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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auslandsstudium Medical University of Bialystok in Polen



qrk18
16.11.2016, 20:52
Hallo!
Da diese Seite gerade auch für viele angehende Medizinstudenten eine Hilfestellung zur Studienplatzwahl im Ausland ist, möchte ich hier gerne meine persönlichen Erfahrungen an der Medical University of Bialystok teilen.

Grundsätzlich kann ich diese Uni niemandem empfehlen. Warum? - Weil man als ausländischer Student dort wirklich nur zu spüren bekommt, dass man nur als Geldgeber da ist und da es sich bei dem Studium faktisch um ein komplettes Sebststudium handelt. Diese und weitere Aspekte werde ich im Folgenden etwas detailierter beleuchten:

Geld/Finanzen:
- Studiengebühren werden plötzlich grundlos um 750€ pro Jahr erhöht
- es treten nicht vorher angekündigte Kosten auf (z.B. 15€ für jeden wiederholten Test etc.)

Unterrichtsqualität:
Wenn man ins Ausland geht, darf man grundsäztlich keine zu hohen Erwartungen haben. Diese hatte ich auch nicht. Meine einzigen Erwartungen an die Uni bzw. die Stunden waren: 1. PP-Präsentationen bzw. Skripte zu den Vorlesungen zu erhalten. 2. einigermaßen verständlich englischsprechende Professoren/Dozenten, sowie 3. kleineren Gruppenunterricht zu haben (damit macht die Uni Werbung!!!).
Leider wurde man in Bialystok in allen drei Punkten enttäuscht.
zu 1. Man hat als Student eigentlich nie die Präsentationen/Skripte erhalten. Wenn man die Frage gestellt hat, ob man diese haben könnte kam nur: "Nein, ihr sollt in den Vorlesungen ja etwas lernen und aufpassen" als Antwort. Es wurde auch abgelehnt, dass dann etwas langsamer durch die Folien gegangen werden kann. Ebenfalls durfte man keine Fotos etc. von den Präsentationen machen.
zu 2. Viele der Dozenten sprachen ein wirklich grässliches Englisch. Dabei legte ich weder großen Wert auf den Dialekt noch die Grammatik. Sie scheiterten häufig an den einfachsten Dingen. Viele Dozenten lasen wirklich nur ihre Präsentationen vor, die sie in den meisten Fällen aus unseren Lehrbüchern abschrieben. Der Lerneffekt war also gleich 0. Des Weiteren muss man sich auch Gedanken über die Qualität des Englischs machen, wenn selbst meine amerikanischen Kommilitonen bei manchen Dozenten kein Wort verstanden haben.
zu 3. Der kleine Gruppenunterricht war ein Witz. Klar wir waren kleine Gruppen (ca.9-15 Leute) in den "Labs" (sowas ähnliches wie Praktika), aber Fragen zu stellen war trotzdem schwierig. In Biophysics und Histology scheiterte es mal wieder an den mangelnden Englischkenntnissen der Betreuer. Dazu kam aber noch, dass jene häufig auch einfach den Raum verlassen haben und demzufolge nicht mehr anzusprechen waren. Die Gründe für das Verlassen des Raumes waren dann in Biophysics "Meetings" (Rauchpausen des Betreuers) bzw. in Histology wurden Arbeiten kontrolliert. In Biochemistry und Anatomy waren meine Betreuer in Ordnung, andere hatten aber in Anatomy auch das Problem von unfähigem Personal.

Ebenfalls wichtig zu erwähnen bzgl der Unterrichtsqualität ist, dass man häufig "Quizzes/Tests" etc. schreibt, bevor man zu den Themen eine Vorlesungen hatte. Ja, es ist eigentlich unvorstellbar, aber man bringt sich komplette Themengebiete selbst bei, ohne jemals etwas dazu in Vorlesungen gehört zu haben. Danach wird man dann getestet und 2 Wochen später hat man dann die Vorlesung zum längst beendeten Themengebiet.
Ich bin mir dessen bewusst, dass man im Medizinstudium viel selbst zusätzlich erarbeiten muss, aber dass man die Arbeit des Dozentens komplett übernimmt ist meiner Meinung nach nicht akzeptabel. Wenn ich Medizin mir komplett selbst beibringen will, dann brauche ich auch gar nicht mehr zur Uni gehen und lasse mich am Ende des Jahres einfach testen. Jetzt könnte jmd. ja sagen, dass man dann doch einfach mit den vorgeschlagenen Büchern der Uni lernen soll und es dann zwar mehr Aufwand ist, aber man trz bestehen kann - Leider war das nicht der Fall. Es wurden teilweise Fragen drangenommen, die in z.B. keinem meiner 5 Histology Bücher irgendwo "beantwortet" bzw. thematisch erwähnt wurden.

