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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : CK-MB Aktivität bei Herzinfarkt



Rettungshase
15.10.2016, 16:49
Hallo Leute,

man kann ja die CK-MB bei Herzinfarkten messen. Mir ist klar, welchen Stellenwert die hs-Troponine haben, mir geht es aber ausschließlich um die CK-MB.
Jetzt stellt sich mir die Frage, wie sieht das in der Praxis aus und wie interpretiere ich das?

- Bestimmen wir im Labor die CK? Oder direkt die CK-MB? Wie lange dauert es bis der jeweilige Wert aus dem Labor da ist?
- Die CK-MB wird wohl in U/l angegeben. Nun habe ich aber immer wieder eine relevante CK-MB-Aktivität von 6-25% gelesen. Wie kommt man darauf?

Vielleicht habe ich nur einen Knoten im Gehirn, aber über Hilfe bin ich sehr dankbar.

WackenDoc
15.10.2016, 17:56
Man bestimmt immer CK plus CK-MB. Und das Verhältnis von CK-MB zu CK ist wichtig. Hab aber die genauen Werte nicht mehr im Kopf. Im Labor bekommt man das sehr schnell- vergleichbar mit einem regulären Trop. Aber die Dynamik ist anders als beim Trop. (Musste mal im Herold oder so nachlesen. Da gibt es eine schöne Kurve zu.

Weißes_Rössel
15.10.2016, 18:04
Wir bestimmen immer hs-Troponin, CK, CK-MB und meistens noch die GOT. Das hs-Troponin ist bei einem STEMI/NSTEMI schon nach 1-3h positiv, die CK dauert etwas länger. In der laborchemischen Kontrolle nach dem Infarkt ist das Troponin etwa zwei Wochen lang positiv, die CK/CK-MB fällt etwas schneller ab, so dass man die CK/CK-MB als kurzfristigen Verlaufsparameter nutzt.

Die CK-MB ist sowohl im Skelett- als auch im Herzmuskel vorhanden. Bei einem Skelettmuskelschaden können also auch CK und CK-MB positiv sein. Ab einem Anteil von über 6% wird die CK-MB spezifisch für einen Herzmuskelschaden angesehen.

Rettungshase
15.10.2016, 18:58
Okay, vielen Dank schon mal bis hierhin. Das ist sehr hilfreich.

Wenn ihr mir jetzt bitte noch verraten würdet, ob ich diese "6-25% bekomme, wenn ich CK-MB in U/l durch CK gesamt in U/l teile?

WackenDoc
15.10.2016, 19:44
Ja, ich glaub das Labor gibt das aber auch mit an.

Coxy-Baby
15.10.2016, 22:19
Wenn ihr mir jetzt bitte noch verraten würdet, ob ich diese "6-25% bekomme, wenn ich CK-MB in U/l durch CK gesamt in U/l teile?

Ja, die Einheit ist egal, die kürzt sich raus.

Relaxometrie
15.10.2016, 22:46
@ Coxy:
Mal eine Frage, da Du ja in der Kardiologie arbeitest:
Wie alltagsrelevant ist die CK/ CKMB-Bestimmung eigentlich noch? Auf einer Fortbildung für Allgemeinmediziner hat kürzlich ein Uni-Kardiologe so im Nebensatz erwähnt, daß diese Parameter eigentlich nicht mehr verwendet werden würden, um einen Myokardinfarkt zu diagnostizieren? Aus dem klinischen Alltag in einem kleinen Krankenhaus ohne spezialisierte Kardiologie kenne ich es in der Tat auch so, daß das Troponin der entscheidende Parameter ist.

Solara
15.10.2016, 23:16
Ich schließ mich der Frage relaxos an den Kardiologen an: ck/ck-mb alltagsrelevant oder nicht?

Coxy-Baby
16.10.2016, 14:29
Naja was heißt alltagsrelevant, die Schwester in der ZNA klickt "Infarktlabor" an, dann gibts alles ;-). Aber Troponin ist eigentlich
der Parameter der führt, CK-MB Anteil macht das Labor nur bei Gesamt-CK über 4 mümol/sl. Für die Diagnose also TropT, CK halt für zeitlichen Verlauf (kommt ja nicht jeder wenns los geht in die ZNA)....

Rettungshase
16.10.2016, 17:12
Taugt die CK-MB nicht als Re-Infarkt-Parameter? Z.B. beim Patienten an Tag 4 post STEMI, der plötzlich wieder Brustschmerzen beklagt?

Coxy-Baby
16.10.2016, 17:54
Naja es erstellt ja keiner tagelange CK Verlaufskurven, bei Stemi wird gemessen bis ck max und dann bis unter 10 (dann gehts hier auf normalstation) der Patient mit z.n. Stemi und typischer beschwerdesymptomatik, wird nen EKG kriegen und dann wird man den eher gleich kathetern...

Nat-
17.10.2016, 19:38
CK/CKMB ist absolut alltagsrelevant. Zur Diagnostik eines Myokardinfarkts ist das Troponin (insb. natürlich hsTnT) deutlich sensitiver, jedoch grade bei einem Troponin im Graubereich und fehlenden oder unspezifischen Beschwerden sind CK & CKMB wichtige Parameter. Einen größeren Myokardinfarkt ohne CK/CKMB-Erhöhung gibt es eigentlich nicht (CAVE zeitlicher Verlauf). Geringe relevante Stenosen gibts natürlich auch mal ohne.

Grade bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz/Hämodialyse, Infektsituation, Schlaganfall oder hypertensiver Entgleisung sieht man häufiger geringe Troponinerhöhungen. Hier helfen die anderen Parameter, zu differenzieren, wie dringlich eine Koronarangiographie ist.

Auch die von Rettungshase geschilderte Situation gibt es, wenn auch selten. Man denke nur an Stentfrühverschlüsse. Die heben zwar in der Regel deutlich, hab jedoch auch schon ein paar sehr oligoymptomatische ohne große EKG-Veränderungen gesehen.
Und nicht jeden Patienten mit geringen thorakalen Schmerzen, der einen Infarkt hatte, möchte man direkt wieder kathetern. Wie viele gibt es, die noch geringe Beschwerden nach nem STEMI für nen Tag angeben bevor ganz Ruhe ist.

Zur Kinetik: hsTnT ist <1h nach Beschwerdebeginn erhöht, TnI ~3h, CKMB-Masse (bestimmt kein Labor, das ich kenne standartmäßig) ~3h, CKMB-Aktivität ~4h, LDH ~6h so aus dem Kopf. Nach ner gefühlten Ewigkeit steigt dann auch mal die GOT.

Die 6-25% beziehen sich auf den CKMB-Anteil an der Gesamt-CK. <6% und >25% ist nicht von einer kardialen Genese auszugehen, sondern idR eher von einer Rhabdomyolse.

Christoph_A
19.10.2016, 11:36
Klar is CK/CK-MB noch relevant. Wie bereits von meinen vorschreibern herausgearbeitet, kannste Troponin nicht immer sinnvoll verwerten, zusätzlich gibt's es, insbesondere bei trop Schnelltests, gehäuft falsch positive Ergebnisse.
Ein CK Wert ist sicher nicht der Auslöser einer Koro, da steht an erster Stelle immer noch die KLINIK, nicht ein Laborwert oder EKG, aber es ist ein guter verlaufs- und auch Schwereparameter eines akuten Infarkts, daher ein klares Ja zur CK/CK-MB Bestimmung!