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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kann Nadelstichverletzung unbemerkt bleiben?



LisaLisa
24.09.2016, 11:31
Ich mache zur Zeit meine erste Famulatur und bin derzeit am Blut abnehmen Üben.
Letzten Montag fiel mir dann am Zeigefinger, kurz bevor der Nagel endet, eine kleine braune Blutblase(?) unter der Haut auf. Wirklich sehr klein und bräunlich. Habe das dann einer Turnusärztin gezeigt, die dann meinte, es könne schon sein, dass ich mich gestochen habe und ich solle mir die 2 Akten der Patienten, die ich am Freitag gestochen hatte, ansehen. Habe ich gemacht, Infektionskrankheiten waren keine gelistet. Ich habe auch nichts gemerkt, es kommt mir nur komisch vor.

Hätte ich eine Nadelstichverletzung merken müssen?
Jetzt ist es eh schon zu spät um irgendwelche Maßnahmen einzuleiten, aber ich konnte mir fast nicht vorstellen, dass man das nicht merkt. Besorgt bin ich nun aber doch ein wenig..

FirebirdUSA
24.09.2016, 12:38
Hört sich für mich nucht nach Nadelstichverletzung an. Das tut schon weh.

fMRI
24.09.2016, 12:49
Eine Stichverletzung in der Fingerkuppe tut weh. Falls Du neurologisch unauffällig bist, würdest Du das bemerken. Du könntest Dir aus versicherungstechnischen Gründen JETZT Blutabnehmen und auf HIV, Hepatitis B und C untersuchen lassen (auch HBV Titer). Falls nacher was sein sollte, ist es einfacher nachzuweisen (dass Du aktuell negativ bist). Dokumentiere auch unbedingt die Patientennamen. Deinen Tetanusimpfschutz solltest Du auch überprüfen.

Wie schätze ich Dein Risiko ein? Minimal.

Krankheiten stehen nur in der Akte wenn der Patient davon weiss (also getestet wurde und es in der Anamnese angegeben hat). Normalerweise würde ein Arzt/Ärztin die Patienten über den Vorfall aufklären und fragen ob es OK ist die Tests durchzuführen (das darfst Du NICHT). Da man Dir gesagt hat, Du sollst in die Akte schauen, hat man den Vorfall auch nicht ernst genommen.

Letztendlich musst Du auch davon ausgehen, dass Du Dich zuerst gestochen hast und dann den Patienten exponiert hast. :-)

Nochmal: sich zu stechen und es nicht zu merken --- dann hättest Du ein ganz anderes Problem.

Für HCV gibt es inzwischen erfolgreiche (teure) Medikamente. Mit HIV hat man heute so ziemlich die normale Lebenserwartung, kann gesunde Kinder bekommen und, wenn die Partner*innen zustimmen, bei einer Viruslast unter der Nachweisgrenze, ungeschützten Geschlechtsverkehr haben (weil man dann für andere kein Ansteckungsrisiko darstellt). Probleme kann es nur bei Reisen in bestimmte Länder geben.

In 4 Wochen zum Test gehen, fertig (und bis dahin sich keinen Kopf machen).

Und noch die praktische Frage zum Ablauf: ist es rechts oder links und bist Du Rechts- oder Linkshänder?

PS: Das Mantra ist, dass man sich nur mit Dingen anstecken kann, die der Patient auch hat (nicht theoretisch haben könnte). :-)

LisaLisa
24.09.2016, 13:45
Ich wurde vor ca. 2 Monaten auf HIV und Hepatitis B( Tigerbestimmung) getestet. (mache ich regelmäßig)

Kollegen von mir meinten, man könne sich durchaus stechen, ohne etwas zu bemerken.

Nun ist das Ganze aber schon eine Woche her, sollte ich trotzdem am Montag zum Betriebsarzt gehen?
Ja es ist am linken Zeigefinger, Blut abnehmen tue ich mit der rechten Hand.

Ich kann mir leider sonst nicht wirklich erklären, woher es stammen sollte. :-/

Elena1989
24.09.2016, 14:09
Ich wurde vor ca. 2 Monaten auf HIV und Hepatitis B( Tigerbestimmung) getestet. (mache ich regelmäßig)

Kollegen von mir meinten, man könne sich durchaus stechen, ohne etwas zu bemerken.

Nun ist das Ganze aber schon eine Woche her, sollte ich trotzdem am Montag zum Betriebsarzt gehen?
Ja es ist am linken Zeigefinger, Blut abnehmen tue ich mit der rechten Hand.

