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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zahnmedizin fertig - jetzt MKG?



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whatshallido
01.08.2016, 13:40
Hallo allerseits,

das Thema wurde zwar in der Vergangenheit schon häufiger (mit verschiedenen pro- und conta-Argumenten) diskutiert, trotzdem würde ich mich über aktuelle Meinungen und Erfahrungen freuen.
Zu meiner Frage: ich bin seit vier Wochen mit dem Zahnmedizinstudium fertig, habe schon während dem Studium immer wieder mit dem Gedanken gespielt, in Richtung MKG-Chirurgie zu gehen und stehe jetzt vor der Entscheidung Medizin Zweitstudium ja oder nein.
Nachdem ich im Rahmen des Studiums über verschiedene Kurse schon einen verhältnismäßig umfangreichen Einblick in das Gebiet der MKG Chirurgie bekommen habe und auch meine Doktorarbeit dort mache geht meine Frage eher weniger in die Richtung: was macht man da, ist Oralchirurgie nicht quasi das gleiche... sondern mich interessiert eher:

- ob es hier Mitglieder gibt, die den gleichen Weg (also erst ZM dann HM) gewählt haben und gleichzeitig Teilzeit arbeiten. Ist das realistisch (Stichwort Blockpraktika...) und falls ja, wo studiert ihr HM?
- wie sehen denn allgemein die Bedingungen in der MKG (an den verschiedenen deutschen Kliniken) momentan aus? Wie steht es um Weiterbildungsstellen, habt ihr volle Stellen oder wird man gerne mit befristeten ggf. auch Teilzeitstellen abgespeist.

Freue mich über eure Kommentare und Meinungen!

noch-humani
02.08.2016, 21:05
Hallo!

Ich habe mich in den letzten Wochen auch ein wenig mit der Thematik beschäftigt. Ich studiere allerdings momentan HM und erwäge das Studium zugunsten der ZM abzubrechen.

Also... Grundsätzlich solltest du dich wohl fragen, ob du später in der Klinik oder niedergelassen arbeiten willst. Der niedergelassene MKG hat zwar ein breiteres Tätigkeitsspektrum als der Oralchirurg, aber der Großteil der niedergelassenen MKGs ist dann doch oralchirurgische Tätigkeit... Dafür lohnt der lange Weg zum MKG nicht, wenn man aus der ZM kommt. Dann würde ich doch eher Richtung Oralchirurgie gehen.

Zur Stellensituation: Die MKG stirbt wohl langsam aus. In der Niederlassung nehmen den MKGs viele andere Ärzte (allen voran der Oralchirurg) ein wenig die Butter vom Brot. Wenn man erst einmal beide Approbationen hat, dann kriegt man direkt eine Assistenzstelle. Bei Facharztstellen sieht es wohl, laut einem MKG mit dem ich gesprochen habe, ähnlich aus.

Falls ich dir einen Tipp geben darf: Such dir eine Uni mit einem schönen Regelstudiengang. (Je älter die Studienordnung, um so besser... :-P) Diese ganzen Präsenzveranstaltungen nerven sonst ziemlich, wenn du nebenbei arbeiten willst. Laut diverser Lebensläufe, die ich betrachtet habe, ist es jedoch möglich nebenbei zu arbeiten. (Egal ob zuerst ZM oder HM studiert wurde...)

Ich bin mal gespannt auf die Antworten und möchte auf meinen MKG-Threat im HM-Forum verweisen:

http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?t=95216

:-meinung

Brutus
02.08.2016, 21:27
Ich habe den Doppelpost im Humanmedizinunterforum gelöscht. Bitte keine Doppelposts in unterschiedlichen Unterforen!

Gruß Brutus, Moderator Medi-Learn

der_zahni
03.08.2016, 13:29
Hallo,

beschäftige mich auch seit einiger Zeit mit dem Thema und tendiere momentan eher zum Zweitstudium und MKG-Chirurgie, allerdings auch deshalb, weil mir die Arbeit in der Klinik eher zusagt als in der Niederlassung.


