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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : WB-Stellen Ortho/Unfallchirurgie mit geregelten Arbeitszeiten?



nordmed
21.08.2016, 16:54
Moin Ihr Lieben,

ich wollte mal in die Runde fragen, ob Ihr mal was von familienkompatiblen Ortho/Unfallchirurgie-Assistenzarztstellen gehört habt (oder selbst die Glücklichen in solchen Stellen seid!) :-)

Ich fand Ortho schon im Studium super, hab das dann auch sowohl im Chirurgietertial als auch im Wahltertial gemacht und es hat mir wahnsinning Spaß gemacht. Aber in beiden Kliniken ("Feldwaldwiesen-KH" und große Uni) war es 100% familieninkompatibel. Und auch überall sonst, wo ich in irgendeinerweise Kontakt mit Unfallchirurgen im Klinikum hatte. Die Assis (waren fast nur Kerle) haben sich echt totgearbeitet und hatten a) entweder keine Kinder, oder b) eine Frau, die mit den Kids zuhause war und dem Mann brav "den Rücken freigehalten hat". Am Uniklinikum hatte ich am Ende eine total geile Unterhaltung mit dem Chef. Er hat mir einen Job angeboten, aber meinte, wenn ich Ortho machen will, dürfte ich das erste Kind FRÜHSTENS mit 38 kriegen, davor habe man für sowas keine Zeit! :-D Tja, was soll ich sagen, verkackt, ich bin ganz kurz danach (geplant) schwanger geworden! :-love Überlege jetzt wie mein Mann Allgemeinmedizin zu machen, da sind die Arbeitszeiten ja sehr human. Aber irgendwie hat mir Ortho halt doch total Spaß gemacht und ich würde das operieren und "basteln" (Ihr wisst, was ich meine) vermissen.

Lange Rede, kurzer Sinn: gibt es Ortho-Weiterbildungsstellen, bei denen man realistischerweise nicht jede zweite Nacht o.Ä. Dienst hat, man wirklich (!!!) zum vertraglichen Feierabend nach Hause geht? Also Stellen, bei denen man 40h die Woche arbeitet, und nicht mindestens "double hours"?

ich freue mich total auf Erfahrungsberichte - oder Horrorgeschichten, falls Ihr auch nur familieninkompatible Ortho-Weiterbildungsstellen kennt! :-D

Liebe Grüße aus dem hohen Norden!

scope
21.08.2016, 18:02
Am Uniklinikum hatte ich am Ende eine total geile Unterhaltung mit dem Chef. Er hat mir einen Job angeboten, aber meinte, wenn ich Ortho machen will, dürfte ich das erste Kind FRÜHSTENS mit 38 kriegen, davor habe man für sowas keine Zeit! :-D

Der Spruch ist eine Frechheit. Demnach hat übrigens auch als Oberärztin für "sowas" keine Zeit. Die Arbeitsbelastung wird oftmals ja nicht wirklich weniger.

Ich kann nur mit einem Jahr Berufserfahrung in einem Maximalversorger sprechen. Pünktlich gehen ist oft nicht drin, je nach Rotation (wir haben verscheidene Sektionen, durch die man halbjährlich rotiert) kann es aber auch mal eine Weile recht gut mit den Arbeitszeiten aussehen. In anderen Rotationen sind Überstunden dann eher die Regel. Wir haben übrigens auch einige Frauen. Die mit Kindern arbeiten aber fast alle in Teilzeit, das muss fairerweise gesagt werden. Aufgrund der Assistentenanzahl hält sich die Dienstanzahl dafür wirklich in Grenzen - würde gerne mehr davon haben. Kommt aber auch wieder auf die Dienstruppe an und so kann es immer mal Phasen geben, in denen in einer Gruppe schlecht besetzt ist. Entsprechend ändert sich die Diensthäufigkeit.
Wenn du in einem kleinen Haus mit kleiner Abteilung bist wirst du mehr Dienste haben. Man muss einfach 30 Tage durch die Anzahl der Assistenten teilen. Und auf die Zahl musst du dann noch ein bißchen draufaddieren, da zwei im Urlaub sind, einer in Elternzeit etc.
Wenn du in einer Abteilung bist, die ortholastig ist und überwiegend elektiv operiert, hat man vllt auch mehr Planungssicherheit als im großen Traumazentrum.
Und dann kommt es auch auf die Organisation an. Wenn z.B. klar ist, dass einer z.B. zwei Wochen nur für die Station eingeteilt ist und nicht in den OP muss (was man als UCH/Ortho-Assi natürlich nicht mag), dann muss man zumindest nach den OPs nicht mehr die Station abarbeiten und aufräumen. Oftmals lässt die Personaldecke oder der Urlaubsplan das nicht zu.

