ehem-user-11022019-1151
31.08.2016, 21:49
Hallo :)
ich wollte euch mal einen kleinen Überblick über das Studium in Riga, speziell an der RSU geben.
Es gibt zwei Unis, einmal die LU (University of Latvia) und die RSU (Riga Stradins University). Einiges ist ähnlich, doch das Curriculum ist ziemlich verschieden und da ich an der RSU studiere, werde ich logischerweise nur von der RUS berichten :) Im Moment befinde ich mich noch in der Vorklinik und kann noch nicht viel über das gesamte Studium schreiben.
Bewerbung
Steht alles ziemlich ausführlich auf der Internetseite. Kurz zusammengefasst:
- Abitur (in englisch übersetzt!!)
- naturwissenschaftliche Fächer mind 1 Jahr (besonders Chemie und Bio, aber Mathe und Physik wären auch gut)
- Sprachkenntnisse (Englisch im Abitur genügt, ansonsten Nachweis via Test; entfällt bei internationalem Abitur bzw. wenn das Abitur in englisch oder in einem Land, dessen Landessprache englisch ist, abgelegt worden ist)
- Bewerbungsschreiben (normal, mit Motivation etc. In englisch :) )
- zwei Empfehlungsschreiben
- Gesundheitsattest
- Passkopien und Passbilder
- online Bewerbung ausdrucken
- NC: gibt verschiedene Gerüchte. Manche sagen, es sei egal, andere, dass es einen NC gibt. In meinem Semester ist eine bunte Mischung von 1,5-3,x, also alles eine Frage der Bewerbung, würde ich sagen.
Gebühren
- für die Übersetzungen (bei mir 100€)
- Bewerbungsgebühr: 100€
- Einschreibegebühr ("registration administration fee", wird u.a für die Immigration benötigt): 1500€
- Security deposit: 300€ (bekommt man zurück)
- Semstergebühren: erstes Jahr 4500/Semester, Jahr 2-5 5000/Semester, Jahr 6 wenn man die Jahre vorher immatrikuliert war 4000/Semester
Ersti-Woche
Geht meist Di-Freitag mit unterschiedlichem Angebot. Drin ist auf jedenfall
- Begrüßung
- Kennenlernen der Uni durch Spiele
- Unterzeichnen des Vertrags
- Ausgabe der Bustickets (Bekommen ein elektronisches, personalisiertes Ticket, erhalten damit 50% Rabatt, zahlen für ein Monat im Moment 16€ für Transport innerhalb Riga
- Erstellen der student cards (gibt es am ersten richtigen Uni-Tag)
- Wählen der semester leader und der group leader (später mehr dazu)
- Information über Land und Leute
- Infostände über Gruppen, Wohnen, Gesundheit
- Wichtige Informationen zur Immigration
- Abendliche Aktivitäten (meist Kino, Kneipentour, Welcome-Party)
Immigration
Hier gibt die Uni umfassende Informationen, man hat ungefähr 3 Monate Zeit, sich darum zu kümmern. Man muss einen Antrag ausfüllen, Foto und Krankenversicherung mitnehmen und beim Amt abgeben. Zwei Wochen später hat man eine lettische ID :)
Krankenversicherung
für die Immigration braucht man eine KV, die im Todesfall die Kosten für Beerdigung und/oder Rückholung übernimmt, kann man hier in Lettland abschließen, kostet 25-30€/Jahr.
Ich habe noch eine private KV abgeschlossen, weil man meistens zahlen muss, wenn man zum Arzt geht, auch die Letten zahlen hier. Es wird auch von den deutschen KK nicht alles übernommen. Von dem her lohnt es sich, eine private KV abzuschließen, gerade was die Rückholung angeht.
Group-Leader/Semester-Leader/Gruppen
Das ganze Semester ist in Gruppen unterteilt, die alle Classes gemeinsam haben. Jede Gruppe hat einen "Sprecher" und jedes Semester einen Group-Leader, der vom ganzen Semester gewählt wird und die Verbindung zum Dekan, etc ist.
