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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Doch im falschen Fach?



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tub54
08.01.2017, 12:08
Hallo liebe Forenleser und -schreiber,
nun halte ich mich bereits einige Monate verdeckt im Hintergrund und wühle mich durch die Forenartikel. Nun ist die Verzweiflung mittlerweile allerdings so groß, dass ich schreiben muss. Ich sollte meine Geschichte vielleicht von vorne erzählen.
Mein Studium war für mich eine Lebensaufgabe, der ich mit Leidenschaft nachging. Noch nie wollte ich irgendetwas dem Schicksal überlassen und vor allem wollte ich eines: Ein guter Arzt werden. Und eines Tages , so hoffte ich, werde ich auch wissen was für einer. Und so vergingen die Jahre. Neurologie kam und fiel. Ebenso Radiologie, Urologie, HNO…., Derma. Nur eines konnte ich von Anfang bis Ende ausschließen: Chirurgie. Diesem Fach Fach wäre ich schon rein körperlich nicht gewachsen, so mutmaßte ich. Die unplanbaren Arbeitszeiten…langes Ausharren in stehender Position….Essen, Trinken, Klo in weiter Ferne. Dann kam das PJ. Und plötzlich fand ich Unfallchirurgie toll. Meinen Wunsch ( dessen Ursprung ich seither nicht einmal mehr in Worte fassen kann) Dermatologin zu werden hatte ich nach 2 facher Bewerbung an meiner Heimatuniversität in den Sand gesetzt. Ich war frisch verheiratet, wir hatten uns entschieden ein Haus zu kaufen- ich war örtlich gefesselt. Diese Klinik wollte mich nicht, die Stimmung , die ich durch meine Doktorarbeit dort im Haus kannte gefiel mir nicht halb so gut wie in der UC. Und so stand ich auch am Ende des PJs noch immer mit nur halb vollen Händen da. Warum die Entscheidung also nicht an der Art der Menschen festmachen, mit denen man später ein Team bilden soll. Ich hörte mich also um und wurde auf ein Haus aufmerksam, an dem auch Chirurgie mit geregelten Arbeitszeiten machbar sein sollte. Mein wichtigstes Kriterium schien erfüllt. Ich bewarb mich. Und bekam die Stelle. Nach wenigen Monaten begann ich jedoch erneut zu zweifeln. Bin ich das? Kann ich das ? Geht es nicht auch mit ein klein bischen weniger Verantwortung, weniger ermüdenden Diensten und mehr Wertschätzung? Kurzum , ich beschloss mich erneut in der Dermatologie zu bewerben. 20 Bewerbungen in ganz Deutschland folgten. 1 Antwort. Ein ernüchterndes Resümee. Doch noch wollte ich mich nicht geschlagen geben. Ich bewarb mich im ambulanten Bereich und erhielt prompt eine Stelle. Dort stehe ich nun seit 9 Monaten am Fließband und fertige Menschen mit hohen Ansprüchen, 100 Baustellen , die eigentlich alle keine sind oder demente Feldkanzerisierte im 6 Minuten Takt ab. Lob 0. Kritik viel. Das Gefühl auf der Stelle zu treten kam recht früh.
Ich begann mich erneut nach stationären dermatol. Weiterbildungsstellen umzusehen. Stand heute: 36 Bewerbungen in Deutschland, Österreich und Schweiz. Ca. 50% bis heute unbeantwortet. 6 Hospitationen, 4 Vorstellungsgespräche. 0 Zusagen.Und eine immer kleiner werdende Überzeugung das Richtige zu tun. Die alltägliche Frustration aus gestresster Langeweile heraus mit dem Gefühl mit Cremes und Salben nur bis zum nächsten Wiederaufschlagen ( weils halt eben doch wieder nicht richtig gewirkt hat) zu vertrösten lässt meine Motivation für dieses Fach eine Fernehe einzugehen, unser Haus zu vermieten…stündlich weiter sinken.
Und so beginne ich mir einzureden, die Chirurgie sei doch das Richtige gewesen. Zurückblickend kann ich tatsächlich sagen, dort ,bei allem Anfängerstress ( und als solcher muss dieser rückblickend wohl tatsächlich verbucht werden) zumindest das Gefühl gehabt zu haben richtige und wichtige Medizin zu betreiben. Die Menschen war dankbarer , Patienten, Kollegen und Vorgesetzte.
…..
Und ja. Es ist nie zu spät und es gibt immer einen Weg. Ich bin eine Frau. 1 Jahr von der 30 entfernt und ich habe einen Plan vom Leben. Oder sagen wir vorsichtig: Ich hätte gerne wieder einen.
Was ich mir wünsche: Antworten. Anregungen aller Art. Erfahrungen von Dermatologen , von solchen die derlei werden wollten, von Chirurgen..von allen die Geduld genug hatten bis zum Ende zu lesen.
Ich selbst trete auf der Stelle.
Vielleicht könnt ihr mir helfen den Anfang oder das Ende vom Kreis zu finden.
Besten Dank und liebe Grüße.
Nina

