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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Weiterbildungsfrust.. ist es woanders (in D) wirklich besser?



CHALi
18.09.2016, 18:45
Hallo ihr Lieben,
ich bin ziemlich frustriert.. ich befinde mich nun im 4. WBJ für Orthopädie und Unfallchirurgie und bin ja im eidgenössischen Exil unterwegs. Aktuell bin ich in einer Rotation in ner Sportabteilung, sonst an einer Uniklinik tätig.

Ich fühle mich hier unten wohl, hab tolle Freunde, habe mich gut eingelebt.. aber irgendwie läuft es nicht so, wie ich es mir vorstelle.

Mal abgesehen davon, dass die Rotation dazu dienen sollte, dass ich meinen Arthroskopien für den Katalog zusammen bekommen soll.... da hat bisher natürlich nicht geklappt..

Ich hab circa 15 Stück in den bisherigen Monaten zusammen bekommen, ich assistieren super viel und sehe viel, sehe den Ablauf in ner Privatklinik und habe Zeit für mich und meine Diss und mal Zeit zum Luft holen.. der Grund warum ich noch nicht gekündigt habe.

Zudem macht sich das Jahr für den Sportmediziner auch immer gut. Die Klinik hat einen exzellenten Ruf... aber zum operieren kommt man bei den ganzen privaten Patienten natürlich nicht..

Nun, ab Januar bin ich wieder an der Uni. Hier ist es so, dass ich die Zeit vorher eigentlich einiges machen konnte, wir aber viele Assistenten sind. Jeder schaut für sich.. Teamwork gibt es nicht..(vorher war ich an einem kleinen regionalen Spital mit super geilem Team!)

Wir haben auch so ein paar Spezialisten die dadurch weiterkommen, dass sie über Leichen gehen und den Chefs bis zum Anschlag im Arsch stecken. Mir wurde gesteckt, dass man mit meinen Leistungen sehr sehr zufrieden ist, ich mache meinen Job gut, bin teamfähig, komme gut bei Patienten, Kollegen, Vorgesetzten und Pflege an und bin zuverlässig.. es wurde bereits so formuliert, dass man mich als OA-Kandidatin handelt.. eigentlich ein super Gefühl.

Aber, es ist so, unserem Chef ist es egal, was die orthopädische Ausbildung anbelangt.. der ist durch und durch Traumatologe... zumal mir viele meiner Kollegen erzählt haben, dass es aktuell grausam ist.. man kommt null zum operieren, man ist nur der Arsch vom Dienst. Die Wünsche und Ziele der Assistenten sind egal...Es operiert Leitender mit Leitendem... Ausbildung gleich null...

Aktuell bin ich eh ziemlich frustriert, zweifel immer an der Fachwahl und mir wird das Fach mehr und mehr madig. Ich finde chirurgische Fächer sind praktische Fächer.. es nützt mir nix, wenn ich operieren erst lerne, wenn ich OA bin und man erwartet, dass man in den Diensten funktioniert.. so ist es aber aktuell.. selbst die jungen OA kommen zu nix. Die Stimmung ist schlecht, viele gehen.. die Arbeitsbelastung wird mehr, man kommt aber noch weniger in den OP. Ein Teufelskreis, der aber keinen der oberen zu interessieren scheint.

Nun frage ich mich.. was ist der richtige weg.. ich bin eigentlich eine norddeutsche Deern.. und habe meine Familie und viele Freunde oben.. ich meine, ich habe mir hier unten was aufgebaut, bin es aber leid, zu funktionieren und gute Leistungen zu bringen, die nicht honoriert werden und eigentlich zurückzustecken.. ich bin die, die den kürzeren zieht. Ich habe das Gefühl, ich trete auf der Stelle. Zweifel immer wieder..

Meine beste Freundin sagte mir heute.. ich habe mal gebrannt für die Chirurgie, ich wahr voller Leidenschaft, nun merkt man richtig, wie ich resigniert habe.. ich überlege schon, ob ich das Fach wechseln soll.. Anästhesie/Intensiv mit dem Notarztschein würden mir auch Spass machen oder ich gehe in die Allgemeinmedizin, wird ja gesucht und ich bin internistisch nicht schlecht, hab ich kleinen Haus viel Interdisziplinär gearbeitet.. irgendwas, wo ich eine Ausbildung erhalte wie ich sie mir vorstelle...und lerne und nicht nur funktioniere...

Nun, ich will eigentlich den Januar mal abwarten, wie es wieder an der Uni wird.. aber dann, wenn es nicht läuft, frage ich mich, Zelte abbrechen und zurück nach Deutschland? Ich wäre gerne wieder in Norddeutschland. Aber ist es dort besser? Oder komme ich dann vom Regen in die Traufe?

Ich habe bei einer Hospitation im Urlaub bei nem Niedergelassenen gemerkt.. da tun sich echt Lücken auf. Säuglingshüften schallen.. könnte ich nicht, lernt man hier auch nicht...ich sage mal so, sollte ich hier nicht heiraten, sehe ich mich in 10 Jahren schon wieder in Deutschland.