Die MKG stirbt wohl langsam aus
Das liest man in den verschiedenen Posts hier tatsächlich relativ häufig, frage mich allerdings wie die Leute zu dieser Aussage kommen, weil es sowohl bei den in der Klinik tätigen als auch bei den niedergelassenen MKGlern meiner Meining nach geweichtige Argumente dagegen gibt:
Klinik
klar gibt es Überschneidungen mit anderen Disziplinen, v.a. HNO. Aber trotzdem gibt es eine ganze Reihe an OPs die den MKGlern vorbehalen sind, z.B. DysgnathieOPs, komplexe UK- und Mittelgesichtsfrakturen, diverse Tumoren der Mundhöhle, Abszesse, Knochentumoren und andere Kieferknochenerkrankungen etc. Wer soll denn das alles machen, wenn die MKG-Chirurgie angeblich ein aussterbendes Fach ist??

Niederlassung
Wenn man hier davon ausgeht, dass der niedergelassene MKGler nur implantiert und Zähne zieht, steht er tatsächlich in Konkurrenz zum Oralchirurgen. Aber auch zu jedem anderen Zahnarzt, da das einzige was man vorweisen muss um implantologisch tätig sein zu dürfen die Approbation ist...
Tatsächlich ist es auch so, dass von den 6 Oralchirurgen die ich kenne, 5 das komplette zahnmedizinische Spektrum anbieten und kaum mehr chirurgisch tätig sind als jeder andere "normale" Zahnarzt. Nur einer hat eine reine oralchirurgische Überweiserpraxis im ländlichen Bayern.
Denke das liegt auch daran, dass wenn Zahnärzte überweisen (zur Implantation oder Ex) dann meistens zum niedergelassenen MKGler, wenns denn in der Nähe einen gibt. Das ist zumindest die Erfahrung die ich bei mir selbs und im Freundeskreis gemacht habe.

Für mich persönlich hab ich auf jeden Fall, nachdem ich mich länger mit der Thematik beschäftigt habe, das Fazit gezogen, dass die MKG durchaus nach wie vor ihre Daseinsberechtigung und auch Zukunft hat :) Auch wenn der Weg dahin wirklich ein langer ist :D

noch-humani
03.08.2016, 14:27
Niederlassung
Wenn man hier davon ausgeht, dass der niedergelassene MKGler nur implantiert und Zähne zieht, steht er tatsächlich in Konkurrenz zum Oralchirurgen. Aber auch zu jedem anderen Zahnarzt, da das einzige was man vorweisen muss um implantologisch tätig sein zu dürfen die Approbation ist...
Tatsächlich ist es auch so, dass von den 6 Oralchirurgen die ich kenne, 5 das komplette zahnmedizinische Spektrum anbieten und kaum mehr chirurgisch tätig sind als jeder andere "normale" Zahnarzt. Nur einer hat eine reine oralchirurgische Überweiserpraxis im ländlichen Bayern.
Denke das liegt auch daran, dass wenn Zahnärzte überweisen (zur Implantation oder Ex) dann meistens zum niedergelassenen MKGler, wenns denn in der Nähe einen gibt. Das ist zumindest die Erfahrung die ich bei mir selbs und im Freundeskreis gemacht habe.

Für mich persönlich hab ich auf jeden Fall, nachdem ich mich länger mit der Thematik beschäftigt habe, das Fazit gezogen, dass die MKG durchaus nach wie vor ihre Daseinsberechtigung und auch Zukunft hat :) Auch wenn der Weg dahin wirklich ein langer ist :D

Natürlich hat der MKG in der Klinik seine Berechtigung. Daran zweifelt auch keiner! Die Geschichten, die ich so gehört habe klingen echt ziemlich spannend. (Und stressig bzw. belastend...)

Zahnärzte überweisen lieber zum MKG, da dieser nicht zahnärztlich Tätig wird. Abegsehen davon ist es ja auch irgendwie blöd, wenn ein Zahnarzt zu einem anderen Zahnarzt überweist. Wer weiß, ob der Patient dann wieder kommt, wenn der Oralchirurg selber auch Kronen, etc. macht? Das trifft wohl wirklich auf die meisten Oralchirurgen zu. (Wie du schon sagtest...) Es ist daher einfacher (im großstädtischen Raum) als MKG eine Überweiserpraxis zu führen.

Wie du sagtest, darf jeder ZA implantieren. Ich habe mit einem angehenden Oralchirurgen gesprochen, der sagte, dass viele Zahnärzte in der Chirurgie echt schlecht sind, 8er zum MKG schicken, weil die keinen Plan von Chirurgie haben, und trotzdem implantieren. Bei den einfachen Fällen mit genügend Knochen kann ja auch jeder ne Schraube reindübeln.

