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olivgrün
27.07.2016, 17:42
Hallo meine Lieben!

Gibt es hier jemanden, der schon Erfahrungen mit dem Abschluss einer BU-Versicherung hat?
Wie stehen denn die Chancen, eine BU zu bekommen, wenn man zuvor Depressionen diagnostiziert bekommen hat und deswegen auch in Therapie war und Medikamente einnimmt? Ist das eine Vorerkrankung, die automatisch zur Ablehung führt, was ich leider häufig gelesen habe, oder kennt ihr Versicherungen, die dennoch versichern würden?
Mich würde auch interessieren, wie weit die Fragen in der Gesundheitsüberprüfung zurückreichen, also ob man die letzten 10 oder 5 Jahre angeben muss und ich daher diese Jahre vielleicht einfach abwarten sollte, weil die Depression "verjährt" oder welche Erfahrungen ihr da so gemacht habt.

Vielen Dank schonmal! :)

juke5489
27.07.2016, 18:26
ich hab keine erfahrungen, was depressionen bei der BU angeht, aber stationäre aufenthalte müssen in der regel bis 10 jahre in die vergangenheit angegeben werden, ambulantes zeug bis 5 jahre zurückgehend.

ich würde mir diesbezüglich von unterschiedlichen versicherungen angebote einholen. es gibt bisweilen sehr unterschiedliche einschätzungen.

ich warte gerade für einen neuen bu vertragsabschluss die verjährung von simplen einmaligen karpaltunnelbeschwerden ab, die mich bei einem anbieter bereits eine verdoppelung der prämie gekostet hätten und auch diverse andere haben stocken lassen.

OhDaeSu
27.07.2016, 19:19
Wie stehen denn die Chancen, eine BU zu bekommen, wenn man zuvor Depressionen diagnostiziert bekommen hat und deswegen auch in Therapie war und Medikamente einnimmt?

Bei ca. 0%


kennt ihr Versicherungen, die dennoch versichern würden?

Keine bei denen man versichert sein will. BU-Versicherer generell nicht.


Mich würde auch interessieren, wie weit die Fragen in der Gesundheitsüberprüfung zurückreichen

Das kann man nicht pauschalisieren. Anzugeben ist das, wonach der Versicherer in Textform fragt.


welche Erfahrungen ihr da so gemacht habt.

Es führt kein Weg an einem auf BUV spezialisierten Versicherungsmakler vorbei. Die haben den Draht zu den Sachbearbeitern und können deine Prognose im Zweifel noch günstig darstellen. Wenn du aber derzeit noch Medikamente einnimmst, brauchst du dir da keine Hoffnung zu machen. Trotzdem kann man sich mit professioneller Unterstützung Gedanken um Alternativen machen.

Mano
27.07.2016, 21:00
Möglichkeit 1: BU-Versicherung unter Ausschluss von psychischen Erkrankungen. Ob das Sinn macht, muss man natürlich genau überlegen - immerhin ist das einer der häufigsten Gründe, warum jemand berufsunfähig wird.
Möglichkeit 2: Keine BU sondern reine Unfallversicherung. Deckt deutlich weniger ab, kostet aber auch nur einen Bruchteil. Zumal du über die Ärzteversorgung zumindest eine Minimalabsicherung hast.
Möglichkeit 3: Evtl. gibt es eine Gruppenversicherung ohne individuelle Gesundheitsprüfung (a.e. über deinen Arbeitgeber, evtl. auch über irgendeinen Verein oder so wo du Mitglied bist).
Möglichkeit 4: BU mit vermutlich exorbitatem Risikoaufschlag. Dürfte dich aber vermutlich in den finanziellen Ruin treiben ;-)

Solltest du den Abschluss einer BU-Versicherung erwägen solltest du dich auf keinen Fall (!!) direkt an die Versicherung wenden. Es gibt die Möglichkeit einer verbindlichen, anonymen Risikovoranfrage. Die wird über einen Versicherungsmakler oder besser einen (kostenpflichtigen aber dafür wirklich unabhängigen) Versicherungsberater an verschiedene in Frage kommende Versicherungen gestellt. Wenn du Glück hast gibt es irgendeine Versicherung die ihre Gesundheitsfragen so stellt, dass du (ohne zu lügen!) deine Vorerkrankung nicht angeben musst.
Wenn du dich direkt an die Versicherung wendest und auch nur eine einzige dich ablehnt, musst du dass in der Regel bei allen anderen angeben bzw. du landest auf einer "schwarzen Liste".

