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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Probleme mit Betreuer- Diss nimmt kein Ende



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aurelie88
04.11.2016, 16:39
Hi Leute,

bräuchte wirklich mal Rat von Außenstehenden. Ich habe meine Doktorarbeit inzwischen von meiner Seite aus eigentlich fertig geschrieben. Ich hatte eine statistische Arbeit gemacht, bei der die Auswirkungen eines bestimmten Verfahrens untersucht wurden (mit zwei Patientengruppen). Letztlich hat sich zwischen den Gruppen kein signifikanter Unterschied gezeigt, was sich aber durchaus gut in die Ergebnisse anderer Studien, die zu dieser Thematik vorliegen, fügt.
Mein Eindruck ist das mein Betreuer damit einfach nicht "zufrieden" ist und er ein anderes Ergebnis wollte. Die Arbeit kommt dadurch einfach nicht zu einem Ende, da er im Kern immer am Ergebnis was auszusetzen hat, das ich ja aber nicht ändern kann. Alles andere, das ich geschrieben habe, außer dem Ergebnisteil selbst, scheint ihn auch gar nicht groß zu interessieren.
Mein offizieller Doktorvater ist ein Prof, mit dem ich auch eine Promotionsvereinbarung abgeschlossen habe, aber mit dem ich praktisch nie was zu tun hatte. Meine Überlegung war jetzt, ob ich meinen Betreuer einfach "übergehen" soll und dem Prof. die "fertige" Arbeit vorlegen soll? Ich habe allerdings Sorge, dass er die Arbeit gar nicht ernst nimmt, solange sie nicht von meinem Betreuer abgesegnet wurde.
Ich weiß auch nicht, wie ich am besten an ihn herantreten soll?

Wäre sehr dankbar, wenn jemand einen Rat/Vorschläge hätte. Danke!

Philip_MHH
04.11.2016, 16:48
Wenn dein Betreuer sich nicht adäquat kümmert geh zu deinem dr. Vater. Es gibt einfach Menschen die nie zufrieden sind wenn es nicht so ist wie sie es selbst machen würden. So kannst du noch Jahre überarbeiten und kommst nicht voran. Du kannst ja nichts verlieren ,wenn du dem Prof die Arbeit vorlegst.

Miss_H
04.11.2016, 18:26
Ich sehe es etwas anders als Philip. Ich würde nochmal mit meinem Betreuer sprechen. Was sollst du denn ändern? Ich würde mich halt nochmal mit ihm an einen Tisch setzen und mit ihm alles besprechen inklusive Abgabetermin. Hast du ihm schon gesagt, dass du das Gefühl hast er möchte ein anderes Ergebnis haben.

aurelie88
04.11.2016, 22:45
Ich hatte jetzt kürzlich das 2. Korrekturgespräch (im Abstand von je Monaten..) mit meinem Betreuer. Er meint eben immer ich solle die "Unterschiede" zwischen den Gruppen mehr herausstellen, ohne dabei aber konkret zu werden. Es gibt aber lediglich einen leichten Trend ohne stat. Signifikanz. Er hat auch schon fast angezweifelt, ob die Ergebnisse so stimmen würden, dabei habe ich ja auch die statistische Betreuung für Doktoranden an unserer Uni in Anspruch genommen, es sollte also schon Hand und Fuß haben.
Ich wüsste zum einen gar nicht, wie ich konkret Unterschiede betonen soll, die einfach nicht da sind und zum anderen erscheint mir das auch wissenschaftlich fragwürdig.

Ich habe ihm bis jetzt noch nicht gesagt, dass ich den Eindruck habe er sei mit dem Ergebnis an sich nicht zufrieden. Das Problem ist, dass er auch ein ziemlich spezieller Typ ist, es war also schon immer recht schwierig bzw. langwierig, weil er oft ewig nicht geantwortet hat bzw. sich einfach nicht gekümmert hat. Ich schätze es eben daher als recht heikel ein ihn konkret zu konfrontieren. Bin irgendwie ratlos :(

Feuerblick
04.11.2016, 22:54
Unter den Umständen würde ich den Doktorvater selbst aufsuchen. Es ist sicher nicht in seinem Sinne, dass du Ergebnisse "herausarbeitest", die es so gar nicht gibt. Ärgerlich, wenn die Herren mit den Ergebnissen unzufrieden sind und ihnen alles nicht gut genug ist. Mich hat genau das damals meine Doktorarbeit gekostet...