Ich kann mir leider sonst nicht wirklich erklären, woher es stammen sollte. :-/

Hm..es fiel dir letzten Montag auf und ist immer noch zu sehen? Vielleicht einfach eine Gefäßerweiterung? Ich habe in der Mitte des linken Zeigefingers so einen roten Punkt, fiel mir zufällig auch während einer Famulatur auf (vor mittlerweile vier Jahren). Hatte damals auch überlegt, ob ich mich vielleicht unwissentlich gestochen haben könnte. Nachdem der Punkt aber immernoch da ist, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das wohl eher unwahrscheinlich ist :D

Ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass man sich stechen kann, ohne es zu bemerken.

LisaLisa
24.09.2016, 14:19
Hm.. ne, weil jetzt verblasst es langsam. Bzw. hat sich da neue Haut drum rum gebildet..
Die Ärztin meinte auch, ich könne mich wo eingezwickt haben, aber das hätte ich doch noch gewusst am Montag.. :-???

Kandra
24.09.2016, 14:34
Hm.. ne, weil jetzt verblasst es langsam. Bzw. hat sich da neue Haut drum rum gebildet..
Die Ärztin meinte auch, ich könne mich wo eingezwickt haben, aber das hätte ich doch noch gewusst am Montag.. :-???

Du hättest auch den Nadelstich noch gewusst, keine Sorge ;) Und so oft, wie ich bei mir blaue Flecken finde, ohne das ich mich erinnern könnte, irgendwo angeschlagen zu sein, erscheint mir ein Einzwicken des Fingers plausibler als ein Nadelstich.
Ein unkonventioneller Vorschlag: Nimm dir am Montag mal eine unbenutzte Nadel und pieks dir in den Finger. Dann weißt du wie sich das anfühlt und dass man sich an sowas wirklich erinnert ^^

fMRI
24.09.2016, 14:41
HCV ist "ansteckender" als HIV.
Wieso zum Betriebsarzt? Ganz normal dort wo ihr euch melden müsste, oft der D-Arzt/Ärztin in der Rettungsstelle (weil die 24/7 da sind), entweder Du nimmst es ernst oder nicht, das ist Deine Entscheidung.
Mehr als dokumentieren wird er/sie jetzt auch nicht tun und einmal Blutabnehen und ins Labor schicken.
Was meinst Du mit "Kollegen"? Famulant*innen im ersten Monat??
Du hast Blut unter ruhigen Normalbedingungen abgenommen, nicht unter etwas chaotischeren Umständen bei zB nach Trauma (wo man schon eher mal im Gefecht in etwas reingreift).
Übrigens musst Du dann auch eine Meldung an Deiner Heimatuniversität machen, da es Dir ja im Studium passiert ist.
Sich in diesem Rahmen zu stechen und es nicht zu bemerken -- nein.

fMRI
24.09.2016, 14:47
Ein unkonventioneller Vorschlag: Nimm dir am Montag mal eine unbenutzte Nadel und pieks dir in den Finger. Dann weißt du wie sich das anfühlt und dass man sich an sowas wirklich erinnert ^^
Nein, das machen wir bitte nicht. Bitte keine sinnlosen Eintrittspforten in den Körper stechen.

Spätestens beim Händedesinfizieren hätte sie es bemerkt. Dass zwei Patienten in Frage kommen sagt ja auch schon mal was...

LisaLisa
24.09.2016, 14:56
Ich habe den Test bereits mit ner Nähnadel von meiner Mum gemacht, war wirklich nicht sehr angenehm,obwohl ich nicht mal durch die Haut gefahren bin. Und eigentlich bin ich auch sehr sorgfältig wenn's ums Thema Blut geht, weil ich ein bisschen hypochondrisch veranlagt bin. Deswegen kann ich es mir eigentlich auch nicht vorstellen, aber diese Hirngespinste werde ich trotzdem nicht los und die Lust aufs Üben ist mir erst mal vergangen.

Wie gesagt, ich sagte es bereits einer Turnusärztin, die meinte, ich solle einfach in die Akte sehen ob die Patienten Infektionskrankheiten haben. Und danach noch einer andern Ärztin kurz vor der Visite, die nur meinte, es sähe schon so aus, aber das hätte ich bemerken müssen.

Habe übrigens nun durch googeln herausgefunden, dass es in meiner Stadt "nur" 250 HIV-Positive gibt. zumindest nachweislich.
Aber die Chance wäre doch sehr gering denke ich..

davo
24.09.2016, 16:19
Nachdem von einer Turnusärztin die Rede ist, gehts wohl um Österreich - und da meldet man Nadelstichverletzungen dem Betriebsärztlichen Dienst. D-Arzt gibts in Österreich gar nicht.

fMRI
24.09.2016, 17:09
Und der betriebsärztliche Dienst ist 24/7 erreichar? (Falls mal wirklich etwas passiert.)
Mit PEP etc. Maßnahmen muss sich doch jede/r auskennen...

fMRI
24.09.2016, 17:20
Habe übrigens nun durch googeln herausgefunden, dass es in meiner Stadt "nur" 250 HIV-Positive gibt. zumindest nachweislich.
Aber die Chance wäre doch sehr gering denke ich..

