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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kündigung ohne neue Stelle?



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schnauzevoll
29.08.2016, 20:33
Hey hey!
Mir ist klar, dass diese "Wie stehen meine Chancen, dass...."-Fragen immer etwas schwierig sind, aber.....

Bin aktuell noch Assistenzärztin in der Urologie, habe 1,5 Jahre in Niedersachsen hinter mir und bin jetzt seit Januar wieder in Hessen tätig. Inzwischen habe ich aber endgültig beschlossen, dass ich definitiv aus der stationären Patientenversorgung raus will. Bin gerade dabei, Bewerbungen in Sachen Radiologie rauszuschicken. Bisher habe ich noch nicht gekündigt, aber eigentlich möchte ich das dieses Jahr noch tun, denn ab Januar verlängert sich meine Kündigungszeit. Leider sind ja die Stellen in der Radiologie nicht so zahlreich vorhanden, daher habe ich mich auch schon örtlich recht weit gefächert beworben.

Da ich schon länger zienlich genervt von der Arbeit bin und schon länger mit einem Wechsel liebäugele, habe ich in weißer Voraussicht in den letzten Monaten einiges gespart und könnte damit relativ problemlos ca. 5 Monate finanziell überbrücken.

Ich bin inzwischen einfach vollkommen frustriert und will da einfach nur noch raus!

Vielleicht hat jemand Erfahrung mit Kündigung ohne eine neue Stelle in petto zu haben. Und mit ganz viel Glück hat sogar jemand einen Tipp für eine Radiologie-Stelle für eine Fachrichtungs-Wechslerin!

Danke schonmal in der Hoffnung auf ein paar hilfreiche Antworten!

Reflex
30.08.2016, 06:44
Es ist halt ein Risikospiel, wenn du ohne neue Stelle in Aussicht kündigst. Es kommt immer auf die lokalen Begebenheiten und das Fach drauf an, wie schnell man eine neue Stelle findet und auch ein Bewerbungsverfahren benötigt je nach Träger und Haus auch mal den ein oder anderen Monat mehr. Wenn du kündigts und dann nicht recht zeitig etwas findest und kein besonders gutes Polster dir angelegt hast, könnte es finzanziell ggf. allerdings mau aussehen.

Christoph_A
30.08.2016, 06:48
Wobei man ja immer noch freelancern kann. Hab das während meines Sabbaticals auch gemacht, das deckt locker die laufenden Kosten, wenn man 2 Wochen im Monat irgendwo aushilft. Also keine (finanzielle) Bange vor ner Kündigung, wenn Du Dir den Wechsel in die Radio auch gut überlegt hast. Ist auch in nicht Patientenkontakt-Fächern nicht alles Gold, was glänzt.

schnauzevoll
30.08.2016, 11:30
Wie gesagt, finanziell würde ich problemlos mindestens 5 Monate gut klar kommen.
Möchte vor allem aus diesem aktuellen Job raus, weil mir das Drumherum einfach wahnsinnig gegen den Strich geht. Es laufen dort Dinge, die so einfach nicht tragbar sind.
Persönlich habe ich einfach gemerkt, dass ich einfach keine Spaß mehr am operieren habe. Am Anfang waren das noch ganz spannend, mal irgendwo rein zu schneiden, aber der Reiz ist vollkommen weg und inzwischen gehe ich nur noch in den OP, um zwischendurch mal von Station weg zu kommen. Ich arbeite gerne mitdenken Patienten, aber dank dem ganzen Organisationskram nebenher, dem Ausbau der Abteilung mit utopischen Zusatzaufgaben bei gleichbleibender Besetzung und ohne jegliche Ansprechpartner in den oberen Reihen (da nur 1 OA + Chef, meist im OP) fallen die Patienten vollkommen hinten runter. Man kann sich meist nicht mehr um alles kümmern, vieles wird nur noch halbherzig gemacht oder unter den Tisch gekehrt.
Ich scheue mich gewiss nicht vor viel Arbeit und Stress. Mir ist auch bewusst, dass Radiologie nicht heißt, 8 Stunden am Tag die Füße hoch zu legen und immer pünktlich Feierabend zu machen. Das ist nicht mein Ziel. Aber ich möchte aus dem Trott heraus, jeden Tag frustriert zur Arbeit und nach Hause zu gehen, weil ich weiß, dass ich mich wieder zwischen Station, Aufnahmen, Notaufnahme, Chefsprechstunde, OP und Patienten- und Angehörigengesprächen (die auch meist nur schnell zwischen Tür und Angel stattfinden ) zerteilen muss.

