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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Minimalinvasive Chirurgie: Bergung von Resektaten



GelbeKlamotten
21.05.2016, 19:08
Kann mir mal jemand grundsätzlich ganz grob erklären, wie die Bergung von Resektaten bei der minimalinvasiven Chirurgie funktioniert? Konkret interessiert mich:

1.) Gallenblasen-OP: Man verwendet da ja diese Endobags. Wird da die komplette Gallenblase reingepackt und dann auch so über den Trokar rausgezogen? Oder wird die im Gallenblase Beutel nochmal zerkleinert?

2.) Wie ist es bei Kolorektalen Karzinomen? Die können ja in manchen Fällen anscheinend auch endoskopisch operiert werden. Wie kann ich mir das vorstellen? Das Resektat ist ja relativ groß!? Werden da auch solche Endobags verwendet? Und wird dann in dem Beutel zerkleinert?

konstantin
21.05.2016, 19:26
Letztlich kommt es darauf an, wie groß das Präparat ist. Für den Kameratrokar machst du ja ohnehin eine Minilaparotomie, und darüber kriegst du die meisten Appendizes und Gallenblasen ganz gut geborgen. Bei kolorektalen Karzinomen kenne ich es so, dass eine zusätzliche Minilaparotomie im Unterbauch zur Bergung des Präparates gemacht wird.

Bzgl. des von dir angesprochenen "Zerkleinerns": hab ich so noch nicht erlebt. Ganz im Gegenteil! Es ist nicht selten, dass dir die Gallenblase beim Bergen kaputt geht, was zu asozialsten Komplikationen führen kann. Und bedenke: der Bergebeutel schließt nicht dicht ab. Also auch wenn du die Gallenblase dadrin verstaut hast, schön vorsichtig mit dem Ding umgehen. :)

Liebe Grüße,
Konstantin

GelbeKlamotten
21.05.2016, 19:46
Danke, das hilf schonmal weiter :)

Was bringt dann aber der Bergebeutel? Bringt der einen prognostischen Vorteil bei akzidentellen GB-Karzinomen? Habe nur eine alte Arbeit gefunden, dass sich kein Vorteil daraus ergäbe

konstantin
22.05.2016, 12:02
Es geht ja nicht nur darum, dass du mit dem Präparat nicht quer durch den Bauch wischen willst, sondern auch um das rein praktische Vorgehen. Irgendwie musst du das Resektat ja durch die Bauchwand zwängen, und da bietet sich ein stabiler Beutel einfach an. Der Schnitt ist verhältnismäßig klein (Stichwort: Minilaparotomie), und so 'ne Gallenblase ziemlich unhandlich. Ohne Bergebeutel zerreißt dir im Zweifel das Präparat oder der halbe Schlönz verliert sich irgendwo in der Bauchwand zwischen Bauchhöhle und Außenwelt.

Fr.Pelz
23.05.2016, 09:56
Stimme Konstantin zu, Bergebeutel quasi immer und bei Karzinomen Mini-Laparotomie. Zerkleinern würde man natürlich nicht, sondern dann eher den Schnitt erweitern, du braucht bei Karzinomen ja das Präparat im Ganzen für die histologische Aufarbeitung. Auch bei Gallenblasen erweitern wir eher den Schnitt, manchmal sind ja riesige Klunker drin, um die noch im Bauchraum, im Bergebeutel zu zerkleinern hätten wir auf dem normalen Gallen-Sieb gar keine passende Zange.

Differenzialdiagnose
24.05.2016, 10:28
Es gibt dieses Zerkleinern mittels Morcellator bei Gyn-OP. Bspw. Uterus-Myome.

Moorhühnchen
27.05.2016, 13:54
Richtig. Häufig werden die Myome aber nicht im Bergebeutel morcelliert, sondern zerkleinert und direkt druch den Morcellator rausgezogen wie eine Wurst (zumindest *hier* so). Ob anderswo IMMER ein Endobag dazu benutzt wird, weiß ich nicht, aber wenn, dann würde es so aussehen wie in diesem Video (https://www.youtube.com/watch?v=FJoKMVc8rGU) ab Minute 4.

Bei meiner eigenen Myom-OP war es so, daß der Operateur die unebene Oberfläche des Myom als "suspekt" einstufte und das Myom vorsichtshalber im Bergebeutel morcellierte und die kleinen Futzelreste im Säckchen mit rauszog. Leider war ihm beim Mocellieren wohl ein Teil verlorengegangen (da die Klinge des Morcellators sich dreht, kann es manchmal dazu kommen, daß Teile davon im Bauchraum herumgeschleudert werden) und dieses Kleinteil suchte sich dann ein nettes Plätzchen am Peritoneum zum Festwachsen. Wurde bei einer Folge-OP aus anderen Gründen zum Glück entdeckt und ebenfalls entfernt. Alles gut. :-)