Verhalten des Uni-Personals gegenüber ausländischen Studenten
Wie schon mehrmals erwähnt ist das Englisch vieler Mitarbeiter der Uni Mangelware. Das macht die Kommunikation wirklich schwer, wenn man sich z.B. in der Bibliothek anmelden will oder nach dem Weg fragen muss, denn es wurden uns auf unseren "Stundenplänen" nur die Gebäude und nicht die Raumnummern angegeben. Man hatte dann aber auch nicht das Gefühl, dass sie einem wirklich weiterhelfen wollten.
Besonders erwähnenswert ist auch, dass die Managerin des internationalen Wohnheims kaum Englisch konnte. Selbst der Feueralarm und Durchsagen waren erstmal für 30 sek auf Polnisch, bevor dann kurz mal die Mitteilung auf Englisch kam, dass man das Gebäude verlassen soll. Ansonsten war sie aber eine der wenigen die dann einen Weg der Kommunikation gesucht hat (z.B. Google Übersetzer).
Die einzigen Personen, die wirklich relativ gutes Englisch konnten, waren die Sekretärinnen. Leider legten diese aber eine Arbeitsmoral und Höflichkeit an den Tag, dass man wirklich nur ungern in die Höhle des Löwens gegangen ist. Sie haben wirklich alles unnötig verlängert und auf nett gestellte Fragen kamen patzige Antworten. Wenn es mal Kritik von der Seite der Studenten gab, wurde sofort die Managerin dazugeholt und es wurden auch schon Leute mehr oder weniger grundlos aus dem Sekretäriat geschmissen. Nebenbei wurde immer erstmal irgendetwas gefordert, bevor sie einem Dokumente ausgefüllt haben o.ä. Immer erst musste die Uni alles haben, bevor unsere Angelegenheiten geklärt wurden. Es macht keinen Spaß, wenn man wirklich dauernd nachhaken muss und die Leute ans Arbeiten erinnern muss.

Nun ja, ich könnte noch stundenlang die Liste fortsetzen. Ich kann es jedem nur ans Herz legen, sich für eine andere Uni zu entscheiden. Man wird dort nicht glücklich, wenn man nicht gerade darauf steht dauernd wie der letzte Dreck behandelt zu werden und wenn man nicht gerade sich am liebsten alles selbsterarbeitet ohne mal ein kurzes Feedback zu bekommen. Meine einzig positiven Erfahrungen waren, dass das Wohnheim einen recht guten Standard hatte, die Stadt schön ist und meine Komillitonen supernett waren. Leider sind das aber nicht die wichtigsten Punkte, wenn man Medizin studieren will.
Da man nicht viele Infos/Erfahrungsberichte zu der Uni findet, hoffe ich, dass ich jetzt einen kleinen Einblick geben konnte. Bei weiteren Fragen könnt ihr euch natürlich gerne melden.

*milkakuh*
17.11.2016, 10:32
Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht. Das hilft sicher vielen weiter.

Viele deiner angesprochenen Punkte sind sicher fast überall in Osteuropa ein Problem, wenn auch nicht immer so ausgeprägt. Auch wir hatten Profs/Dozenten, deren Englisch nicht sehr gut war. Meistens aber dennoch zumindest innerhalb ihres Fachbereiches verständlich. Sowie es um organisatorische Themen ging wurde es aber auch oft schnell schwierig.
Die Respektlosigkeit gegenüber Studenten habe ich in Lettland auch erlebt. Allerdings wurden die lettischen Studenten ganz genauso behandelt. Ich glaube das ist eher der anderen Mentalität geschuldet. In Deutschland könnten sich Lehrende so etwas gar nicht erlauben, weil sie hier dafür mit Konsequenzen rechnen müssten.
Was ich damit sagen will: Egal wohin man ins Ausland geht - mit solchen Bedingungen (natürlich nicht so extrem wie vom TE geschildert) muss man leider rechnen.