Miss_H
04.11.2016, 22:55
Aber wenn du dich an den Prof. wendest und ihn damit umgehst, dann fühlt er sich garantiert auf den Schlips getreten. Vielleicht mal ein Gespräch zu dritt machen. Oder halt sagen, dass du nicht weißt wie du es genauer formulieren sollst.

aurelie88
04.11.2016, 23:27
Ich sehe tatsächlich nicht mehr viele andere Möglichkeiten, als mich an den Prof. direkt zu wenden. Ich habe einfach das Gefühl, dass die Arbeit sonst nie zu einem Endpunkt kommen würde. Ich hätte ja nichts gegen konstruktive Verbesserungsvorschläge, im Gegenteil, aber mir scheint die ganze Kritik basiert auf der Tatsache, dass er sich ein anderes Ergebnis gewünscht hat.

Es ist echt ätzend, wir abhängig man da als Doktorand ist, könnte ich die Zeit zurückdrehen, hätte ich diese Arbeit lieber gelassen.

Zanza
04.11.2016, 23:27
Große Teile meiner Diss sind auch grade bei meinem Betreuer zur Korrektur... Was leider dazu geführt hat, dass ich irgendwie nicht so richtig motiviert bin, den Rest (ist tatsächlich gar nicht mehr so super viel) noch zu schreiben, weil dieses "so, ich schick das dem jetzt mal" irgendwie so ein Erfolgserlebnis war ;) Ich hoffe ja, dass das jetzt auch nicht ein Jahr bei dem liegt :-oopss

aurelie88
04.11.2016, 23:29
@ Miss_H das war eben auch immer meine Befürchtung, dass er dann vielleicht richtig sauer wird und ich letztlich nur noch mehr Probleme bekomme. Daher habe ich das immer als Notlösung gesehen ihn zu übergehen.

aurelie88
04.11.2016, 23:32
Wenn ich ihn gefragt habe, ob er das konkretisieren könnte, wie ich die Unterschiede besser herausarbeiten soll, blieb er immer so vage, dass es mir überhaupt nicht weitergeholfen hat und ich genau so schlau wie vorher war.

Lava
05.11.2016, 09:05
Ab einem gewissen Punkt brauchst du doch den Betreuer überhaupt nicht mehr! Schreiben tust du das Ding eh allein und begutachtet wird es von den Gutachtern! Schei* auf den Betreuer!

Miss_H
05.11.2016, 09:21
Der Gutachter ist aber meist der Prof., welcher bestimmt gut mit dem Betreuer vernetzt ist. Über gehen gibt böses Blut, daher der Vorschlag mit dem Treffen zu dritt. Und ich verstehen nicht wieso du deinem Betreuer nicht sagen kannst "Das ist mir noch zu vage, könnten sie das konkretisieren, vielleicht den Satz so formulieren wie sie es gern hätten." Das kann doch eigentlich nicht so kompliziert sein.
Was ist denn bis jetzt passiert? Du hast deine Arbeit zum Betreuer geschickt und sie kam mit Korrekturen zurück, dann hast du sie eingearbeitet und wieder eingereicht?

Lava
05.11.2016, 11:45
Der Gutachter ist aber meist der Prof., welcher bestimmt gut mit dem Betreuer vernetzt ist.

Dann halt dem Betreuer sagen: "Du, ich weiß nicht mehr, was ich da noch rausholen soll und möchte bald mal fertig werden. Ich würde das gern mal dem Doktorvater vorlegen und nach seiner Meinung fragen." Das wäre nicht umgehen.

Ex-PJ
05.11.2016, 11:46
Dann halt dem Betreuer sagen: "Du, ich weiß nicht mehr, was ich da noch rausholen soll und möchte bald mal fertig werden. Ich würde das gern mal dem Doktorvater vorlegen und nach seiner Meinung fragen." Das wäre nicht umgehen.
--> Das könnte aber genau so als Vertrauensverhältnis stören bzw. als Vertrauensbruch gelten

