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Peter_1
27.11.2016, 11:47
Liebe Forenmitglieder,

ich würde gerne wissen was Ihr davon halten würdet wenn die WBOs allgemein (fächerunspez.) dahingehend reformiert werden würde, dass eine Weiterbildung ab 50% Teilzeit zeitlich genauso angerechnet würde wie eine Weiterbildung in Vollzeit. Mir würde weiterhin vorschweben statt einer großen Facharztprüfung am Ende, blockweise Kompentenzen abzuprüfen, mit von mir aus einem Abschlussgespräch am Schluss. Ziel wäre nicht zwingend "starre" Zeiten abzusitzen, sondern überprüfte Kompetenzen zu haben. Klingt utopisch ich weiss, aber was haltet ihr davon?

Solara
27.11.2016, 12:00
Warum sollte man dann Vollzeit arbeiten? Und wer soll das alles prüfen? Hier wartest du jetzt schon ewig auf nen Prüfungstermin für den Facharzt - das verlängert sich ja ins unermessliche, wenn mal x fach geprüft werden muss.

Und abschließend: welchen Vorteil versprichst du dir davon?

mainzer
27.11.2016, 12:02
versteh ich auch grad nicht...

Peter_1
27.11.2016, 12:07
Warum sollte man dann Vollzeit arbeiten? Und wer soll das alles prüfen?

Und abschließend: welchen Vorteil versprichst du dir davon?

zB weil man mehr Geld verdient? Warum arbeitet man denn sonst nach der WB Vollzeit?

Peter_1
27.11.2016, 12:08
Und abschließend: welchen Vorteil versprichst du dir davon?
Der Vorteil wäre, dass Menschen mit Familie nicht 10-12 Jahre brauchen um Facharzt zu werden.

Solara
27.11.2016, 12:12
Aber du hast dann nur 2,5 Jahre Erfahrung - und bist dann Facharzt, vertraust einem Arzt mit so wenig Erfahrung dann gerne deine Familie an?

Ich finde, da geht viel zu viel verloren, klar bei dem ein oder anderen bringen auch x Jahre nicht mehr an Können - aber da zu kürzen finde ich den falschen Weg, da sinkt das eh schon niedrige Niveau noch weiter.

Peter_1
27.11.2016, 12:16
Und wer soll das alles prüfen? Hier wartest du jetzt schon ewig auf nen Prüfungstermin für den Facharzt - das verlängert sich ja ins unermessliche, wenn mal x fach geprüft werden muss.

Schon klar, dass der Aufwand größer wäre, wobe das eher eine Frage wäre wie man das organisiert, momentan sind das ja alles Einzelprüfungen, das wäre zB ja auch als Gruppenprüfung machbar, aber das ist auch eher sekundär für mich. Ich habe keinen fertigen Plan in der Schublade, mir geht es nur um ein Meinungsbild, nicht um ein fertiges und unangreifbares Konzept.

vanilleeis
27.11.2016, 12:19
Obwohl selber genau von der Konstellation mit 7-10 Jahre bis zum FA betroffen, halte ich nichts von deiner Idee. Ich lerne in meinen 20 h/Woche deutlich weniger als meine Kollegen in Vollzeit, auch wenn man auch nicht davon ausgehen kann, dass es auch automatisch 50% weniger an Wissen sind. Aber es ist eben nicht gleichzusetzen mit einer WB in Vollzeit.

Peter_1
27.11.2016, 12:20
Aber du hast dann nur 2,5 Jahre Erfahrung - und bist dann Facharzt .... da sinkt das eh schon niedrige Niveau noch weiter.
Das ist eindeutig die Achillesferse, ja. allerdings galube ich dass das Niveau eher höher wäre wenn man eben kompetenzbasiert blockweise geprüft würde und nicht wie momentan an einem Tag am Ende der "starren" Zeit. Aber ja: das ist auch für mich der springende Punkt.

Solara
27.11.2016, 12:29
Unsere TZ-Assistenten leiden auch nicht darunter, länger zu brauchen. Was ist denn der Vorteil, schneller FA zu sein (jetzt mal die fehlende Erfahrung außen vor gelassen)?
Niederlassung? Aber mit Familie ist das ja dann deutlich weniger Zeit, wenn man ne Praxis aufbaut, da erschließt sich mir der der Vorteil nicht. Ebenso wenig bei ner OA-Stelle, da fallen idR noch Zusatzaufgaben und Hintergrunddienstr an, so dass da auch nicht mehr Zeit für die Familie ist sondern weniger,zusätzlich kommt ein höherer Druck von oben dazu.
Und das Geld?soviel mehr ist es nun auch wieder nicht.