Relaxometrie
27.07.2016, 21:21
Wie stehen denn die Chancen, eine BU zu bekommen, wenn man zuvor Depressionen diagnostiziert bekommen hat und deswegen auch in Therapie war und Medikamente einnimmt?
Klingt so, als ob eine BU-Versicherung damit zumindest unbezahlbar, wenn nicht sogar unmöglich werden wird.
Es gibt aber Dread-Disease-Versicherungen, die meines Wissens nach psychische Erkrankungen nicht berücksichtigen.

OhDaeSu
27.07.2016, 21:30
Ich muss hier nochmal reingrätschen. Ich lese hier schon eine Weile mit, und wenn das Thema Versicherungen aufkommt greife ich mir regelmäßig an den Kopf. Deswegen nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich hier auf Details rumreite:


Ob das Sinn macht, muss man natürlich genau überlegen - immerhin ist das einer der häufigsten Gründe, warum jemand berufsunfähig wird.

Da gibts nichts zu überlegen. Es macht keinen Sinn, kein verantwortungsvoller Versicherungsmakler/-berater wird dir sowas vermitteln. Denn du wirst der Versicherung im Schadensfall sehr wahrscheinlich nicht nachweisen können, dass der Ausschluss (in deinem Fall die Depression) an deiner BU keine Mitschuld hat.


reine Unfallversicherung. Deckt deutlich weniger ab, kostet aber auch nur einen Bruchteil. Zumal du über die Ärzteversorgung zumindest eine Minimalabsicherung hast.

Kann man machen, ist aber eine völlig andere Baustelle und auf keinen Fall ein Ersatz. Dann eher was wie Multi-Rente, Dread-Disease, Krankentagegeld.


Evtl. gibt es eine Gruppenversicherung ohne individuelle Gesundheitsprüfung (a.e. über deinen Arbeitgeber, evtl. auch über irgendeinen Verein oder so wo du Mitglied bist).

Also eine BUV in relevanter Höhe komplett ohne Gesundheitsfragen wäre ein 6er im Lotto. Die Regel sind vereinfachte Gesundheitsfragen.


Es gibt die Möglichkeit einer verbindlichen, anonymen Risikovoranfrage. Die wird über einen Versicherungsmakler oder besser einen (kostenpflichtigen aber dafür wirklich unabhängigen) Versicherungsberater an verschiedene in Frage kommende Versicherungen gestellt.

Rivos sind nicht verbindlich. Weder für den Versicherer noch für dich. Aber sie sind, da hast du Recht, eine sehr sinnvolle Sache die man auf keinen Fall in Eigenregie durchführen sollte. Das grundsätzliche Misstrauen gegen Versicherungsmakler ist nicht angebracht. Dazu gibts unzählige Threads im Wertpapierforum, darunter auch solche mit der Erkenntnis, dass auch Makler Honorarberatung anbieten dürfen. Und Stundensätze bei spezialisierten Versicherungsberatern liegen bei 200€/h, bei einer nicht unkomplizierten Krankengeschichte mit mehreren Rivos, um dann am Ende rauszufinden, dass du nicht versicherbar bist. Naja...


Wenn du Glück hast gibt es irgendeine Versicherung die ihre Gesundheitsfragen so stellt, dass du (ohne zu lügen!) deine Vorerkrankung nicht angeben musst.

Wird er nicht, aber selbst wenn. Es gibt genügend Versicherer, die so schlechte Bedingungen anbieten, dass du dir als Versicherungsnehmer direkt die Spendenquittung ausstellen lassen kannst. Wie gesagt, seriöse Makler vermitteln sowas nicht mal.

Mondschein
27.07.2016, 23:08
Mein Abschluss der BV ist schon eine Weile her, aber dennoch muss ich sagen, dass ich bei einem "unabhängigen" Berater die Aussage erhalten habe "keine Berufsunfähigkeits-Versicherung nimmt sie" (Tumoranamnese), angeblich hat er 25 Versicherungen angefragt.
Und dann hab ich selbst nochmal Versicherungen angerufen. Ergebnis: Eine BU komplett ohne Risikoaufschlag (mit vorgelegtem Gutachten über Rezidivfreiheit meines behandelnden Arztes), zwei Versicherungsangebote mit moderaten Risikoaufschlägen (ebenfalls mit Gutachten). Ich wurde damals definitiv schlecht beraten und bin jetzt mit der Versicherung recht zufrieden.
Fazit: Zum Berater gehen schadet nicht, um sich zu informieren und Angebote einzuholen. Aber wenn er sagt, er findet nichts, dann ruhig nochmal selbst nachforschen. Ich hab dabei mit offenen Karten gespielt und die entsprechenden Versicherungsmakler gleich aktiv auf das Problem mit der Risikoprüfung hingewiesen und dann eben die Lösung über das Gutachten besprochen.
Wäre ja bei stabiler Depression unter Medikation eventuell auch ein gangbarer Weg.