aurelie88
05.11.2016, 12:40
Ich hatte ihm zunächst nur den Ergebnisteil vorgelegt, den wir dann besprochen haben. Da hatte er einige Kritikpunkte von denen manche hilfreich waren und die ich dann auch entsprechend umgesetzt habe, aber auch da wurde schon sichtbar, dass das Ergebnis nicht in seine gewünschte Richtung passt. Ich habe dann den Ergebnisteil überarbeitet und die ganze Diss fertig geschrieben und ihm alles zusammen vorgelegt. Dann hatten wir einen Termin, bei dem er wieder nur auf die Ergebnisse einging und ich schon etwas ratlos war. Natürlich habe ich ihm gesagt, dass ich es schwierig fände mehr "Unterschiede" zwischen den Gruppen rauszustellen (die einfach nicht da sind) und ob er das konkretisieren könne. Dabei antwortet er immer irgendwie ausweichend und zweifelte sogar an ob das Ergebnis so stimmen könne, da ihn seine Erfahrung etwas anderes erwarten ließe.
Ich hatte dann alles versucht nochmal zu überarbeiten und ihm wieder vorgelegt. Bei unserem Termin kürzlich war es dann aber wieder das selbe, außerdem meinte er plötzlich man könnte ja noch einen neuen Parameter mit aufnehmen (d.h. ich müsste nochmal mit dem Datensammeln anfangen) , was meiner Meinung nach im Kern nichts ändern würde und irgendwann reicht es halt auch mal. Das zieht sich jetzt schon so ewig hin :(

aurelie88
05.11.2016, 12:53
Ich denke ich werde es wohl so machen, dass ich nochmals alles etwas überarbeite (auch ganz allgemein sprachlich etc.) und die Punkte, die mein Betreuer angesprochen hat, nochmals überprüfe, wobei ich eigentlich weiß, dass sich da nichts groß ändern wird. Dann schicke ich ihm halt die Arbeit nochmal und weise darauf hin, dass die entsprechenden Punkte im Kern so geblieben sind und es nicht anders möglich war. Und dann lege ich es eben ohne sein Urteil noch abzuwarten dem Prof. vor .

THawk
05.11.2016, 13:26
Ganz egal was man macht, es besteht ein Konflikt zwischen Doktorand und Betreuer und der wird sich auch nicht so einfach lösen. Die nächste Instanz ist der Doktorvater. Das wird der Betreuer nicht toll finden, aber es geht eben nicht anders. Wichtig ist nur, den Betreuer entsprechend zu informieren (musst ja nicht fragen, aber man sollte ihn schon involvieren und ihm mitteilen, dass du es dem Doktorvater schicken wirst).
Wenn der Betreuer deinen Daten / der Auswertung nicht glaubt, würde es nur helfen wenn er die wesentlichen Auswertungen mit den Rohdaten selber macht. Scheint ein wenig, dass er den Sinn von Forschung noch nicht verstanden hat...

Ich finde deinen Plan gut, den du zuletzt geschrieben hast. Viel Erfolg.

Lava
05.11.2016, 15:38
--> Das könnte aber genau so als Vertrauensverhältnis stören bzw. als Vertrauensbruch gelten

Und was wäre die Alternative? Alles machen, was der Betreuer von einem will.

fMRI
05.11.2016, 16:33
Hi

Könntest Du bitte etwas dazu erzählen, wieviel Zeit Du in die verschiedenen Tätigkeiten gesteckt hast? (E.g. Hintergrund-Recherche inkl. Literaturrecherche: 3 Monate mit 15h/Woche, Datensammeln: 8 Monate mit 10h/Woche und ein Freisemester (4 Monate) Vollzeit, Auswertung & Statistik: 6 Wochen mit 20h/Woche, (dann 10 Wochen gar nichts getan), Zusammenschreiben: 3 Wochen Vollzeit, etc.) Und dann auch, wie lange der Kram bei Deinem Betreuer lag. Wie oft habt ihr euch getroffen/revidiert? Und dann wäre es auch noch interessant zu wissen, wie lange Du noch bis zum Examen brauchst. Für eine solide Timeline...
Das sind wichtige Faktoren, wie man einen ERGEBNISORIENTIEREN Plan aufstellen könnte...

Viele Grüsse
fMRI

davo
05.11.2016, 17:01
Wenn die Arbeit fertig ist, ist aber herzlich egal, wieviel Zeit man reingesteckt hat. Der Betreuer hat ja nicht mit der reingesteckten Zeit ein Problem, sondern mit den Ergebnissen.