Aber, habe ich eine Chance in Deutschland? Ich meine, Fortbildungen habe ich ne ganze Menge...das Zeugnis bisher liest sich auch gut..

Vielleicht wird mir auch die Entscheidung erleichtert.. meine Mutter darf Dienstag in die Klinik.. nach zwei Malignomen nun seit zwei Monaten Probleme.. wir hoffen mal das beste und nicht auf ein Rezidiv... aber wenn, bin ich die erste die wieder back home ist..

Ach, ich weiss auch nicht.. ich sitze häufig hier und heule.. bin einfach beruflich nicht zufrieden und merke, die taffe, junge Frau, die ich sonst bin, die gibt es aktuell nicht.. einfach scheisse... dabei bin ich jemand, der gerne zur Arbeit geht und seinen Beruf liebt.. aber im moment.. Dienst nach Vorschrift.

Bin froh über Ideen, Gedanken, Tips...

Liebe Grüsse
CHALi

Mano
18.09.2016, 20:18
Die Arbeit in deiner ersten Klinik mit dem guten Team hat dir doch gefallen, oder? Warum suchst du dir nicht wieder so eine Stelle: Kleines Haus, nettes Team und viel eigenständiges Operieren statt Uni-Dünkel oder Privatpatienten-Streicheln?
Musst dann nur noch überlegen, wann der richtige Zeitpunkt ist - ob es nicht evtl. hilft noch ein Jahr durchzuhalten und dann als Oberarzt zu wechseln...

icehell
18.09.2016, 20:27
Innere/Allgemein. sehr langweilig
gleiche Situation in viele Häuser
Geduld, Fernreise, Hobbys....

CHALi
18.09.2016, 21:14
Ich brauche ja für den Facharzt drei A Jahre. Also Uni. Sonst waere ich die erste, die wieder in ein kleines Haus geht. Da ich die Stadt nicht wechseln will kommt wenn hier weg nur Deutschland in Frage.

CHALi
18.09.2016, 21:16
Geduld. Naja, wenn ich nicht ausgebildet werde,....
Den Rest mache ich bereits. Sehr Hilfreiche Antwort 😔

Mano
18.09.2016, 21:20
Ok, kenn das schweizer System nicht... Aber warum bleibst du denn dann dort!? Zumal du dich ja in 10 Jahren sowieso wieder in Deutschland siehst...

Nico85
18.09.2016, 21:23
Bin wohlgemerkt selbst erst kurz vorm Berufsleben. Aber so wie sich die Situation an der Uniklinik anhört, mit unzufriedenen Ärzten, vielen, die kündigen und Chefs, die sich dafür nicht interessieren, wird das Ganze ja in absehbarer Zeit nicht besser werden. Und so wie es klingt, willst du in dieser Situation doch nicht weiter ausharren. Ganz bestimmt wird es Kliniken geben, in denen es bessere Arbeitsbedingungen gibt, auch in deiner Heimat. Was bringt es letztendlich, wenn du eine tolle Oberarztposition an einer renommierten Klinik hast, wenn du dort nicht glücklich bist. Dann lieber an einem kleineren Haus glücklich sein (bzw. gibt es vielleicht auch Unikliniken, an denen bessere Arbeitsbedingungen herrschen)

CHALi
18.09.2016, 21:41
Das ist ja die Frage. Ist es denn in Deutschland besser? Ich hab leider in vielen Fächern Verbindungen. Aber nix in Richtung Ortho/Trauma.

CHALi
18.09.2016, 21:42
Jup. Das sehe ich auch so. Aber mein Herz hängt an dieser Stadt und den Leuten. Hab überlegt mal den Januar abzuwarten und zu schauen.

teletubs
19.09.2016, 09:49
Also ich weiss nicht, wo du arbeitest, kann es aber erahnen...ich war nur UHUline in der Ortho in der Nordwestschweiz, durchaus grösseres Haus, aber schon damals war es halt eine "Ellbogen-Disziplin"...und ich denke, dass ist halt in jedem operativen "männerdominierenden" Fach so...und gerade als Frau muss man alles besser machen um akzeptiert zu werden :-meinung Das Bild hat sich in den letzten Jahren gewandelt...es finden sich immer mehr Frauen in den operativen Fächern, aber trotzdem muss man sich beweisen. Und wenn dann natürlich die Ausbildung auf der Strecke bleibt, dann ist das frustrierend! Keine Ahnung, wie es in Deutschland ist, aber sicherlich auch kein Zuckerschlecken, da jeder schaut, dass er seinen Ops-Katalog vollbekommt. Und da gehen Leute über Leichen.
Der Vorteil ist natürlich, dass du in einem Hause bist, wo man dich kennt...man spricht schon von OA-Stelle...wieso nicht da Erfahrung weitersammeln und die Chance nutzen als OA halt dann mehr zu operieren. Der Chef weiss hoffentlich worauf er sich einlässt...und es gibt ja dann immer noch die Leitenden, die dich weiter ausbilden können. Und ja Privatpatienten im operativen Fach sich Kacke, weil dann nur die Obrigkeit zum Zuge kommt...
Und wenn alle Stricke reissen, etwas anderes ausprobieren...es gibt halt in der Ausbildung manchmal auch so Phasen, wo nicht alles passt...aber da kann man eigentlich fast auch nur gestärkt rausgehen. Kopf hoch...