Peter_1
27.11.2016, 12:36
Unsere TZ-Assistenten leiden auch nicht darunter, länger zu brauchen.
Was ist denn der Vorteil, schneller FA zu sein (jetzt mal die fehlende Erfahrung außen vor gelassen)?
Niederlassung? Aber mit Familie ist das ja dann deutlich weniger Zeit, wenn man ne Praxis aufbaut, da erschließt sich mir der der Vorteil nicht. Ebenso wenig bei ner OA-Stelle, da fallen idR noch Zusatzaufgaben und Hintergrunddienstr an
zB schneller Karriere zu machen, unabhängiger zu sein, mehr Geld zu verdienen. Bez. Niederlassung: da gibt es mittlerweile genügend familenfreundliche Möglichkeiten von der Anstellung in Teilzeit bis hin zur Gemeinschaftspraxis. Auch als OA im Krankenhaus sollten Teilzeitmöglichkeiten bestehen, oder nicht?

pottmed
27.11.2016, 12:42
Und um schneller Karriere machen zu können, soll eine Weiterbildung in TZ genauso vom Umfang anerkannt werden, wie eine Ausbildung in Vollzeit. Das finde ich ehrlich gesagt unfair. Entweder man entscheidet sich für Familie, was ich sehr gut nachvollziehen kann und reduziert dafür seine Wochenstunden und braucht halt länger bis zum Facharzt oder man organisiert sein Leben anders.
Ich möchte nicht vom einem Facharzt behandelt werden, der mit seiner Weiterbildung in quasi 2,5 - 3 Jahren fertig war, vielleicht nur 70 % des Wissens und nur 50 % der Erfahrung hat (die ja in der Medizin bekanntermaßen durch nichts zu ersetzen ist), aber dafür seine Vorstellungen von Familie, Karriere und Beruf maximal unter einen Hut gebracht und selbstverwirklicht hat.

Also sorry, von deiner Idee halte ich gar nichts, obwohl ich weiß, dass reine "Facetime" im Krankenhaus mit guter Weiterbildung auch wenig zu tun hat.

Peter_1
27.11.2016, 12:50
Ich möchte nicht vom einem Facharzt behandelt werden, der mit seiner Weiterbildung in quasi 2,5 - 3 Jahren fertig war, vielleicht nur 70 % des Wissens und nur 50 % der Erfahrung hat (die ja in der Medizin bekanntermaßen durch nichts zu ersetzen ist), aber dafür seine Vorstellungen von Familie, Karriere und Beruf maximal unter einen Hut gebracht und selbstverwirklicht hat.
Mal ketzerisch zurück gefragt: wie sieht denn diese "Qualität" momentan aus? Am Ende einer fixen Zeit gibt es die Facharztprüfung, die aus einer einzigen mündlichen Prüfung besteht. Klar muss man die Kataloge vorlegen, aber wie es darum bestellt ist wissen wir doch alle. Wenn man pro Fach Kernkompetenzen definieren und systematisch abprüfen würde, bin ich der festen Überzeugung, so würden wir eher eine deutliche Niveausteigerung erleben, aber ich verstehe Deinen Punkt, frage mich deshalb halt wie man die Qualität nicht nur halten, sondern sogar evtl. steigern könnte. Ich selber habe übringens nicht Teilzeit während meiner WB gearbeitet, kann also nicht aus eigener Erfahrung sprechen ob eine WB in Teilzeit tatsächlich so einen Wissensnachteil hat.

pottmed
27.11.2016, 12:54
Also ich verstehe nicht so richtig was Du mit Kernkompetenzen meinst ? So was wie Blöcke, z.B. "Sono Abdomen" oder "schwieriger Atemweg" ?
Ich halte das für wenig zielführend, da sowas alles ja eigentlich nur im Gesamtkontext Sinn macht. Außerdem sind ständige Prüfungen auch ziemlich mühsam, hatte man ja ständig im Studium und nur weil jemand theoretisch so etwas im Rahmen einer Prüfung darlegen kann, heißt das noch lange nicht, dass er es wirklich in der Praxis kann.

Colourful
27.11.2016, 12:58
Ich finde die Idee mit den gestaffelten Prüfungen ganz gut - wäre für mich natürlich super und ich würde dann auch nicht 10-12 Jahre für den Facharzt brauchen.
Zum Thema, dass ich weniger lerne, wenn ich nur Teilzeit arbeite. Nö. Also ich kann das für meinen Teil nicht sagen. Mit Diensten arbeite ich eh sowieso eher 40h (war jetzt keine 55-60 wie mit einer Vollzeitstelle) und ich muss sagen, dass ich, obwohl ich meist um 14:30 weg bin, wirklich viel lerne und sehr viel machen kann und darf. Da fühle ich mich meinen Vollzeitkollegen nicht unterlegen.

Vielleicht ist das aber auch noch mal ein Unterschied zwischen 50% und 75%, aber ich kann jetzt nicht finden, dass die Lernkurve bei einer Dreiviertelstelle soviel geringer ist.

Peter_1
27.11.2016, 13:07
Also ich verstehe nicht so richtig was Du mit Kernkompetenzen meinst ? So was wie Blöcke, z.B. "Sono Abdomen" oder "schwieriger Atemweg" ?
z.B: ja.

