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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ausbildung zum Notfallsanitäter



Hambro
11.09.2016, 16:44
Hallo liebe Forenmitglieder,

ich habe vor - wenn ich keinen Medizinstudienplatz erhalten werde - eine Ausbildung zum Notfallsanitäter zu absolvieren. Eigentlich habe ich fest vor, Medizin zu studieren um danach als Notarzt fahren zu dürfen. Leider muss ich aber davon ausgehen, dass ich nicht direkt einen Platz erhalten werde.

Ich habe mich über den Beruf des Notfallsanitäters informiert und festgestellt, dass dieser Beruf eine echte Alternative (zumindest vorerst) zum Studium für mich sein könnte.

Allerdings überlege ich zur Zeit, ob das wirklich die richtige Entscheidung wäre (abgesehen von der medizinischen Ausbildung), zumal der empfohlene Schulabschluss die mittlere Reife (Realschulabschluss) ist. Desweiteren frage ich mich, was man denn als Notfallsanitäter verdient bzw. verdienen kann? Die Ausbildungsvergütung ist ja eigentlich überdurchschnittlich gut, nur bei dem späteren Gehalt finde ich im Internet nur "Höchstgehälter" von ca. 1800€ Netto.

Ich weiß, dass man die Entscheidung nicht davon abhängig machen soll, nur möchte ich später nicht immer auf jeden Cent achten müssen und mir auch mal einen Urlaub erlauben können.

Ich stelle einfach mal einige Fragen, vielleicht ist ja der ein oder andere Notfallsanitäter unter euch:

- Werden Bewerber mit Hochschulreife (Abitur) eher genommen als Bewerber mit Realschulabschluss?
- Gilt aufgrund der Hochschulreife eine andere Entgeltgruppe o.Ä.?
- Gibt es hier Notfallsanitäter, die über die Bezahlung berichten können?

Vielen Dank im Voraus,
Liebe Grüße

ehem-user-11022019-1151
11.09.2016, 21:33
Allerdings überlege ich zur Zeit, ob das wirklich die richtige Entscheidung wäre (abgesehen von der medizinischen Ausbildung), zumal der empfohlene Schulabschluss die mittlere Reife (Realschulabschluss) ist.

Hallo :)
du wirst keine medizinische Ausbildung finden, in der die Bedingung höher als Mittlere Reife ist.
Wenn du eine Ausbildung machen möchtest, musst du in Kauf nehmen, dass du schulisch "überqualifiziert" bist
(für Abiturienten gibt es die Möglichkeit, ein duales Studium in der Ausbildung anzufangen, das kommt bei dir ja eher nicht in Frage.


Werden Bewerber mit Hochschulreife (Abitur) eher genommen als Bewerber mit Realschulabschluss?
Ich würde nein sagen. Erstens gibt es Voraussetzungen, dann gibt es noch viele verschiedene Faktoren, die ausschlaggebend sind und drittens wollen die auch ihre NFS behalten. Nehmen sie einen mit Abitur, sollten sie auch damit rechnen, dass er in drei Jahren nicht mehr da ist.


- Gilt aufgrund der Hochschulreife eine andere Entgeltgruppe o.Ä.?
nein


- Gibt es hier Notfallsanitäter, die über die Bezahlung berichten können?

die ersten NFS werden frühestens 2017 fertig, höchstens ehemalige RettAss können war berichten (war aber auch für dich nicht aussagekräftig ist, da die meisten Berufserfahrung haben)

Ich würde dir, wenn noch nicht gemacht, empfehlen, ein Rettungswachenpraktikum zu machen, da das auch viel bei der Entscheidungsfindung helfen kann.

nie
17.09.2016, 20:59
Ich bin "nur" Rettungsassistentin, Notfallsanitäter werden ja erst seit kurzem ausgebildet.
Wir haben jetzt die ersten Leute in der Ausbildung, einige unserer Rettungsassistentin wurden außerdem bereits fortgebildet.


- Werden Bewerber mit Hochschulreife (Abitur) eher genommen als Bewerber mit Realschulabschluss?

In meinem RA-Kurs hatte damals der Großteil der Leute Abitur obwohl als formale Vorraussetzung bereits ein Hauptschulabschluss ausgereicht hat. Ich habe mich auch nur mit Abitur beworben, habe eine Bewerbung geschickt und wurde sofort genommen.
Bei meinen Kollegen, die so in den letzten 5 Jahren ihre Ausbildung gemacht haben, hat etwa die Hälfte Abitur, die andere Hälfte nicht. Ist zumindest bei meinem Arbeitgeber kein ausschlagebenden Kriterien.

