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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Facharztausbildung in den USA: Wie stehen die Chancen?



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Doctorspiele
31.10.2016, 19:11
Wie stehen die Chancen mit einem deutschen Medizinstudium eine residency in den USA zu ergattern, zudem noch in einer kompetitiven Fachrichtung wie Neurochirurgie und in keinem medizinisch unterversorgten Gebiet, sondern einem Ballungszentrum wie New York, Los Angeles, Boston, San Francisco etc.? Wie kann man seine Chancen verbessern? Z.B. mit einem Forschungsaufenthalt und vielen Publikationen vor der residency oder indem man ein graduate degree an einer Ivy League Uni an das Medizinstudium hängt? Mich würde zum Beispiel biomedical engineering sehr interessieren, allerdings weiß ich nicht, ob das für den match Prozess überhaupt was bringt. Ich weiß, dass man als international medical graduate kaum eine Chance in so einem begehrten Fachgebiet hat, aber was kann ich tun um meine Chancen zu verbessern? Einen Forschungsaufenthalt in Neuroscience an einer Ivy League Uni dranhängen, veröffentlichen und an einen letter of recommendation von einem einflussreichen Neurowissenschaftler rankommen?

davo
31.10.2016, 19:16
Statistisch gesehen ca. 20% - 2014 z.B. haben 21% aller Bewerber, die im Ausland studiert haben, einen Platz in der NCH bekommen. Wenn man sich so die Statistiken der erfolgreichen Bewerber ansieht, sieht man, dass die viel Forschungserfahrung und oft ein graduate degree, oft sogar einen Ph.D. haben. Dein Plan klingt also vernünftig.

Doctorspiele
31.10.2016, 19:32
Echt? Das klingt gar nicht so unwahrscheinlich, in den amerikanischen Foren wird einem immer gesagt die Chancen seien quasi inexistent bzw. nur für preisgekrönte Überflieger vorhanden. Dann läge es an mir unter den besten zu graduieren und nach dem Studium renommierte Forschung in den USA zu betreiben und/ oder ein prestigereiches Studium dranzuhängen. So sehr es mich reizen würde, habe ich leider nicht die Zeit für einen ca. 5, 6 Jahre langen PhD.

davo
31.10.2016, 19:43
Diese Foren kann man vergessen. Auch die real benötigten Scores sind viel niedriger als man nach Forenlektüre annehmen könnte. (Obwohl bei NCH natürlich noch immer recht knackig.)

Ja, es gibt eine reale Chance, und so gering ist sie gar nicht. Aber die meisten entscheiden sich irgendwann im Laufe ihres Medizinstudiums, kleinere Brötchen zu backen als ursprünglich geplant. Am Anfang des Studiums haben viele Leute sehr hochtrabende Pläne. Und viele, die immer schon unbedingt in die USA wollten, kommen nach 1-2 Jahren Arbeit dort drauf, dass das auf Dauer doch nichts für sie ist.

Und ganz praktisch betrachtet: Erst mal einen Studienplatz bekommen und die Vorklinik schaffen ;-)

Kaas
31.10.2016, 20:02
Ich will dir jetzt nicht zu nahe treten, aber die Kombination aus "ich studiere noch nicht, bin aber großer Grey's Anatomy-Fan" aus deinen anderen Posts hier und "ich möchte Neurochirurg an einer amerikanischen Spitzenklinik in New York, Boston etc. werden" klingt etwas fragwürdig. Die Realität ist weit weniger romantisch als US-amerikanische Fernsehsoaps. Oder wie Tocotronic mal so schön gesungen haben "wir sind hier nicht in Seattle, Dirk". :)

niceshaftlean
31.10.2016, 20:49
Früher ,vor 2006, war es so, dass die Amerikaner das deutsche MC-Studium als nicht gleichwertig ansahen und man quasi gar nichts hatte.
Der Bildungsstand der deutschen Ärzte ist nur im Selbstbild der deutschen Ärzte überdurchschnittlich. Ähnliches gilt für den Dr.med. ,den die Amis als Spaßorden betrachten.

ehem-user-11022019-1151
31.10.2016, 21:34
"ich möchte Neurochirurg an einer amerikanischen Spitzenklinik in New York, Boston etc. werden"

Ich wollte auch mal Neurochirurg werden...
:) sehe das so wie du.
Im Laufe des Lebens (Studium...) kann sich so viel ändern. Erstmal step by step - Abi, Studienplatz, VK, Physikum.