Meine Bedenken sind eher, was ein neuer Arbeitgeber zu einer Eigenkündigung sagt. Mein Plan ist, in der freien Zeit noch einige Fortbildungen zu machen, insbesondere noch 2 spezielle Strahlenschutzgeschichten und für eine Rö-Thorax Fortbildung bin ich auch schon angemeldet. Ich hoffe einfach, dass dies auch mein festes Vorhaben und meine Motivation zeigt und dass in den nächsten Monaten irgendwo eine Radio-Stelle frei wird...

Evil
30.08.2016, 12:28
Wobei man ja immer noch freelancern kann. Hab das während meines Sabbaticals auch gemacht, das deckt locker die laufenden Kosten, wenn man 2 Wochen im Monat irgendwo aushilft. Also keine (finanzielle) Bange vor ner Kündigung, wenn Du Dir den Wechsel in die Radio auch gut überlegt hast. Ist auch in nicht Patientenkontakt-Fächern nicht alles Gold, was glänzt.
Freelancer mit nur 1,5 Jahren Berufserfahrung haben es aber deutlich schwerer als Du damals kurz vorm Facharzt ;-)

RocuRoNium
30.08.2016, 13:27
Ich denke, dass eine Eigenkündigung definitiv besser ist als gefeuert zu werden! :)
Wenn du wirklich das Fach wechseln willst, musst du ja kündigen, geht nicht anders.
Was die Radiologie-Stelle angeht: frag mal in Braunschweig nach, die haben dringend jemanden zum 01.08. gesucht, weiß nicht, ob die Stelle schon besetzt ist.
Wünsche dir auf jeden fall alles Gute!

Evil
30.08.2016, 13:32
Ich denke, dass eine Eigenkündigung definitiv besser ist als gefeuert zu werden! :)
Dann gibt es 3 Monate lang kein ALG, daran sollte man denken.

Christoph_A
31.08.2016, 06:47
@ Evil: Das ist mir schon klar, dennoch kein Ding der Unmöglichkeit. Alleine in dem kleinen KH, in dem wir unsere Belegbetten haben, sind einige Freelancer mit unter 3 Jahren Berufserfahrung in allen Fachabteilungen unterwegs, sehe da, bei ein bisschen Flexibilität, kein allzu großes Problem.

querfeldein
04.09.2016, 20:57
schnauzevoll - mir geht Ähnliches durch den Kopf, daher bin ich natürlich sehr gespannt zu hören, wie es bei dir läuft. Hast du inzwischen schon Rückmeldungen zu deinen Bewerbungen erhalten? Gab's irgendwelche Kommentare zur Eigenkündigung? Liebe Grüße und weiterhin viel Erfolg für deine Pläne!!!

wischmopp
05.09.2016, 17:12
Ich habe letztes Jahr ohne neue Stelle gekündigt (Innere) mit Frist von 2 Wochen aufgrund miserabelster Bedingungen.

Ab diesem Termin habe ich nichts anderes getan als mich zu bewerben, zu telefonieren und zu Gesprächen zu gehen (München, Stellensituation nicht soo rosig).

Und es hat übergangslos geklappt! Ich würde es immer wieder so machen, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!

querfeldein
05.09.2016, 19:17
@wischmopp, danke für's Mutmachen :-) Ja, wahrscheinlich hast du recht, wenn man an dem Punkt ist, wo man ehrlich spürt - so geht es nicht - dann braucht man sich auch nichts weiter vorzumachen.

epeline
07.09.2016, 15:07
Hat eine gute Freundin von mir gemacht und sich bewusst auch ein paar Monate Auszeit genommen. Hat ihr gut getan und sie für den Neuanfang eher motiviert.
Wenn du finanziell wirklich gut abgesichert bist und wirklich sehr unglücklich bist, würde ich es wohl wagen.

querfeldein
07.09.2016, 16:40
Gegen eine Auszeit hätte ich auch nichts einzuwenden :)

LasseReinböng
08.09.2016, 18:16
Hat man denn nicht bei einer eigenstündigen Kündigung zumindest Anrecht auf ALG-II ( sofern Privatvermögen unterhalb der Grenze liegt) ?

