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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage bzgl. Lernumfang



Cove
19.08.2016, 16:59
Hallo @ll!

habe mal eine Frage an Euch. Ich studiere noch nicht habe mir aber schon mal den Thieme Anatomie Atlas (alle Bände) besorgt.
Nun ist meine Frage, ob man für das Physikum jeden einzelnen Knochen, Muskel, Lymphe, Aterie, Vene, etc. wissen muss. Muss ich also bis zum Physikum den ganzen Thieme Atlas auswenig können, damit ich rein theoretisch 100% mit voller Punktzahl bestehe?

Wie ist das zu bewältigen, wenn es so ist.

Oder muss ich mir das im Medizin Studium so vorstellen, dass man 3 Wochen oder so für den Kopf Zeit hat und dann gibt es einen Test und der Kopf wird abgefragt, d.h. alle Bezeichnungen wie Knochen, Venen, Aterien, etc. vom Kopf? Kann man danach dann den Stoff halbswegs "vergessen", wenn man die Prüfung bestanden hat?

Wäre Euch echt dankbar, wenn ihr mir hierzu ein bisschen was verraten könnt. Stelle es mir anders nur schwer möglich vor so viele einzelne Begriffe und dann teilw. für Mann und Frau unterschiedlich auswenig zu lernen.

VG

Kandra
19.08.2016, 17:08
Tja, hat niemand gesagt, dass Medizin zu studieren easy wäre ^^ Wenn du im Physikum 100% haben willst, solltest du den Großteil vermutlich schon können. Wenn nicht, wirst du im Studium dann schon merken, was eher nicht so wichtig ist. Fang aber bitte bloß nicht jetzt schon an, da irgendwas auswendig zu lernen.

Feuerblick
19.08.2016, 17:12
Ja, du musst den größten Teil dieser Begriffe (und noch viel mehr. denn bei Muskeln und Co sind auch die Funktionen wichtig) wissen. Der Anatomie-Kurs wird meistens in Einzelprüfungen aufgeteilt. Bei uns waren es damals erst die Knochen (schon zu Beginn des Kurses!!), dann Muskeln und Gefäße, dann der Situs/Retrositus und Kopf/Hals. Das Gehirn hatte einen Extrakurs. Die Histologie auch. Viele Namen erschließen sich aber von selbst, wenn man bisschen Ahnung von Latein und Terminologie hat. Insofern hilft manchmal auch logisches Denken. Dennoch... Lernen musst du.
Von dem Wunsch auf 100% verabschiedest du dich am besten gleich...
Und du darfst nach den Einzelprüfungen auch nix vergessen, denn irgendwann kommt das Physikum und dann musst du es wieder parat haben.
Kurz: Ja, es ist verdammt viel Stoff. Aber ja, man kann das schaffen und wächst mit seinen Aufgaben.

P.S. Und vergiss nicht, dass du "nebenher" unter Umständen auch noch andere Fächer hast, die du auch lernen musst. Ein Spaziergang ist es nicht...eher einfach viel Arbeit, die aber zu schaffen ist.

-pixel
19.08.2016, 17:15
Anatomie ist finde ich eins der wichtigsten Fächer in der Vorklinik und das sollte man auch wirklich gut lernen - nicht nur fürs Physikum. Dass man sich nicht jeden einzelnen Miniast von ner Arterie merken kann ist klar, aber ne gewisse Grundahnung ist schon Voraussetzung für den Job als Mediziner

davo
19.08.2016, 17:48
Das hängt auch von der Uni und den Prüfern ab. Den Großteil musst du auf jeden Fall draufhaben. Ein wichtiger Teil der Vorklinik ist, zu lernen, zu differenzieren zwischen wichtig und weniger wichtig.

Bei manchen unserer Prüfer ist man im Anatomie-Testat durchgefallen, wenn man ein einziges "wichtiges" Thema nicht gut beherrscht hat, andere waren da milder. Wenn man ein weniger wichtiges Thema nicht wusste, war es kein Problem, aber je mehr weniger wichtige Themen man nicht wusste, desto mehr bohrten die Prüfer dann natürlich auch in die Tiefe. Unsere mündlichen Anatomie-Testate waren rückblickend echt fair, und v.a. sehr stark verständnisorientiert, aber vereinzelt gab es natürlich auch Leute, die schlechte Erfahrungen mit einzelnen Prüfern gemacht haben.

Was in Anatomie echt wichtig ist: Die Namen zu kennen ist der eine Teil. Aber damit bestehst du keine Prüfung. Wichtig sind funktionelle Aspekte - die wurden bei uns in der Anatomie vom 1. Semester an groß geschrieben.

