PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin, molekulare Medizin oder doch Biochemie?



snukkies
27.06.2016, 14:50
Hallo,
ich haben dieses Jahr mein Abi mit 1,4 bestanden, und möchte gerne studieren. Dabei schwanke ich ziemlich zwischen Medizin, molekulare Medizin oder doch Biochemie oder Chemie.
Chemie hat mir in der Schulzeit immer am meisten Spaß gemacht und ich war auch echt gut. Aber ob ich später mit der Forschung so glücklich bin, weiß ich nicht. Medizin würde mir von den Inhalten sehr gefallen, aber das Studium ist, wie ich gehört habe, abartig anspruchsvoll und zeitintensiv.
Ich würde nämlich gerne mein Hobby (Querflöte im Musikverein und weiteren Kappeln spielen) nicht aufgeben müssen. Und von einer Bekannten habe ich gehört, dass so etwas neben dem Medizinstudium kaum zu schaffen ist. Geht das denn bei Biochemie oder molekulare Medizin besser? Also sind diese Studiengänge "leichter"? Und was würdet ihr denn empfehlen?

Vielen Dank für eure Antworten und eure Ratschläge
LG snukkies

kartoffelbrei
27.06.2016, 15:03
Lass dir nix erzählen, ein Medizinstudium ist sicher nicht zeitintensiver als irgendwelche MINT-Studiengänge. Wie in anderen Studiengängen auch gibt es Phasen, wo mal mehr, mal weniger zu tun ist, aber dann muss man sich eben dementsprechend organisieren. Ich verstehe nicht, warum gerade über das Medizinstudium so viele Horrorstories im Umlauf sind... (bzw. ich habe schon eine Theorie, aber die behalte ich lieber für mich, weil sich Leute angegriffen fühlen könnten... :-oopss:-angel)

Arrhythmie
27.06.2016, 15:18
Ich würde mich mal als Erstes fragen, welchen Beruf ich später ausüben möchte. Was im Studium Spaß macht und was nicht - naja - dauert halt 6 Jahre. Was sind 6 Jahre gegen 40 (und mehr) Jahre Berufsleben?

Ansonsten ist das doch Quark dass man nichts nebenher machen kann. Die meisten Ärzte haben ja auch Hobbies... Es gibt schon mal anstrengende Phasen im Studium aber die gehen auch wieder vorbei. Und ich weiß nicht ob das bei BC so viel besser ist. Mol Meds sitzen bei uns auch in derselben Physio Veranstaltung... In derselben BC Veranstaltung. Die machen da so ziemlich das Gleiche. Anstrengend war das für uns alle.

roxolana
27.06.2016, 15:59
Also Chemie und Biochemie sollen deutlich zeitaufwändiger sein als Medizin. Habe einige Kommilitonen, die das als Erststudium gemacht haben. Zeit für Hobbies hat man trotzdem, muss man sich auch einplanen wenn man nicht bekloppt werden will. Und die meisten Chemiker gehen nach der Promotion in die Industrie und sind keinesfalls zur Forschung verdonnert. Die Frage ist doch, ob du im Labor arbeiten willst oder ob du Arzt werden willst. Das sind zwei völlig unterschiedliche Berufe.

xenopus laevis
27.06.2016, 17:51
Und ich kenne jemanden im Med.-Studium die behauptet, dass ihr Biochemie-Studium "einfacher" war. Man hat im Med.-Studium nicht genügend Zeit sich mit allen Einzelheiten auseinanderzusetzen. Ich glaube das dir solche Aussagen nicht viel bringen werden.
So gesehen fand ich mein Abitur auch schwerer als das Studium, weil es einfach Fächer gab die mich nicht interessierten.
Und noch nie hatte ich so viel Freizeit wie im Studium. Da sieht die Arbeitswelt (Vollzeit) schon ganz anders aus.

Mach deine Zukunft nicht davon ab, wie viel Freizeit du neben deinem Studium haben wirst!
Ich gehe auch 3 mal die Woche zum Training und habe am Wochenende Spiele. Alles eine Frage der Organisation.

Migole
27.06.2016, 18:54
Viel wichtiger ist auch, dass man mit Medizin viel viel leichter eine gute Stelle nachher bekommt, für die man dann tatsächlich auch angemessen bezahlt wird :-D
Naturwissenschaften sind immer ein Risiko, da man eben nicht mal eben doch noch als Arzt arbeiten kann. Man muss extrem früh auf eine gesuchte Nische hinarbeiten, viele Praktika + Topnoten ableisten. Dazu auch noch 3-5 Jahre für einen Hungerlohn promovieren, um dann in einer langweiligen Bürostelle zu landen (im Labor stehen nämlich TAs und Laboranten) oder an der Uni hängen zu bleiben. Die wirklichen spannenden Stellen sind rar gesät und schwer zu bekommen. Dazu kommt absolute örtliche Flexibilität.