@qrk18: Was machst du jetzt? Beendest du die Vorklinik in Bialystok? (Die Stadt hat mir übrigens auch sehr gut gefallen und falls du eine Empfehlung für einen guten Veranstalter für Kajaktouren brauchst melde dich :-))).

qrk18
17.11.2016, 11:13
Ja, es scheint ein wirklich größeres Problem zu sein. Ich hatte mehrere Leute in meinem Jahrgang, die dann auch schon ein Jahr an anderen Unis in Polen studiert haben und jetzt nochmal komplett neu angefangen haben und mir sogar gesagt haben, dass die Uni in Bialystok immernoch besser ist, als ihre vorherige. Das fand ich ziemlich erschreckend, denn ich finde das so ein Verhalten der Uni absolut gar nicht geht. Das ist Geldschneiderei und in gewisser Weise auch Betrug, wenn man nicht seine Versprechen erfüllt und der Unterricht in der English Division für die Uni nur nebensächlich zum Geld verdienen ist. Und ich hatte leider auch häufiger das Gefühl, dass dort diese Tests wirklich absichtlich so gestellt wurden, dass ein gewisser Teil einfach durchfällt und Leute die Fächer dann im nächsten Jahr wiederholen müssen. Das bringt ja extra Geld ;)

@*milkakuh*
Ich habe nach 2 Wochen dort aufgehört und bin jetzt erstmal wieder in Deutschland. Ich habe mich sofort für das Sommersemester an der RSU in Riga beworben, da ich dort dann von mehreren gehört habe, dass es zwar Kleinigkeiten gibt, die einen ebenfalls zur Weißglut bringen können, aber die Grundbedingungen sollen stimmen. Ich will doch einfach nur Medizin studieren, manno ;-)
Man, hätte ich das früher gewusst, wäre ich gerne mal eine Runde Kajak gefahren! ;-) In Bialystok gibt es ansonsten auch viele Paintball-Anlagen, gute Bars und generell recht viel preisgünstig zu machen. Es wäre eine gute Studentenstadt, wäre die medizinische Uni nicht so schlecht wie sie ist.

deluxe2712
18.11.2016, 01:01
Ich kann über Universität und Stadt kein Urteil fällen, weil ich nie dort gewesen bin, aber nach 2 Wochen "Studium" kann man das meines Erachtens auch nicht! Schon gar nicht über die med. Fachkenntnisse mancher Mitarbeiter oder hast du vorher bereits woanders studiert?
Natürlich soll man Lerninhalte in Vorlesungen und Praktika vermittelt bekommen, allerdings ist Medizin zum Großteil ein REINES SELBSTSTUDIUM, und das Überall!!! So viele tests und Vorlesungen kannst du doch nach 2 Wochen noch gar nicht gehabt haben?

Die Mentalität der Menschen mancher osteuropäischer Länder ist scheinbar etwas gedämpfter, aber als Freshman ist man auch das unterste Glied in der Nahrungskette. Natürlich sollte man mit Respekt behandelt werden, aber man muss sich auch erstmal beweisen..

Zu dem Argument bzgl. der Tests und des Geldes fällt mir auch nichts ein.. Ich nehme mal stark an, dass die Universität auch im nächsten Jahr genügend Bewerber haben wird, um die zur Verfügung gestellten Plätze, besetzen zu können. Diese Tests dienen einem Qualitätsmanagement, um sicher gehen zu können, arbeitstaugliche Ärzte auszubilden!!! Was hast du denn erwartet???

qrk18
18.11.2016, 09:19
@deluxe2712 Ich habe mich nicht negativ zu Fachkenntnissen geäußert. Ich habe mich negativ über die Englischkenntnisse geäußert. Das hat dann dazu geführt, dass in den Labs nur vereinzelt mal Fragen von den Betreuern verstanden wurden. Das lag sicherlich nicht an deren Fachkenntnissen, denn die polnische Abteilung soll wohl ziemlich gut sein und es sind die gleichen Dozenten/Professoren.