Das Fachgebiet bringt einen zeitlichen Unsicherheitsfaktor automatisch mit sich. In manchen Kliniken mehr als in anderen. Aber es gibt mit Sicherheit Kliniken, die näher an deine Vorstellungen drankommen als die Meinige. Und ich glaube die o.g. Faktoren können einem zumindest "potenzielle Parameter" für die Abreitszeiten sein.

Nur Mut!

mfg scope

Fr.Pelz
21.08.2016, 19:54
Hier ist die UCH die Abteliung, die immer am pünktlichsten geht. Habe das Gefühl, die stehen kurz vor 15 Uhr schon alle vor dem Zeiterfassungsautomaten und scharren mit den Hufen :))
Dienste halten sich auch in Grenzen, weil wir (ACH) die mit den UCHlern zusammen machen. Ortho ist nochmal eine andere Klinik, die haben etwas mehr Dienste und deren Dienste ist etwas nerviger, weil die natürlich den ganzen Tag "Rückenschmerzen" in der Notaufnahme haben. Viele Überstunden machen die auch nicht.
In der UCH gibts ne gute WB, weils bei 10(?) FÄ nur 2 AÄ gibt, die dann alles operieren dürfen. In der Ortho ist das Klima nicht soo gut. Die Familientauglichkeit kann ich nicht bewerten, weils in beiden Kliniken keine AÄ mit Kindern gibt. Das liegt allerdings eher nicht daran, dass alle Angst hätten Kinder zu kriegen, sondern sind alle noch relativ "frisch" oder haben keinen Partner...

Soweit ich weiß haben allerdings beide Kliniken momentan keine Stellen, es ist allerdings grad eine Firma am Werk, die die Personalsituation überprüft und wunderbarerweise hat z.b die ACH schon 4 Stellen zusätzlich bekommen, könnte sein, dass es in der UCH und Ortho auch welche geben wird.
Ist allerdings tiefster Osten.

MichaelBN
22.08.2016, 11:20
Ich würde auch gerne mich einmischen, da ich mich in einer ähnlichen Lage befinde. Ich habe vor kurzem in der Unfallchirurgie angefangen, aber jetzt, als ich den Dienstplan ankucke, kriege ich angst davor, wie viele Nacht- und Spätdienste muss man jeden Monat haben (Das wusste ich auch natürlich vorher, aber jetzt als die ganze Sache schon so ''echt'' ist, dann sieht es schwerer aus - so viel ohne freie Abende und Wochenende zu arbeiten).
Wie Fr.Pelz gesagt hat, sollte ich vielleicht ein anderes Krankenhaus aufsuchen, wo die Dienste zusammen mit anderen Chirurgen gemacht werden.
Meine Frage ist dann: worauf muss man noch achten, um eine Stelle zu finden, die familienfreundlich sein könnte.
Vielleicht in anderen Richtungen der Chirurgie ist es einfacher so eine Stelle zu finden: Gefäß- oder plastische Chirurgie?
(Entschuldigung für so viele Wörter mit wenig Sinn, bin sehr gestresst ):