Was soll das??
250 von wie vielen? 260?
Du solltest Dich lieber dafür interessieren, wie viele Menschen NICHT diagnostiziert sind. (Die Schätzungen für Osterreich kenne ich nicht (nur für D)).

1. Menschen die mit HIV diagnostiziert sind und sich erfolgreich behandeln lassen stellen KEIN RISIKO dar, da muss dann auch wirklich eine perkutane Exposition vorliegen, nachdem eine Hohlnadel in Vene oder Arterie war -- das ist ja bei Dir fraglich. Selbst wenn Du Dich unbemerkt gestochen habe solltest, hättest Du erst den Patienten stechen müssen und dann Dich. Andersherum bestünde ein Infektionsrisiko für den Patienten (das von Dir ausgeht). Fakt.
2. Menschen haben Angst sich testen zu lassen wenn sie sich über Diskriminierung Sorgen machen müssen. Diskriminierung entgegenwirken kann gut informiertes, vorurteilsfreies medizinisches Personal.
3. HIV ist bei unserer medizinischen Versorgung ein kleines Problem (siehe Beitrag weiter oben).
4. Wenn man die Patienten nicht getestet hat, hast Du keinen Grund jetzt Dich und die Welt verrückt zu machen. Man hätte Dir keine HIV-PEP empfohlen gemäß deutsch-österreichischen Empfehlungen weil Deine Exposition niemand ernst nahm und es jetzt sowieso viel zu spät wäre. (Die kennst Du, oder?) Weil die Risiken einer PEP größer sind als ein möglicher Vorteil.
Letztendlich führt nicht jede Exposition auch zur Infektion.
Remember: Du kannst Dich nur mit Sachen anstecken, die der Patient hat (nicht die er theoretisch haben könnte).
HIV/HCV hat niemand für wahrscheinlich gehalten.
Ende Diskussion.
Entspann Dich, mache in 3 Wochen die Tests und fertig.
Du hast ja bereits geschrieben, dass Du hypochondrisch veranlagt bist und beim Blutabnehmen besonders umsichtig bist -- Du hättest es bemerkt.

Wie schon erklärt, dass war kein Setting wo viele Leute gleichzeitig an einem Traumapatienten "rumwursteln" und man erst beim Ausziehen der Handschuhe eine mögliche Verletzung bemerkt (durch Nadeln, Knochensplitter, Glas- oder Metallteilen, etc.) Sobald man Sterilium etc. auf die Finger bekommt, brennt es. Das hattest Du NICHT bemerkt und das spricht gegen eine perkutane Verletzung. Deswegen schliesse ich mich der "irgendwo eingeklemmt" Theorie an.

Ich hab regelmässig kleine Einblutungen wenn ich schwer zu öffnende Verpackungen aufmache (so Dinger wo man drehen und drücken muss) oder wenn ich den E-Zahnbürstenkopf auswechsle (das Ding ist bombenfest). Falls sich viele Leute regelmässig unbemerkt an Nadeln stechen würden, gäbe es die pauschale Empfehlung, dass sich HCW (healthcare workers) regelmässig untersuchen lassen -- und das gibt es auch nicht.

Also -- bitte entspannt bleiben!
(Auch wenn Du jetzt noch "Bilder-die-so-ähnlich-aussehen" im Internet findest, macht das auch keinen Unterschied.)

LisaLisa
24.09.2016, 17:33
Nein kenne ich eigentlich nicht.

Ich habe zufällig ein Foto online entdeckt und genau so hatte dieser Punkt bei mir auch ausgesehen..
gefunden habe ich das Foto mit dem Schlagwort Nadelstichverletzung

https://www.dropbox.com/s/plugbdq70jzbfbi/Screenshot_2016-09-24-18-14-14-1.png?dl=0

fMRI
24.09.2016, 20:50
Ein praktischer Tipp: wenn jemand sich unsicher ist, ob er/sie sich gerade gestochen hat oder nicht: Handschuhe ausziehen, mögliche Einstichstelle desinfizieren und eine/n Kolleg/i/e/n bitten, den Handschuh überm Waschbecken mit Wasser zu füllen. Wenn nichts passiert ist, ist der Handschuh auch weiterhin dicht.

Zur Information, nicht (!) zum Verrücktmachen. Du hattest KEINE (!) BLUTENDE Verletzung (und weisst ja nicht mal, wie/wann es passiert sein soll). Tabelle 2, Seite 17.
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/055-004l_S2k_Postexpositionelle_Prophylaxe_PEP_nach_HI V_Infektion_2013-05_1.pdf

In 3 Wochen wirst Du bitte in diesem Thread schreiben, dass Du Dich (und Deine Familie?) "für nichts" verrückt gemacht hast. :-)