Feuerblick
08.01.2017, 12:16
Was genau spricht denn dagegen, es einfach mit der UChi zu versuchen? Dass du eine Frau bist? Wohl eher nicht, oder? Mach es, schau es dir an und wenn es doch nicht deins ist, kannst du dir in der Zeit einen neuen Plan B überlegen. Manchmal ist einfach der Weg das Ziel und man steht sich damit, dass man alles fest und auf Dauer planen möchte, nur selbst im Weg...

Feuerblick
08.01.2017, 12:18
Ergänzung: Verantwortung und wenig Wertschätzung plus Stress wird dir besonders in der Klinik in jedem Fach begegnen. Also was spricht dagegen, es nochmal in einer UChi zu versuchen?
Und welche anderen Fächer wären denn noch interessant für dich?

Solara
08.01.2017, 12:19
Grundsätzlich: wo siehst du dich denn langfristig, niedergelassen oder irgendwo in einer Klinik?
Muss es denn Derma sein, was genau reizt dich da?
Gibt es neben der Chirurgie nicht noch was, was infrage käme, etwas, was du früher wolltest und (warum auch immer) aussortiert hattest?

anignu
08.01.2017, 13:02
Stimme Feuerblick da völlig zu:
Das mit dem "zu schnell zu viele Leute" kenn ich bisher von allen Fächern in allen Kliniken. Und es trifft vor allem die Anfänger. Das grundsätzliche Problem ist, dass von einem erwartet wird, dass man den Vorgänger, der vielleicht schon 5 Jahre den Job gemacht hat, ersetzt. Und dass man professionell, empathisch, schnell, richtig etc. die Patienten versorgt. Geht aber nicht, also nicht am Anfang. Insofern wird dir das in der Unfallchirurgie vermutlich am Anfang genauso gehen. Diese Notaufnahmen, wo sinnlose "Zehennagel eingerissen, kommt mit Rettungsdienst" oder "OSG-Distorsion vor 5 Tagen" sich stapeln und motzen weils nicht schnell genug geht während grad nach dem zweiten Schockraum des Tages der dritte Schockraum angekündigt wird... Kann dir genauso gehen. Da würde ich jetzt nicht drauf hoffen, dass es da mehr Wertschätzung, bessere Arbeitsbedingungen etc gibt.
Probier doch die Unfallchirurgie, die kann schon Spaß machen. Eines ist mir aber beim Durchlesen auch aufgefallen. Dieses sich selbst positiv reden was man in der Vergangenheit mal erlebt hat, kann der Wahrheit entsprechen oder auch der Illusion die sich das Gehirn von der Zeit gemacht hat. Und als PJler machen Dinge teils viel mehr Spaß als dann als Assistent. Als PJler untersucht man die Patienten der Reihe nach, stellt sie dem Assistent vor und der trifft letztlich die Entscheidungen. Viel Zeit für Patienten, wenig Verantwortung. Wenn man ehrlich zu sich ist. Als Assistent in der Notaufnahme steht man teils kurz nach dem Staatsexamen alleine da, hat keinen mehr der ein erhöhtes Patientenaufkommen kompensiert etc. Kann auch mal nicht so viel Spaß machen. Ich will nicht sagen dass alles Scheiße ist, aber meist sind die anderen Wiesen auch nicht grüner.

