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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lügbuch statt Logbuch



Nastja8
16.09.2016, 18:37
Gibt es juristische Konsequenzen für die falsche Einträge ins Logbuch?
Gestern hat eine Kollegin mit Facharzttitel (Gastroenterologin) zugegeben niemals einen SD-Ultraschall gemacht zu haben. Steht es nicht im Logbuch?

FirebirdUSA
16.09.2016, 18:41
Gibt es juristische Konsequenzen für die falsche Einträge ins Logbuch?
Gestern hat eine Kollegin mit Facharzttitel (Gastroenterologin) zugegeben niemals einen SD-Ultraschall gemacht zu haben. Steht es nicht im Logbuch?

Urkundenfälschung? Keine Ahnung um ehrlich zu sein.

vanilleeis
16.09.2016, 19:33
Wo kein Kläger, da kein Richter.

mireau
17.09.2016, 07:38
@Nastja
Darüber regst du dich auf. Das ist doch absolut üblich....:-nix

Nastja8
17.09.2016, 09:06
Ich rege mich eigentlich nicht auf. Ich kenne mehrere Menschen, dessen Logbuch nicht stimmt.
Ich frage mich was passiert wenn es irgendwann mal auffällt...

Brutus
17.09.2016, 09:26
Naja, Dir im schlimmsten Fall eine nicht bestandene Facharztprüfung und der Auflage, die fehlenden Prozeduren / Untersuchungen nachzuholen.
Dem Weiterbildner ergeht es unter Umständen schlimmer: Rüge, Überprüfung der Weiterbildungsermächtigung, Untersuchung der ÄK... ...

facialis
17.09.2016, 09:31
Ich rege mich eigentlich nicht auf. Ich kenne mehrere Menschen, dessen Logbuch nicht stimmt.
Ich frage mich was passiert wenn es irgendwann mal auffällt...

nix. das wissen eh alle und allen passts. sowohl chefs als auch assistenten sind daran interessiert, möglichst pünktlich den fa zu machen und niemand wird seine weiterbildungszeit unnötig verlängern wollen nur damit das logbuch auch wirklich 100% stimmt.

Brutus
17.09.2016, 09:37
Das ist aber nur zum Teil richtig! Wenn Du nämlich im Logbuch statt der geforderten 25 ZVK zum Beispiel derer 250 angibst, dann wird es nachfragen dazu geben. Und wenn dann rauskommt, dass Du / Dein Chef das nur dokumentiert hast, weil ihr gar keine ZVK legt, dann kommen eben o.g. Möglichkeiten zum Zug...
In dem Fall wurde der Weiterbildner gerügt, der Prüfling konnte aber trotzdem die Prüfung ablegen.

Lava
17.09.2016, 13:24
Ich finde es eigentlich sehr traurig, dass es normal ist, wenn das Logbuch nicht stimmt. Wenn man sich als Assi ganz viel Mühe gibt, wirklich von Tag 1 hinterher ist und sich nicht davor scheut, zwei- oder dreimal den Arbeitgeber zu wechseln, bekommt man ein anständiges Logbuch hin. Das ist aber eine sehr schwere Aufgabe, zumindest in meinem Fach. Eigentlich muss das Logbuch und das ganze Weiterbildungswesen mal reformiert werden. Es sollte z.B. regelmäßige Kontrollen geben und auch Konsequenzen für die Weiterbildungsermächtigten, wenn die Ziele nicht eingehalten werden. :-meinung

LasseReinböng
19.09.2016, 19:51
"Lügbuch" war neulich mal der benutzte Begriff eines einschlägigen Artikels bei doccheck.

In vielen Fächern liegen Weiterbildungskataloge vor, die kaum ein Assistenzarzt jemals erfüllen wird, trotzdem gibts natürlich den Facharzt, weil die Anforderungen oft weltfremd und mit dem heutigen klinischen Alltag nicht zu vereinbaren sind.

Schwierig ist es aber für die Wechseler...
Nickt ein Chef einem Kollegen, der aus einem anderen Haus kommt und dem x eingriffe fehlen, die fehlenden Eingriffe ab, wenn der formal kurz vor dem FA steht ? Und was bescheinigt ein Chef einem Assistenten, der kurz vor dem FA die Klinik wechselt aber in machen Bereiche riesen Lücken aufweist ( die er an der künftigen Klinik auch in 5 Jahren nicht zusammenkriegen wird) ?

Miraculix_82
03.10.2016, 22:51
Hallo,
wie ja überall zu lesen ist, sind Weiterbildungsinhalte keine "Bringschuld" des Arbeitgebers - im Sinne von: "Ihnen wird der Rücken frei gehalten, damit Sie mal in die Funktion gehen können, damit Sie Ihre Ileokoloskopien zusammen bekommen".
Vielmehr sind die vorgschriebenen Inhalte die "Holschuld" des Assis...: dieser muss sich in der Realität darum kümmern, möglichst alles zusammen zu bekommen.
Und jeder Assi weiss, dass das Nadelöhr immer die WBO-Inhalte in der Funktionsabteilung sind... - da will jeder hin und sollte jeder durch. Wenn es dann keine klaren Rotationsregeln gibt und/oder lehr-motivierte Weiterbilder... - dann kommt das raus, was Du hier anprangerst... - und das ist leider die Realität in - ich schätze mal - 90% der Weiterbildungsstätten!