Doctorspiele
31.10.2016, 22:57
Dass ich gerne Grey's Anatomy gerne gucke bedeutet nicht, dass ich lebensweisende Berufsentscheidungen auf romantisierte Fernsehsoaps fuße. Zu 6 Jahren Medizinstudium und der zermürbenden Arbeit als Assistenzarzt braucht es doch etwas mehr Motivation als "ich finde Dr. McDreamy gaanz toll", würde ich mal sagen. Das Ziel Neurochirurg ist zwar ambitioniert, aber ich sehe nicht warum ich mir nicht schon vor dem Studium hohe Ziele setzen kann, ich studiere ja nicht aus Selbstzweck sondern um einmal Arzt zu werden und ich habe mir nichts vorgenommen, was völlig realitätsfern wäre sondern völlig im Bereich des machbaren liegt. Ich brenne schon darauf mich mal intensiv mit Neurochirurgie und dem Gehirn zu befassen, ich kann mir nichts spannenderes vorstellen und ich bin bereit alles zu tun, was es braucht, um dahin zu kommen. Wenn es sein muss sitze ich die nächsten Jahre nur noch in der Bib und lerne bis mir der Kopf raucht und dass meine Ambitionen im Verlauf des Studiums nachlassen ist recht unwahrscheinlich, weil mein Ehrgeiz schon pathologisch ist :-))

konstantin
01.11.2016, 00:00
In der wirklichen Welt muss man auch garnicht mal so ambitioniert sein, um Neurochirurg zu werden... just saying... :-D:-oopss

ehem-user-11022019-1151
01.11.2016, 00:01
Ich freue mich für dich, dass du solch eine hohe Motivation mitbringst.
Und das wird dir sicherlich auch über die 6 Jahre hinweg helfen.
Hier möchte niemand deine Motivation mindern oder dir eine unrealistische Vorstellung auf den Beruf unterstellen.

Jedoch solltest du dir bewusst machen, dass sich über die Jahre hinweg vieles ändern kann und es problematisch werden kann, wenn man sich zu sehr auf eine Sache fixiert.
Ich weiß ganz genau, was eines Tages mein Ziel ist. Aber ob ich dafür Chirurg, Kinderarzt, Anästhesist oder sogar Pathologe bin, ist komplett egal. :) Weil Dinge, Erwartungen und Wünsche sich ändern können.

Außerdem, ohne dir nahetreten zu wollen, gehe ich davon aus, dass du entweder das gerade die Schule beendet hast bzw. beenden wirst, also noch ziemlich jung bist.
Das bedeutet nicht, dass du keine differenzierte oder erwachsene Sicht der Dinge hast, jedoch spielt das, verbunden mit einer verständlichen Unwissenheit über das Studium, die Anforderungen und das spätere Berufsleben eine Rolle, weshalb du so "idealisiert" wirkst.

Und was bedeutet, dass dich NC interessiert? Ich meine, es fasziniert jeden, am Sitz des Bewusstsein zu operieren.
NC bedeutet aber mehr, als am Lappen zu schneiden oder zu wissen, was im Hirnstamm so sitzt.
:)
aber wie gesagt, das kommt erst mit der Zeit und wenn du mal Neuroanatomie und Neuro hattest, kann sich die Einstellung immer noch ändern :)

PS: Amerika ist nicht immer gold :)

flopipop
01.11.2016, 09:43
Wenn es sein muss sitze ich die nächsten Jahre nur noch in der Bib und lerne bis mir der Kopf raucht und dass meine Ambitionen im Verlauf des Studiums nachlassen ist recht unwahrscheinlich, weil mein Ehrgeiz schon pathologisch ist :-))

süß...

Kaas
01.11.2016, 09:48
süß...