Sprache, Unterhalt, Wohnen
Die Unterrichtssprache ist Englisch. Viele Profs verstehen aber auch Deutsch (aufpassen!). Es ist wirklich so, dass man sich sehr sehr schnell in das Englische reinfindet. Ich habe nie gerne englisch geredet, hier bin ich gezwungen, englisch zu sprechen. Viel Literatur ist in englisch und was man nicht versteht, schlägt man nach. In den Klausuren geht es nicht in erster Linie um einwandfreie Grammatik sonder um den Inhalt :) Außerdem kann man auch mit deutscher Literatur lernen, auch ein deutscher Anatomie-Atlas ist nicht verkehrt. Ich hatte bisher wenige Probleme, deutsches Wissen in englisch zu schreiben :)
Die Menschen sprechen lettisch und viele auch russisch, besonders die älterere Bevölkerung. Mit den jüngeren kann man sich auch gut auf englisch verständigen, ich hatte bisher mit der Sprache wenig Probleme (liegt aber daran, dass ich zweisprachig aufgewachen bin).
Der Unterhalt ist hier etwas günstiger als in westlichen Hauptstädten, würde ich mal behaupten. Die Leute verdienen hier aber auch wesentlich weniger. Lebensmittel bekommt man hier wie überall. Gemüse ist manchmal teuer, viel teurer als in Deutschland, jedoch bekommt man auf dem Markt das frische Essen zu sehr guten Preisen. Ich habe gehört, dass Fleisch verhältnismäßig günstig ist (bin Vegetarier, deshalb keine Ahnung).
Bafög
Gleiches Prozedere wie in Deutschland. Es gibt Annehmlichkeiten wie Geld für An-und Abreise (nur einmal), der Satz ist höher, Übernahme der Studiengebühren (einmalig 4600€, muss man nicht zurückzahlen). Also wer kein Bafög beantragt ist selber schuld, außer man hat wirklich zu viel Geld, Vermögen oder ähnliches.
Studium
Ich habe keinen Vergleich zu Deutschland, aber ich weiß, dass das Studium auch ziemlich verschult und das Semester in Gruppen eingeteilt ist, ob in so kleine wie unsere, weiß ich nicht.
Jede Gruppe besteht aus 10-15 Studenten. Wir haben in jedem Fach zum einem die Vorlesungen und zum andern die Pflichveranstaltungen, d.h. Seminare und Praktikum "Practice" oder "Classes".
Diese finden je nach Fach manchmal jede Woche (z.B Anatomie, Histo, Bio, Chemie, Physik, BC) statt oder nur einigemale (Philosophie, History of Medicine...) statt.
Fächer
Anatomie
Drei Semester, 1. Bewegungsapparat, 2. ZNS und Bauch 3. Leitungsbahnen, wir machen Unterricht an der Leiche, aber haben keinen Präpkurs, leider.
Insgesamt werden hier zwei Examen (1. und 3.) und 6 Colloqiuien geschrieben (später mehr dazu).
Colloquien haben immer einen praktischen Teil (es werden Strukturen abgefragt, die muss man richtig zeigen) und einen schriftlichen (MCQ).
Cell Bio und Histo
1. Semester Cell Bio: Vorlesungen, drei Praktika-Tage und zum Schluss ein MCQ Examen mit 100 (oder 150?!) Fragen.
2.+3 Semester: Histo mit Vorlesungen, über das ganze Semester einmal wöchentlich 2:15h Practice, insgesamt 4 Colloquien und ein Examen im dritten Semester
Molekular Bio und Genetik
Geht über zwei Semester, hier auch vier Colloquien und zwei Examen, im ersten eher mol. Bio, im zweiten dann Genetik. Insgesamt ca. 14. Praktika-Tage á 90min (je Semester)
Sprachen
Latein geht über zwei Semster (1+2) und Lettisch bis zum 3. Semester. Je im 2. bzw. 3. Semester Abschluss- Examen, ansonsten je Semester und Fach mind 1. Colloqium, bzw. eines als Semestertest.
History of Medicine
ist ein bisschen ein Chiller-Fach.. da hört man sich bisschen was an und sagt bisschen was und schreibt eine kleine Ausarbeitung oder schreibt den Eid des Hippokrates um. In meinen Augen ziemlich unnötig, geht über zwei Semester
Philosophie
Ist eigentlich ziemlich interessant, aber wenn man viele andere und wichtige Fächer zu lernen hat, hat man darauf wenig Lust. Besteht aus 5 oder 6 Seminaren pro 1. und 2. Semester, schließt mit einem kleinen Colloqium ab, es besteht in den Seminaren REDEPFLICHT sonst muss man eine Strafarbeit machen.