Die jungen ZÄ sind angeblich der Implantologie freundlicher gesinnt, als die älteren. Daher gehe ich davon aus, dass eher mehr ZÄ implantologisch tätig sein werden und dann nätürlich evtl. nur die schweren Fälle zum MKG schicken. Und die Implantate sind (laut einem MKG, bei dem ich hospitiert habe) das, womit er Geld verdient. Denn er hat ansonsten recht wenig Privatleistungen bzw. Zuzahlungen. Der Gute setz ca. bei einem Patienten pro Tag Implantate. Er hat jedoch als Überweiserpraxis keine eigenen Patienten und ist darauf angewiesen, dass die Ärzte ihm Patienten schicken. Kassenleistungen sind übrigens beim MKG budgetiert. Wenn man zu viel arbeitet, dann gibt es Abzüge. Hier sehe ich generell einen Vorteil bei den ZÄ, die wohl die meisten privaten Leistungen aller Arztgruppen in DE anbieten.

Trotzdem finde ich die Möglichkeiten, die man als MKG hat ziemlich beeindruckend. Es gibt wohl kaum einen anderen Niedergelassenen mit so einem breiten Arbeitsspektrum. Wenn da nur der Weg nicht so lang wäre...

Genau deshalb habe ich auch von aussterben gesprochen. Es gibt wohl immer weniger Leute, die diesen langen Weg gehen. Einer meiner Dozenten wollte ebenfalls MKGler werden. Hat dann jedoch in der Plastischen angefangen und entschieden, dass ihm die Plastische ausreicht, da er nicht nochmal die Schulbank drücken wollte. Ebenfalls wird der MKG wohl nicht wirklich wertgeschätzt. Finanziell soll es sich gegenüber z.B. den Kieferorthopäden oder "Implantologen" auch nicht lohnen.

Darf ich dich fragen, ob du ZM oder HM studierst und wie weit du bist?

davo
03.08.2016, 16:19
Dass MKG ausstirbt, ist Unsinn. Bei Chirurgie sind 14% der FÄ unter 40, bei Innere 15%, bei Allgemeinmedizin 6%, und bei MKG immerhin 11% - und das obwohl der Weg so viel länger dauert. (Quelle: Ärztestatistik 2014.) Du machst leider wieder einmal weiter mit all deinen strategisch-theoretischen Überlegungen, statt einfach herauszufinden was dir denn besser gefällt.

der_zahni
03.08.2016, 16:58
Du machst leider wieder einmal weiter mit all deinen strategisch-theoretischen Überlegungen
Das ist, wenn man vor der Entscheidung steht, noch einmal mehrere Jahre zu studieren vllt. auch nicht das Dümmste ;)

Wie gesagt, steh ich eben auch vor genau dieser Entscheidung (habe ZM studiert und bin jetzt seit ein paar Wochen fertig).
Prinzipiell soll so ein Forum ja auch dazu diesen, verschiedene Meinungen auszutauschen und u.U. sogar ein bisschen bei der Entscheidungsfindung zu helfen...

Mich würde ja auch interessieren, ob hier vllt. jemand unterwegs ist, der den Weg ZM und dann HM gegangen ist und während dem HM-Studium zahnärztlich tätig war.

Ansonsten bin ich mir eher nicht so sicher, wie es denn um die Zukunft des Oralchirurgen gestellt ist. Ich meine, im Prinzip hat er, sobald er niedergelassen ist, ein Hauptbehandlungsspektrum (Implantologie, evtl. noch bisschen exen), das ihn kaum von einem zahnärtzlichen Kollegen unterscheidet, der sich aber 4 Jahre Weiterbildung spart.

Was den finanziellen Aspekt angeht, hast du recht, da ist die Kieferorthopädie sicher die einzige Disziplin, mit der sich als ZA noch richtig viel Geld verdienen lässt. Aber ist halt langweilig :D
Und rein finanziell gesehen ist MKG-Chirurgie wirklich total "schwachsinnig", spätestens wenn man die 5 Jahre gegenrechnet, in denen man eig. schon Geld verdienen könnte. Aber es ist halt unglaublich interessant, und das ist doch das, worauf es ankommt ;)

noch-humani
03.08.2016, 20:54
Der gute Davon meint wohl mich. Meine Zwickmühle ist, dass mich die ZM momentan mehr interessiert, als die HM. Außerdem habe ich aufgrund von Hospitationen beim Zahntechniker, ZA, und MKG in diesen Bereich momentan auch die tiefsten Enblick. Ich möchte später niedergelassen und handwerklich tätig sein. Aber ich schnätze die Flexibilität die das HM-Studium bietet. Vielleicht ist die 200. Füllung dann doch nicht mehr so spannend? Da bietet die Medizin schon eine größere Bandbreite. Daher ist es nicht so einfach herauszufinden, was mir besser gefällt. Ich bin auch keiner, der schon als Kleinkind Arzt oder ZA werden wollte.