Mir persönlich ist in den letzten Jahren klar geworden, dass es letztlich die ideale Weiterbildungsstelle für mich nicht gibt. Wir haben auch ein Haus, gut nicht gekauft sondern selbst gebaut, und ich weigere mich dieses zu vermieten oder irgendjemand anderes zu überlassen. Also bin ich örtlich gebunden. Und dann eine Weiterbildungsstelle in dem Fach das man unbedingt will, mit hervorragenden Bedingungen (wenig Dienste, hohe Wertschätzung, viel Weiterbildung, geregelte Arbeitszeiten etc.) und dann noch direkt in der Nähe: geht nicht. Gibts einfach nicht. Ich bin daher ein wenig von einem Fach in ein anderes gerutscht das ich zunächst nie machen wollte und inzwischen genial finde. Und hab da zwar nicht alle positiven Dinge erfüllt bekommen, aber die Summe passt grad zu meinem Lebensabschnitt. Daher will ich da noch eine Zeit bleiben.

Ich wünsch dir dass du das auch findest. Und vielleicht isses ja auch nicht Unfallchirurgie oder die Dermatologie bleibt dir noch ein wenig erhalten. Schau dir die Sachen nochmal ganz in Ruhe an. Oder probier einfach mal irgendein chirurgisches Fach in einer Klinik für ein bis zwei Jahre aus und schau ob dir das taugt.

tub54
08.01.2017, 14:11
Danke euch vielmals für eure Einschätzung. Vielleicht sollte ich noch etwas ergänzen, das in Anbetracht meines Romans zu kurz gekommen ist. Meine erste Stelle, als frisch gebackener Assistenzarzt nach meinem Examen 2015 habe ich in der Unfallchirurgie begonnen. Dort hatte ich wahrscheinlich irrsinniges Glück mit dem Team. Zu Beginn wie überall auch nicht einfach, aber nach 3 Monaten inkludiert und wertgeschätzt. Mein Chef, einer der alten Garde , etwas cholerisch aber durchweg Mensch und auch die übrigen Oberärzte haben mich mit 1,60m und Untergewicht geschätzt und akzeptiert. Ich hab nach 3 Monaten meine ersten 24h Dienste gemacht. Bis zu meinem Ausscheiden nach 6 Monaten an der Zahl 12. Wie wohl überall eher stressig ( ohne Pause bis min. 23.30Uhr, danach idR sporadisch, wenn Op im Dienst stapelt sich die Ambulanz), da in einem kommunalen und eher kleineren Haus ( 8 Assistenten, 3 Oberärzte, 1 Chef) gemischt allg.-, unfall-, hand-, gefäßchirurgisch. Habe noch besten Kontakt zu allen Kolleginnen dort ( waren fast nur Frauen) und mein ex Chef würde mich bei vakanter Stelle , auf Nachfrage , sofort wieder einstellen. Was mich damals tatsächlich dazu getrieben hat , dort bereits nach 6 Monaten das Handtuch zu werfen, war meiner Einschätzung heute nach mitunter auch die Angst es doch nicht zu packen, die lange Klinikzeit bis zum Facharzt nicht zu schaffen und zu viele Fehler zu machen.
Andere Fächer, denen zumindest im Studium mein Interesse galt waren HNO, Neuro ,Allgemeinmedizin und Radio. Neuro kann ich mittlerweile mit absoluter Sicherheit ausschließen. Der therapeutische Effekt gleicht doch dem der Derma sehr, die Diagnostik dauert ungleich viel länger. Allgemeinmedizin habe ich vorübergehend einen Monat gemacht. Hat mich zu Tode gelangweilt. Radio habe ich mir in Famulatur und PJ angeschaut und als angenehm mit angenehmen Menschen aber eher monoton empfunden. Ja und HNO wäre dann vllt tatsächlich am Ende noch eine Überlegung wert. Hier befürchte ich jedoch wiederum ist das OP Repertoire nicht ganz das Meine.
Langfristig sehe ich mich , nicht zuletzt auch aufgrund meines nicht unerheblichen Wunsches nach einer zumindest einigermassen verlässlichen Planbarkeit und meiner großen Liebe zu meinem Hobby , dem Sport und auch weil ich in den kommenden Jahren gerne eine Familie gründen würde, in der Praxis. Bei Recherchen trifft man doch immer wieder auf gut funktionierende Orthop.-unfallch. Praxen. Leider herzlich wenig weiblich bestückt. Hat hierzu vielleicht noch jemand Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis oder eigene?
Danke euch, Nina

