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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zu alt für Chirurgie?



Feli87
26.01.2017, 14:21
Gibt es hier jemanden der mit 31 Jahren angefangen hat zu studieren und im sich im Anschluss für Chirurgie entschieden hat?
Hab mit einem Chefarzt der Neurochirurgie gesprochen der meinte mit 38 wäre man zu alt für die chirurgische Ausbildung.
Habt ihr Erfahrungen?
Chirurgie finde ich sehr spannend.
LG

davo
26.01.2017, 15:56
In ACH/VCH, UCH, KVC ist die Stellenlage so gut, dass das Alter sicher egal ist. Bei NCH könnte es schon anders sein, bei PCH wird es sicher schwer sein...

Solara
26.01.2017, 19:44
In NCH schwierig mit ner Stelle?!? Da liegst du falsch. Wenn ein NCH CA meint, er müsse einen Bewerber ablehnen wegen des Alters, dann weiß ich auch nicht mehr, welch tolle Abteilung der unter sich hat, dass er sich das leisten kann. Mir sind nur deutlich gegenteilige Beispiele geläufig.

davo
26.01.2017, 19:53
Umso besser :-)) Ich dachte, dass das noch etwas speziell wäre.

Feli87
26.01.2017, 19:53
Danke das beruhigt mich!
Ja war heute bei einem Infotag und der Chefarzt hat gemeint wenn ich mit 31 das Studium beginne und erst mit 37 fertig studiert hab würde er mich nicht einstellen.
Man könne nicht mehr so gut lernen und Nachtdienste usw vor allem Chirurgie ist im Alter zu kompliziert. Wenn man jung ist lernt man besser und schneller.
Und dann war ich etwas demotiviert...

Solara
26.01.2017, 20:20
Chirurgie im Alter ist zu kompliziert? Ich mein, ich bin kein Chirurg, aber halte doch die Innere mit dem umfassenden Themengebiet deutlich komplizierter. Da hält jemand sehr viel von seinem Fach (ist ja nichts ungewöhnliches), aber lass dich davon nicht abhalten.
Allerdings würde ich nicht irgendwo anfangen, sondern nach ner guten Stelle suchen mit akzeptablen Arbeitszeiten.
Womit er aber doch recht hat: mit zunehmendem Alter verkraftet man die Nachtdienste schlechter - analog zu durchfeierten Nächten - auch die steckt man nicht mehr so einfach weg wie als 20jähriger.

WackenDoc
26.01.2017, 21:31
Das ist dann entweder jemand der irgendwo in ner Großstadt wie die Made im Bewerberspeck lebt und ordentlich Personalfluktuation hat weil unzumutbare Arbeitsbedingungen.

Oder er ist Chef in nem kleinen Haus bei dem jede Dienstbesprechung was vom Treffen der Vereinten Nationen hat weil er Kollegen aus allen Herreb Ländern einkaufen muss weil kein deutscher Kollege dort hin will.

Anne1970
27.01.2017, 05:05
Es gibt Chefärzte, die lieber Junge einstellen, weil sie glauben, die noch "formen" zu können...
Wobei: ein gewisses Maß an Geschicklichkeit zu erreichen, sollte man schon in der Lage sein...
Würde man mit 40 beginnen, Violine zu lernen, um mit Spielen seinen Lebensunterhalt zu bestreiten? ( just my two cents und der Grund, warum ich mich gegen was (neuro)Chirurgisches entschied)

Feli87
27.01.2017, 06:33
Ja das mit der Geschicklichkeit ist definitiv wichtig. Da hat er kein Problem gesehen dass man das nicht lernt nur das Alter....
Nachtdienst glaub ich auch dass es anstrengender ist als mit 20 aber kommt ja immer drauf an wie oft.
Naja ich schau mal wie es sich entwickelt aber da fühlt man sich mit 30 echt alt

davo
27.01.2017, 09:43
Ist doch völlig egal. Fang einfach mal an mit dem Studium, und dann mach eine chirurgische Famulatur. Vielleicht siehst du dann ohnehin, dass Chirurgie nichts für dich ist, und entscheidest dich ganz anders. Und falls Chirurgie dann wirklich genau dein Ding ist, bewirbst du dich einfach, und schaust, was passiert. Irgendwo in der Chirurgie findest du garantiert eine Stelle. Wenn du jetzt sagst, es muss plastische Chirurgie an einer Uniklinik in Berlin, Hamburg oder München sein, wirds wohl schwer, aber mit etwas Flexibilität findest du bestimmt etwas.