Wahrscheinlich haben wir beide unterschiedliche Vorstellungen vom Begriff Selbststudium. Ich weiß, dass man sich für die Vorlesungen/Labs vorbereiten muss und dann ebenfalls nachdem diese stattgefunden haben nochmal nacharbeiten/lernen/zusätzliche Infos raussuchen muss. Das ist alles völlig okay und das sehe ich auch nicht als Problem an- Das ist definitiv viel Arbeit und nicht in 30 min gemacht. Das bedeutet für mich aber auch nicht Selbststudium. Für mich heißt Selbststudium keinerlei Leitfaden zur Vorbereitung (damit meine ich grobe Themengebiete und Schwerpunkte bzw. einfach die PP oder die Skripte) zu bekommen und die Tests vor den eig Vorlesungen zu schreiben. Weil dann werden die darauffolgenen Vorlesungen sinnlos, denn man hat die Tests dazu eh schon geschrieben bzw. die Themengebiete eh schon gelernt. Tests wurden dort wöchentlich geschrieben und zwar in Histo, Anatomie, Chemie und Biochemie. Die Tests zählen und z.B. in Histo gab es die folgenden Regeln: wer eine bestimmte Anzahl von diesen Tests nicht bestanden hat, der wurde nicht für die Partialtests (größere Tests nach mehreren Wochen) zugelassen. Wenn man nicht für die Partialtests zugelassen wurde bzw. diese nicht bestand, dann durfte man das Examen nicht schreiben, was bedeutet, dass man das Fach im nächsten Jahr wiederholen musste.
An der Uni hat man in Biochemistry, Anatomy, Histology und Chemistry wöchentliche Tests.
So viele Vorlesungen hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, allerdings gab es vor Studienbeginn einen Pre-Course bei dem man viele Dozenten schon kennengelernt hat.

Zur Mentalität sehe ich das ähnlich. Ich habe mich aber mit höheren Semestern unterhalten und die meinten, dass es dort mit dem Sekretäriat schon immer Stress gab und es auch schon mehrere Beschwerden beim Dean gab, es aber nix ändert. Damit hier ungefähr klar wird auf welchem Niveau man dort behandelt wird:
Wir sollten ins Office kommen, um einen neuen Vertrag zu unterschreiben. Dort im Vertrag wird man plötzlich darüber informiert, dass die Studienkosten ab nächstem Jahr um 750€ erhöht werden. Auf die Frage warum diese erhöht werden kommt die Antwort: "Warum erhöht man wohl Studienkosten?". Ich habe dann gesagt, dass ich diesen Vertrag erstmal ununterschrieben mitnehmen möchte, damit ich mit meinen Eltern bzgl. der zusätzlichen Kosten nochmal reden kann. Von der Sekretärin kommt dann als Antwort, dass dieser Vertrag nicht ununterschrieben den Raum verlässt und wenn ich jetzt nicht unterschreibe, ich nicht mehr an den Vorlesungen/Labs teilnehmen darf. Das ist doch nicht normal, oder?!

Das ist ja gerade das komische! Die Uni hat generell nur ca. 67 freie Plätze und selbst diese waren dieses Jahr nicht vollständig vergeben!!! Sie hatten nicht wirklich genügend Bewerber, denn der Bewerbungsprozess wurde noch bis in den vorgeschriebenen Pre-Course rein verlängert. Der Pre-Course ist eig eine Pflichtveranstaltung über 3 Wochen vor dem eig Studienbeginn und auf der Website steht eig auch, dass man nicht ohne den Pre-Course dort anfangen darf. Sowas habe ich bis jetzt von noch keiner Uni gehört.

Wofür man diese Tests braucht, ist mir klar. Ich finde das System mit wöchentlichen Tests auch gut, aber dann bitte so, dass man auch eine Chance hat. Die wäre gegeben, wenn man Skripte/Präsentationen hätte bzw. einfach mal eine Vorlesung vor dem Test. ;) So hat man sich stundenlang vorbereitet, um am Ende dann doch mitzukriegen, dass man komplett die falschen Sachen gelernt hat. Sowas wäre vermeidbar, wenn einfach davor irgendeine Art von Material dagewesen wäre auf der man dann aufbauend etwas Lernen kann oder sie hätten halt die Schwerpunkte genannt oder Buchseiten, was auch immer. Hauptsache man weiß überhaupt grob, was der Test enthält und man sollte sich darauf dann auch verlassen können.
Und ich kann nur betonen, dass ich nie erwartet habe, dass es einfach wird. Ich bin von vornherein an das Studium rangegangen mit der Einstellung, dass ich mind. 2-3h tgl nach der Uni mich noch hinsetzen und lernen muss (in der Prüfungszeit natürlich mehr). Ich wusste, dass ich vorbereitet kommen muss und die Vorlesungen nicht alles abdecken können. Ich wusste auch, dass ich womöglich mal einen Tests nicht bestehen würde. Aber ich habe einfach nicht erwartet und bin auch davon überzeugt, dass es nicht normal ist, dass man komplett von der Uni alleingelassen wird. Wofür bezahlt man denn dann bitte die Studiengebühren?
Zu den 2 Wochen: ich habe leider einfach nicht das Geld komplette Fächer wiederholen zu müssen und ein früher Wechsel hat mir so noch die Möglichkeit gegeben mich an anderen Unis fürs Sommersemester anzumelden. Ich war auch nicht die einzige die nach kurzer Zeit gegangen ist.