Locutus001
08.01.2017, 14:18
Hallo tub 54,

ich stimmte hier Feuerblick zu


Ergänzung: Verantwortung und wenig Wertschätzung plus Stress wird dir besonders in der Klinik in jedem Fach begegnen. Also was spricht dagegen, es nochmal in einer UChi zu versuchen?
Und welche anderen Fächer wären denn noch interessant für dich?

Chirurgie ist für mich auch ausgeschieden, weil ich keine Lust habe 40 Jahre lang zu schrubben und zu buckeln.
Wenn man darin aufblüht und es genau das richtige für einen ist, dann empfindet man das ja aber vielleicht garnicht so.

In den anderen Fächern wirst Du aber ganz abhängig von Kollegen und Patientenklientel ähnlich viel Dank, Wertschätzung, Förderung, Erfüllung und "echte" Medizin im Alltag finden wie bei der von dir beschriebenen Stelle. Wir haben hier Pat. liegen, die nach Schlaganfall, Hirnblutung, etc. tlw. einfach nicht wieder werden. Und trotz allem was wir hier tun kann man daran wohl aktuell rein medizinisch nichts ändern. Viele Angehörige verstehen das auch. Aber nicht alle.
Stress ist mäßig, in den Diensten mal mehr mal weniger, mit den Kollegen immer in Abhängigkeit von der aktuellen Besetzung und der Arbeitsbelastung und wenn man als einziger Arzt 30 Patienten für zwei Wochen betreut und es da mehrere Baustellen gibt, dann wird die Arbeit auch nicht fertig. Am nächsten Tag besteht die Wertschätzung dann trotzdem aus "wieso ist das noch nicht fertig? Das hatte ich dich doch Montag schon gebeten? Wo sind die Befunde aus...? Wieso ist die Aufklärung immer noch nicht fertig?". Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit, es gibt eben auch Zeiten des Lobes. Nur meistens ist jeder zu sehr mit seiner eigenen Arbeit und seinem eigenen Leben beschäftigt um sich um den anderen zu kümmern. Es fällt ja doch leichter andere zu kritisieren, als zu loben (für Leistungen die "selbstverständlich sind").
Wenn dann die Angehörigen die es garnicht verstehen können, warum es dem Pat. jetzt schlechter geht, seit 4 Wochen nur bergab... und alles Stümper hier!!! (manchmal dieselben Angehörigen die gerne einem S0 TK Pat. Schokolade füttern wenn keiner hinsieht, trotz mehrfacher Belehrung...) und man sich zu guter Letzt noch vom Oberarzt anhören darf, dass sich die Angehörigen von Frau Xyz nicht gut vom Stationsarzt versorgt gefühlt haben, dann kann das schonmal den Tag abschließend abrunden und man denkt sich "muss das so sein?"

Es gibt Fächer, die sind etwas entspannter vom Arbeiten her und andere die sind etwas weniger entspannt.
Bei allen Fächern mit Pat.-Kontakt wird es aber diese Auf- und Abs wohl weiter geben, das habe ich für mich so zumindest beschlossen. Je kritischer die Patienten, desto höher die Chancen auf Kritik.

Aber es gibt auch immer wieder dankbare Momente von Kollegen, Vorgesetzten und Patientenseite. Ich glaube man verdrängt die nur einfach mehr vor lauter Arbeit, weil die schlechten Momente einfach mehr in Erinnerung bleiben.