Es gibt definitiv MKGs, die neben dem ZM-Studium zahnärztlich tätig waren. Am besten du schaust dir paar Lebensläufe an und schreibst diese Leute an. MKGs posten ihren Lebenlauf gerne überall... :-P

Darf ich fragen, wieso du den MKG überhaupt erwägst, wenn du niedergelassen arbeiten willst? Es gibt doch mittlerweile sogar Praxen für "MKG und Oralchirurgie". Die Tätigkeit ist also sehr ähnlich, die Ausbildung aber viel kürzer. Über eine Antwort würde ich mich freuen!

Als Arzt gibt es leider nicht so viele Möglichkeiten niedergelassen und handwerklich tätig zu sein. Da macht der MKG schon Sinn...

Ende-in-Sicht
06.08.2016, 09:36
Achja...
Die ewige Diskussion über eine Weiterbildung zum MKGler. :-winky:-winky
Natürlich ist das ganze Thema eine Überlegung wert, besonders wenn man entweder a.) noch blutjung ist und keine Lust auf das stupide Arbeitsleben hat, oder man b.) bereits nach seinem Studium von langweiligen Füllungen, Kronen etc. genervt ist. ;-);-)

Allerdings finde ich... Achtung, ausschließlich :-meinung:-meinung:-meinung, dass sich das für Leute, die zuerst HUMANMEDIZIN studiert haben mehr lohnt, als für Zahnis.
Und zwar, weil sich für die Humanis das Tätigkeitsfeld doch gravierender ändert, als für unsereins.
Immerhin kann man, wie in den vorigen Kommentaren bereits eingehend erläutert, auch als Oralchirurg oder "normaler Zahnarzt" implantieren, was ja mittlerweile bei niedergelassenen MKGlern mit am häufigsten gemacht wird.
Wahrscheinlich haben zudem die meisten die Zahnmedizin gewählt, weil die Chance auf eine mögliche Niederlassung in einer Praxis doch etwas wahrscheinlicher ist, als bei unseren Humanmedizinkollegen.
Und auch hier wieder die Schlussfolgerung aus den vorigen berichten: MKG lohnt sich wirklich nur, wenn man an der Klinik bleibt. In den Praxen wird häufig ähnliches gemacht, wie bei Oralchirurgen. ;-)

Dass der Beruf allerdings zu den aussterbenden Arten gezählt wird, kann und möchte ich nicht unterstützen. :-D

vyk35
17.08.2016, 00:27
Typisch Zahnmediziner... ;-)

Das grundlegende Problem ist, dass die Zahnmediziner denken, sie hätten das schwierigere Studium und würden für alles viel härter arbeiten und tun. Objektiv betrachtet sind die subjektiven Bewertungen der praktischen Arbeiten im Zahnmedizinstudium und damit die herrschende Willkür die Ursache für diesen Irrglauben. Der medizinische intellektuelle Anspruch des Zahnmedizinstudiums ist wirklich begrenzt. Wer 2 Vorlesungen über Innere Medizin gehört hat, hat keine Ahnung von Innere Medizin. Es ist eh kaum Zeit neben den ganzen praktischen Kursen überhaupt irgendwie großartig Medizin zu lernen. Außerdem ist der gemeinsame Schnittpunkt genau 3 vorklinische Semester zwischen Medizin und Zahnmedizin. Und im klinischen Studienabschnitt Zahnmedizin werden ein paar medizinische Kurse und Vorlesungen so nebenbei und verkürzt gemacht. Dadurch ist man noch lange kein richtiger Mediziner. Übrigens wenn man die 3 Monate Pflegepraktikum, 4 Monate Famulatur und 12 Monate PJ und die diversen Bloockpraktikas während 6 klinischer Semester im Medizinstudium zusammenrechnet, so übersteigt die klinische Erfahrung vom Umfang deutlich die 4 klinischen Kursen der Zahnmedizinern mit 4 x 15 Wochen.