Chemie
Nur im ersten Semester, ist eigentlich ziemlich chillig. Vorlesungen und Practice (auch hier jede Woche 2:15h bis zum bitteren Ende). Insgesamt 3 Colloqien und ein End-Examen. Das Praktikum läuft ziemlich enspannt, die sind hier nicht so streng, was Chemie angeht, aber man lernt auch nicht soo viel (jedenfalls bei meinem Dozenten). Mit bisschen Grundwissen und Lernen besteht man den Kurs.
Physik
1. und 2. Semester. Im ersten Semester mussten wir einen Vortrag machen und immer zu den Versuchen ein Protokoll anfertigen. Hatten eine sehr entspannte Dozentin. Zweites Semesters ist ähnlich, hier gibt es dann das End-Examen.
BC
Im 2. Semester. Zwei Colloqiuen, zwei Tests, am Ende das Examen. Das Department ist ziemlich okay.
First Aid
Ist im ersten Semester, läuft wie in Deutschland beim LSM-Kurs, war auch enspannt, eine kleine Prüfung.
Genetik
Ist eine Fortführung des Biokurses, muss man in dritten Semester belegen, hier gibt es auch Colloqiuen (glaube 2 oder 3) und ein Examen.
Physiologie
Geht über das 3. und 4. Semester. Hier werden (meist) wöchentliche Tests geschrieben, es gibt mehrere Colloquien und in beiden (bin mir aber nicht sicher) Semester ein Examen (das im 4. ist das End-Examen).
Mikrobio
Im Gegensatz zu Deutschland haben wir das schon in der VK, das geht hier auch über das 3. und 4. Semester, ist ein ziemlich anstrengendes Fach mit hoher Durchfallquote bzw. gerade so bestanden. Auch hier, soweit ich weiß, je Semester zwei Colloq. und mind. ein Examen im 4. (ob im dritten bin ich mir gerade nicht so sicher).
Path-Ana "Pathology and Biopsy Course
Fängt im 4. Semester an und geht im 5. weiter. Hier auch, wie in fast jedem Kurs, Colloq. und mind. ein Examen (im. 5. zum Abschluss).
Einführung in die Medizin
Gibts auch ab dem 4. Semester, geht aber im 5. weiter (deshalb schwierig mit der Anerkennung in Deutschland).
Communication Psychology
Beginnt auch im 4. Semester und geht (glaube ich) auch über zwei Semester.
Embryo
Ein Semester und zwar im 4. Auch hier soweit ich weiß 2. Colloq und ein End-Examen.
Wahlfächer
Hier muss man ziemlich aufpassen. Im ersten Semester ist das ziemlich egal. Jedoch haben wir hier keine Fächer wie Soz/Psych. so müssen wir das über die Wahlfächer abdecken. Im zweiten soll man Psychologie wählen, im dritten Sozio, das gibt dann einen Schein.
Im vierten muss man, je nach Bundesland heißt es, Cell Metabolism (anscheinend für den BC-Schein) wählen, da weiß ich auch nicht so genau, was jetzt richtig ist.
Examen, Tests, Colloqium Benotungen
- Hier gibt es ein 10-Punkte-System, 4 ist die Bestehensgrenze (55%).
- Collq: Anzahl variiert je Fach, können zweimal wiederholt werden, nach dem dritten Versuch (mündlich) ist für dieses Fach Schluss
- Examen: hier gibt es zwei Versuche, wann welches Examen geschrieben wird, hängt vom Fach ab
- Test: sind meistens immer wiederholbar, gerade in Physio jedoch sollte man es nicht darauf ankommen lassen, denn es kann sein, dass man alle Tests aufeinmal schreiben muss und ohne Tests kein Colloq und ohne Colloq kein Examen :)
- In manchen Fächern gibt es einen "Autopass". Bekommt man in den Colloq. 7+ Punkte, muss mein kein Examen am Ende des Semesters schreiben. In Anatomie muss man dann am Ende (1. und 3.) statt der schriftlichen eine kleine mündlich-praktische Prüfung machen, in Histo ist es im 3. Semester ähnlich. Aber bevor jemand das unfair findet, es ist nicht einfach, immer über 80% (in allen Colloq, nicht im Schnitt) zu sein ;)
- Wenn man durchgefallen ist, ist man durchgefallen, früher musste man das Semester wiederholen und durfte keine Kurse im nächsten Semester belegen. Das wurde bisschen gelockert und man kann z.B. wenn man in Mol. Bio (1. Sem) durchgefallen ist, das 2. Semester normal machen und die Classe in Mol Bio im ersten Semester wiederholen und das Examen schreiben, jedoch kann man kein Mol Bio Kurs im 2. Semester belegen sondern dann erst, wenn man den ersten Kurs bestanden hat. Ist eine Colloq. nicht vor der Examensperiode geschrieben worden, ist man durchgefallen, hat man das Examen nicht innerhalb der Periode geschafft, ist man durchgefallen. Es gibt die Möglichkeit, eine Verlängerung zu beantragen.