deluxe2712
18.11.2016, 09:42
Das mit dem Vertrag klingt wirklich suspekt.
Ich würde dir empfehlen, dich an einer Universität zu bewerben, die einen englischsprachigen Studiengang schon seit längerer Zeit anbietet.

qrk18
18.11.2016, 10:21
Ja, da kann ich mich nur anschließen als Tipp für alle die sich ebenfalls im Ausland bewerben.
Nehmt eine Uni, die da schon wirklich viele Jahre Erfahrung hat UND zu der es auch im Internet mehrere Bewertungen gibt. Die Englische Abteilung in Bialystok gibt es auch schon seit 2004, aber man findet faktisch nix im Internet. Die einzigen Infos die es gibt sind die von Agenturen und da muss man generell immer vorsichtig sein! Ich ärgere mich immernoch,dass ich dachte, dass ich vllt nur eine "nicht so bekannte Uni gefunden habe" aber die Qualität dann trz dieselbe ist wie z.B. in anderen polnischen Unis.

davo
19.11.2016, 11:01
Dass die Studiengebühren laufend erhöht werden, ist ja an allen osteuropäischen Gelddruckmaschinen, äh, Medizin-Unis der Fall. Allerdings weiß ich nicht, ob das in der Regel nur neue Studenten betrifft, oder auch die, die schon dort studieren.

Natürlich gibt es diese Studiengänge nur deshalb, weil man verdammt viel Geld damit machen kann. Jeder ausländische Student bringt ein Vielfaches dessen, was der Staat für einen inländischen Studenten zahlt. So wird dann vermutlich die Krankenversorgung und/oder das Uni-Budget quersubventioniert. Grundsätzlich ist dagegen natürlich auch nichts einzuwenden, aber es ist schade, dass du so schlechte Erfahrungen machen musstest.

Wär vielleicht mal sinnvoll, eine Website mit Erfahrungsberichten von Studenten an osteuropäischen Medizin-Unis zu starten. Idealerweise nur von Studenten, die auch eine Studienbescheinigung vorlegen konnten, und die eine eidesstattliche Erklärung unterschrieben haben, für den Bericht weder Geld noch geldwerte Vorteile erhalten zu haben, und nichts mit einer Agentur zu tun zu haben :-))

Jana-nah
30.01.2017, 16:16
Also ich habe eine Freundin bzw. nähere Bekannte, die seit 2 Jahren an der Uni studiert. Sie hat am Anfang den Pre-Course 2/3(?) Wochen mitgemacht (der ja glaube ich Pflicht ist, wie hier schon gesagt wurde) und war eigentlich zufrieden. Da ich mich auch für ein Auslandsstudium interessiere, frage ich sie ab und zu wie es läuft und sie konnte mir eig. überwiegend nur gutes mitteilen. Klar gibt es Anfangs ggf. Probleme und klar ist man dort evtl. nicht so organisiert, wie man es aus Deutschland kennt, aber das waren bei ihr wohl eher Startschwierigkeiten (wobei ich sagen muss, ich habe selber schon ein Studium in Deutschland abgeschlossen (nicht Medizin) und die Organisation in Deutschland war grottig (!) schlecht, also dass es hier besser ist, ist nicht an allen Unis so :-?). Ich weiß nicht, ob es sich um die selben Dozenten handelt, von denen hier geredet wird, aber sie meinte ihre Dozenten sprechen zwar kein perfektes Englisch, aber man versteht sich gegenseitig sehr gut, sodass es kein Problem war mit der Verständigung mit den Lehrenden. Das Problem mit den PP hatte sie in einigen Kursen auch, als sie sich dann aber mit einigen anderen an die Professoren gewandt hat, haben sie die PPs so wie sie im Unterricht vorgestellt wurden auch immer bekommen. Sie meinte es war schon eine Umstellung und eine Gewöhnungssache, aber nach ein paar Monaten lief dann alles gut und bis jetzt möchte sie auch erst einmal dort bleiben, wenn sie keinen Platz in Deutschland bekommt. Zu den Studiengebühren kann ich nur sagen, dass ich weiß, dass die sich an den Unis sehr oft ändern und das je nach Uni nur die neuen Studenten betrifft oder in einigen Fällen eben auch die "aktuellen" Studenten. Evtl. sollte man der Uni über längere Zeit eine Chance geben, ich hab mich in meinem Studium in Deutschland bzgl. der Organisation auch total überfordert und allein gelassen gefühlt und die zuständigen Personen waren sehr stur, aber wenn erstmal der erste "Schock" vorbei ist, geht es.