War auch mein Gedanke. Erinnert mich an einen Kommilitonin, die am Anfang des ersten Semesters meinte: "ich will mal Neurochirurgin werden, und wenn das nicht klappt, dann Schauspielerin". Die wird jetzt übrigens Hausärztin.

flopipop
01.11.2016, 12:48
Es ist ganz normal, Träume zu haben, auch wenn diese an der Realität oft (nicht immer) vorbeigehen. Geben wir es zu, JEDER von uns hat am Anfang mal mehr mal weniger größenwahnsinnige Gedankenspiele durchlebt, z.B. man werde später renommierter Forscher/Chefarzt und insgesamt toller Hecht, der es ganz hoch hinaus schafft. Wer hats nicht gedacht? Jeder hats gedacht! Also mindestens Chef wollte jeder von uns mal werden, idealerweise natürlich in einem heldenhaften, kompetitiven Fach in Boston mit mordsmäßigem Sozialprestige.

Diese Ziele sind nichts Schlechtes und vor allem am Anfang durchaus hilfreich, die Motivation der Vorklinik aufrechtzuerhalten - es ist NORMAL, am Anfang so zu denken und man ist mit diesen Gedanken mit Sicherheit nicht allein. In den meisten Fällen (aus eigener Erfahrung geschätzt: weit über 90%, inkl mich selbst) ändern sich im Laufe des Studiums die Prioritäten, man entscheidet sich oftmals für an anderes Fach, als das, was man vor dem Studium noch cool fand. Auch das ist normal, denn nicht alles, was auf das Sozium cool wirkt, entspricht auch eigenen Neigungen und Fähigkeiten, aber woher soll man das vor dem Studium wissen? Man denkt pragmatischer.

Wie schon angemerkt wurde, entscheidet man sich in den meisten Fällen dann doch, "kleinere Brötchen" zu backen und ist meistens glücklich damit. Zum Problem kann es nur dann werden, wenn dieser "Höhenflug" nicht rechtzeitig abebbt und man auf Basis von falschen Annahmen Fehlentscheidungen trifft. Häufiger Klassiker: man fängt eine komplizierte, zeitaufwendige (mit Freisemestern) experementelle Dr. Arbeit an, um "Fuß in der Tür" zur großen Forschung zu bekommen bzw um sich "alle Wege offen zu halten" und stellt viel zu spät fest, dass es nun doch nichts für einen ist und bricht im 10. Semester ab. Respekt an diejenigen, die es zu Ende durchziehen, aber viele brechen auch ab und wären von vornherein mit einer weniger aufwendigen Arbeit besser bedient, aber dafür hätte man sich im 5. Semester eingestehen müssen, dass man "nur den Titel will" - was bei vielen in diesem Stadium ein verpöntes Gedankengut darstellt.

Für die große Forschungskarriere sind meiner Meinung nach nur die wenigsten Leute geeignet (ca 1-2 Leute/Semester) und je früher man merkt, ob man wirklich zu diesen Leuten gehört, desto besser.

Also der TE ist wirklich süß - aber so waren wir alle mal ;-) Kann nur den Tipp geben, Studium anzufangen, Vorklinik schaffen und dann weitersehen (aber immer ehrlich zu sich selbst sein)

Kaas
01.11.2016, 12:57
JEDER von uns hat am Anfang mal mehr mal weniger größenwahnsinnige Gedankenspiele durchlebt, z.B. man werde später renommierter Forscher/Chefarzt und insgesamt toller Hecht, der es ganz hoch hinaus schafft. Wer hats nicht gedacht? Jeder hats gedacht!

Ist ja nett von dir, dass du die Gedankengänge des Threaderstellers ein wenig zu legitimieren versuchst, aber das stimmt einfach nicht.

ehem-user-11022019-1151
01.11.2016, 14:35
Ist ja nett von dir, dass du die Gedankengänge des Threaderstellers ein wenig zu legitimieren versuchst, aber das stimmt einfach nicht.