Die angeblich tolle handwerkliche Leistung des Zahnarztes ist auch nicht so grandios wie immer dargestellt. Im Vergleich zu allen chirurgischen Fächern, die ich kennengelernt habe, bewegt sich die Zahnmedizin eher im unteren Feld. Einen Pfeiler präparieren oder ne Füllung legen ist wirklich keine Kunst. Einen Tumor bei engen Sichtverhältnissen operieren oder eine Notoperation Nachts durchzuführen, wo es wirklich um Leben und Tod geht, das ist handwerklich anspruchsvoll und zum Teil Kunst. Es gibt ca. 80.000 Zahnärzte, ca. 400.000 Ärzte aber nur ca. 20.000 Chirurgen. Als Chirurg gehört man schon einer Minderheit unter der Ärzteschaft an. Nicht jeder hat die charakterlichen und handwerklichen Vorraussetzungen um ein Chirurg zu werden.

Nun kann man sich hinstellen und natürlich behauptet die MKG-Chirurgie stirbt aus. Wie toll die Oralchirurgie sei. Und darüber philosophieren wo man mehr Geld verdient. Fakt ist aber, die Bevölkerung gehört adäquat versorgt. Es gibt Frakturen, Fehlbildungen, Infektionen, Tumore und andere Krankheiten in diesem Gebiet. Da gehören Spezialisten ran. Ein Zahnarzt oder Oralchirurg hat weder das theoretische Wissen noch handwerkliche Können bei einem Tumor den halben Kiefer zu entfernen und aus Haut, Knochen und Weichgewebe einen Ersatz zu bilden, so dass dieser Mensch nicht nur wieder Essen und Sprechen kann, sondern vor allem nicht elendig an dem Tumor verstirbt. Dass diese Chirurgen zusätzlich Zahnärzte sein sollen, damit sie die Grundlage für die prothetische Versorgung stellen, hat sich historisch entwickelt. Wer damit die Chirurgie als bloßes Handwerk wie die Zahnmedizin sieht, verkennt die wirkliche Arbeit des Chirurg. Man braucht ein großes theoretisches Wissen hierfür. Nicht einfach nur machen, das geht in die Hose! Das kann man vielleicht als Oralchirurg so handhaben. MKG-Chirurgen sind vor allem Chirurgen und damit Ärzte, die sich die Zahnmedizin aneignen, um ihren Operationsbereich perfekt zu beherrschen und die Menschen adäquat (!) zu versorgen. Es geht NICHT um Geld, es geht auch nicht um Anerkennung weil Dr. Dr. oder sonst was, es geht um gute und ordentliche Chirurgie, um das Heilen von Krankheiten und das Lindern von Leid!

Ich habe mich für die MKG-Chirurgie entschieden, weil ich eine adäquate und gute Versorgung von Menschen mit Erkrankungen in diesem für mich sehr spannenden Operationsgebiet mir wünsche. Ich sehe mich in erster Linie als Arzt und dann als Chirurg. Arztsein ist für mich ganzheitlich und interdisziplinär. Nur das zahnmedizinische Staatsexamen wird zur Facharztprüfung gefordert. Das heißt im Prinzip muss man als Mund-Kiefer-Gesichtschirurg kein Zahnarzt sein, sondern nur das zahnmedizinische Staatsexamen haben. Daher stimmt die Aussage doppelt approbiert nicht ganz. Doppelt studiert aber schon.

Auf der anderen Seite ist die Zahnmedizin ein schönes kleines und überschaubares Fach. Das Studium dauert nur 5,5 Jahre. Danach ist man ready um mehr oder weniger selbstständig zu arbeiten. Man macht damit eine wichtige Arbeit, die einen guten Verdienst bringt. Man hat ein gutes Ansehen in der Bevölkerung. Rund um was ziemlich solides. Und unterm Strich kriegt man als Zahnarzt für weniger mehr im Vergleich zu jedem anderen Arzt.

Von daher, wer irgendwelche Geldgedanken/Ansehen/„Und ich will der coolste sein“ macht. Bitte verschont die MKG-Chirurgie und vor allem die Patienten damit. Wer ein wenig kleine Chirurgie mag => Oralchirurgie, damit ist vielen geholfen.

Wer echter Chirurg werden möchte, sollte mal auf einer richtigen MKG-Chirurgie famulieren/Praktikum machen und sich mal die wirklich kranken Fälle anschauen. Und wer dann sagt „Ja solchen Menschen möchte ich helfen“ der wird dann auch die 15 Jahre Doppelstudium/Facharztausbildung auf sich nehmen.