Deine Studienreise klingt so ein bisschen wie meine, die auch noch keinen richtigen Abschluss gefunden hat. Ich fand im PJ Chirurgie auch ganz cool, hab mich dann aber trotzdem dagegen entschieden, weil ich mich von vornherein dagegen entschieden hatte. Ich denke als Assi muss man einfach mal die Zähne zusammenbeißen können. Am Ende muss es eben aber auch wertgeschätzt werden. Wenn man dann die Funktionsdiagnostik etc. macht, dann ist das auch schön.
Das schöne Gefühl schnell den Leuten geholfen zu haben vermitteln allerdings nur wenige Fächer. In der INNEREN und NEURO ist das oft genug so ein try and error und am Ende weiß selbst der CA nicht was man da noch machen könnte...
DERMA ist wahrscheinlich so ähnlich.

Denk bei der Facharztwahl nur daran: Deine Kollegen JETZT können Dir ja gefallen, aber die Kollegschaft ändert sich ja auch. Die Frage ist einfach ob Du Dich in dem Fach für 40 Jahre sehen kannst.
Ich finde Dein Spektrum an Fächern und ja auch ein bisschen Deine Arbeitserfahrung, passen garnicht so schlecht in die Allgemeinmedizin. Da gibt es zwar auch Höhen und Tiefen, aber es gibt auch viel Gutes. Vielleicht wäre das ja auch nochmal etwas zum hospitieren ums ich ein Bild darüber zu machen. Da gibt es immerhin aus allen Bereichen etwas. Und zumindest ambulant als angestellter Allg.-Med. (mit IPAM Förderung) sind die Bedingungen ganz nett. Ein Freund von mir Beginnt sein Wochenende jede Woche am Freitag um 12 Uhr ;-) Dienste hat er nicht. Oder er bekommt 500€ dafür.

Feuerblick
08.01.2017, 14:22
Weißt du, irgendeinen Tod wirst du sterben müssen. Entweder interessant und herausfordernd, dann aber halt auch entsprechend anspruchsvoll. Oder entspannt, mit subjektiv weniger Risiko, dafür aber eben langweilig.
Sorry, aber du suchst die eierlegende Wollmilchsau.
Und auch wenn du vielleicht keine Praxen mit weiblichen Ärzten im Netz findest - ist das ein Argument gegen die Ausbildung in Ortho/Uchi? Ernsthaft?
Entweder machst du das, was dir Spaß macht und nimmst in Kauf, dass es eben anstrengend und subjektiv schwierig ist oder du machst was anderes und nimmst in Kauf, dich zu langweilen.

Locutus001
08.01.2017, 14:24
Nachtrag: Das mit Allg.-Med. hatte ich bei Dir vorher nicht gelesen ^.^ In nur einem Monat schon zu Tode gelangweilt? War grade Erkältungszeit?

HNO als kleineres Fach ist bestimmt auch gut. Orthopädie kann man ja auch gut die Weiterbildung machen und sich niederlassen, das stimmt. V.a. kann man auch tlw. an Rehakliniken Orthopädie machen, die Dienste sind um einiges entspannter als im Akuthaus und viele Probleme die man im ambulanten Bereich hat denen begegnet man dort auch. (Ist dann vielleicht wieder "langweilig"). Aber ich glaube die Eierlegendewollmilchsau gibt es nirgendwo. Wem Freizeit und Work-Life-Balance wichtig sind, der wird wohl häufig Abstriche bei der "Spannung" des Faches machen müssen.

*milkakuh*
08.01.2017, 14:26
Was ist denn mit der Urologie? Hattest du in deinem ersten Beitrag ja auch erwähnt. Kleines übersichtliches abwechslungsreiches Fach mit der Möglichkeit der Niederlassung. :-) Insgesamt auch ein Fach, in dem man dem Großteil der Patienten sehr gut helfen kann. Für mich ist das auch sehr wichtig. Neuro und Derma möchte ich aus deinen genannten Gründen auch nicht machen. Allerdings studiere ich noch und kann bisher nur aus der Famulatur berichten. Alles Gute für dich!