Fr.Pelz
22.08.2016, 15:01
Wie Fr.Pelz gesagt hat, sollte ich vielleicht ein anderes Krankenhaus aufsuchen, wo die Dienste zusammen mit anderen Chirurgen gemacht werden.
Meine Frage ist dann: worauf muss man noch achten, um eine Stelle zu finden, die familienfreundlich sein könnte.
Vielleicht in anderen Richtungen der Chirurgie ist es einfacher so eine Stelle zu finden: Gefäß- oder plastische Chirurgie?
(Entschuldigung für so viele Wörter mit wenig Sinn, bin sehr gestresst ):

Das Dienste-Teilen mit anderen Abteilungen hat natürlich zur Folge, dass man in den anderen Bereichen auch was lernt (aber natürlich auch genervt und überfordert sein kann vom Fachfremden) Habe mich eben mit einem Kollegen unterhalten, der vorher an einem Grund-und Regelversorger war. Der hat in den Dienste auch Uro und Auge mit abdecken dürfen, was ihn irgendwann sehr genervt hat. "Der Chirurg" war er sowieso (also Trauma+ACh+Gefäßchir).

Zur anderen Frage: in der Gefäßchirurgie findest du viiiel einfacher eine Stelle als in der plastischen. Plastische ist ziemlich umkämpft, Gefäßchirurgie nicht so beliebt.

arbeiter79
22.08.2016, 16:59
Die Verbindung ACH und Trauma wird immer seltener werden denke ich, Allgemeinchirurgen werden immer weniger und dann gibts seit einigen Jahren den FA für Ortho und Trauma. Im ganz kleinen Haus kann es natürlich trotzdem sein das Ortho/Trauma/Chirurgie ein Dienst sind...
Ich kenne das aus 2 kleinen bis mittelgroßen Kliniken da waren die Ortho/Traumatologen immer diejenigen die am meisten zu tun hatten, am meisten im Dienst operiert, am meisten in der RTS gemacht und auch sonst viele Überstunden. Insgesamt sind das Häuser wo sämtliche Mehrarbeit dokumentiert und in Freitzeit (oder Geld, je nach Wunsch) abgegolten wurde.

Mein Tipp, mach Allgemeinmedizin wenn dir Zeit mit der Familie wichtig ist, Praxis bleibt Praxis, im KH kann sich immer alles ändern, z.B. wurde bei meiner ersten Arbeitsstelle Rufbereitschaft eingeführt, ich wohnte etwas weiter weg, hätte im KH bleiben müssen, ohne FZA am nächsten Tag und Diensten von Freitag bis Montag, da hab ich gekündigt, vorher war das ein entspanntes 24h Bereitschaftsdienstsystem. Genauso kann es in die andere Richtung gehen und ein Schichtsystem wird eingeführt, oder wie oben erwähnt müssen die Orthopäden plötzlich noch die ACH machen. Solchen Launen der Obrigkeit bist du in der PRaxis nicht ausgesetzt.

nordmed
23.08.2016, 10:03
Danke für die lieben und ehrlichen Antworten! :) @Fr.Pelz - wo im wilden Osten arbeitest Du denn?

... insgesamt tendiere ich ja echt momentan zu Allgemeinmedizin, da kann man ja auch Sportmedizin/kleine Chirurgie etc. machen und hat daneben auch in der Weiterbildung noch Zeit für schöne Dinge im Leben! :-D

@Michael: deine Frage wurde ja schon von Fr.Pelz beantwortet. Gefäßchirurgie ist vieeeeel einfacher, eine Stelle zu finden, selbst in den großen Städten. Das ist um mich rum immer so die Abteilung gewesen, in der Kollegen angefangen haben, die in ihrer chirurgischen "Wunschrichtung" erstmal keine Stelle gekriegt haben und schonmal Weiterbildungszeit sammeln wollten! Plastische ist da schon schwieriger...

