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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studienbeginn um die 30 - hat es jemand bereut?



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scarlatti
08.11.2016, 07:59
Hallo ihr Lieben,

bin derzeit 28 und könnte mit 29 mit dem MedStudium beginnen (Wartesemester sind genügend vorhanden).

Die Gründe warum ich Medizin studieren möchte sind im Wesentlichen folgende: ich glaube einfach, dass der Arztberuf zu mir passen würde, und mir liegt, ich habe großes Interesse an medizinischen Zusammenhängen, ich arbeite auch gerne "handwerklich", ich möchte einen erfüllenden und abwechslungsreichen Beruf, und last but not least, ich möchte etwas an meiner derzeitigen beruflichen Situation ändern, da ich mir nicht vorstellen kann den Beruf bis ich alt und grau bin zu machen, und Medizin wäre mein Traum.

So weit so gut.

Nun mache ich mir natürlich schon große Gedanken, ob ich das Projekt Medizinstudium noch in Angriff nehmen soll, da ich mich in den nächsten 6 Jahren finanziell schon sehr einschränken, und wieder auf Studentenniveau leben müsste. Außerdem sind auch Kinder ein Thema, ich hab zwar aktuell noch überhaupt keinen Kinderwunsch, aber irgendwann möchte ich schon Kinder, und als Frau hat man ja leider auch nicht ewig dafür Zeit. Ich habe gehört, dass auch einige während der Klinik Kinder bekommen, es geht mir eher darum, wie man Kinder mit der stressigen Assistenzarztzeit verbindet, das stell ich mir mit den ganzen Diensten doch schwierig vor :-/

Außerdem mache ich mir doch wegen des Alters ein bisschen Sorgen: wird man denn als 35-jähriger Berufsanfänger in der Klinik akzeptiert? Glaubt ihr, dass das Alter ein Hindernis bei der Stellensuche ist?

Wie der Titel schon sagt, würde ich mich freuen, wenn mir anderen Studenten bzw. Absolventen, die auch ungefähr in meinem Alter angefangen haben, berichten könnten, ob sie es bereut haben, das Studium noch zu machen, oder ob sie 100% happy waren, es gewagt zu haben.

Viele Grüße

Arrhythmie
08.11.2016, 08:24
Habe als Zweitstudentin mit 27 angefangen. Bin in Regelstudienzeit und nun in der Klinik angekommen. Jetzt wird es gerade richtig super. Endlich Patienten. Endlich das Gefühl, dass man eine der Hürden gemeistert hat (Physikum). Bock hatte ich schon immer, aber jetzt bin ich vollkommen entzündet. Es wird auch nicht weniger stressig nun mit Dr. Arbeit und Nebenjob aber ich war mir noch nie im Leben so sicher dass ich etwas wie das so unbedingt will.

Ich habe meine Entscheidung trotz etlicher Tränen in der Vorklinik & trotz Widerstand der von Leuten ausging auf deren Rat ich etwas gebe, nie bereut. Rückblickend kann ich sagen: Einerseits blöd dass ich nicht direkt damals nach dem Abi begonnen habe (hätte ich machen können) andererseits -die Zeit kann keiner zurückdrehen- ich bin mit dem Verlauf jetzt auch sehr zufrieden. Das Ruder noch mal gut rumgerissen könnte man sagen.

Was es trotz aller Euphorie zu bedenken gibt:

- Finanzierung
- Familienplanung

Dazu kann man, ohne Dich zu kennen, wenig sagen. Das hängt sehr von der individuellen Lebensplanung ab, von organisatorischen Elementen, ob Du einen Partner im Rücken hast, der voll hinter Dir und Deinen Entscheidungen steht. Das kann man hier nicht gut beurteilen.
Das geht schon, hängt aber eben von oben genanntem ab.

scarlatti
08.11.2016, 08:51
danke für deine Antwort!

Also Finanzierung würde irgendwie klappen, habe ein bisschen was gespart und könnte in meinem jetzigen Job Teilzeit mit relativ freier Zeiteinteilung weiterarbeiten. Müsste mich natürlich schon wieder sehr einschränken, aber ich denke ich käme gut damit zurecht, da ich generell ein sparsamer Mensch bin.

Zum Thema Familienplanung: nun ja, Partner gibt es seit kurzem nicht mehr ;-), also ist das Thema grad nicht wirklich akut ;-) Aber auch wenn man mit 35 fertig ist, kann man noch Kinder bekommen, ich gebe nicht viel auf die Panikmache alá mit 35 ist Schluss mit Schwangerwerden, Risikoschwangerschaften blabla... kenne genug Beispiele, die zwischen 35 und 40 schwanger wurden... sicher kann man sich nicht ewig Zeit lassen, aber mit 35-38 ist das mM nach noch kein Problem.

Arrythmie: was sagst du zum Thema Jobeinstieg mit Mitte 30? Wie wird man da akzeptiert? Glaubst du dass es ein Nachteil bei der Stellensuche ist?