Anerkennung Deutschland, Wechsel
Normalerweise werden alle Kurse anerkannt, habe bisher wenig gegenteiliges gehört. Der Wechsel ist genauso wie aus allen anderen Ländern: schwierig. Wenn was frei wird, kann man was bekommen, man muss auch Glück haben. Je nach Uni wird man als Quereinsteiger (ist deutlich schwieriger) oder Wechsler eingestuft.
Ich hoffe, ich habe euch einen Überblick geben können. Ich kenne mich noch nicht so gut im 3. und 4. Semester aus, deswegen sind da die Infos spärlich. Das dritte Semester scheint wegen der wenigen Seminare und Praktika chillig, jedoch ist es ein ziemlich zeitintensives und unglaublich anstrengendes Semester mit vielen Klausuren.
Man bekommt eine gute Grundlage und das Studium ist machbar. Jedoch spielt die Sprache trotz allem eine Rolle, auch wenn es kein Hinderungsgrund ist.
Wir müssen hier auch wie die deutschen Studenten lernen und eine gute Leistung bringen (auch wenn wir zahlen, bekommen wir nichts geschenkt).
Wir haben zudem Seminare und Praktikum in einem, also in den Classes, deshalb habe ich das nicht einzeln aufgeführt.
ich wollte euch mal einen kleinen Überblick über das Studium in Riga, speziell an der RSU geben.
Es gibt zwei Unis, einmal die LU (University of Latvia) und die RSU (Riga Stradins University). Einiges ist ähnlich, doch das Curriculum ist ziemlich verschieden und da ich an der RSU studiere, werde ich logischerweise nur von der RUS berichten :) Im Moment befinde ich mich noch in der Vorklinik und kann noch nicht viel über das gesamte Studium schreiben.
Bewerbung
Steht alles ziemlich ausführlich auf der Internetseite. Kurz zusammengefasst:
- Abitur (in englisch übersetzt!!)
- naturwissenschaftliche Fächer mind 1 Jahr (besonders Chemie und Bio, aber Mathe und Physik wären auch gut)
- Sprachkenntnisse (Englisch im Abitur genügt, ansonsten Nachweis via Test; entfällt bei internationalem Abitur bzw. wenn das Abitur in englisch oder in einem Land, dessen Landessprache englisch ist, abgelegt worden ist)
- Bewerbungsschreiben (normal, mit Motivation etc. In englisch :) )
- zwei Empfehlungsschreiben
- Gesundheitsattest
- Passkopien und Passbilder
- online Bewerbung ausdrucken
- NC: gibt verschiedene Gerüchte. Manche sagen, es sei egal, andere, dass es einen NC gibt. In meinem Semester ist eine bunte Mischung von 1,5-3,x, also alles eine Frage der Bewerbung, würde ich sagen.