Feli87
27.01.2017, 11:10
Danke davo!
Ja jetzt muss ich erstmal gutes Abi und Tms schreiben damit ich hoffentlich gleich einen Platz bekomme :-)

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30.01.2017, 23:22
Ich habe die NCH Dienste an der Uniklinik als recht entspannt empfunden.... Wir haben echt nur NCH Kasuistiken abgearbeitet.
Da bin ich als Internist jetzt nachts mehr unterwegs ;-)

bremer
31.01.2017, 09:10
Chirurgie lernt man doch eh erst ab Facharzt, wenn man dann mal wirklich zum Operieren kommt. Also 31 + 7 Jahre Studium + 6-7 Jahre Assistenzarztzeit = 45 ... Dann wäre realistischerweise die erste Oberarztstelle vielleicht so ab 50 Jahre drin. Eine lebenslange Assistenzarztstelle in der Chirurgie ist kein sehr schöner Ausblick.
Ich würde es mir gut überlegen.

seline_150
17.11.2019, 23:35
Ich finde nicht, dass es zu spät ist.

vqk96
07.03.2020, 12:51
Ich kann hier auch noch antworten. Vielleicht für spätere Leser noch interessant :)
Ich habe mit 27 Jahren angefangen, Medizin zu studieren. Inzwischen bin ich 34 Jahre geworden und gerade approbiert. Die Doktorarbeit auch fast fertig, ich bewerbe mich jetzt.
Meine eigene Erfahrung: Es wird nicht leichter, je älter man wird. Man will es sich aber nicht eingestehen ;-) Ursprünglich war mein Plan auch, in die Chirurgie zu gehen. Doktorarbeit in der UCH. Nach langem Überlegen habe ich mich jetzt für den Weg in die Allgemeinmedizin entschieden. So sehe ich das Fach nochmals von 'innen' und kann - bei ggf. guten Arbeitbedingungen und Förderung - nochmals von AM auf ACH umschwenken. Allerdings ist die Verlockung, ohne Nachtdienste in der AM-Praxis zu sitzen - bevor ich 40 werde - doch recht verlockend ;-)
Bedenke bei deiner Wahl auch: Eine Partnerin wird nicht jünger. Freunde von mir haben meist gegen Ende der Assistenzzeit oder als Facharzt mit Ende 20/Anfang 30 ihre Kinder in die Welt gesetzt - und das mit gutem Grund, sonst verzögert sich die FA-Ausbildung und man droht sich zwischen Familie und Karriere zu zerreißen.
Ich habe noch keine Kinder aber eine lange Beziehung und auch das hat letztlich in die Facharzt-Wahl reingespielt.
Trotzdem: Eigene Träume nicht so leicht verwerfen! Aber dein Leben wird mit jedem Studienjahr gefühlt teurer - und der soziale Druck (Haus/Wohnung, Auto, Geld/Job) wächst indirekt mit Anfang 30 stark (der Freundeskreis studiert meist nicht mehr und wechselt in gehobenere Positionen oder verdient seit vielen Jahren Geld).
Keine Angst: Es ergeben sich auch während des (gefühlt unendlichen!) Studiums genügend Möglichkeiten, einen anderen Weg einzuschlagen (z.B. Projektmanager bei Draeager nach dem Physikum, Erststudium Maschinenbau). Oder man hat einen Chef und ein Team, das zu einem passt und dann ist - glaube ich - auch viel Arbeit erträglich :) Sehr individuell.

Viel Erfolg und liebe Grüße an alle Leser

davo
08.03.2020, 09:22
So negativ sehe ich das nicht. Ich war beim Studienbeginn nochmal ein paar Jahre älter und hab nie ein Problem damit gehabt, dass meine Bekannten während meines Studiums eine größere Wohnung oder mehr Geld als ich gehabt haben - war ja meine Entscheidung, war mir ohnehin von Anfang an klar. Fand ich nicht weiter schlimm. Natürlich ist es schön, jetzt wieder gutes Geld zu verdienen (und zwar bereits zum Einstieg so viel wie viele meiner Bekannten), aber es war auch während des Studiums nie ein Problem für mich.

Falls man Kinder bekommen will, eignet sich die Studienzeit perfekt dafür. Viel einfacher als als Assistenzarzt. Genug meiner jungen Kommilitonen haben während des Studiums Kinder bekommen.