Die Details kann man später wieder vergessen, aber ich muss schon sagen, dass der Vorklinik-Stoff bisher (ich komme jetzt ins 3. klinische Semester) wichtiger ist als gedacht. In den Grundlagenfächern wie Mikrobiologie, Pathologie, Labormedizin, Pharmakologie sowieso, aber auch in den klinischen Fächern, die ich bisher hatte (ich hatte bisher u.a. Urologie, UCH, und das Blockpraktikum Innere Medizin). Wenn man solide Grundlagen in Anatomie, Biochemie und Physiologie hat, versteht man viel mehr (und muss gleichzeitig auch viel weniger Basics "nochmal lernen") - ich bin rückblickend also echt froh, dass ich in der Vorklinik ziemlich viel Zeit investiert hab :-))

Aber mach dir nicht allzu viele Sorgen - solange du die nötige Zeit investierst und gewissenhaft und intelligent lernst, wirst du es höchstwahrscheinlich auch schaffen.

P.S.: vielleicht hilft dir auch die Diskussion auf http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?t=95246

Cove
19.08.2016, 19:35
Hallo an alle,

vielen Dank für Eure Beiträge.

Wie muss ich mir den so ein Testat vorstellen? Sind die schriftlich oder mündlich? Sind das Multiple Choice Fragen oder bekomm ich da ein Bild und muss die einzelnen Bergiffe an die richtige Stelle schreiben?

Was meint ihr mit funktionellen Aspekte? Macht mal bitte ein Beispiel hierzu?

Woher weiß man beim Testat was gelernt werden muss und was weniger wichtig ist?

Vielen Dank nochmals!

Grüße, Cove

Feuerblick
19.08.2016, 19:37
Das ist unterschiedlich. Bei uns: Mündlich und an der Leiche bzw. an Präparaten.
Funktionelle Aspekte heißt: Es reicht nicht zu wissen, wie ein Muskel heißt und an welchen Knochen er befestigt ist. Du musst auch wissen, welche Bewegungen man mit diesem Muskel ausführt... nur so als Beispiel.

davo
19.08.2016, 19:47
Ob schriftlich oder mündlich hängt von der Uni ab.

Funktionell heißt z.B. (in der Histologie = mikroskopischen Anatomie), dass man weiß, welche Zellen in der Schilddrüse vorkommen, was dort für Vorgänge stattfinden, was die im Körper bewirken, usw.

Nur beschriften musst du (fast) nie - das wäre zu einfach :-p (Vereinzelt gabs bei uns in den Anatomie-Testaten oder im Physikum Prüfer, die Schaubilder zur Embryologie oder zum Hirn hatten, die man beschriften musste - aber das war immer nur ein kleiner Teil.) Schau dir alte Physikumsfragen an (gibts z.B. auf https://www.thieme.de/viamedici/vorklinik-erste-aerztliche-pruefung-1501/a/impp-pruefungsfragen-2010-bis-2011-3755.htm ), dann bekommst du einen ersten Eindruck, wie MC-Fragen aussehen können. Mündlich wars bei uns meist so, dass man einen einfachen Einstieg bekommen hat (z.B., "Erzählen Sie mir mal etwas zur Leber"), und dann gings halt immer weiter in die Tiefe. Wie man die Leber makroskopisch gliedern kann, was für Gefäße sie versorgen, welche Funktionen sie im Körper hat, an welche anderen Strukturen sie grenzt, usw. usf. Bei uns wars in der Regel so, dass man pro Testat 2 histologische Präparate und 2-3 große makroskopische Themen hatte.

Bei uns gibts z.B. für die Anatomie einen Lernzielkatalog, aber dort steht im Prinzip einfach "alles" drin, was es halt so zu wissen gibt :-)) :-p Die Themen, zu denen es in jedem Anatomie-Buch Beispiele und klinische Anwendungen und Fälle und Boxen gibt, sind meist auch die Themen, die man absolut unbedingt gut beherrschen sollte.

Und zum Thema Zeithorizont: bei uns ist es so, dass sich die beiden großen Anatomie-Scheine auf 2,7 Semester verteilen, aber manche anderen Unis erledigen die Anatomie in einem einzigen Semester. Wir hatten im 1. Semester zwei Testate (1. Testat Allgemeine Anatomie/Histologie/Embryologie, 2. Testat Bewegungsapparat), im 2. Semester zwei Testate (3. Testat Kopf/Hals/Thorax, 4. Testat Bauch-, Becken- und Geschlechtsorgane), und im 3. Semester ein Testat (5. Testat Neuroanatomie). Jeweils Makro und Mikro kombiniert (außer beim 2. Testat natürlich). Aber die meisten Unis prüfen Makro und Mikro glaube ich separat.

Heerestorte
19.08.2016, 19:48
Hallo an alle,

vielen Dank für Eure Beiträge.

