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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin mit 29?



Nightwitch
23.09.2003, 20:38
Hallo Leute,
ich habe bereits ein abgeschlossenes Studium als Psychologin, arbeite seit 2 Jahren in diesem Beruf und mache eine Weiterbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin Verhaltenstherapie. Ich möchte gerne in der Psychiatrie bleiben, fühle mich aber manchmal wie "eine schlechtere Ärztin". Da ich auch im Studium schon überlegt hatte auch noch Medizin zu studieren, überlege ich jetzt ob ich tatsächlich nochmal Medi-Ersti werden soll.
Wer kann mir bezüglich folgender Fragen helfen:
Ist es schwerer mit 29 noch einen MedizinStudienplatz zu bekommen? Wie ist die Akzeptanz älterer Studenten durch Mitstudies bzw. Profs (ich weiß, unterschiedlich, aber wer berichtet mir mal über seine Erfahrungen).
Und (obwohl ich weiß das mir keiner helfen kann... :-blush )
Soll ich es tatsächlich wagen???
THX in advance
Nighty

Froschkönig
23.09.2003, 20:42
Original geschrieben von Nightwitch
Wie ist die Akzeptanz älterer Studenten durch Mitstudies bzw. Profs (ich weiß, unterschiedlich, aber wer berichtet mir mal über seine Erfahrungen).

Dazu kann ich nur sagen, daß ICH da keine Unterschiede mache, hab es auch noch nie bei Kommilitonen oder Prof´s selbst erlebt, auch wenn man manchmal Geschichten höhrt, aber ich glaub die meisten davon auch nicht.

Patty
24.09.2003, 11:56
Hallo Nightwitch, hallo, werte Kollegin!

Naja, nur fast, aber ich bin auch "fertige" Psychologin, und habe mir überlegt, dass mir das nicht ausreicht. Ich bin allerdings eh von meinem ganz ursprünglichen Ziel abgewichen und bin NICHT Therapeutin geworden (sondern in der Marktforschung gelandet).
Habe dort knapp zwei Jahre gearbeitet, bin jetzt 28 und fange im Oktober an, Medizin zu studieren...

Viel anerkannt wird Dir als Psychologin nicht, aber es ist tatsächlich einfacher, einen Studienplatz zu bekommen, weil jetzt, für das Zweitstudium zählt Deine Abschlußnote aus dem Diplom (also Dein Erststudiengangabschluß). Zusätzlich musst Du für die ZVS eine Begründung schreiben, wieso, weshalb, warum. Aus Deiner Abschlußnote und der Begründung wird ein Punktwert gebildet. Der ist dann ausschlaggebend, ob Du studieren darfst oder nicht. Verglichen mit den NCs, ist der Punktwert aber tatsächlich einfacher zu "knacken"! (find ich zumindest)

Ob Du`s machen sollst oder nicht? Keine Ahnung. Ich kann nur sagen, dass ich furchtbar erleichtert war, als ich mich dann dafür entschieden hatte.

Das Alter sollte jedenfalls nicht ausschlaggebend sein, als Argument dagegen. Auch wenn die Entscheidung nicht wirklich einfach ist (und davon kann ich Dir ein Lied singen), solltest Du Dir einfach nur überlegen, ob es Dir wirklich so wichtig und unentbehrlich ist oder ob der typisch psychologische Midnerwertigkeitskomples (Ärzte sind was besseres) dahinter-steckt. Aus Praktika weiß ich, dass Psychologen es gerade in der Psychiatrie nicht einfach haben, aber es muss doch nicht jeder die Medikamente verschreiben dürfen, oder?!

Viel Glück bei der Entscheidung, halt uns auf dem Laufenden!

