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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ratlos wie es weitergehen soll..



Ole.Cranon85
22.07.2016, 09:14
Hallo zusammen!

Ich habe folgendes Problem: ich bin seit ca. einem Jahr mit meinem Studium fertig und habe nach einer kurzen Erholung nach dem Examen eine Stelle in der Inneren angefangen. Innere nicht aus totaler Überzeugung, sondern weil die Stelle einen guten Einstieg bot und außerdem die Möglichkeit die Dissertation nebenbei zu beenden, außerdem die Überlegung, dass Innere ja oft angerechnet wird und "nicht schaden" kann.

Nach 6 Monaten Innere muss ich allerdings sagen, dass ich mit meiner Überlegung nicht weitergekommen bin.
Innere wird es bei mir eher nicht, es gibt zu viele Dinge, die mich daran stören würden.
Der aktuelle Stand ist, dass ich in ca. 3 Monaten am Ende meiner Vertragslaufzeit bin (das Haus hat keine längere Weiterbildungsermächtnis) und keine Ahnung habe, was ich danach machen soll.

Für lange Praktika bleibt keine Zeit, da ich mit kleiner Familie auf das Geld angewiesen bin. Ich kann mich leider zu nichts wirklich entscheiden, ich sehe in vielen Fächern kleinere Vorteile, aber das Fach als Ganzes ist dann doch keine Option (z.B. Radiologie: familienfreundlich, Dienste moderat, bin technisch interessiert, keine Visiten. Nachteil: mir zu wenig "Medizin" im herkömmlichen Sinne).

Überlegt habe ich zum Beispiel auch mit Pädiatrie.. Hat mich im Studium vom Fach her sehr interessiert, bin selbst Vater, mag also auch Kinder.
Nachteil: ich schätze meine größte Stärke so ein, dass mich die Patienten als sehr angenehm empfinden. Ich bekomme regelmäßig Rückmeldung, dass die Patienten meine Ruhe und meine Kommunikation schätzen, insbesondere Patienten fortgeschrittenen Alters. Diese Stärke würde ich in der Pädiatrie vollkommen aufgeben. In der Kommunikation mit anderen Kindern bin ich mehr als unsicher (komischerweise). Schon in der Kita oder auf dem Spielplatz, fällt es mir schwer mit fremden Kindern zu kommunizieren, wie wäre das erst in der Rolle als angstmachender Arzt?

Ich bin absolut ratlos, es kommen alle und irgendwie auch kein Fach in Frage.

Habt ihr in dieser Situation irgendwelche Tipps?
Wie habt ihr Euch entschieden? Für welches Fach und warum?
Wusstet ihr von Anfang an was ihr machen wollt oder wann kam die Entscheidung?

Vielen Dank schonmal!!

davo
22.07.2016, 09:19
Innere wird es bei mir eher nicht, es gibt zu viele Dinge, die mich daran stören würden.

Da wäre es vielleicht gut zu wissen, was dich genau daran stört. Und was dir genau daran gefällt (falls irgendwas).

Ole.Cranon85
22.07.2016, 09:58
Was mich daran am meisten stört ist, dass ich das Gefühl habe das bestmögliche Ergebnis das zu erreichen ist, ist die Erhaltung des status quo.
Was ich meine ist, dass ein Patient ins KH kommt, bekommt seine ellenlangen Medikationsliste nochmals erweitert und geht nach Hause in der Hoffnung dass alles so schlecht bleibt wie es ist und nicht schlechter wird. (Klar gibt es Ausnahmen bei denen eine tatsächliche Heilung drin ist, aber im Großen und Ganzen kommt es mir wie ergebnisloses Pillendrehen und in vielen Fällen Sterbeverlängerung vor).
Schier endlose Visiten und Laborkosmetik, absolute Non-Compliance.. nur noch weitere Dinge, die mich stören, die aber auch in anderen Fächern allgegenwärtig sind.

Ich weiß aber natürlich, dass das auf einige Fächer zutrifft, die schnellsten Resultate und Heilungen sind natürlich in den chirugischen Fächern zu sehen, die aber für mich tendenziell eher nicht in Frage kommen.

Ich gebe zu ein schwerer Fall zu sein :)

wischmopp
22.07.2016, 10:06
Allgemeinmedizin?

Deine Kommunikationsfähigkeit kannst Du hier gut einsetzen, die Arbeitsbedingungen lassen sich familienfreundlich gestalten, Du hast auch viele Erfolgserlebnisse.

Dein Jahr Innere kannst Du anrechnen lassen, allerdings fehlt Dir dann noch etwas (in Bayern brauchst Du 18 Monate).