Fr.Pelz
08.09.2016, 18:36
Könnte es nicht auch an der aktuellen Klinik liegen, dass du die Schnauze voll hast?
Hier sind die Urologen jedenfalls deutlich entspannter.
In der Radiologie hier wäre auch noch was frei, ist aber vermutlich nicht deine Region. Jedenfalls weit weg von Hessen.

Evil
08.09.2016, 22:24
Hat man denn nicht bei einer eigenstündigen Kündigung zumindest Anrecht auf ALG-II ( sofern Privatvermögen unterhalb der Grenze liegt) ?
Doch, aber erst nach Ablauf der dreimonatigen Sperrfrist.

Jan B.
21.09.2016, 19:33
Bin zwar der xte hier, aber ich kann auch nur nochmal empfehlen direkt zu kündigen. Kann deinen Wunsch "einfach nur raus" sehr gut nachvollziehen. Hab ich auch schon so gemacht.
Wenn du als Berufsanfängerin eine Stelle gefunden hast, wirst du mit ein bisschen Erfahrung auch etwas finden. Deine Kündigung kannst du mit dem angestrebten Fachwechsel ja auch sehr gut begründen.
Eine Auszeit kannst du sowieso gebrauchen und wenn man noch arbeitet ist das mit den Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen auch viel zu stressig.

dmtec
21.09.2016, 20:56
Ich kann deinen Wunsch nur nachvollziehen. Wenn man um 3 Uhr nachts eine Harnblasentamponade ausräumt, denkt man doch öfters über einen Fachrichtungswechsel nach.
Aber denke mal drüber nach, ob das Ziel "noch ein paar Jahre dann bin ich-" Facharzt nicht alles besser machen würde? Wieviel deines Jobs kotzt dich wirklich die gesamte Stationäre Krankenversorgung an ? Sind wir nicht alle aus einem bestimmten Grund Urologen geworden? ;-)

Ich überlege mir auch den Wechsel von Uro zu Radio, weil man doch mit den Jungs und Mädels im CT öfters mal schnackt, und das mir subjektiv immer als echt cooler Job vorkommt. Klar - jeder Radiologie-Assistent wird jetzt locker die Downsides des Jobs aufzählen können.

Mein Tip. Gespräch mit dem Chef und um Kündigung bitten, ALG1 kassieren, Stelle suchen, hospitieren etc. - Wenn du nicht gerade in ner Großstadt wohnst dann kannste ja deine Stelle aussuchen.

Viel Erfolg

Spiral Architect
06.11.2016, 18:35
Hallo schnauzevoll,

zur Zeit befinde ich mich am gleichen Punkt wie Du und querfeldein. Die Patientenversorgung und mein Fach (ebenfalls Neurologie) bereiten mir gar keine Freude mehr und ich überlege, den Arztberuf komplett an den Nagel zu hängen und mich beruflich umzuorientieren (auch wenn ich immer schmeichelhafte Rückmeldungen erhielt: Etwas deplatziert fühlte ich mich immer). Mit einer Kündigung ohne neue Stelle oder zumindest Perspektive tue ich mich auch schwer. Allerdings habe ich schon zwei Jahre Weiterbildung hinter mir und sage mir, dass ich die ein/zwei Monate auch noch durchhalte. Vielleicht hilft es, zu hospitieren (bei Euch: Radiologie) oder einen kurzen Auslandsaufenthalt zu planen, der Luft für eine Standortbestimmung gibt?

Spiral Architect
06.11.2016, 18:39
Was ich vergaß: Wenn man um Kündigung bittet, sitzt der Chef mitunter (i.e. dass es auf den Chef ankommt) am längeren Hebel. Dies würde ich immer nur kurz vor Ablauf der Vorlaufsfrist tun. Ein Kollege aus meiner Abteilung hatte sich zuvor nicht über die Kündigungsfristen informiert (immer zum Quartalsende mit 6wöchiger Frist) und wurde bis zum letzten Arbeitstag böse gegängelt.