MolMed ist sowieso total fürn Arsch... Chemie ist noch minimal besser aber in der Auswahl? Immer Medizin !

roxolana
28.06.2016, 08:56
Also als jemand, der aus einer Naturwissenschaftler-Familie kommt und mit einem Naturwissenschaftler verheiratet ist, kann ich das Geheule um schlechte Jobaussichten und Bezahlung nicht nachvollziehen. Das gilt vielleicht für Biologie, aber als Chemiker oder Physiker kommt man meist sehr gut in der Industrie unter, und langweilige Bürostellen sind es auch nicht. Und ja, wenn man promoviert, dann arbeitet man meist mit einer 50% Stelle (nicht immer, mein Mann hatte Verträge für 66% bis 100%), aber als Medizinstudent arbeitet man 7 Monate in Famulaturen und KPP für 0 Euro und im PJ 12 Monate für 0 oder vielleicht 300 Euro, als ob das so viel besser wäre.

Arrhythmie
28.06.2016, 13:27
aber als Medizinstudent arbeitet man 7 Monate in Famulaturen und KPP für 0 Euro und im PJ 12 Monate für 0 oder vielleicht 300 Euro, als ob das so viel besser wäre.

...und danach kriegt man ziemlich sicher `nen Job und hat ein nicht gerade schlechtes Gehalt (im Vergleich zu anderen Berufseinsteigern)

Ich habe bisher eher negatives gehört, was die Jobchancen für Biologen, Chemiker und mittlerweile auch Physiker angeht. Die Chance auf die Industrie, mit der hier immer gern argumentiert wird haben lange nicht so viele.

Aber ich denke auch, dass diese persönlichen Eindrücke hier nicht viel helfen.
Überleg Dir was DU beruflich machen willst und dann entscheide.

Sternenmädchen
28.06.2016, 14:21
Die Frage in einem Medizinstudentenforum zu stellen, ist für eine objektivere Sichtweise auch nicht so schlau, die meisten Menschen versuchen, für ihren Studiengang zu sprechen und sehen da für sich ja auch ihre Vorteile und drin. Kannst es ja mal bei den MINTlern versuchen, die sagen dir bestimmt auch, dass deren Wissen in Physik viiiiiel tiefer und viiiiiel besser als das von Medizinstudenten ist und versuchen dich zu überzeugen. :-)) ;-)

davo
28.06.2016, 14:53
Arrhythmie hat das wirklich Wichtige gesagt: Du musst überlegen, welchen Job du nachher haben willst. Wenn du als Ärztin arbeiten willst, stellt sich die Frage ja gar nicht.

Migole
28.06.2016, 22:38
@Sternenmädchen: Ich habe beides studiert ;-) und kenne einige Zweitstudenten aus verschiedenen Naturwissenschaften (Bio, Biochemie, Chemie, Lebensmittelchemie ...), die meinen Eindruck bestätigen können.

Genauso kenne ich viele ehemalige Studenten der Biologie und Chemie, die mittlerweile im Lehramt oder völlig woanders arbeiten als dann die Ernüchterung kam.
Ich erhebe gar nicht den Anspruch auf Allwissenheit oder dass es nur Scheißjobs gibt, aber ich sehe es einfach so: mit Medizin kann man (fast) jeden Job machen, den ein Naturwissenschaftler auch macht und hat idr sogar deutlich bessere Konditionen. Und wenn man dann doch merkt, dass es einem nicht gefällt ist man eben immernoch Arzt. Man wird also nie auf der Straße stehen und Halbzeit und Ortsbindung sind auch meistens drin.

nastik
29.06.2016, 01:20
Du solltest dir im Klaren sein wie der Berufsalltag von einem durchschnittlichen Chemiker an der Uni oder von einem (Molekular)Biologen/Mediziner aussieht. Das ist zu 90% rumstehen und pipettieren, zu 1% Experimente ausdenken und nachmachen aus Papern von anderen. Sehr langweilige Repetition ohne Aussicht auf bahnbrechenden Erfolg. Für die allermeisten ist das einfach der Alltag den sie durchmachen werden bis an ihr Lebensende (ausser wenn sie Professor werden, dann kommt eventuell noch die Bettelei nach Forschungsgeldern hinzu). Vergiss das romantische Bild vom smarten Forscher der alle Frauen kriegt und nebenbei den Nobelpreis gewinnt.


Und molekulare Mediziner bewerben sich nicht als solche, später, man bewirbt sich letzendlich immer als Chemiker, (Molekular)Biologe, Statistiker usw. weil danach einfach die meisten Forschungsgruppen/Jobs suchen und es auch klar ist was der Bewerber kann und nicht kann. D.h. du wirst dich selbst wenn du so einen bunten Studiengang wählst irgendwann mit dem ein oder anderen "Grundgebiet" identifizieren - und hättest auch gleich von Anfang an das studieren können.


Mein Tipp an dich: Lern ordentlich programmieren, egal was du dir am Ende aussuchst. Das ist das einzige was du heute lernen kannst was wirklich Zukunft hat. Wenn du das kannst kannst du auch mit Leichtigkeit die Branche wechseln wenns dir einmal zu viel wird oder wenn irgendeinmal neue massentaugliche Branchen auftauchen die irgendwas mit Roboter/Automation zu tun haben.


Und als reiner Mediziner in die Forschung zu gehen:
Sie (ich bin auch einer davon mittlerweile) sind meistens katastrophale Forscher, weil sie möglichst schnell möglichst viele Resultate wollen und am besten auch noch möglichst viel publizieren, und dabei zu 95% die Sorgfalt flöten geht.

Arrhythmie
29.06.2016, 07:11
Wahre Worte in den letzten Beiträgen.