Wie muss ich mir den so ein Testat vorstellen? Sind die schriftlich oder mündlich? Sind das Multiple Choice Fragen oder bekomm ich da ein Bild und muss die einzelnen Bergiffe an die richtige Stelle schreiben?
Was meint ihr mit funktionellen Aspekte? Macht mal bitte ein Beispiel hierzu?

Hier haben wir 5 Testate im Präpkurs. 2 Schriftlich (30 MC-Fragen) und 3 mündliche am Körperspender.
So um die 5-10 Fragen in den schriftlichen Testaten sind mit Bild.

Mündlich muss man erst Mal 5 Strukturen zeigen können, die einem der Prüfer nennt und dann wird man noch 5 Dinge gefragt. Z.b. wieso benutzt man das Hochstetter-Dreieck für i.m.-Injektionen und was kann kaputt gehen, wenn man das nicht macht und wie sehen dann die Symptome so eines Patienten aus.

Oder z.B. welche Strukturen durchtrennt werden, wenn man auf eine Scherbe tritt.
Oder durch welche Schichten man bei einer PDA sticht.
Oder oder oder....gibt dutzende, wenn nicht sogar hunderte Beispiele.

Funktionell z.B. welche Muskeln man beim Treppensteigen braucht.



Woher weiß man beim Testat was gelernt werden muss und was weniger wichtig ist?



Dozent fragen und/oder in den Lernzielkatalog schauen. Die meisten Unis haben sowas, denke ich mal.
Und 100 % hat noch nie jemand im Physikum geschafft ;)

Cove
19.08.2016, 23:11
@davo, wo studierst du denn? Was meinst du mit histologische präperate und makroskopische themen? Bitte übersetz das mal in dt. für noch nicht mediziner hehe... Heißt das leichenstücke wo ich was erklären muss?

In heidelberg hab ich in der studienordnung gesehen das anatomie im 1. sem abgeschlossen wird. Heißt das ich muss in 5 monaten den thieme atlas auswendig können, dann noch chemie und physik können. Wer soll das denn schaffen? Hat jemand erfahrunf zu heidelberg? Ist es da besonders schwer, weil sie meinen sie sind die elite?

nie
19.08.2016, 23:23
@davo, wo studierst du denn? Was meinst du mit histologische präperate und makroskopische themen? Bitte übersetz das mal in dt. für noch nicht mediziner hehe... Heißt das leichenstücke wo ich was erklären muss?

Makroskopische Anatomie (Präpkurs) bezeichnet die Strukturen, die man so mit bloßenm Augen erkennen kann. Muskeln, Organe, Gefäße, Nerven etc.
Mikroskopische Anatomie (Histologie) ist das, was man sieht, wenn man die ganzen Sachen unters Mikroskop legt. Man lernt halt, aus welchen Zellen/Gewebearten die einzelnen Strukturen bestehen.



In heidelberg hab ich in der studienordnung gesehen das anatomie im 1. sem abgeschlossen wird. Heißt das ich muss in 5 monaten den thieme atlas auswendig können, dann noch chemie und physik können. Wer soll das denn schaffen? Hat jemand erfahrunf zu heidelberg? Ist es da besonders schwer, weil sie meinen sie sind die elite?

Ja, du musst dann in 5 Monaten den Prometheus im Großen und Ganzen auswendig können (alles wird man niemals wissen aber den Großteil sollte man schon können). Und ja, Physik und Chemie laufen dann noch nebenher. Und das schaffen die meistens der Leute, die mal ein Medizinstudium begonnen haben. Glaub man am Anfang nicht aber irgendwann ist das Semester rum und man hats geschafft. Bedeutet viel Arbeit, Disziplin und Frustrationstolenranz aber geht.
Um es mal mit Kandras Worten zu sagen: niemand hat gesagt, dass das Medizin studieren easy wäre^^

und nein, in Heidelberg ist es nicht besonders schwer. Das ist an anderen Unis genauso. Da ist einfach Medizinstudium.

Heerestorte
19.08.2016, 23:30
Man muss aber dazu sagen, dass man nicht alles gleichzeitig können muss.
Da kommt wieder das Bulimie-Lernen ins Spiel.
Wir hatten so ~3 Wochen für jedes Testat und ich glaube, dass ich schon ein paar Tage nach einem Testat durchgefallen wäre, weil ich schon so im anderen Thema drin war :D

davo
19.08.2016, 23:52
Ich studiere in Gießen. Sieh es positiv, so hast du in den anderen drei Semestern der Vorklinik mehr Zeit für die anderen Fächer. Biochemie und Physiologie sind ja auch nicht gerade einfach. Und Begriffe wie "Leichenstücke" würd ich an der Uni eher nicht verwenden :-)) :-p