Gebühren
- für die Übersetzungen (bei mir 100€)
- Bewerbungsgebühr: 100€
- Einschreibegebühr ("registration administration fee", wird u.a für die Immigration benötigt): 1500€
- Security deposit: 300€ (bekommt man zurück)
- Semstergebühren: erstes Jahr 4500/Semester, Jahr 2-5 5000/Semester, Jahr 6 wenn man die Jahre vorher immatrikuliert war 4000/Semester
Ersti-Woche
Geht meist Di-Freitag mit unterschiedlichem Angebot. Drin ist auf jedenfall
- Begrüßung
- Kennenlernen der Uni durch Spiele
- Unterzeichnen des Vertrags
- Ausgabe der Bustickets (Bekommen ein elektronisches, personalisiertes Ticket, erhalten damit 50% Rabatt, zahlen für ein Monat im Moment 16€ für Transport innerhalb Riga
- Erstellen der student cards (gibt es am ersten richtigen Uni-Tag)
- Wählen der semester leader und der group leader (später mehr dazu)
- Information über Land und Leute
- Infostände über Gruppen, Wohnen, Gesundheit
- Wichtige Informationen zur Immigration
- Abendliche Aktivitäten (meist Kino, Kneipentour, Welcome-Party)
Immigration
Hier gibt die Uni umfassende Informationen, man hat ungefähr 3 Monate Zeit, sich darum zu kümmern. Man muss einen Antrag ausfüllen, Foto und Krankenversicherung mitnehmen und beim Amt abgeben. Zwei Wochen später hat man eine lettische ID :)
Krankenversicherung
für die Immigration braucht man eine KV, die im Todesfall die Kosten für Beerdigung und/oder Rückholung übernimmt, kann man hier in Lettland abschließen, kostet 25-30€/Jahr.
Ich habe noch eine private KV abgeschlossen, weil man meistens zahlen muss, wenn man zum Arzt geht, auch die Letten zahlen hier. Es wird auch von den deutschen KK nicht alles übernommen. Von dem her lohnt es sich, eine private KV abzuschließen, gerade was die Rückholung angeht.
Group-Leader/Semester-Leader/Gruppen
Das ganze Semester ist in Gruppen unterteilt, die alle Classes gemeinsam haben. Jede Gruppe hat einen "Sprecher" und jedes Semester einen Group-Leader, der vom ganzen Semester gewählt wird und die Verbindung zum Dekan, etc ist.
Sprache, Unterhalt, Wohnen
Die Unterrichtssprache ist Englisch. Viele Profs verstehen aber auch Deutsch (aufpassen!). Es ist wirklich so, dass man sich sehr sehr schnell in das Englische reinfindet. Ich habe nie gerne englisch geredet, hier bin ich gezwungen, englisch zu sprechen. Viel Literatur ist in englisch und was man nicht versteht, schlägt man nach. In den Klausuren geht es nicht in erster Linie um einwandfreie Grammatik sonder um den Inhalt :) Außerdem kann man auch mit deutscher Literatur lernen, auch ein deutscher Anatomie-Atlas ist nicht verkehrt. Ich hatte bisher wenige Probleme, deutsches Wissen in englisch zu schreiben :)
Die Menschen sprechen lettisch und viele auch russisch, besonders die älterere Bevölkerung. Mit den jüngeren kann man sich auch gut auf englisch verständigen, ich hatte bisher mit der Sprache wenig Probleme (liegt aber daran, dass ich zweisprachig aufgewachen bin).
Der Unterhalt ist hier etwas günstiger als in westlichen Hauptstädten, würde ich mal behaupten. Die Leute verdienen hier aber auch wesentlich weniger. Lebensmittel bekommt man hier wie überall. Gemüse ist manchmal teuer, viel teurer als in Deutschland, jedoch bekommt man auf dem Markt das frische Essen zu sehr guten Preisen. Ich habe gehört, dass Fleisch verhältnismäßig günstig ist (bin Vegetarier, deshalb keine Ahnung).
Bafög
Gleiches Prozedere wie in Deutschland. Es gibt Annehmlichkeiten wie Geld für An-und Abreise (nur einmal), der Satz ist höher, Übernahme der Studiengebühren (einmalig 4600€, muss man nicht zurückzahlen). Also wer kein Bafög beantragt ist selber schuld, außer man hat wirklich zu viel Geld, Vermögen oder ähnliches.
Studium
Ich habe keinen Vergleich zu Deutschland, aber ich weiß, dass das Studium auch ziemlich verschult und das Semester in Gruppen eingeteilt ist, ob in so kleine wie unsere, weiß ich nicht.
Jede Gruppe besteht aus 10-15 Studenten. Wir haben in jedem Fach zum einem die Vorlesungen und zum andern die Pflichveranstaltungen, d.h. Seminare und Praktikum "Practice" oder "Classes".