Ich bin jedenfalls nach wie vor sehr glücklich und zufrieden mit meiner Wahl. :-)

flopipop
22.07.2016, 15:57
... ich sehe in vielen Fächern kleinere Vorteile, aber das Fach als Ganzes ist dann doch keine Option (z.B. Radiologie:


familienfreundlich
stimmt


Dienste moderat
können v.a. im großen haus stressig sein.


bin technisch interessiert
von vorteil


keine Visiten
stimmt.


mir zu wenig "Medizin" im herkömmlichen Sinne
weniger patientenkontakt heißt nicht zwangsläufig weniger medizin. außerdem gibt es zahlreiche möglichkeiten, z.b. durch interventionen therapeutisch tätig zu werden.

rindunica
22.07.2016, 20:26
Für mich klingts so als ob du mit "weniger Medizin" eher Mangel an direktem Patientenkontakt und direkter Diagnostik in der Radio meinst, versteh ich das so richtig?
Wenn dein einziges Argument gegen Päd. ist, dass du eventuell unsicher sein könntest im Patientenkontakt mit den Kleinen, dann probiers doch einfach erstmal aus. Alles andere ist Spekulation. Vor meiner Entscheidung für Psych. war ich was Patientenkontakt grade zu akuten Fällen betrifft auch eher....äh...besorgt. ;) Die Praxis zeigt dann oft ob es einem liegt oder auch nicht. Du bist dann ja auch nicht an das Fach gekettet, kannst ja immer noch wechseln wenn es nichts für dich ist, aber zumindest befreit es dich von einer Sorge, die aktuell ja doch eher theoretischer Natur ist.

rindunica
22.07.2016, 20:29
Neuro kommt übrigens nicht in Frage? Da hat man entgegen aller Klischees auch einen nicht geringen Teil junger, gut behandelbarer Patienten (MS, Wirbelsäule, akut entzündliches etc.).Auch bei den älteren Semestern kann man lebensqualitativ auch oft noch was reißen.

Fr.Pelz
22.07.2016, 20:32
Und wenn du Notfallmedizin machst? Eine ruhige Art hilft dir da auf jeden Fall, du hast maximalen Patientenkontakt und in vielen Fällen bringst du erstmal deutliche Erleichterung. Kinder kommen auch vor. Und der Weg dahin kann auch ganz abwechslungsreich sein.

Ole.Cranon85
28.07.2016, 09:50
Danke für Eure Antworten und Tipps!

Ich werde sowohl in der Radiologie als auch in der Pädiatrie vielleicht einfach mal hospitieren und dann weitersehen!

Brutus
28.07.2016, 10:19
Anästhesie: keine Visiten, es werden keine Medikamente umgestellt oder neueingestellt, schnelle Patientenversorgung, meistens kommen die Patienten krank in den OP und sind nachher wieder "heile". ;-)

Ole.Cranon85
28.07.2016, 10:30
In der Anästhesie habe ich auch eine Famulatur gemacht. Leider habe ich festgestellt, dass mir das stundenlange Rumgesitze im OP nicht wirklich gefällt. Die ITS hat zwar Spaß gemacht und war schon eher was für mich, aber OP war dann leider eher nichts..

Lava
28.07.2016, 16:57
Radiologie!

War immer mein Plan B, falls mich meine Fachrichtung zu sehr nervt. Ob ich jetzt noch umschwenken würde, weiß ich nicht, jetzt bin ich in der UCh/Ortho schon so weit gekommen....

FirebirdUSA
28.07.2016, 19:02
Radiologie!

War immer mein Plan B, falls mich meine Fachrichtung zu sehr nervt. Ob ich jetzt noch umschwenken würde, weiß ich nicht, jetzt bin ich in der UCh/Ortho schon so weit gekommen....

Wir nehmen auch bekehrte Fachärzte ;-)

ehem-user-02-08-2021-1033
28.07.2016, 19:42
Radiologie!

War immer mein Plan B, falls mich meine Fachrichtung zu sehr nervt. Ob ich jetzt noch umschwenken würde, weiß ich nicht, jetzt bin ich in der UCh/Ortho schon so weit gekommen....


Da kann ich eigentlich nur zustimmen, allerdings, wenn man keine Angst vor Strahlung hat.
Als interventioneller Radiologe kann man wirklich sehr viel machen und hat in den meisten Häusern keine Station an der Backe.

Lava
30.07.2016, 17:46
Wir nehmen auch bekehrte Fachärzte ;-)

Mal abwarten :-)

dmtec
04.08.2016, 00:27
Finde es nett,wenn jeder sein Fachgebiet vorstellt ;)
Urologie ist der ziemliche allrounder. Kann mich den ganzen Tag mit Stationsarbeit beschäftigen, oder unter Kurzanästhesie diverse Drähte und Stäbe in die Körperöffnungen schieben, oder in der Ambulanz rumstreunen, oder man kann knietief im Situs eine Prostata ausbauen. Ist aber primär schon sehr chirurgisch und dementsprechend anstrengend. Würde es wohl nicht aus dem stehgreif empfehlen, wenn man nicht schon Famulatur/PJ gemacht hat und festgestelllt hat, dass es einem liegt.

Ich würde wohl auch eher Radiologie machen und überlegen, ob man die "Medizin" und die Patienten wirklich so dringend in seinem Berufsalltag braucht. Kann auch eine Befreiung sein. Es gab mal einen Thread eines Radiologen, der das Handtuch schmeißen wollte, weil es nach 1 Jahr "zu langweilig" wurde.

Ist wohl wie bei allem Geschmackssache. Mich würde es ja interessieren , warum Du glaubst, dass es in einem anderen Haus mit anderer Ausrichtung nicht vielleicht besser wäre? Bei mir war der Wechsel in die Uniklinik z.B. ein großer Schritt nach vorne was den Spaß an der Arbeit betraf. Großes Team vs kleines Team...solche Sachen machen doch viel mehr aus als man denkt.