OhDaeSu
27.07.2016, 23:29
Joa sorry, aber dein "Berater" (wenn es sich denn tatsächlich um einen Berater nach 34e GewO handelte) war inkompetent. Auf BU spezialisierte Versicherungsberater sind ne sehr seltene Spezies. Daraus zu folgern, dass es eine gute Idee ist, auf gut Glück Anträge rauszuschicken und bei Ablehnung/Ausschluss einen Eintrag ins HIS zu riskieren, ist falsch.

Du schreibst du bist jetzt mit der Versicherung zufrieden, hast du denn schon mal Leistungen beantragt? Oder worauf bezieht sich deine Einschätzung?

"Stabile Depression unter Medikation" ist mit Sicherheit kein gangbarer Weg aus Sicht des Versicherers. Schreib doch bitte nicht so einen Quatsch.

Solara
27.07.2016, 23:32
OhDaeSu,
Um deine Aussagen einschätzen zu können, woher nimmst du denn deine Erfahrungen?

Mano
27.07.2016, 23:50
Das grundsätzliche Misstrauen gegen Versicherungsmakler ist nicht angebracht. Dazu gibts unzählige Threads im Wertpapierforum, darunter auch solche mit der Erkenntnis, dass auch Makler Honorarberatung anbieten dürfen. Und Stundensätze bei spezialisierten Versicherungsberatern liegen bei 200€/h, bei einer nicht unkomplizierten Krankengeschichte mit mehreren Rivos, um dann am Ende rauszufinden, dass du nicht versicherbar bist. Naja...

Doch, jemandem der etwas verkauft sollte man grundsätzlich mit tiefstem Misstrauen begnen. Gilt auch für den Autoverkäufer oder den Immobilienmakler. Natürlich gibt es Ausnahmen, die einem im Zweifelsfall von dem Abschluss einer Versicherung abraten und dafür auf ihre vierstellige Provision verzichten - aber ob man da wirklich auf sein Glück setzen sollte?
Natürlich gibt es auch schlechte Berater. Aber zumindest sind sie nicht mit Berechnung schlecht. Wenn dir der Berater zu teuer ist gibt es noch die Verbraucherzentralen. Oder man beschäftigt sich halt selbst ausgiebig mit dem Thema.


Also eine BUV in relevanter Höhe komplett ohne Gesundheitsfragen wäre ein 6er im Lotto. Die Regel sind vereinfachte Gesundheitsfragen.
Damit stehen die Chancen immer noch besser als bei einer Einzelversicherung. Und was heißt relevante Höhe? Selbst 100 EUR mehr oder weniger haben im Schadensfall können was ausmachen. Zumal es ja immer noch das Versorgungswerk gibt.

Brit2
28.07.2016, 08:57
Es wird gerade bei Berufsanfängern gerne über alle möglichen Versicherungen geschrieben.
Meine ehrliche Meinung dazu - ich würde diese nicht abschließen. Berufshaftpflicht ist wichtig. Haftpflicht und ggf Hausrat.
Und falls man kleine Kinder hat, muss hier ein finanzieller Schutz (Berufsunfähigkeit bzw gar Arbeitsunfähigkeit) überdacht werden. Ist man aber alleine - muss man sich nicht selbst derart unter Druck setzen. JEDE Versicherung und deren Vertreter reiben sich für Neuabschlüsse die Hände - verstecken die aber sofort, gehts ums Auszahlen von Ansprüchen im Notfall.

OhDaeSu
28.07.2016, 09:03
OhDaeSu,
Um deine Aussagen einschätzen zu können, woher nimmst du denn deine Erfahrungen?