Matzexc1
08.11.2016, 09:09
Hallo, gab mit 27 angefangen und werde 35 sein wenn ich fertig bin. Ich habe es nie bereut. Die Familienplanung kann man auch im Studium schon anfangen und für die finanzielle Seite gibt es Lösungen. Genaueres kann ich gerne per PN schicken

Ich glaube nicht das du einen Nachteil bei der Stellen suche haben wirst. Die Patienten werden dich eher akzeptieren und du hast schon Erfahrung im Beruf

scarlatti
08.11.2016, 09:25
hey vielen dank auch für deine antwort! ja würde mich freuen, wenn du mir Näheres per Pn schicken könntest :)

Arrhythmie
08.11.2016, 09:25
@scarlatti
Zum Kinderthema ist es bei mir so, dass ich das vor dem Berufseinstieg erledigt haben möchte, da es finanziell kein Problem darstellt und ich dann mit 34 auch wirklich loslegen können will - ohne weitere Unterbrechungen. Für mich kommt es eher nicht in Frage dann mit 34 als Berufseinsteiger direkt auszufallen. Ich will in die Pötte kommen. Betreuungstechnisch muss man schauen, dafür hab ich auch keine Patentlösung. Da ich aber die Vorklinik hinter mir habe (das wollte ich in jedem Fall ohne Kind "erledigen"), hab ich zumindest das Gefühl schon ein größeren Schritt in Richtung "Arzt werden" gemacht zu haben. Ich kenne mich und meine Belastungsgrenzen mittlerweile etwas besser und weiß wie ich im Studium mit manchen Dingen umgehen kann/muss. Das war mir wichtig erstmal ohne weitere Zusatzbelastungen herauszufinden. Jetzt ist es so, dass ein Kind zwar auch nicht perfekt passt, aber mMn immer noch besser (in meiner Situation) als dann als Berufseinsteiger. Ist aber auch wiederum Ansichtssache und persönliche Einstellung.

Zum Thema Jobeinstieg mit Mitte 30 kann ich Dir bisher wenig bis nichts sagen, da ich weder Mitte 30 bin noch Jobeinsteiger ;-) Frag mich das in 4 Jahren nochmal.
Nein, also mal im Ernst - ich seh da keine Probleme. Ich seh allerdings auch deutlich jünger aus als ich bin, Gene sei Dank, bei mir denkt keiner dass ich Zweitstudentin bin. Denken eher alle ich hab nach dem Abi angefangen und bin 22. Auch denke ich dass ich etliche Erfahrungen gemacht habe und bestimmte Dinge mitbringe die evtl. mal von Vorteil sein könnten. Punkte die im Endeffekt eher für als gegen mich sprechen. Hab mir da jetzt ein gutes & positives Selbstbild angeeignet und bin sehr motiviert. Das zusammen mit der Approbationsurkunde sollte auch in 4 Jahren noch ausreichen eine schöne für mich passende Stelle zu finden. Und das reicht mir vollkommen aus als Zukunftsaussicht. Bisher haben andere Ärzte meinen Werdegang auch durchweg als positiv eingestuft und mir positive Rückmeldung gegeben. Mein Partner ist schon seit längerem Arzt und der lacht da nur wenn ich anfange zu zweifeln und wischt meine Zweifel sofort weg. Ich persönlich hab aber auch keine Ambitionen a la Unikarriere oder sowas. Ich lass alles auf mich zukommen. Im Endeffekt will ich eine gute Ärztin werden. Das ist mein Hauptziel.

Wenn Du weitere Fragen hast, die evtl noch persönlicher sein sollten dann kannst Du mir gerne per PN schreiben.

Solara
08.11.2016, 18:52
Jobeinstieg kein Problem, Studium kein Problem, wenn man nen Job mit freier Zeiteinteilung oder WE hat. Und ins Lernen anfangs reinkommen ist hart, zumindest bei mir.
Kinder im Studium bekommen, klinischer Abschnitt, sofern möglich. Je älter, und schwieriger wird es.
Heißt: fang einfach an.

wischmopp
08.11.2016, 19:35
Ja, fang an!
Studium kein Problem, Kind in der Klinik bekommen bei uns kein Problem (nach geplanter Elternzeit), trotz fehlender Großeltern vor Ort.
Jetzt als Assistenzärztin etwas schwieriger aufgrund persönlichem Wunsch nach Teilzeit und freiem Familienwochenende, aber mit Abstrichen durchaus machbar, zumindest bis auf Weiteres ;-)

scarlatti
08.11.2016, 22:18
vielen dank für eure antworten! wischmopp du bist ja bereits im beruf: hat es sich für dich "gelohnt", d.h. bist du jetzt glücklich im job? das ist das was mir jetzt ein bisschen sorgen macht - dass ich mir den Arztberuf vl. schöner vorstelle als er ist, und dann nach dem Studium draufkomme - oh, das ist ja gar nicht so toll wie ich mir das vorgestellt habe... bekanntlich ist der Rasen in Nachbars Garten ja immer grüner...

also ich denke natürlich schon dass mir der Beruf gefallen würde, aber mit 100%iger Sicherheit kann man das halt nie sagen...

