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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Postextubations-Ödem-Prophylaxe



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28.10.2016, 20:10
Wäre an einem Meinungsspiegel interessiert, wie ihr das so handhabt... Wie identifiziert ihr Risikopatienten? Fester Algorhytmus? Cuff Leakage Test? Keine Stratifizierung sondern fixe Corticoid Gabe? Bauchgefühl?

Welche Corticoide gebt ihr bevorzugt? Methylpredni oder Dexa?

Airway Exch. Cath. standardisiert im Einsatz oder Situativentscheidung?

Brauchbare Literatur fand ich recht überschaubar. Habe eine ganz gute Metaanalyse gefunden (ich glaube Jaber 2009 Critical Care war es). Kennt ihr noch was Handfestes?

Dank und Grüße 😉

Sebastian1
29.10.2016, 06:17
Sprichst du von einem NPPE? Oder von einem unspezifischen pulmonalen Ödem nach längerer Beatmung? Ersteres ist relativ selten, zweiteres ist mir, muss ich gestehen, bicht zwangsläufig im Zusammenhang mit der Extubation als Problem geläufig (klar, der schwer linksherzinsuffiziente der unter PEEP so grade kompensiert war...)

Brutus
29.10.2016, 08:11
Nee, ich glaube Logo meint eher das hier:
http://www.ai-online.info/abstracts/pdf/dacAbstracts/2013/2013-14-RC185.2.pdf
Wir haben eine zeitlang bei allen Langzeitbeatmeten Hydrocortison zur Ödemprophylaxe gegeben.
Ob das wirklich geholfen hat oder ob die Patienten auch so suffizient geatmet haben sei mal dahingestellt.
Ich mache das nicht mehr. Patienten, die nachbeatmet werden oder langzeitbeatmet waren, verlieren den Tubus und fangen direkt an zu inhalieren. Salbutamol / Atrovent oder Supraverdünnung.
Aber guck mal in die pdf. Da sind auch Schemata abgebildet...

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29.10.2016, 11:59
Ne NPPE meine ich primär nicht, wobei ich das irgendwo schon auf der Wegstrecke LZ-Beatmung --> erwartet schwierige Extubation sehe... Ist ja meist mehr ein Komplex an Komplikationen als immer klar differnzierbare Einzelursachen.

Ich bezog mich tatsächlich primär auf Laryxnx/Tracheal Ödem Prophylaxe und sekundär auf den Komplex "schwierige Extubation".
Das Paper das Brutus verlinkt hat, hatte ich auch bereits entdeckt und empfinde das als recht gute Darstellung!

Insgesamt finde ich die - mir verfügbare - Literatur/Proceduren aber recht dünn für das Szenario "länger beatmet, möglichst Tracheotomie noch verneiden, RSBI, Ox-Index und ähnliche Weaning-Parameter gerade so akzeptabel"...

Habe jetzt für mich/uns in Bezug auf den A-I Artikel und den von mir verlinkten aus Critical Care festgelegt:
- Einschlägige Weaning Parameter müssen passen
- Corticoid Gabe (Methylpredni - wurde in den meisten Studien eingesetzt) nur wenn Cuff Leakage Test pathologisch
- NIV direkt post-extubationem
- Inhalation mit von Brutus genanntem via NIV
- Fiber Optik/CMac am Bett, dafür Verzicht auf AEC

Noch Anregungen?

Dank und Gruß

Brutus
29.10.2016, 13:45
Ich wäre nur vorsichtig mit diesem Cuff Leakage Test. Was heißt denn pathologisch? Wenn Du einen Tubus in der Trachea hast, dann kann es ja durchaus sein, dass der Tubus gerade so passt, will heißen, dass der auch ohne geblockten Cuff dicht ist. Da zu versuchen, dass der Patient neben dem Tubus her atmet, ist schon gemein. Ich habe gerade bei den Kindern häufig zu große Tuben in dafür zu kleinen Kindern gesehen. Und wer schon mal ein Kind mit Tubusdrucknekrosen nach Langzeitbeatmung gesehen hat, der kann vielleicht verstehen, was zu große Tuben so anrichten können.

Ich würde mir gar nicht so viele Gedanken über Ödeme nach der Extubation machen, wenn die Patienten schon länger intubiert waren. Viel interessanter wäre eigentlich, was mit den Patienten ist, die vor einer OP / Intervention eine "Kampfintubation" hinter sich gebracht haben. Da fragt sich merkwürdigerweise fast niemand, ob da was angeschwollen sein könnte. Nach ein paar Stunden / Tagen ist das ja wieder weg. Insofern kann man über Cortison nachdenken. Aber ob man es muss.
Ich finde eigentlich viel wichtiger, einen Plan B in der Tasche zu haben, wenn die Extubation nicht zum Erfolg führt. Also wenn die Inhalation, Cortisongabe, NIV, etc. alle nicht funktionieren. Daher: Reintubationsbereitschaft, VORHER überlegen, ob der Patient einen schwierigen Atemweg hatte, dran denken, dass im Laufe des Intensivaufenthalts sich die Anatomie ändern kann (Ödeme, trockene Schleimhäute, Tracheotomie?), im Zweifel halt eine tiefe Narkose machen, dabei ggf. an Katecholamine denken, etc... Du machst das, finde ich gut. Aber wenn ich teilweise sehe, wie unbedarft da Schnorchel rausgezogen werden... Geht ja meistens auch gut, aber wenn nicht, dann ist das Geschrei wieder groß... :-nix