MedBialy2018
11.03.2018, 13:44
Hallo Zusammen!
Zunächst: ich finde es super hilfreich wenn Studieninteressierten jungen Menschen die Chance gegeben wird sich vor der Bewerbung auf einen Studienplatz über die Universität in Foren informieren zu können!
Allerdings enthalten die Artikel von „qrk18“eine Vielzahl an Falschauslegungen, oder um es direkt auszudrücken Lügen!
Woher ich das weiß? Ich bin mittlerweile im 4. Semester an der UMB.
Das Mädchen „qkr18“, das sich so unglaublich viel Mühe mit den langen Texte gegeben hat Euch alle zu warten, wäre übrigens im selben Semester..

Wenn es mir also erlaubt ist, würde ich gerne einiges richtig stellen...
Mit einer Gruppe von 8 Deutschen haben wir im Oktober 2016 das 1. Semester begonnen.
Nach 2 Wochen kam die überraschende Nachricht, dass T. und L. (zwei Mädchen die mit uns studierten) von einen Tag auf den nächsten die Universität verlassen würden. Dieser Schritt kam in meinen Augen nicht komplett überraschend. Denn um in Polen das Studium genießen zu können, muss man sich zumindest in gewissen Situationen anpassen können! Doch meiner Meinung nach ist das auch in jedem andern Land dieser so weiten Welt der Fall!
Statt also jedes kleinste Detail mit der Heimat zu vergleichen und wehmütig nach Deutschland zu gucken, muss man sich hier einfach integrieren. Das soll nicht heißen, dass man an den vorhandenen Strukturen der Universität nichts verändern kann.
Um den Punkt des „Integrierens“ wieder aufzunehmen: Daran sind in meinen Augen die beiden sehr netten Mädchen gescheitert. So etwas kann passieren! Warum man allerdings aus Enttäuschung die gesamte Universität in Verruf bringen muss, verstehe ich nicht. Trotzdem wünsche Dir, liebe T., dass du in Riga nun glücklicher bist!

Nun aber genug der persönlichen Rechtfertigung. Viel lieber möchte ich meine Erfahrungen der letzten 1,5 Jahre in Bialystok mit Euch teilen:
Wie erwähnt kam ich unglaublich motiviert im September 2016 hier an! Generell erwartete ich nicht wirklich viel. Meine Bewerbung ist erst ganz kurz vor Beginn des „Pre-Courses“ angenommen worden. Vor der Anreise hatte ich mir von Bialystok also noch kein Bild machen können. Aber ich kann Euch sagen, dass die Stadt wirklich schön ist! Es ist eine kleine Studentenstadt mit einigen Shopping-Malls , Rynek (der Innenstadt, wo man in den Bars immer Studenten trifft) und einem umwerfendem Palast – unserer medizinischen Fakultät!