Solara
08.11.2016, 22:23
Was machst du denn jetzt beruflich?
Die Nacht- und Wochenenddienste nerven dich mit der Zeit - aber dann sucht man sich eben Nischen (oder auch nicht).

scarlatti
08.11.2016, 22:46
ich arbeite in der wirtschaftsprüfung... es ist nicht so, dass ich den job total hasse, aber er erfüllt mich halt nicht, und medizin finde ich einfach viiiieeel interessanter.

ich glaube ich werde einfach mal anfangen, wenn nicht jetzt wann dann, denn viel älter möchte ich dann bei studienbeginn auch nicht mehr sein :)

wischmopp
09.11.2016, 07:18
Ich habe es nicht bereut und mir macht es auf jeden Fall Spaß!
Den für mich perfekten Job zu finden ist zwar jedes Mal wieder eine Herausforderung (familienfreundlich in der Großstadt - Mangelware!), aber es klappt dann doch immer irgendwie übergangslos.
Deshalb: studieren und positiv denken, der Rest ergibt sich! Viel Spaß!

Matzexc1
09.11.2016, 13:54
@scarlatti:
Du bist für PN noch nicht freigeschaltet

kekskruemel
09.11.2016, 14:34
Die Familienplanung kann man auch im Studium schon anfangen und für die finanzielle Seite gibt es Lösungen. Genaueres kann ich gerne per PN schicken
Würdest du mir die Infos vielleicht auch zukommen lassen?

scarlatti
09.11.2016, 16:21
Matzexc1: jetzt müsste es klappen :)

davo
09.11.2016, 19:05
Ich hab mit Ü30 angefangen und hab jetzt ziemlich genau die Hälfte des Studiums hinter mir.

Bisher bereue ich nichts - aber der echte reality check kommt ja erst in ein paar Jahren :-p

Ich habe im Laufe meines Pflegepraktikums und meiner Famulaturen auch schon mehrere Ärzte kennengelernt, die erst etwas älter angefangen haben. Die meisten zwar in wenig kompetitiven Fächern (Allgemeinmedizin, Psychiatrie, Psychosomatik, Innere, Physikalische Medizin), aber ein, zwei auch an Unikliniken in sehr kompetitiven Fächern. Bzgl. Arbeitsmarkt würde ich mir also keine Sorgen machen. Es gibt natürlich teilweise Ärzte (v.a. Chefärzte), die Vorurteile gegenüber älteren Studenten haben, aber wenn sie sehen, dass man was drauf hat, und vor dem Medizinstudium auch was interessantes gemacht hat, legt sich das meist wieder.

Bzgl. Kinder halte ich den klinischen Studienabschnitt ebenfalls für besonders gut geeignet. Erstens da man da an den meisten Unis viel Flexibilität genießt, und zweitens da ab 35 das Risiko diverser Probleme ja tatsächlich deutlich steigt. Außerdem denk ich mir, dass nicht zu alte Eltern auch für die Kinder und die Beziehung zu ihnen vorteilhaft sind.

Manchmal frag ich mich natürlich schon, ob es notwendig war, mir diese 6,5 Jahre anzutun (sonst wär bald meine Wohnung abbezahlt, usw.), denn mit Mitte 30 auf bescheidenem Studentenniveau zu leben ist natürlich tatsächlich ein großer Rückschritt. Aber insgesamt gesehen bereue ich es nicht, und bin nach wie vor überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich freu mich aber auch schon darauf, wenn das Studium vorbei ist, und ich endlich wieder einen normalen Lebensstandard habe ;-)

In Summe würde ich also sagen: Wenn du es dir leisten kannst, mach es. Wenn du vom 1. Tag an mit vollem Einsatz dabei bist, wird das Studium höchstwahrscheinlich auch keine Hürde für dich darstellen.

Matzexc1
15.11.2016, 13:38
Matzexc1: jetzt müsste es klappen :)
Eben nicht


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scarlatti
15.11.2016, 14:00
matzexc hab dir eine pn geschickt!

SineNomine
29.11.2016, 18:41
hab mit 30 angefangen zu studieren, bin jetzt mit 36 fertig und Bewerbung musste ich nicht eine schreiben.

Bereut hab ichs nicht, aber es gibt viele Wege, glücklich zu werden, Du mußt Deinen eigenen finden, ob der nun durchs Studium führt oder nicht :)

oh, und einen Chefarzt mit Vorurteilen gegen ältere Studenten hab ich nie getroffen, was nicht heißt, daß es sie nicht gibt ... aber das tägliche Brot scheinen sie nicht zu sein.

Arrhythmie
29.11.2016, 19:17
Hier bist Du ja auch :-)) Hahaha.

:-oopss