Insgesamt soll damit keine Arroganz gemeint sein, sondern doch deutlich zum Ausdruck gebracht werden, wo die MKG-Chirurgie steht und auch weiterhin stehen wird, egal was einige meinen und behaupten.
:-meinung

Kretschmann
17.08.2016, 09:29
Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass viele der niedergelassenen MKG-Chirurgen "aussterben" werden, da sie gar nicht die Bereiche "Frakturen, Fehlbildungen, Infektionen und Tumore" abdecken.
Wohingegen Klinik-MKG-Chirurgen auch in Zukunft ihre ehrwürdige Arbeit nachgehen werden. Gar keine Frage.

whatshallido
17.08.2016, 13:27
Nur das zahnmedizinische Staatsexamen wird zur Facharztprüfung gefordert. Das heißt im Prinzip muss man als Mund-Kiefer-Gesichtschirurg kein Zahnarzt sein, sondern nur das zahnmedizinische Staatsexamen haben
Wenn man das Staatsexamen erst mal hat, ist die Approbation ja wirklich nur noch reine Formsache, zumindest auf dem Papier ist man also auch Zahnarzt. :)

Was die niedergelassenen MKGler angeht, habe ich jetzt schon von zwei auf Zahnmediziner spezialiserten Finanzberatern (unabhängig von einander) gehört, dass sich hier die deutlich verlängerte Studienzeit auch finanziell auszahlt (zum Thema vom aussterben bedrohte Spezies).
Das ändert aber nichts daran, dass ich sämtlichen Finanz-, Versicherungs- und was auch immer Beratern mit einer großen Portion Skepsis gegenüber stehe und nach wie vor glaube, dass jeder der aus finanziellen Gründen oder Prestigegründen MKGler werden will, früher oder später bitter enttäuscht werden wird...

noch-humani
17.08.2016, 17:00
Ich habe mich für die MKG-Chirurgie entschieden, weil ich eine adäquate und gute Versorgung von Menschen mit Erkrankungen in diesem für mich sehr spannenden Operationsgebiet mir wünsche. Ich sehe mich in erster Linie als Arzt und dann als Chirurg. Arztsein ist für mich ganzheitlich und interdisziplinär. Nur das zahnmedizinische Staatsexamen wird zur Facharztprüfung gefordert. Das heißt im Prinzip muss man als Mund-Kiefer-Gesichtschirurg kein Zahnarzt sein, sondern nur das zahnmedizinische Staatsexamen haben. Daher stimmt die Aussage doppelt approbiert nicht ganz. Doppelt studiert aber schon.



Hi Vyk!

Danke für den Beitrag!

Darf ich dich fragen wie weit du in der Ausbildung zum MKG bist? Wie gut kann man 50% neben dem ZM-Studium arbeiten? Findet man so eine 50%-Stelle momentan auch in einer MKG-Abteilung oder doch eher in der HNO/Chirurgie? Wo studierst du?

Ein MKG bei dem ich hospitiert habe, der hat im Grunde ähnliches in Bezug auf den Anteil der Medizin in der ZM erzählt. Letztlich hat das den Ausschlag gegeben doch in der Medizin zu bleiben und evtl. die MKG weiter im Auge zu behalten.

Was mir am ZM-Studium allerdings gefallen würde ist, dass man ab der Klinik quasi kaum noch Theorie hätte... Hands-on :-P


Wenn man das Staatsexamen erst mal hat, ist die Approbation ja wirklich nur noch reine Formsache, zumindest auf dem Papier ist man also auch Zahnarzt. :)

Was die niedergelassenen MKGler angeht, habe ich jetzt schon von zwei auf Zahnmediziner spezialiserten Finanzberatern (unabhängig von einander) gehört, dass sich hier die deutlich verlängerte Studienzeit auch finanziell auszahlt (zum Thema vom aussterben bedrohte Spezies).
Das ändert aber nichts daran, dass ich sämtlichen Finanz-, Versicherungs- und was auch immer Beratern mit einer großen Portion Skepsis gegenüber stehe und nach wie vor glaube, dass jeder der aus finanziellen Gründen oder Prestigegründen MKGler werden will, früher oder später bitter enttäuscht werden wird...

Als Zahnarzt kann man mit den richtigen Patienten schon unverschämt viel verdienen. Mag sein, dass der durchschnittlche Zahnarzt weniger verdient als der MKG. Dafür hat der Zahnarzt die entspanntere Ausbildung und auch den entspannteren Berufsalltag. (Der MKG bei dem ich hospitiert habe, ist schon ziemlich durch die Gegend gerannt. Für 4 Weisheitszähne braucht er nur 15 minuten...)

