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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Impfung trotz Medikament mit potenter antihistaminerger Eigenschaft



Clemens1
10.06.2016, 12:11
Hallo,

kann es den Impferfolg nachteilig beeinflussen,wenn man eine Auffrischimpfung erhält obwohl man ein Medikament mit antihistaminergen Eigenschaften z.B. Mirtazapin einnimmt?

Clemens1
11.06.2016, 10:18
Wie handhabt ihr es denn allgemein,wenn Anthistaminika eingenommen werden und eine Impfung ansteht?
Ich konnte im Internet nichts genaues darüber finden,sondern nur über Glukokortikoide.Anthistaminika schwächen die Wirkung des körpereigenen Botenstoffes Histamin,wohingegegn Glukokortikoide in höherer Dosis die Protein-Synthese hemmen und somit die Antikörperbildung des Immunsystems vermindern.

Heißt das im Umkehrschluss,dass die Antikörperbildung nach einer Impfung nur beim Kortison gemindert wird oder gibt es auch Erkenntnisse,dass dies auch bei Antihistaminika der Fall ist?

Habe gerade noch etwas bei wikipedia unter H1-Antihistaminika der ersten Generation https://de.wikipedia.org/wiki/Antihistaminikum gefunden.Da steht,dass die Wirkung von Antihistaminika am H1-Rezeptor gleichauf mit dem vom Glucocorticoidrezeptor ist.

roxolana
12.06.2016, 14:12
Durch welchen Mechanismus sollen denn Antihistaminika mit der Impfung interagieren?

Clemens1
12.06.2016, 19:56
Durch welchen Mechanismus sollen denn Antihistaminika mit der Impfung interagieren?

Meine Bedenken sind,dass es durch die Blockierung des H1-Blockers zu einer niedrigeren Antikörperbildung nach einer Impfung kommen könnte.Histamin ist ja eine Substanz,die auch bei der Immunantwort eine wichtige Rolle spielt.

Also bist du der Meinung,dass die Wirksamkeit (also Bildung von genug Antikörpern) nach einer Impfung,trotz der Einnahme von Antihistaminika gegeben ist?

Beim Kortison ist das ja immer so eine Gradwanderung,die richtige Dosierung und einen guten Impferfolg zu erzielen,deswegen dachte ich,dass es beim Antihistaminika vielleicht auch der Fall sein könnte(da es auch ins Immunsystem eingreift).

roxolana
12.06.2016, 20:32
Ja, aber das sind doch völlig verschiedene Mechanismen. Glucocorticoide wirken ja auf die Proliferation von Lymphozyten und sind immunsuppressiv, deshalb ist es auch naheliegend, dass die Immunkompetenz beeinträchtigt werden kann. Hingegen wirken Antihistaminika zwar bei Allergien, aber nicht bei Autoimmunerkrankungen eingesetzt, weil sie sich nicht auf die Immunkompetenz auswirken, oder habe ich im Studium was verpasst?

Elena1989
12.06.2016, 20:37
Ja, aber das sind doch völlig verschiedene Mechanismen. Glucocorticoide wirken ja auf die Proliferation von Lymphozyten und sind immunsuppressiv, deshalb ist es auch naheliegend, dass die Immunkompetenz beeinträchtigt werden kann. Hingegen wirken Antihistaminika zwar bei Allergien, aber nicht bei Autoimmunerkrankungen eingesetzt, weil sie sich nicht auf die Immunkompetenz auswirken, oder habe ich im Studium was verpasst?

So hätte ich das auch gedacht. Histamin ist ja vor allem an der unspezifischen Abwehr beteiligt und hat nichts mit der Antikörperbildung zu tun.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, inwiefern Antihistaminika die Antikörperbildung verhindern sollten...

Shizr
13.06.2016, 17:41
Beim Kortison ist das ja immer so eine Gradwanderung,die richtige Dosierung und einen guten Impferfolg zu erzielen,deswegen dachte ich,dass es beim Antihistaminika vielleicht auch der Fall sein könnte(da es auch ins Immunsystem eingreift).
Immunsystem ist nicht gleich Immunsystem.


Antihistaminika interagieren mehr oder weniger spezifisch mit dem Histaminrezeptor und verhindern die Histaminbindung. Das hat mit Impfungen überhaupt nichts zu tun, weil da andere Rezeptoren, andere Zellen, andere intrazelluläre Mechanismen ausschlaggebend sind.

Cortison ist eine komplett andere Baustelle, vor allem, weil Cortison ein weitaus breiteres Wirkspektrum hat. Da gibts nicht den einen Rezeptor. Aber der ausschlaggebende Punkt ist, dass gerade die Lymphozyten (die es für den Impferfolg braucht) durch Cortisongabe gehemmt werden.

Clemens1
24.07.2016, 10:36
Habe folgendes, jetzt nicht speziell auf das Medikament bezogenes gefunden: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27101921

Cotran
27.07.2016, 11:46
Hallo Clemens

gute Frage! Und die ehrliche Antwort wäre: Es gibt aus der Klinik keine Hinweise auf eine schwächere Immunantwort auf Impfungen (welche?) mit Antihistaminika. Jedoch gibt es in diesem Bereich keine Studien (die mir bekannt sind).

Und trotzdem ist deine Frage sehr berechtigt! Schau dir diesen Blogpost von 2015 von dem Public Health Institute von Harvard an, der zwei Studien beleuchtet, die eine verminderte Immunantwort auf Influenza Impfstoffe bei Patienten, die Statine einnehmen, gefunden haben: http://www.health.harvard.edu/blog/do-statins-interfere-with-the-flu-vaccine-201511308695


Kurze Übersicht über Histamin und Rezeptoren:
- http://arbl.cvmbs.colostate.edu/hbooks/pathphys/endocrine/otherendo/histamine.html

Rolle von Histamin in der Immunantwort:
- http://www.karger.com/?DOI=10.1159/000090280

Clemens1
01.08.2016, 10:10
Hallo Clemens

gute Frage! Und die ehrliche Antwort wäre: Es gibt aus der Klinik keine Hinweise auf eine schwächere Immunantwort auf Impfungen (welche?) mit Antihistaminika. Jedoch gibt es in diesem Bereich keine Studien (die mir bekannt sind).

Und trotzdem ist deine Frage sehr berechtigt! Schau dir diesen Blogpost von 2015 von dem Public Health Institute von Harvard an, der zwei Studien beleuchtet, die eine verminderte Immunantwort auf Influenza Impfstoffe bei Patienten, die Statine einnehmen, gefunden haben: http://www.health.harvard.edu/blog/do-statins-interfere-with-the-flu-vaccine-201511308695


Kurze Übersicht über Histamin und Rezeptoren:
- http://arbl.cvmbs.colostate.edu/hbooks/pathphys/endocrine/otherendo/histamine.html

Rolle von Histamin in der Immunantwort:
- http://www.karger.com/?DOI=10.1159/000090280


Meinst du,das hat auch negative Auswirkungen für Auffrischimpfungen oder nur für die Grundimmunisierung bzw. Grippeimpfung,die jährlich wiederholt werden muss?