Diese finden je nach Fach manchmal jede Woche (z.B Anatomie, Histo, Bio, Chemie, Physik, BC) statt oder nur einigemale (Philosophie, History of Medicine...) statt.
Fächer
Anatomie
Drei Semester, 1. Bewegungsapparat, 2. ZNS und Bauch 3. Leitungsbahnen, wir machen Unterricht an der Leiche, aber haben keinen Präpkurs, leider.
Insgesamt werden hier zwei Examen (1. und 3.) und 6 Colloqiuien geschrieben (später mehr dazu).
Colloquien haben immer einen praktischen Teil (es werden Strukturen abgefragt, die muss man richtig zeigen) und einen schriftlichen (MCQ).
Cell Bio und Histo
1. Semester Cell Bio: Vorlesungen, drei Praktika-Tage und zum Schluss ein MCQ Examen mit 100 (oder 150?!) Fragen.
2.+3 Semester: Histo mit Vorlesungen, über das ganze Semester einmal wöchentlich 2:15h Practice, insgesamt 4 Colloquien und ein Examen im dritten Semester
Molekular Bio und Genetik
Geht über zwei Semester, hier auch vier Colloquien und zwei Examen, im ersten eher mol. Bio, im zweiten dann Genetik. Insgesamt ca. 14. Praktika-Tage á 90min (je Semester)
Sprachen
Latein geht über zwei Semster (1+2) und Lettisch bis zum 3. Semester. Je im 2. bzw. 3. Semester Abschluss- Examen, ansonsten je Semester und Fach mind 1. Colloqium, bzw. eines als Semestertest.
History of Medicine
ist ein bisschen ein Chiller-Fach.. da hört man sich bisschen was an und sagt bisschen was und schreibt eine kleine Ausarbeitung oder schreibt den Eid des Hippokrates um. In meinen Augen ziemlich unnötig, geht über zwei Semester
Philosophie
Ist eigentlich ziemlich interessant, aber wenn man viele andere und wichtige Fächer zu lernen hat, hat man darauf wenig Lust. Besteht aus 5 oder 6 Seminaren pro 1. und 2. Semester, schließt mit einem kleinen Colloqium ab, es besteht in den Seminaren REDEPFLICHT sonst muss man eine Strafarbeit machen.
Chemie
Nur im ersten Semester, ist eigentlich ziemlich chillig. Vorlesungen und Practice (auch hier jede Woche 2:15h bis zum bitteren Ende). Insgesamt 3 Colloqien und ein End-Examen. Das Praktikum läuft ziemlich enspannt, die sind hier nicht so streng, was Chemie angeht, aber man lernt auch nicht soo viel (jedenfalls bei meinem Dozenten). Mit bisschen Grundwissen und Lernen besteht man den Kurs.
Physik
1. und 2. Semester. Im ersten Semester mussten wir einen Vortrag machen und immer zu den Versuchen ein Protokoll anfertigen. Hatten eine sehr entspannte Dozentin. Zweites Semesters ist ähnlich, hier gibt es dann das End-Examen.
BC
Im 2. Semester. Zwei Colloqiuen, zwei Tests, am Ende das Examen. Das Department ist ziemlich okay.
First Aid
Ist im ersten Semester, läuft wie in Deutschland beim LSM-Kurs, war auch enspannt, eine kleine Prüfung.
Genetik
Ist eine Fortführung des Biokurses, muss man in dritten Semester belegen, hier gibt es auch Colloqiuen (glaube 2 oder 3) und ein Examen.
Physiologie
Geht über das 3. und 4. Semester. Hier werden (meist) wöchentliche Tests geschrieben, es gibt mehrere Colloquien und in beiden (bin mir aber nicht sicher) Semester ein Examen (das im 4. ist das End-Examen).
Mikrobio
Im Gegensatz zu Deutschland haben wir das schon in der VK, das geht hier auch über das 3. und 4. Semester, ist ein ziemlich anstrengendes Fach mit hoher Durchfallquote bzw. gerade so bestanden. Auch hier, soweit ich weiß, je Semester zwei Colloq. und mind. ein Examen im 4. (ob im dritten bin ich mir gerade nicht so sicher).