Ich persönlich kann sagen, dass ich an der UMB wirklich glücklich bin! Besonders im ersten Jahr gibt es, wie bereits von „qrk18“ berichtet, allerdings einige Hürden zu meistern. Gerne würde ich diese Punkte OBJEKTIV auflisten.
1. Sprache: weder wir Studenten, noch die Lehrer sind Muttersprachler in Englisch. Selten hat man allerdings Schwierigkeiten die Dozenten zu verstehen. Besonders ab dem zweiten Jahr werden wir außerdem fast ausschließlich von Doktoren unterrichtet, die selber im englischsprachigen Ausland gearbeitet haben.
Da wir Studenten allerdings auch keine Muttersprachler sind, haben viele zunächst Probleme die Fachliteratur zu lesen. Aber Übung macht den Meister! Außerdem bekommt man die Chance die Welt- und Wissenschaftssprache auch in der Klinik anwenden zu können!
2. Vorbereitung: Welche Bücher man braucht und was man zu lesen/ lernen hat steht jeweils auf den Internetseiten der Departments. Um seine Materialien zu organisieren ist Eigenständigkeit gefragt! Allerdings bekommt jeder Ersti einen „Fadder“ (Pate) zugeteilt. Normalerweise gibt dieser eine Menge an Infos und Materialien an den Ersti weiter. Dass die Skripte der Vorlesungen allerdings nicht erhältlich sind ist falsch. Der Semestervertreter eines jeden Jahres erhält zu Beginn des akademischen Jahres eine Festplatte mit jeglichen Inhalten der Fächer, Notizen und Vorlesungen. Über Dropbox/Google Drive werden diese dann problemlos für die Studenten zugänglich gemacht.
3. Tests: Wer sich vernünftig vorbereitet besteht die Tests! Dass man pro Verfehlten Test oder Examen 15 Euro bezahlen muss ich allerdings absolut falsch. Im ersten Jahr geht es wirklich zur Sache. Man kennt die Fächer noch nicht genau und muss pro Woche 3-4 Smalltests schreiben. (Plus die normalen Klausuren) Das hört sich an wie der Horror- man steht es aber durch! :)
4. Gruppengröße: Dies ist nun ein Punkt der von „qrk18“ angesprochen wurde. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Anzahl an Studenten pro Gruppe je 14 überstieg. Auch in den Vorlesungen haben wir im Vergleich zu Deutschland, Budapest oder Riga deutlich kleinere Anzahlen. Da in der English Division bei uns im 2. Jahr 50 Studenten sind, ist es kein Problem während der Vorlesungen Fragen zu stellen.

Was diesem ominösen Vertrag angeht, von dem die Rede war, stimme ich „qrk18“ zu. Ein Aufschlag von Studiengebühren wurde eingefordert. Es handelte sich allerdings um 250 Euro mehr pro Jahr. (Von 9500 auf 9750 Euro) Eine solche Erhöhung kam bei keinem Studenten gut an und daran gibt es nichts zu beschönigen. Begründet wurde dieser Aufschlag allerdings mit der Anschaffung eines USMLE- Trainingsprogramms, zugängig für jeden Studenten. (USMLE ist das Amerikanische Examen) Außerdem kann jeder Teil des USMLE s an der Uni vor Ort absolviert werden.

Die Universität bietet außerdem eine von Menge an außerschulischen Möglichkeiten für motivierte Studenten. Um hier nur einige zu nennen, an denen ich selber teilnehme / teilnehmen konnte:
nationaler Anatomiewettbewerb mit allen medizinischen Fakultäten in Polen
junge Forscherkongress in Bialystok mit eigenen Forschungsprojekten aus dem Fach Molekular Biologie
freiwilliger Prep-Kurs in Anatomie...

Ich persönlich würde mich nochmal für die UMB und für Bialystok entscheiden.
Das Leben und die Gemeinschaft hier sind wirklich schön!
Wer noch weitere Fragen hat kann auf Facebook gerne der Gruppe „Deutsche Studenten der Medizinischen Universität Bialystok“ eine Anfrage stellen. Fragen beantworten wir gerne.

Ein letztes Wort noch, solltet Ihr Euch für Bialystok entscheiden:
Eine Direktbewerbung (ohne Vermittler) ist auch möglich... eine gute Möglichkeit 8000 Euro zu sparen!!
Das Bewerbungsverfahren ist und bleibt das Gleiche! Genaue Informationen sind auch auf der Homepage vorhanden!

Ich hoffe die Zeilen konnten Euch ein bisschen helfen...

MedBialy2018
11.03.2018, 13:54
Das Mädchen „qkr18“, das sich so unglaublich viel Mühe mit den langen Texte gegeben hat Euch alle zu warten, wäre übrigens im selben Semester..

Hier meine ich natürlich: EUCH ALLE ZU WARNEN!

MedBialy2018
10.03.2019, 16:15
wer sich übrigens für ein Studium in Bialystok interessiert ist gerne eingeladen auf der Website der Deutschen Medizinstudenten in Bialystok vorbeizugucken. :)
www.gmstudents.de