Ach lass doch die Schüler denken und große wünsche haben.
Die Wirklichkeit sieht immer anders aus.
Wie gesagt, ich war auch sehr sehr begeistert von NC und konnte mir lange nichts anderes vorstellen.
Nun ja..... 🙈

bristol
01.11.2016, 17:19
Wenn du dir sicher bist, dann versuche - ggf. mit Stipendium - hier Premed und MedSchool zu machen, das ist imho der einfachste Weg, sicherlich jedoch nicht von der finanziellen Seite.
Alternativ: Mit Forschungserfahrung/Publikationen sammelst du gute Punkte für eine residency (genau wie mit Berufserfahrung im jeweiligen Fach, volunteering, nem guten score und v.a. amerikanischen Empfehlungsschreiben) - aber du weißt ja noch nichtmal, ob du forschen willst und kannst. Warum also nicht den direkten Weg gehen?
Wenn du dir aber doch nicht so sicher bist (was Medizin/Neurochirurgie/USA überhaupt) angeht, schließe ich mich den anderen an: Erstmal Abi, dann Studium, dann weitersehen :)

OhDaeSu
01.11.2016, 19:34
Es ist überhaupt nicht verwerflich auf ein (ambitioniertes) Ziel hinzuarbeiten, insbesondere wenn der Weg dahin dich nicht einschränkt, sondern dir weitere Möglichkeiten eröffnet/offen hält. Forschungserfahrung, Publikationen, Stipendien, Auslandsaufenthalte, freiwilliges Engagement, gute Noten etc werden dir nirgendwo negativ ausgelegt.

Dass Medizinstudenten notorisch untertreiben, was den eigenen Eifer und Aufwand anbelangt, lässt sich bereits in den ersten Wochen des Studiums absehen. Es gibt eigentlich nur zwei Populationen: Die Einen wollen nicht verstehen, weshalb bloßes Bestehen manchem nicht reicht. Die Anderen sind ehrgeizig as fuck, jammern aber stets wie unvorbereitet sie sind und wie wenig sie gelernt hätten. Keine Ahnung weshalb Medizinstudenten z.T. so eine verquere Einstellung zu Leistung und langfristiger (Karriere-)Planung haben. Vermutlich weil seine Motivation aus Geld, Ego, Prestige, Status zu ziehen, irgendwie verpönt ist.

TE, auch wenn du tatsächlich völlig naiv rüberkommst, ist dein eigentliches Problem doch folgendes (korrigier mich bitte, falls ich falsch liege): Du weißt nicht, ob du wirklich gut bist. Du weißt nicht, ob du wirklich tagelang durchlernen kannst, wie stressresistent du bist, wie groß dein manuelles Geschick ist, wie clever du bist.

Frühestens während des Studiums wird sich also herausstellen, ob deine Pläne den Feindkontakt überstehen.

Doctorspiele
01.11.2016, 20:08
Nun, ich kann jetzt natürlich noch nicht wissen, ob ich so exzellente Leistungen bringen werde, damit ich in für eine neurosurgery residency in Betracht komme, aber ich weiß zumindest, dass ich nicht auf den Kopf gefallen bin und Potenzial habe. Ein weiterere Tatsache ist, dass ich wirklich darauf brenne mich mit Medizin zu beschäftigen und ich mich nicht widerwillig zum Lernen zwingen muss. Eine intrinsische Lernmotivation sollte das Studium doch ungemein erleichtern. Sollten meine Leistungen nicht für eine NCH residency ausreichen kann ich aber immer noch in Deutschland Neurochirurg werden und da liegen einem nach dem Medizinstudium vergleichsweise kaum Steine im Weg. Man muss die Hindernisse auch nicht unnötig hochstilisieren und wenn ein Intelligenzallergiker wie Ben Carson weltweit angesehener Neurochirurg werden kann, kriege ich es wohl hin eine Facharztausbildung in dem Bereich zu absolvieren :-wow

OhDaeSu
01.11.2016, 20:17
Vielleicht noch ein Tipp: Gewöhn dir diesen altklugen Tonfall ab. Der nervt schon bei Leuten, die was drauf haben.

WackenDoc
01.11.2016, 20:35
Die meisten Medizinstudenten sind nicht auf den Kopf gefallen- das wird auch ein Teil des Kulturschocks werden: Du gehörst vermutlich zu den sehr guten deines Jahrgangs und das Lernen fällt dir vermutlich nicht allzu schwer. Im Studium verschiebt sich das ganze aber. du wirst sehen, dass der Lernaufwand für einfaches Bestehen schon viel mehr ist als in der Schule. Geschweige denn was Spitzenleistungen angeht.