Patty

Viele Grüße,
Irina

Nightwitch
24.09.2003, 20:50
Ola Patty!
Erstmal danke für deine Antwort, find ich ja ermutigend, dass jemand (zumindest fast) in derselben Situation ist...
Was die Minderwertigkeitskomplexe angeht: Keine Sorge, das wäre für mich kein Motiv um eine so gravierende Entscheidung zu treffen, die Pseudo-Konkurrenz mit dem medizinischen Personal wäre ja zumindest in einer eigenen Praxis nicht mehr da. Nein, ich hab schon vorm bzw. im Studium mit der Option Medizin geliebäugelt, Gründe im Detail sicher unerheblich.
Bin gerade in diesem fürchterlichen Entscheidungsfindungsprozess...
Die Zulassung zum Zweitstudium müßte ich wohl auch "relativ" einfach bekommen, aber mal ein paar praktische Fragen:
Was bekommst du anerkannt, also welche Scheine?
Wie sieht es mit der Finanzierung aus?
Nebenbei Arbeiten?
Was machen die leidigen Studiengebühren? Bist du extra umgezogen? Wie meisterst Du die finanzielle Diskrepanz zum Berufsleben?
Etc. Würd mich freuen mit dir in Kontakt zu bleiben (wie war z.B. die Ersti-Einführung?)
Wünsche dir rein prophylaktisch einen guten Start ins Studium!
Nighty

Patty
24.09.2003, 21:39
Hallo Nighty!

Schön von Dir zu hören! Wird ein paar Zeilen dauern, Dir alles bisherige zu berichten...

Anerkannt wird leider nicht allzu viel. Im Grundstudium gibt es halt Psychologie als Fach für Mediziner, das ist dann auch physikumsrelevant. Das wird mir wohl anerkannt (gut, dass Du mich dran erinnerst, muss ich beizeiten mal erledigen). Mehr nicht: Auch nicht den Physiokram, den wir hatten o.ä..

Dann gibt es noch das leidige Thema Pflegepraktikum. Das sind ja mittlerweile 90 Tage, die insgesamt gefordert sind. Mein zuständiges LPA hier hat zugesagt, von meinen drei psychologischen Praktika zumindest eines anzuerkennen (also 30 tage, bleiben immer noch 60...).

Finanzierung: Oh weh, noch ein schwieriges Thema. Aber nachdem ich ein Studium mit Papis und Mamis Hilfe bestritten habe, wollte ich es den beiden nicht zumuten, noch mal für mich jahrelang finanziell einspringen zu müssen. Das bedeutet: Raus aus der ersten eigenen Wohnung (schnüf, ich trauer ein bißchen), wieder rein ins WG-Leben. Ja, und antürlich: Arbeiten, arbeiten, arbeiten. Ich hab das Glück, dass mich mein Chef wohl nicht vergessen wird und für manche Projekte wohl z.T. mit einsetzen wird und an der Uni habe ich mich um einen HiWi-Job beworben (an der Fakultät für Med. Psychologie, fand ich so schön passend).
Ich denke, es wird nicht einfach, aber machbar!

War auch grade heute bei so einer SOzialen Beratungsttele, wegen Förderungsmaßnahmen, etc., aber da kommt nicht wirklich viel in Frage (eigentlich, außer Wohngeld, nix; evtl. nach dem Physikum dann ein sog. Bildiungskredit, aber das dauert ja noch!).

Und natürlich wird es eine Umstellung zum Anspruch, den ich mir jetzt schon "erarbeitet" hatte, aber was soll`s. Ist für mich halt besser (und mehr wert) als dauerhaft nicht so ganz zufrieden zu sein. Ich kann da jetzt auch noch gar nicht sooo viel berichten, weil im Oktober geht`s ja erst los.

Studiengebühren gibt es momentan wohl noch nicht (abgesehen vom üblichen Semesterbeitrag, in dem dann auch Semesterticket, etc. enthalten ist, sind hier ca. 160€ - auch nicht zu wenig!)

Umgezogen bin ich nicht, ich habe netterweise von der ZVS eine Zusage für meinen favorisierten und derzeitigen Wohnsitz zugesprochen bekommen.

Jedenfalls, trotz aller Widrigkeiten: Für mich war es die richtige Entscheidung. An meinem letzten Arbeitstag (der war gestern), haben mir meine (Ex-)Kollegen einen Anatomieatlas geschenkt. Ich habe mich sehr gefreut und als ich ihn aufgeschlagen habe, hatte ich so ein Gefühl von: "Ja, genau das ist es!".

Ich hoffe, auch Du hast irgendwie, irgendwann ein AHA-Erlebnis (in welche Richtung auch immer).

Würde mich freuen, wieder von Dir zu hören,
liebe Grüße,
Patty