auf Gegenseitigkeit.

LasseReinböng
13.05.2016, 14:32
Ich denke um die Chirurgie zu mögen muss einem das operieren wirklich Spaß machen. Oder ich kenne auch Leute die die Chirurgie immer schon besonderns cool und sexy fanden und im Grunde das Studium nur durchgezogen haben um Chirurg zu werden, auch des Status wegen, im Kh und außerhalb.

Ich muss echte eine große Ausnahme sein weil ich fand die Atmosphäre im Op meist ziemlich zu kotzen, klar gabs auch Leute mit denen es Spaß gemacht hat aber oft lief es ungefähr so das man sich sich das nervige gequatsche der Op Schwester mit dem OA anhören musste die sich schon 20 Jahre kennen, oder über die unlustigen Witze vom Chef lachen darf oder anhören wie die Anästhesie Schwester mal wieder von ihren Söhnen Kevin und Robin erzählt, oder zum 100. mal die selbe Anekdote von anno dazumal anhören die alle außer einem selbst immer wieder zum schreien komisch finden... könnte das noch lange weiter führen. Ich fand es einfach sehr belastend soviel Zeit auf engstem Raum mit Kollegen und Schwestern zu verbringen.

Ich finde das Gequatsche im OP auch äußerst belastend, weil es a) immer wieder die gleichen Gesprächsthemen sind und b) das Niveau meist so ist, daß man keine Lust zu hat, sich daran zu beteiligen.

Pampelmuse
13.05.2016, 15:31
Für mich ist das Schöne an der Chirurgie dass man sich einfach mal komplett auf einen Patienten konzentrieren kann. Man geht in den OP, draußen geht die Welt unter und es ist einem egal. Der Job im OP ist für den Patienten das Beste rauszuholen. Und das tut man auch. Man kann einem Patienten wirklich helfen. Und wenn noch so viele Angehörige noch so viele Gespräche haben wollen, oder die Patienten renitent werden. Vollkommen egal.

Schön geschrieben!

Pampelmuse
13.05.2016, 15:33
Hallo! Ich bin eine Assistenzärztin am Ende des dritten Weiterbidungsjahres, Viszeralchirurgie. Eigentlich, seit Studium wollte ich genau das machen und fand Chirurgie absolut faszinierend, einfach mein Traumjob. Vor einem Jahr habe ich Krankenhaus gewechselt, von Grund- auf Maximalversorgungsklinik, damit ich mich weiter entwickeln konnte. Und, trotzdem, dass ich eigentlich zufrieden mit der neuen Stelle bin, habe ich bemerkt, dass das einfach nicht mehr so viel Spaß wie damals macht. Gleichzeitig, finde ich die diagnostische Techniken viel mehr spannend als OPs. Und, dass ich Innere allgemein mehr interessant finde. Dachte, dass es nur so eine Phase ist, aber die " Phase" dauert schon seit einigen Monaten. Gleichzeitig habe ich auch Chaos im Kopf, weil ich so viel Geld und Zeit in Chirurgie investiert habe, dass ich nicht zu schnell und spontan entscheiden möchte.
Hat jemand schon so ein Wechsel hinter sich? Habt ihr die Entscheidung bereut?

Käme denn ein kleineres chirurgisches Fach für Dich in Frage?

arbeiter79
13.05.2016, 16:26
Möglicherweise beruhte das auf Gegenseitigkeit.

Bestimmt. Hab nie viel geredet, kann man einem sicher auch schlecht auslegen.

MsSmith
13.05.2016, 22:10
Käme denn ein kleineres chirurgisches Fach für Dich in Frage?

Habe mir auch überlegt. Aber ich glaube, es geht nicht um "Größe", sondern OPs überhaupt.

LasseReinböng
14.05.2016, 11:12
Gibt es eine Möglichkeit, den FA zügig zu Ende zu machen und dann zu wechseln ?

Fr.Pelz
14.05.2016, 11:29
Ich finde das Gequatsche im OP auch äußerst belastend, weil es a) immer wieder die gleichen Gesprächsthemen sind und b) das Niveau meist so ist, daß man keine Lust zu hat, sich daran zu beteiligen.