Path-Ana "Pathology and Biopsy Course
Fängt im 4. Semester an und geht im 5. weiter. Hier auch, wie in fast jedem Kurs, Colloq. und mind. ein Examen (im. 5. zum Abschluss).
Einführung in die Medizin
Gibts auch ab dem 4. Semester, geht aber im 5. weiter (deshalb schwierig mit der Anerkennung in Deutschland).
Communication Psychology
Beginnt auch im 4. Semester und geht (glaube ich) auch über zwei Semester.
Embryo
Ein Semester und zwar im 4. Auch hier soweit ich weiß 2. Colloq und ein End-Examen.
Wahlfächer
Hier muss man ziemlich aufpassen. Im ersten Semester ist das ziemlich egal. Jedoch haben wir hier keine Fächer wie Soz/Psych. so müssen wir das über die Wahlfächer abdecken. Im zweiten soll man Psychologie wählen, im dritten Sozio, das gibt dann einen Schein.
Im vierten muss man, je nach Bundesland heißt es, Cell Metabolism (anscheinend für den BC-Schein) wählen, da weiß ich auch nicht so genau, was jetzt richtig ist.
Examen, Tests, Colloqium Benotungen
- Hier gibt es ein 10-Punkte-System, 4 ist die Bestehensgrenze (55%).
- Collq: Anzahl variiert je Fach, können zweimal wiederholt werden, nach dem dritten Versuch (mündlich) ist für dieses Fach Schluss
- Examen: hier gibt es zwei Versuche, wann welches Examen geschrieben wird, hängt vom Fach ab
- Test: sind meistens immer wiederholbar, gerade in Physio jedoch sollte man es nicht darauf ankommen lassen, denn es kann sein, dass man alle Tests aufeinmal schreiben muss und ohne Tests kein Colloq und ohne Colloq kein Examen :)
- In manchen Fächern gibt es einen "Autopass". Bekommt man in den Colloq. 7+ Punkte, muss mein kein Examen am Ende des Semesters schreiben. In Anatomie muss man dann am Ende (1. und 3.) statt der schriftlichen eine kleine mündlich-praktische Prüfung machen, in Histo ist es im 3. Semester ähnlich. Aber bevor jemand das unfair findet, es ist nicht einfach, immer über 80% (in allen Colloq, nicht im Schnitt) zu sein ;)
- Wenn man durchgefallen ist, ist man durchgefallen, früher musste man das Semester wiederholen und durfte keine Kurse im nächsten Semester belegen. Das wurde bisschen gelockert und man kann z.B. wenn man in Mol. Bio (1. Sem) durchgefallen ist, das 2. Semester normal machen und die Classe in Mol Bio im ersten Semester wiederholen und das Examen schreiben, jedoch kann man kein Mol Bio Kurs im 2. Semester belegen sondern dann erst, wenn man den ersten Kurs bestanden hat. Ist eine Colloq. nicht vor der Examensperiode geschrieben worden, ist man durchgefallen, hat man das Examen nicht innerhalb der Periode geschafft, ist man durchgefallen. Es gibt die Möglichkeit, eine Verlängerung zu beantragen.
Anerkennung Deutschland, Wechsel
Normalerweise werden alle Kurse anerkannt, habe bisher wenig gegenteiliges gehört. Der Wechsel ist genauso wie aus allen anderen Ländern: schwierig. Wenn was frei wird, kann man was bekommen, man muss auch Glück haben. Je nach Uni wird man als Quereinsteiger (ist deutlich schwieriger) oder Wechsler eingestuft.
Ich hoffe, ich habe euch einen Überblick geben können. Ich kenne mich noch nicht so gut im 3. und 4. Semester aus, deswegen sind da die Infos spärlich. Das dritte Semester scheint wegen der wenigen Seminare und Praktika chillig, jedoch ist es ein ziemlich zeitintensives und unglaublich anstrengendes Semester mit vielen Klausuren.
Man bekommt eine gute Grundlage und das Studium ist machbar. Jedoch spielt die Sprache trotz allem eine Rolle, auch wenn es kein Hinderungsgrund ist.
Wir müssen hier auch wie die deutschen Studenten lernen und eine gute Leistung bringen (auch wenn wir zahlen, bekommen wir nichts geschenkt).
Wir haben zudem Seminare und Praktikum in einem, also in den Classes, deshalb habe ich das nicht einzeln aufgeführt.