CHALi
19.09.2016, 11:29
Also ich weiss nicht, wo du arbeitest, kann es aber erahnen...ich war nur UHUline in der Ortho in der Nordwestschweiz, durchaus grösseres Haus, aber schon damals war es halt eine "Ellbogen-Disziplin"...und ich denke, dass ist halt in jedem operativen "männerdominierenden" Fach so...und gerade als Frau muss man alles besser machen um akzeptiert zu werden :-meinung Das Bild hat sich in den letzten Jahren gewandelt...es finden sich immer mehr Frauen in den operativen Fächern, aber trotzdem muss man sich beweisen. Und wenn dann natürlich die Ausbildung auf der Strecke bleibt, dann ist das frustrierend! Keine Ahnung, wie es in Deutschland ist, aber sicherlich auch kein Zuckerschlecken, da jeder schaut, dass er seinen Ops-Katalog vollbekommt. Und da gehen Leute über Leichen.
Der Vorteil ist natürlich, dass du in einem Hause bist, wo man dich kennt...man spricht schon von OA-Stelle...wieso nicht da Erfahrung weitersammeln und die Chance nutzen als OA halt dann mehr zu operieren. Der Chef weiss hoffentlich worauf er sich einlässt...und es gibt ja dann immer noch die Leitenden, die dich weiter ausbilden können. Und ja Privatpatienten im operativen Fach sich Kacke, weil dann nur die Obrigkeit zum Zuge kommt...
Und wenn alle Stricke reissen, etwas anderes ausprobieren...es gibt halt in der Ausbildung manchmal auch so Phasen, wo nicht alles passt...aber da kann man eigentlich fast auch nur gestärkt rausgehen. Kopf hoch...

Danke dir :-wow

Im herzen vom DreiländerEck.. ja, die Ellenbogen habe ich auch, jedoch steht für mich das Team immer noch vorne.. ich bin kein Arschloch und werde es auch nicht werden... ist nicht meine Art.. ich frage mich halt, ist es wirklich das richtige.. ich meine, nen Jahr mal Anästhesie zu machen, hätte ich auch Lust.. für den Schockraum und Notarzt sicherlich eh nicht verkehrt.. aber verkauft bekomme ich das wohl kaum.

Ja du hast schon recht.. hier bin ich gesettelt.. ich meine, ich mag die Stadt, die Leute.. aber ich frage mich halt.. wenn die Ausbildung erst als OA los geht.. wie gut ist sie denn... ich stell mir nur mal vor, wenn ich doch wieder zurückgehe.. gefühlt kann ich dann nix.. mir fehlt die Routine beim selber Operieren.. ganz klar.. das ist einfach scheisse.. und wenn es so ist, wie die Kollegen sagen, wird sich nix ändern..

chipirón
19.09.2016, 14:07
Hey,
bin nicht in der Unfall/Ortho, aber es ist ja in den chirurgischen Fächern überall das Gleiche (zumindest meiner Erfahrung nach in D genauso, wie das was du in CH beschreibst):
An der Uni sehr häufig kaum OP-Ausbildung als Assistent. Um OA zu werden muss man Extra-Aufgaben übernehmen (Forschung...), schleimen usw., in D sehr wichtig zu habilitieren (oder darauf hinzuarbeiten). Dann hat man als junger OA die Möglichkeit zu einer exzellenten Ausbildung. Wenn man Pech hat bleibt man auf der Strecke und wird aussortiert. Hinzu kommt miese Stimmung und Ellenbogen-Mentalität.
In kleineren Häusern, wenn man sich ein gutes raussucht, bessere Arbeitsatmosphäre und schrittchenweise Ausbildung im OP, für alle Assistenten die sich interessieren. Als Pluspunkt noch die mMn gestiegene Durchlässigkeit für Assis/ FÄ, die an MAximalversorger oder Uni wechseln wollen.

Also eig. genau wie in der Schweiz. Doof nur, dass du nicht von der Uni weg kannst! Da hättest du halt in D im Gegensatz die freie Wahl!

CHALi
21.09.2016, 11:35
Hey,
ich hatte die Woche noch ein gutes Gespräch mit einem Kollegen aus D was mir vermittelt wurde.. was er mir berichtete, was auch so lala.. nun sind die Tage die Gespräche für die nächsten Rotationen. Ich denke, insgesamt hab ich es hier nicht so schlecht getroffen. Mein Tutor (betreuender OA) setzt sich ein, dass ich in ne Rotation komme, wo ich zum operieren komme. Wenn es einfach darauf hinaus läuft, dass nix vorran geht, werde ich die Konsequenzen ziehen. Aber ich versuche positiv dran zu gehen.

Ein gutes hat es.. diese Rotation, in der ich jetzt bin, wird es nicht mehr geben. Bedingung war, 50-60 Arthroskopien mind. zu machen