Gruss

morgoth
04.10.2016, 08:27
wobei nach meinem verständnis durchaus der weiterbilder in der bringschuld ist/sein sollte ... sonst braucht er ja auch keine (persönliche) ermächtigung zu beantragen
dass die realität oft anders ist, ist bedauerlich - aber assistenzärzte unterschreiben in aller regel ja einen WEITERBILDUNGsvertrag

anignu
04.10.2016, 09:14
aber assistenzärzte unterschreiben in aller regel ja einen WEITERBILDUNGsvertrag
Ist das so? In all meinen Arbeitsverträgen stand drin, dass ich als "Arzt" angestellt bin. Es stand nicht mal drin in welcher Abteilung...

Wenn ich mir ein paar meiner Kollegen so anschaue, denke ich auch dass es eine Holschuld sein sollte. Mit dieser Motivation die die an den Tag legen und sich dann vielleicht noch hinstellen und sagen "ihr seid alle verpflichtet mir was beizubringen"... hör mir auf. Da graut mir.

Lava
04.10.2016, 09:32
Die Wahrheit ist wohl der Mittelweg.
Während des Vorstellungsgesprächs habe ich dem Chef ganz klar gesagt, was ich in seiner Klinik will: Endoprothesen, Wirbelsäule, Füße. Bekommen habe ich das nicht. Ich will auch nicht ständig betteln müssen.

davo
04.10.2016, 10:08
Eigentlich erstaunlich, dass größere Kliniken noch keine Weiterbildungsverbünde anbieten mit fixem Fremdjahr (falls notwendig), fixen Rotationen, garantierten Operationen, usw. An größeren Kliniken müsste das doch organisatorisch machbar sein, oder? Oder gibt es das ohnehin schon? In den USA klappts ja auch... Man wäre dann zwar 5-6 Jahre fix gebunden, aber dafür wüsste man auch schon vorab, was einen erwartet.

Lava
18.10.2016, 16:57
Boah, hab mal geguckt, was in den Logbüchern zu spezieller Unfallchirurgie und spezieller Ortho so drin steht. Mein lieber Scholli, das sind Zahlen! Das ist ja noch viel schlimmer als beim Facharzt! Wie soll ich denn bitte in drei Jahren 10 Acetabulumfrakturen zusammen kriegen? Spinnen die??? Unerfüllbar, der Katalog :-kotz

John Silver
28.10.2016, 20:37
Eigentlich erstaunlich, dass größere Kliniken noch keine Weiterbildungsverbünde anbieten mit fixem Fremdjahr (falls notwendig), fixen Rotationen, garantierten Operationen, usw. An größeren Kliniken müsste das doch organisatorisch machbar sein, oder? Oder gibt es das ohnehin schon? In den USA klappts ja auch... Man wäre dann zwar 5-6 Jahre fix gebunden, aber dafür wüsste man auch schon vorab, was einen erwartet.

In den USA wird aber auch pro Weiterbildungsassistent und Jahr ein Zuschuss von 100.000 Dollar bezahlt, außerdem verdienen PGY's ca. 50.000 Dollar pro Jahr bei mindestens 80 Stunden pro Woche, und Dienste sind inbegriffen. Deshalb bemühen sich viele Kliniken darum, Ausbildungsprogramme anzubieten, auch wenn diese nicht einfach aufzubauen sind, und jährlich streng kontrolliert werden; denn so billige Arbeitskräfte sind dort sonst nicht zu haben. Selbst Physician Assistants sind deutlich teurer.
Welche Motivation haben denn Chefs großer Kliniken hierzulande, irgendwelche Weiterbildungsverbünde aufzubauen? Solange man Assistenten schön mit Weiterbildungsinhalten erpressen kann, ohne jemals Kontrollen, geschweige denn Sanktionen für mieserable Weiterbildung befürchten zu müssen, werden sich diese Chefs niemals aus dieser bequemen Ecke herausbewegen. Alles kann als Erpressungsgrundlage herhalten: Rotationen, OPs, Funktionsuntersuchungen, selbst die Unterschrift unter dem Facharztzeugnis (ja, habe ich schon erlebt - daran denkt man kaum, aber solange der Chef das Zeugnis nicht unterschrieben hat, kann man sich nicht für die Facharztprüfung anmelden; und der Chef kann das immer damit motivieren, dass er von der Facharztreife des Anwärters nicht überzeugt sei, wie es die WBO vorgibt). Das ist der Hauptgrund, weshalb es in Deutschland kein klar strukturiertes Weiterbildungssystem wie in den USA gibt, und wohl noch lange nicht geben wird; denn klare Strukturen führen zu einfachen Kontrollen, und Kontrollen führen zum Machtverlust, wenn man mit o.g. Dingen keine Erpressung mehr betreiben kann.