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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : PJ Tertial Notaufnahme: Kliniken in Berlin oder Hamburg



tofu3000
14.09.2016, 02:29
Hallo liebe Forenuser!

Ich möchte mich für nächstes Jahr auf ein PJ Tertial in einer Notaufnahme (am liebsten internistisch+chirurgisch/interdisziplinär) bewerben und zwar gerne in Hamburg oder Berlin.

Habt ihr Empfehlungen für Kliniken wo es eine gute Stimmung gibt und man viel lernen kann in einer der beiden Städte oder auch anderswo (Es muss Großstadt sein, Köln oder München würden evtl. noch in Frage kommen).

Viele Grüße!

crocki
14.09.2016, 18:20
Ist es denn möglich ein ganzes Tertial in der Notaufnahme zu absolvieren? In Berlin meine ich nicht :-/

Rettungshase
23.09.2016, 22:30
Meine Erfahrung mit (großen) Notaufnahmen ist, dass da Krieg herrscht und kaum jemand Zeit hat, PJlern irgendwas zu erklären.
Interdisziplinarität klingt zwar immer fein, in der Praxis bedeutet das aber oft, dass der Patient triagiert wird und dann bei den Chirurgen oder den Internisten landet, die sich zufällig eben zeitgleich in der Notaufnahme tummeln, aber nicht wirklich etwas miteinander zu tun haben.
Was erwartest du dir denn von einem PJ-Tertial auf der Notaufnahme?

tofu3000
24.09.2016, 00:08
Was erwarte ich?

- Hohes Volumen an Patienten sehe
- Breit differenzialagnostisch denken
- Basics der Inneren und Chirurgie in Diagnose und Therapie erlernen und beherrschen
- Praktische Fertigkeiten (Gips anlegen, Wundversorgung, viel naehen)
- Arbeiten und anpacken nicht nur immer zuschauen
- Sono-Erfahrung ausbauen
- Einführung in Akut/Notfallmedizin (Rea zugucken, Abläufe bei akut kranken Patienten kennenlernen und verstehen)
- Einmal NEF mitfahren :-love
- Paar mal im OP und bei den Radiologen mitgucken

teddoc~
24.09.2016, 22:22
dann würde ich an deiner Stelle ins englischsprachige Ausland gehen, dort wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit all das lernen können und die dortigen "emergency docs" sind Koryphäen im DD denken und therapieren ;-) musst dann auch nicht zwischen den Chirurgen und Internisten hin- und herspringen, im Gegenteil: dir wird bestimmt auch mal was gynäkologisches/ augenärztliches etc unter die Hand kommen. Teaching ist vermutlich auch um Längen besser als hierzulande..

Nessiemoo
25.09.2016, 11:55
Also ich finde dass eine Notaufnahme ist wirklich gut für Studenten, sowohl für Famulanten als PJ. Ich war da leider nur einen Monat in Rahmen meines Innere-PJs, kleines Haus. Viele Patienten, man konnte viel selber machen, jeden Tag ein paar komplett eigene Patienten, und KU/Anamnese/Sonos/BGA's bei...naja fast allen Patienten die reinkamen. NEF mitfahren und in die Funktionen mitgehen war auch immer möglich.