tub54
08.01.2017, 14:32
,,Sorry, aber du suchst die eierlegende Wollmilchsau.´´

recht hast du wohl. und Konfuzius auch. ;)
habt mir sehr geholfen.
danke , nina

tub54
08.01.2017, 14:40
Danke noch zu den Beiträgen zu Uro und Allgemeinmedizin. Uro-Luft hab ich in einer Famulatur geschnuppert. Hat mich leider nicht vom Hocker gerissen. Kann leider gar nicht so genau begründen weshalb. Und Allgemeinmediziner machen in aller Größter Mehrheit einen tollen Job. Leider sind sie auch immer diejenigen an denen es am Ende hängen bleibt. Das soll dann der Hausarzt machen….Was ich mir tatsächlich lange überlegt hatte war Radio….
Aber um es nochmal beim Namen zu nennen: Aktuell ist es v.a. das Missverhältnis von persönlichem , emotionalem und finanziellem Aufwand ggü einer nur mässigen Überzeugtheit, diese Opfer für das richtige Fach , in meinem Fall, der Derma , zu erbringen.

Feuerblick
08.01.2017, 14:52
Dann überlege dir, welchen Kompromiss in welchem Fach du einzugehen bereit bist... Alles nur nicht toll zu finden und überall das Haar in der Suppe zu benennen, wird dir nicht weiterhelfen. Schreib dir mal die Pros und Cons für alle in Frage kommenden Fächer auf und dann versuch es in dem Fach, in dem die Pros überwiegen. Einen Haken gibt es nämlich überall und in vermutlich jedem Beruf, den die Menschheit jemals erfunden hat.

Trojan
08.01.2017, 15:05
Vielleicht noch ein Aspekt: nach vielen Jahren der Tätigkeit ist so ziemlich für jedes Fach die Begeisterung rückläufig, es ist - auch im ambulanten Bereich- einfach immer dasselbe. Suche Dir also das aus, was Dir jetzt gefällt, und womit Du Dich dann vielleicht später niederlassen kannst. Wertschätzung wirst Du -auch und besonders im ambulanten Bereich- oft vergeblich suchen, zumindest in Deutschland. ( In Südamerika sieht das ganz anders aus, aber das hilft Dir wahrscheinlich auch nicht weiter...)

PsychoFan
08.01.2017, 16:17
Ich würde mich wenigewr auf die relativ kurze WB-Zeit konzentrieren, vielmehr auf die zukünftige Zeit als Facharzt: Wo kann ich es mir vorstellen jahrzehntelang zu arbeiten?

WackenDoc
08.01.2017, 16:40
Wie wäre es denn mit Anästhesie? Da passt es noch am ehesten mit der Work-Life-Balance, Teilzeit etc.
Die Kollegen und Vorgesetzten sind auch eher mal sozialkompatibel und mit der Anerkennung geht´s auch noch (wohl nur noch getoppt durch den Landarzt aufm Dorf).

Locutus001
08.01.2017, 17:36
Wie wäre es denn mit Anästhesie? Da passt es noch am ehesten mit der Work-Life-Balance, Teilzeit etc.
Die Kollegen und Vorgesetzten sind auch eher mal sozialkompatibel und mit der Anerkennung geht´s auch noch (wohl nur noch getoppt durch den Landarzt aufm Dorf).

Hatte ich auch schon dran gedacht das zu erwähnen, ist ja immerhin ein schöner Kompromiss aus "Work-Life-Balance" und spannenden Momenten.
Aber wenn ich mich so an die Wertschätzung seitens der Chirurgen erinnere... da hab ich mir das dann verkniffen Anästhesie zu erwähnen *g* Oft ist da auch Intensivstation mit verbunden und lange Dienste wo Du jeden bedienen darfst der grad was hat. Ist glaub ich auch nicht immer so toll wie man es oft hört. Obwohl es insgesamt wahrscheinlich noch überschaubar ist. Aber Niederlassung fällt da so gut wie komplett weg und irgendwie ist das für so eine "Eierlegendewollmilchsau" ja doch immer schön die Perspektive zu haben *g*