Letzlich habe ich mich gegen die Zahnmedizin entschieden, da ich doch lieber "echter" Arzt sein möchte. Die Zahnmedizin ist zwar interessant und wichtig. Mich interessiert aber auch die Medizin abseits der Zähne. Daher lasse ich mir die MKG offen. Vielleicht mache ich jedoch auch etwas ganz anderes... :-)

vyk35
17.08.2016, 20:47
Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass viele der niedergelassenen MKG-Chirurgen "aussterben" werden, da sie gar nicht die Bereiche "Frakturen, Fehlbildungen, Infektionen und Tumore" abdecken.
Wohingegen Klinik-MKG-Chirurgen auch in Zukunft ihre ehrwürdige Arbeit nachgehen werden. Gar keine Frage.

Nach der Logik müsste der Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie auch aussterben, weil viele nach dem sie ihren Facharzt bekommen haben, liebe Brüste vergrößern und Fett absaugen als amputierte Hände wieder dran zu nähen oder schwerste Verbrennungen zu behandeln. Es wird immer MKGler geben, die sich niederlassen und ihr Spektrum anhand des Arbeitsaufwandes und der finanziellen Chancen daran ausrichten werden. Der Oralchirurg überschneidet sich damit, aber letztendlich siegt doch Qualität.

Für mich macht es im Rahmen der zahnärztlichen Chirurgie keinen Unterschied, ob Oralchirurg oder MKG-Chirurg. Hauptsache gescheit und ordentlich. ;-)

vyk35
17.08.2016, 20:56
Wenn man das Staatsexamen erst mal hat, ist die Approbation ja wirklich nur noch reine Formsache, zumindest auf dem Papier ist man also auch Zahnarzt. :)

Was die niedergelassenen MKGler angeht, habe ich jetzt schon von zwei auf Zahnmediziner spezialiserten Finanzberatern (unabhängig von einander) gehört, dass sich hier die deutlich verlängerte Studienzeit auch finanziell auszahlt (zum Thema vom aussterben bedrohte Spezies).
Das ändert aber nichts daran, dass ich sämtlichen Finanz-, Versicherungs- und was auch immer Beratern mit einer großen Portion Skepsis gegenüber stehe und nach wie vor glaube, dass jeder der aus finanziellen Gründen oder Prestigegründen MKGler werden will, früher oder später bitter enttäuscht werden wird...

Ohne Approbation ist man kein Zahnarzt. Zitat aus dem Gesetz über die Ausübung der Zahnheilkunde:
§ 1 Abs 1 "Wer im Geltungsbereich dieses Gesetzes die Zahnheilkunde dauernd ausüben will, bedarf einer Approbation als Zahnarzt nach Maßgabe dieses Gesetzes. Die Approbation berechtigt zur Führung der Bezeichnung als "Zahnarzt" oder "Zahnärztin"."

In anderen Worten => Approbation als Arzt + Zahnmedzinisches Examen + OP Nachweise + Zeiten (5 Jahre) + Facharztprüfung => Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Rechtlich ist man dann KEIN Zahnarzt. Daher ist NUR das Zahnmedizinstudium ABER NICHT die Approbation als Zahnarzt Vorraussetzung.

Zitat Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer:
§4 Art, Inhalt und Dauer (1)
Mit der Weiterbildung kann erst nach der ärztlichen Approbation oder der Erteilung der Erlaubnis zur Ausübung des ärztlichen Berufes gemäß Bundesärzteordnung begonnen werden. Der Abschluss in der Facharztweiterbildung Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie setzt auch das zahnärztliche Staatsexamen voraus. Die Weiterbildung erfolgt im Rahmen angemessen vergüteter ärztlicher Berufstätigkeit unter Anleitung zur Weiterbildung befugter Ärzte oder durch Unterweisung in anerkannten Weiterbildungskursen.

In anderen Worten man kann als Arzt sein ganzes Leben in der MKG-Chirurgie arbeiten ohne Zahnmedizinstudium. Man wird dann halt nie Facharzt. Damit ist die MKG-Chirurgie ein rein medizinisches Fach mit der Zusatzqualifikation "zahnärztliches Staatsexamen".

noch-humani
18.08.2016, 10:28
Ohne Approbation ist man kein Zahnarzt. Zitat aus dem Gesetz über die Ausübung der Zahnheilkunde:
§ 1 Abs 1 "Wer im Geltungsbereich dieses Gesetzes die Zahnheilkunde dauernd ausüben will, bedarf einer Approbation als Zahnarzt nach Maßgabe dieses Gesetzes. Die Approbation berechtigt zur Führung der Bezeichnung als "Zahnarzt" oder "Zahnärztin"."