Einer unserer Notfallsanitäterazubis hat sogar bereits einen Bachelor, ein weiterer hat Abi. Die anderen 3 Azubis haben kein Abitur. Da die Ausbildungsplätze begrenzt sind, legt mein Arbeitgeber allerdings schon wert drauf, dass die Leute auch eine Zukunft im Rettungsdienst sehen und nicht nur die Zeit bis zum Medizinstudium absitzen wollen.
Die Absicht, nur die Wartezeit überbrücken zu wollen, ist bei uns tatsächlich ein K.O. Kriterium, das sollte man besser nicht erwähnen wenn man eine Chance haben will.


- Gilt aufgrund der Hochschulreife eine andere Entgeltgruppe o.Ä.?

Nö.



- Gibt es hier Notfallsanitäter, die über die Bezahlung berichten können?

Bei uns erhalten die bereits fortgebildeten Notfallsanitäter (die vorher alle Rettungsassistenten waren) weiter ein Rettungsassistentengehalt. Die meisten meiner Kollegen dürften mit ihrem Grundgehalt noch unter 2000 € netto liegen, genau hab ichs nicht im Kopf. Arbeite selbst nur noch neben dem Studium und bekomme natürlich kein volles Gehalt mehr.

Wie das mit dem Leuten sein wird, die direkt zum NFS ausgebildet werden, werden wir frühstens 2017 sehen.

Hambro
17.09.2016, 21:28
Vielen Dank für die Antworten!

dass es den Notfallsanitäter noch nicht sehr lange gibt, habe ich gar nicht beachtet. :-)

@nie

Dass es dem Arbeitgeber nicht gerade gefällt, wenn ein fertig ausgebildeter Notfallsanitäter direkt nach der Ausbildung mit dem Studium anfängt und die Ausbildung für den AG "umsonst" war, kann ich gut nachvollziehen. Allerdings müsste ich dann ja sehr wahrscheinlich sowieso 7 Jahre auf einen Studienplatz warten und diese Zeit würde ich dann auch in dem Beruf ausnutzen.

Wenn nur das Grundgehalt unter 2000€ Netto ist und dazu noch Zuschläge kommen, sieht es ja doch gar nicht soo schlimm aus. Wieviel Geld kommt denn etwa an Zuschlägen hinzu?
Kann man das grob sagen?

Liebe Grüße!

nie
17.09.2016, 21:52
Wenn nur das Grundgehalt unter 2000€ Netto ist und dazu noch Zuschläge kommen, sieht es ja doch gar nicht soo schlimm aus. Wieviel Geld kommt denn etwa an Zuschlägen hinzu?
Kann man das grob sagen?

Du musst bedenken, dass die Leute das schon ein paar Jahre machen und man mit deutlich weniger einsteigt.
Ich bin in der Regel mit 1400 - 1600 € netto (inkl. Zuschläge) nach Hause gegangen.

Hängt halt davon ab, wie viele Nachtdienst man macht, wie oft man am Wochenende Dienst hat, ob man an Feiertagen Dienst machen muss etc. Wenns gut läuft (viele Nächte, Feiertage durchgearbeitet etc.) kommen da bei mir so 200 € rum, eher weniger.

Hambro
17.09.2016, 22:03
@nie
Danke für die Antwort! :-)


Ich bin in der Regel mit 1400 - 1600 € netto (inkl. Zuschläge) nach Hause gegangen.

Ehrlich gesagt finde ich, dass die Bezahlung im Vergleich zu anderen Berufen ja wohl sehr schlecht ist.
Wenn man mit 1800€ Netto schon zu den Spitzenverdienern gehört? Für die Verantwortung und die Arbeitszeiten einfach nur wenig Geld.

Natürlich sollte man nicht danach gucken, wieviel Geld man in einem Beruf verdient, sondern schauen, ob er einem Spaß macht. Wenn man dann auch noch bedenkt, früher oder später eine Familie zu gründen, reicht das Geld ja hinten und vorne nicht.

Wie immer, man bekommt immer weniger als man verdient.

Die Berufe in der Pflege und im Rettungsdienst sind ja meist generell schlecht bezahlt; In Zeiten des demografischen Wandels wäre es doch angebracht, diese Berufe mehr zu unterstützen...

Liebe Grüße

nie
17.09.2016, 22:54
Tja, hätte, wäre, wollte, könnte....

Dass die Bezahlung mies ist, weiß jeder, der diesen Job macht. Ist eben kein Job, mit dem man reicht wird. Und für die meisten auch kein Job mit Zukunft (mehr).

Brutus
18.09.2016, 06:19
Tja, aber eben politisch so gewollt.
Auf der anderen Seite wird wohl mit den Füßen abgestimmt: "Ich kann als Beamter nicht sagen, dass ich die Prüfung zum NFS nicht mache. Aber es steht jedem Beamten frei, an dem Tag einen schlechten Tag zu haben und nicht zu bestehen." :-nix
Denn warum soll ich die gleiche Arbeit mit mehr Verantwortung zum gleichen Lohn machen?