Ich halte das für wenig zielführend, da sowas alles ja eigentlich nur im Gesamtkontext Sinn macht.
Es spricht ja nichts dagegen am Ende der WB eine Gesamtkontextüberprüfung zu machen.

Außerdem sind ständige Prüfungen auch ziemlich mühsam, hatte man ja ständig im Studium
Definitiv, aus Qualitätsaspekten jedoch durchaus der einen finalen Prüfung wahrscheinlich überlegen.

und nur weil jemand theoretisch so etwas im Rahmen einer Prüfung darlegen kann, heißt das noch lange nicht, dass er es wirklich in der Praxis kann.
Ein systematisches Problem jeglicher theoretischer Prüfung, als solches ein Argument gegen jegliche theoretische Prüfung, zumal ja nichts gegen praktische Prüfungen spricht.

Solara
27.11.2016, 13:17
Mehr Prüfungen? Gerne, gerne nach jedem Jahr, aber:

Es geht dir also um Karrieremachen - sorry, da geht doch die Familie ganz unter. Und das Fachliche ebenso - nochmal die Frage: bist du dafür, dass dein Kind von einem Facharzt mit 2.5 Jahren Weiterbildung behandelt wird? Ich nicht.

Peter_1
27.11.2016, 13:40
Mehr Prüfungen? Gerne, gerne nach jedem Jahr, aber:
Es geht dir also um Karrieremachen - sorry, da geht doch die Familie ganz unter.
Mir persönlich ist Karriere ziemlich wumpe und Kinder habe ich auch 2, ich bin zufrieden mit meinem Leben :)
Ich versuche aber über meinen Tellerand zu schauen.


Und das Fachliche ebenso - nochmal die Frage: bist du dafür, dass dein Kind von einem Facharzt mit 2.5 Jahren Weiterbildung behandelt wird? Ich nicht.
Ich bin dafür von einem kompetenten Arzt behandelt zu werden und ich frage mich ob die reine Fixierung auf eine bestimmte Zeit dafür ein ausreichend valider Parameter ist, ja.

Feuerblick
27.11.2016, 14:22
Sorry, aber die beiden Vorschläge halte ich für absolut an der Realität vorbei..
1. Gibt es genügend Fächer, in denen die Weiterbildungsassistenten schon genug damit zu tun haben, in den fünf Jahren Weiterbildungszeit alle Eingriffe und Rotationen zu bekommen. Wie sollen die das in Teilzeit in ebenfalls fünf Jahren hinbekommen ohne dass die Vollzeit-Arbeiter benachteiligt werden?
Und damit kommen wir auch gleich zum zweiten Kritikpunkt:
2. Warum willst du Weiterbildungsassistenten durch zusätzliche Prüfungen (bei den Dienstbelastungen in vielen Fächern wäre das Lernen hierfür fast nicht machbar oder das letzte bisschen Freizeit dann auch noch weg) bestrafen, um die Qualität der Weiterbildung anzuheben? Sollte man nicht vielmehr endlich mal die Weiterbildungsbeauftragten kontrollieren, ob die ihrer Verpflichtung überhaupt nachkommen? Oder ob sie ihre Assistenzärzte als billiges Arbeitsvieh einsetzen, ohne dass diese im Sinne der WBO weitergebildet werden? Hier müssten Kontrollen und Sanktionen ansetzen!
Wenn du nämlich hinbekommst, dass in allen Kliniken und Fächern eine strukturierte Weiterbildung angeboten und umgesetzt wird, dann brauchst du die Assistenzärzte nicht mit jährlichen Prüfungen zu quälen sondern kannst sicher sein, dass sie alles notwendige gelernt haben. Ob man dann klinikintern die eine oder andere Flachpfeife im Mitarbeitergespräch nochmal fachlich rannimmt, ist dann eine Sache der Weiterbildungsbeauftragten.
Aber Qualität steigern durch Prüfungen bei gleichbleibend schlechtem Weiterbildungsangebot in vielen Häusern? Totaler Unsinn und Pferd von der falschen Seite aufgezäumt.

Peter_1
27.11.2016, 14:49
Sorry, aber die beiden Vorschläge halte ich für absolut an der Realität vorbei..

Zu 1. Ja ich sehe es in einigen Fächern als unrealistisch die komplette Wb in 5 Jahren Teilzeit durchzuziehen. Allerdings ist das auch gar nicht mein Ziel (nur ihr versucht mich ständig darauf fest zu nageln, ich hingegen spreche von 2 Voraussetzungen, zum einen eine Mindest-WB von 5 Jahren in 50 % Teilzeit, zum anderen das Erreichen von Kernkompetenzen). In vielen Fächern geht das ja auch jetzt schon in Vollzeit nicht. Wenn die Mindestanforderungen halt nicht zu schaffen sind in 5 Jahren Teilzeit dann ist das halt so.
Zu 2. Ich gehe absolut mit in der Notwendigkeit der Sanktionierung von nicht stattfindender WB, allerdings schliesst das eine das andere nicht aus.