tub54
08.01.2017, 18:08
Alle haben wahrscheinlich ein bisschen Recht. Anästhesie kam seit dem Wochenpraktikum nicht mehr in Frage, weil ich immer auf der anderen Seite stehen wollte und intubieren sich für mich ungefähr angefühlt hat, wie das Wechseln von Traktorreifen. Und tatsächlich muss man sich überlegen, wo man in 30 Jahren sein möchte.Allerdings glaube ich, dass das kein Berufsanfänger sicher sagen kann. Auch ich nicht. Mein Anspruch ist es nicht die große Karriere zu machen , sondern das was mir gerade Spaß macht. Natürlich würde ich es mir wünschen möglichst bald ,,Das einzig Wahre´´für mich zu finden. Aber nicht um jeden Preis. Und welchen Preis ich oder ,man´für das eine , ,,wahre´´fach zu bezahlen bereit bin/ ist / sein sollte, das war es auch mitunter, was ich in diesem Forum versucht war auszuloten. Daher auch der Miteinbezug meiner privaten Verhältnisse. Ich war ein wenig der Hoffnung , es gäbe vielleicht noch ein paar andere unter euch, die vor ähnlichen Entscheidungen standen. Man kämpft sich so von einer Hautklinik - Hospitation zur nächsten, weil man tagtäglich bei der Arbeit ist und merkt, dass sich was ändern muss, dass es vorwärts gehen muss. Und irgendwann verliert man dann den Blick für das wirklich wichtige. Weiß nicht mehr einzuschätzen, auf was es ankommt und was einem selbst wichtig ist. Ich habe von der einzigen Hautklinik , die es mir erlauben würde meine Ehe so zu führen, wie ich sie mir mal vorgestellt hatte jedenfalls die klare und eindeutige Aussage erhalten, dass vor dem Ablauf der nächsten 1,5 Jahre keine geplante Stelle mehr frei werden wird und wenn sich dann eines Tages eine Stelle auftun sollte, so gibt es bereits jetzt 200-300 oder mehr Bewerber, von denen wiederum die Vorrecht haben, deren Eltern , Großtanten oder sonst wer einen großen medizinischen Namen tragen oder mit dem Chef Kaffee trinken gehen. Alle anderen Hautkliniken im Umkreis von 100km habe ich bereits mit Bewerbungen zugespamt, sie persönlich vorbeigebracht, hospitiert und trotzdem alles für nichts.

Feuerblick
08.01.2017, 18:16
Tja, damit wäre die Dermatologie ja wohl eindeutig raus, oder? Denn ohne Klinikzeit kein Facharzt...
Also hock dich hin und mach dir eine Liste mit pro und contra und dann gewöhne dich an den Gedanken, dass du irgendwo Abstriche machen musst. Und sei es nur bei der "Spannung" und dem "Spaß". Den Anspruch, Spaß haben zu wollen, eine gute Work-Life-Balance haben zu wollen, Familie haben zu wollen und das alles noch in einem spannenden Fach... ich fürchte, den wirst du dringend aufgeben müssen sonst wird das nix.

Solara
08.01.2017, 18:26
Es ist nur ein Beruf!
Du rennst einem Ideal hinterher. Jedes Fach wird im Laufe der Zeit minder interessant. Warum soll es denn Derma sein, wenn es in der Praxis doch gar nicht so der Bringer war?
Oder UCH/Ortho - auch da wirst du niedergelassen viele Patienten mit immer den gleichen Problemen haben.

Du lehnst, wenn man sich die bisherigen Beiträge hier durchliest, sehr viel ab - versuche einmal zu formulieren, was an diesen oder jenen positiv ist. Du formulierst nur mit langweilig, fad, hat mich nicht vom Hocker gerissen. Sowas bringt dich nicht weiter.
Was machen denn deine ehemaligen Kommilitonen so? Hospitiere in den diversen Fächern.

Und werde dir klar, was du willst.
Wenn ich es zusammenfasse was du schreibst: einen Job ohne viel Verantwortung, in dem man sich gut niederlassen kann. Spaß soll er noch machen und in der Nähe sein. Und mit Familie gut vereinbar. Und Dankbarkeit von Patienten und Kollegen wäre gut.