Grundsätzlich halte ich nichts von Autoritätsargumenten, im Rechtsstreit bringt "Der hat aber gesagt...." nicht viel. Meine Krankheitsgeschichte ist vergleichbar zu der des TEs, vielleicht noch etwas komplizierter. Ich bin daraufhin wirklich tief in die Materie eingestiegen und habe zusammen mit einem Fachmakler für BUV an einer Lösung gebastelt (Konsultation eines Fachanwalts für Versicherungsrecht inklusive). Wer sich wirklich mit dem Thema auseinandersetzt (Wochen, nicht Tage), wird dann schon merken, ob ich Quatsch erzähle oder nicht.


Doch, jemandem der etwas verkauft sollte man grundsätzlich mit tiefstem Misstrauen begnen. Gilt auch für den Autoverkäufer oder den Immobilienmakler. Natürlich gibt es Ausnahmen, die einem im Zweifelsfall von dem Abschluss einer Versicherung abraten und dafür auf ihre vierstellige Provision verzichten - aber ob man da wirklich auf sein Glück setzen sollte?

Erstens erhalten Makler keine Provision sondern eine Courtage. Zweitens verkauft auch der Versicherungsberater etwas, nämlich seine Beratung. Drittens sollst du deinen Makler nicht auspendeln, sondern dich an einen erfahrenen Spezialisten mit gutem Ruf wenden, davon gibts vielleicht 10 in Deutschland. Und in dem Moment, in dem sie dir irgendeine Scheiße vermitteln, setzen sie ihr gesamtes Geschäftsmodell aufs Spiel. Davon abgesehen sind Makler persönlich haftbar, d.h. wenn du Zweifel hast, lass es dir schriftlich geben. Mit Glück hat das wenig zu tun.


Wenn dir der Berater zu teuer ist gibt es noch die Verbraucherzentralen. Oder man beschäftigt sich halt selbst ausgiebig mit dem Thema.

Haha ja die Verbraucherzentralen. Da kriegst du dann eine schöne Liste mit Versicherern, bewertet mit x von 5 Sternchen, und das billigste wird eingekreist. Hab ich alles durch. Dass Verbraucherzentralen die Gesundheitshistorie aufarbeiten und Rivos stellen, wär mir auch neu.

Man darf nicht vergessen, dass man eine ziemliche Summe in die Versicherung investieren wird und im Leistungsfall, der hoffentlich nie eintritt, eine deutlich größere Summe von der Versicherung bekommen will. Dass man sich selbst damit beschäftigt, ist kein Kann sondern ein Muss. Am Ende sollte einem vor abstrakter Verweisung, Prognosezeitraum, Arztanordnungsklausel, Leistungs- und Beitragsdynamik, Nachversicherung, BUZ und Steuerscheiß der Kopf schwirren. Und trotzdem wirst du nie den Marktüberblick erlangen, den ein langjähriger Fachmakler besitzt. Der btw auch gegen Honorar beraten darf.


Damit stehen die Chancen immer noch besser als bei einer Einzelversicherung. Und was heißt relevante Höhe? Selbst 100 EUR mehr oder weniger haben im Schadensfall können was ausmachen. Zumal es ja immer noch das Versorgungswerk gibt.

Ja, nur legen das Versorgungswerk und die meisten Versicherer völlig unterschiedliche Maßstäbe an, wann der VN berufsunfähig ist. Außerdem könntest du, wenn du im Leistungsfall auf Grundsicherungsniveau leben möchtest, dir die Prämien für die BUV auch sparen und einfach Grundsicherung empfangen. Die Rechnung "wenig ist besser als nichts" muss nicht immer zutreffen, auch wenn ich dem TE auf jeden Fall raten würde, solche Möglichkeiten zu prüfen.

OhDaeSu
28.07.2016, 09:10
JEDE Versicherung und deren Vertreter reiben sich für Neuabschlüsse die Hände - verstecken die aber sofort, gehts ums Auszahlen von Ansprüchen im Notfall.

Von Versicherungsvertretern d.h. sog. gebundenen Vermittlern hat hier bisher niemand gesprochen. Die Erkenntnis, dass es sich bei Versicherungsunternehmen nicht um karitative Einrichtungen handelt ist (insbesondere in einem Forum für Mediziner) banal. Der Versicherer leistet genau dann, wenn er gemäß seiner Bedingungen, die der VN unterschrieben hat und dafür bezahlt, leisten muss. Daher ist es ja so wichtig im Beratungsgespräch die Bedingungen Schritt für Schritt, Wort für Wort durchzugehen.

Linn
28.07.2016, 20:13
@OhDaeSu : Würdest du bitte freischalten, dass man dir private Nachrichten schicken kann? Ich hätte ein paar Fragen an dich. :-)