Lava
24.08.2016, 15:25
Ich halte es in der UCh/Ortho für schwierig, eine Klinik zu finden, in der die Arbeitszeiten wirklich zuverlässig eingehalten werden. Das ist einfach schwer in einem Fach, in dem Notfälle rund um die Uhr passieren, OPs dann doch mal länger dauern als geplant, etc.
"Dienst nach Vorschrift" zu machen, wie man immer so schön sagt, ist auch leichter gesagt als getan. Aber ich kann auch nur aus meinen Erfahrungen an zwei verschiedenen Kliniken berichten.
Derzeit bin ich in der Ortho, wo man ja denken könnte, dass es da ruhiger zu geht, weil wir mehrheitlich elektive Sachen machen. Allerdings sind wir auch das Zugpferd der Klinik und müssen uns den OP nur mit den Urologen und HNO'ler teilen, wobei wir eigentlich immer Vorrang haben. Bei uns laufen fast jeden Tag ein oder zwei, manchmal sogar drei Säle in den Dienst. Der eine diensthabende Assistent kann dann auch nicht in zwei Sälen gleichzeitig sein, also muss einer zwangsläufig länger bleiben. Und das ist keine Ausnahme, sondern fast schon die Regel bei uns.
In der Unfallchirurgie in dem großen Haus, in dem ich vorher war, gab es noch ACh, Gefäß-Chir, NCh, Uro, Gyn, Auge und HNO, die immer ALLE Saäle hatten,die in den Dienst gingen. Es gab aber nach 15 Uhr nur noch maximal zwei Anästhesie Teams, so dass zwangsläufig irgendwer nicht mehr weiter machen konnte. Somit mussten wir UCH'ler in dieser Klinik selten länger bleiben wegen OP. Überstunden kamen dann höchstens wegen Stationsarbeit oder Ambulanz zustande .

chipirón
24.08.2016, 17:11
Für mich hört es sich so an, als ob du wirklich Spaß an Ortho/Uch hast...deshalb würde ich mal dazu raten, auf jeden Fall dort eine Stelle anzutreten. Wenns wirklich nicht geht zb wegen Überstunden, kannst du ja nach 6 Monaten oder so immer noch in die Allgemeinmedizin wechseln (kriegste doch alles anerkannt oder?). Aber wenn man so begeistert von einem Fach ist wie du das schreibst, sollte man das erstmal versuchen finde ich!

tragezwerg
24.08.2016, 18:26
Ich würde es auch versuchen! Wechseln kannst du immer noch.
Schlechte Arbeitsbedingungen liegen ja auch oft nicht am Fach, sondern an der (fehlenden) Struktur der einzelnen Abteilung.
Ich hab (allerdings nur als beobachtende Anästhesistin) eine völlig unstrukturierte UCH mit massig Überstunden mitbekommen, in einer anderem Klinik war es dagegen sehr entspannt und die Notfälle wurden vom Dienst gemacht und nicht durch länger bleibende Kollegen des Regeldiensts.
Hospitieren wäre bestimmt eine gute Sache, und dann einfach dem Bauchgefühl folgen! Wäre ja schade wenn du dich für immer fragst wie es wohl in der UCH/Ortho gewesen wäre!

Fr.Pelz
24.08.2016, 19:54
In der Unfallchirurgie in dem großen Haus, in dem ich vorher war, gab es noch ACh, Gefäß-Chir, NCh, Uro, Gyn, Auge und HNO, die immer ALLE Saäle hatten,die in den Dienst gingen. Es gab aber nach 15 Uhr nur noch maximal zwei Anästhesie Teams, so dass zwangsläufig irgendwer nicht mehr weiter machen konnte. Somit mussten wir UCH'ler in dieser Klinik selten länger bleiben wegen OP. .
Hier ist es ganz ähnlich, wobei natürlich von allen Disziplinen versucht wird, auch auf Druck der Anästhesie hin, das Tagesprogramm rechtzeitig zu beenden.

Nordmed: im größten Klinikum Brandenburgs ;-)

nordmed
30.08.2016, 06:49
@Fr.Pelz: Na dann liebe Grüße - da waren viele um mich rum im PJ (habe in Berlin studiert) und waren - zumindest in den operativen Fächern - alle happy! :)