Komisch das ist bei uns gar nicht so. Kommt drauf an, wer dabei ist. Aber wir sind hier ein großes Team, die OP-Mannschaft ist riesig, da kann man in jeder OP Neues erfahren... Ich finde es aber auch gut, wenn nicht gequatscht wird oder nur Fallbezogen geredet. Hauptsache konzentriertes stimmiges Arbeiten. Und ich finde es auch super, dass man im OP seine Ruhe hat vor dem ganzen stationskram/Telefonaten/konsilgedöns.

anignu
14.05.2016, 13:34
Ich finde das Gequatsche im OP auch äußerst belastend, weil es a) immer wieder die gleichen Gesprächsthemen sind und b) das Niveau meist so ist, daß man keine Lust zu hat, sich daran zu beteiligen.
Da kann man selbst auch mit steuern um was es geht und über was man diskutieren will. Mit meinem Chef diskutier ich regelmäßig die Nachrichten des Tages. Wir sind kommen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, das ist teilweise sehr spannend.

Es kommt halt drauf an. Wenn man neu ist, hat man andere Probleme als die Gesprächsthemen am OP-Tisch. Da muss man sich erstmal im OP überhaupt zurecht finden und sicher werden. Wenn die Sicherheit da ist und die einfacheren Abläufe fast schon blind funktionieren, wird es auch entspannter und man kann mehr reden. Und Themen gibt es ja wohl genug: Nachrichten, Politik, Sport, Hobbies, die eigene Weiterbildung, Wünsche wie man gerne Strukturen im KH verbessern würde, Kursangebote die man gern wahrnehmen würde, Dienstplanungen, fachliche Diskussion über den Verlauf komplizierter Patienten... und das sind nur ganz grob die Dinge die mit innerhalb der ersten Sekunden einfallen.

Vielleicht hab ich aber auch einfach Glück. Mein Chef und meine Oberärzte sind der Meinung ist soll jetzt gefälligst möglichst schnell lernen, damit ich immer mehr OPs alleine machen kann (und die weniger machen müssen) und das macht schön langsam richtig Spaß. Mit dem alleine machen und dabei sich auch sicher genug fühlen kommt ein ganz anderes Selbstbewusstsein dazu, damit ein ganz anderes Auftreten gegenüber den Anästhesisten, gegenüber den Kollegen anderer Fachrichtungen die einem wie immer aus dem OP verdrängen wollen und gegenüber den OP-Schwestern. Man kann klarer kommunizieren, sich leichter durchsetzen weil man einfach weniger an seinen eigenen Aussagen zweifelt etc.

Will sagen: mit der Zeit und dem Können kommt Spaß dazu. Deswegen ist Chirurgie für mich auch die beste Fachrichtung die es gibt.

arbeiter79
30.05.2016, 11:38
Komisch das ist bei uns gar nicht so. Kommt drauf an, wer dabei ist. Aber wir sind hier ein großes Team, die OP-Mannschaft ist riesig, da kann man in jeder OP Neues erfahren... Ich finde es aber auch gut, wenn nicht gequatscht wird oder nur Fallbezogen geredet. Hauptsache konzentriertes stimmiges Arbeiten. Und ich finde es auch super, dass man im OP seine Ruhe hat vor dem ganzen stationskram/Telefonaten/konsilgedöns.

Kann mir vorstellen das es in einer großen Klinik anders läuft. Aber an dem mittelgroßen bis eher kleinen Haus an dem ich im op war kannte jeder jeden und es wurde alles ausgewertet was in und um die in der Klinik herum geschieht. Man steht halt da verrichtet manchmal monotone Handarbeit und hat jede Gelegenheit zu qautschen. Das ist auf der Station anders, da sitzt man nicht über Stunden mit Kollegen zusammen. Liegt sicher auch an mir, bin nicht der geselligste und komunikativste Mensch, Smalltalk kann ich überhaupt nicht. Gleichzeitig mag will ich selbst bestimmen wo es lang geht. Von daher denke ich ist die Praxis wie gemacht für mich. Die Arbeit im KH entspricht mir dagegen überhaupt nicht.