In anderen Worten => Approbation als Arzt + Zahnmedzinisches Examen + OP Nachweise + Zeiten (5 Jahre) + Facharztprüfung => Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Rechtlich ist man dann KEIN Zahnarzt. Daher ist NUR das Zahnmedizinstudium ABER NICHT die Approbation als Zahnarzt Vorraussetzung.

Zitat Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer:
§4 Art, Inhalt und Dauer (1)
Mit der Weiterbildung kann erst nach der ärztlichen Approbation oder der Erteilung der Erlaubnis zur Ausübung des ärztlichen Berufes gemäß Bundesärzteordnung begonnen werden. Der Abschluss in der Facharztweiterbildung Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie setzt auch das zahnärztliche Staatsexamen voraus. Die Weiterbildung erfolgt im Rahmen angemessen vergüteter ärztlicher Berufstätigkeit unter Anleitung zur Weiterbildung befugter Ärzte oder durch Unterweisung in anerkannten Weiterbildungskursen.

In anderen Worten man kann als Arzt sein ganzes Leben in der MKG-Chirurgie arbeiten ohne Zahnmedizinstudium. Man wird dann halt nie Facharzt. Damit ist die MKG-Chirurgie ein rein medizinisches Fach mit der Zusatzqualifikation "zahnärztliches Staatsexamen".

Die meisten (niedergelassenen) MKGler führen das Erlangen der Zahnärztlichen Approbation extra im Lebenslauf auf... Warum sollte man die nicht auch "mitnehmen". Schaden kann es nie!

Magst du mir noch meine Fragen zur MKG-Ausbildung beantworten? (Insbesondere ob es möglich ist, neben dem ZM-Studium 50% auf einer MKG-Station zu arbeiten.)

davo
18.08.2016, 16:50
Ich bin nicht vyk, aber von meinen Kommilitonen, die den umgekehrten Weg gegangen sind, weiß ich, dass 50% extrem schwer wären. Und wenn du Zahnmedizin als Zweitstudium machst, ist der klinische Studienabschnitt ja deutlich zeitaufwändiger als wenn man, wie meine Kommilitonen, Humanmedizin als Zweitstudium macht. Aber das ist denke ich dennoch gar kein Problem, denn selbst bei 30% bleibt dir netto mehr, als die meisten Studenten zur Verfügung haben :-p

whatshallido
18.08.2016, 17:47
verstehe die ausführliche Diskussion darüber, ob man nun als MKGler formal auch Zahnarzt ist/sein muss irgendwie nicht wirklich... Das "Erlangen" von selbiger besteht ja tatsächlich nur daraus, ein paar Formulare zum LPA zu schicken :)

Zum Thema Arbeiten wärend dem Studium: habe wie gesagt den etwas längeren Weg gewählt (erst ZM jetzt HM) und weiss deshalb von Kommilitonen, die ZM als Zweitstudium gemacht haben, dass die i.d.R. Stellen hatten, wo sie vor allem am Wochenende und in den Semesterferien gearbeitet haben. Dafür unter der Woche regelmäßig zu arbeiten, lassen die klinischen Kurse wie von davo schon angemerkt einfach nicht genug Zeit.

Wie das umgekehrt aussieht, also Teilzeitstelle als ZA während HM-Zweitstudium werde ich jetzt dann hoffentlich demnächst rausfinden :)

whatshallido
18.08.2016, 17:51
@davo: weißt du denn zufällig Genaueres zu den Arbeitsverhältnissen deiner Kommilition die auch HM als Zweitstudium gemacht haben?

knauberschuss
18.08.2016, 22:05
. Nicht jeder hat die charakterlichen und handwerklichen Vorraussetzungen um ein Chirurg zu werden.

Du meintest doch mal, dass Humanmediziner weder Frust noch Stress kennen- im Studium.
Bist du da immer noch der Meinung ,wenn du die ZM jetzt so runter butterst oder ist die HM nicht genau so anspruchslos?

Manch einer sagt ja selbiges über medizinische Promotionen. Das Selbstbild wäre wohl der beste Beleg für die charakterliche Integrität.