Das Problem ist bei deinem Plan eben:
- auch interdisziplinäre Notaufnahmen funktioneren meistens so, dass die Patienten werden durch eine Krankenschwester enrweder in Innere oder Chirurgie eingeteilt, je nach Größe des Hauses ist Unfallchirurgie, Kinder, Uro und Neuro separat. Du kannst in meisten Häusern nicht komplett in die Notaufnahme rotieren, sondern gehörst einem Fach an, und siehst eben die Notfälle v.a von "deinem" Fach.
- Rotationen in der Notaufnahme sind sowohl aus der Chirurgie als auch aus Innere heraus sehr beliebt, und es ist selten dass man mehr als ein Monat in der Notaufnahme verbringen darf, v.a an großen Häusern mit vielen PJ-Studenten. (Wo es auch nicht garantiert ist, dass man als externer Student überhaupt im PJ einen Platz kriegt, und dann wird man meistens auch noch bei Rotationseinteilung benachteiligt. In Köln habe ich zB nichts bekommen)
-Wenn dir PJ in der Notaufnahme wichtiger ist als eine der vier Städte, wäre ein kleines Krankenhaus mit wenigen PJlern für deine Zwecke besser. Wenn da nur ein PJler grade da ist, kann man viel unkomplizierter mehr Zeit in der Notaufnahme verbringen und viel unkomplizierter sowohl bei der chirurgischen als internistischen Seite zugucken. In meinem PJ-Haus war es zB üblich, dass man als PJler 3 Monate in der Notaufnahme verbringt (Ich habe da nur ein halbes Tertial verbracht und 4 Wochen Station war da Pflicht).
-Im Ausland darf man aber als Student viel weniger machen.

Aus meinem Freundeskreis waren Leute in den Notaufnahmen der Uniklinik Köln, Leverkusen, Hamburg Altona ganz zufrieden.

Rettungshase
27.09.2016, 23:03
Ich mache gerade Innere in CH in einem kleinen Haus nahe Zürich. Die Unterassistenten (Äquivalent zum PJler) sind hier integraler Bestandteil des ärztlichen Teams der Notaufnahme. Heißt: Sobald du eingearbeitet bist, betreust du auch oft eigene Patienten, die immer mit deinem zuständigen Assistenzarzt bzw. Oberarzt besprochen werden. Von ambulanten Patienten schreibst du Austrittsberichte, die stets von deinem Oberarzt gegengelesen werden; stationäre Patienten nimmst du nach Einarbeitung in enger Absprache mit dem OA auf, verordnest Medikamente usw. Etwa 75% meiner gesamten PJ-Arbeitszeit verbringe ich in der Notaufnahme, der Rest ist entsprechend Station. Mankos: s. Liste, außerdem entspricht es nicht deinen Ortswünschen und du lernst systembedingt nicht das Legen von Zugängen (ich konnte das vorher schon, daher habe ich das für mich nicht als Nachteil gesehen).

Zu deiner Liste (mit Kommentaren):
- Hohes Volumen an Patienten sehe -> ja
- Breit differenzialagnostisch denken -> ja
- Basics der Inneren und Chirurgie in Diagnose und Therapie erlernen und beherrschen -> ja
- Praktische Fertigkeiten (Gips anlegen, Wundversorgung, viel naehen) -> nein, Chirurgie würde ich unter den Umständen nicht hier empfehlen
- Arbeiten und anpacken nicht nur immer zuschauen -> ja
- Sono-Erfahrung ausbauen -> machen hier idR die Radiologen
- Einführung in Akut/Notfallmedizin (Rea zugucken, Abläufe bei akut kranken Patienten kennenlernen und verstehen) -> ja
- Einmal NEF mitfahren -> ja
- Paar mal im OP und bei den Radiologen mitgucken -> OP eher nicht, Radiologen sind eine eigene Abteilung

Im Übrigen empfehle ich dir als Literatur zu deinem 2. Punkt: http://www.medstandards.ch/
Ich komme dort über mein Fakultätsnetz kostenlos rein. Vielleicht klappt das bei dir auch?!
Falls das für dich doch eine interessante Option sein könnte, melde dich gern noch mal.

Sahni
02.10.2016, 12:33
Notaufnahmen die ein ganzes Tertial anbieten von denen ich weiß, wären einerseits: Virchow Klinikum Charité in Berlin, wobei dies eine internistische ist, die Festlegung erst zum Tertialbeginn erfolgt und du mit Pech auch woanders landen könntest. Hier sind 4 Monate aber vorgesehen, chirurgisches Spektrum fällt raus.
Inselspital in Bern: Deutlich interdisziplinärer. Wenn du den Anspruch hast übergreifend viel zu sehen, schließe ich mich meinen Vorrednern an, dass das Ausland mit richtigen Notfallmedizinern und DD-Denken vielleicht noch passender für Dich sein dürfte.