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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Basen Kur / Fasten?



kiggg455
28.01.2017, 15:44
Hallo zusammen!

Ohne dass ich selbst Interesse an so etwas hätte, höre und sehe ich doch in letzter Zeit immer wieder diese Schlagworte, man solle doch mehr "Basen" zu sich nehmen und die meisten Menschen seien "übersäuert", weshalb man verschiedenste Kuren oder Diäten machen solle.
Da ich selbst das ganze nur mit den Sachen, die man über Säure/Basen Haushalt gelernt hat, in Verbindung bringe, kann ich nicht ganz einschätzen, ob das medizinisch eine echte Relevanz hat (müsste ja eine Art nahrungsbedingter (?) leichter chronischer metabolischer Azidose sein, die nicht kompensiert wird...)

Was sagt ihr dazu?

Anne1970
28.01.2017, 16:58
Ich halte das für "alternative facts" :grins:

milz
28.01.2017, 17:33
Aberglauben

roxolana
28.01.2017, 17:38
Hab grade ne kurze Recherche gemacht und es gibt tatsächlich Forschung auf dem Gebiet. Hier ein paar schnelle Google- und Pubmed-Treffer zu "dietary acid load":

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27858141 (Übersäuerung als Risikofaktor für Typ 2 Diabetes)

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27565571 (Übersäuerung als Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen)

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18042305 (Zusammenhang zwischen Ernährung und Übersäuerung)

Anscheinend ist es doch echt, zumindest wenn man Pubmed glauben schenken kann.

schlafmilch
29.01.2017, 12:00
Zu den o.g. Links:

Dazu muss man sagen, dass es bei Studie 3 darum geht, dass der Urin pH niedriger ist, wenn mehr Fleisch gegessen wird. Was logisch ist, weil der Körper mehr saure Valenzen ausscheidet, wenn er mehr davon aufnimmt
->
In conclusion, a more alkaline diet, higher fruit and vegetable and lower meat intake were related to more alkaline urine

Wenn man sich dann mal anguckt, welche Lebensmittel als "sauer" und welche als "basisch" gelten , dann wundert es mich nicht, dass eine hohe "Säurelast", welche z.B. sehr gut durch Softdrinks, Fleisch, Milch und Nudeln (s.einschlägige Literatur zu dem Thema via Google) erreicht werden kann, mit Diabetes und KHK assoziiert ist (Studie 1 + 2).

Der Säure-Basen-Haushalt ist viel zu Komplex, als dass er mit einer Entschlackungskur "ins Lot" gebracht werden könnte. Es schadet sicher nicht, sich gesund zu ernähren. Aber man sollte diese para-wissenschaftlichen Ratgeber mit Vorsicht geniessen.

Sehr zu empfehlen ist aber folgende Arbeit zum Thema Wissenschaft.
Hier konnte gezeigt werden, dass tatsächlich die Störche die Kinder bringen:
http://www3.math.uni-paderborn.de/~agbiehler/sis/sisonline/struktur/jahrgang21-2001/heft2/Langfassungen/2001-2_Matth.pdf

Schönes Wochenende!

Philip_MHH
29.01.2017, 13:09
mag ja sein, dass ich das Prinzip dieser Ernährungsform nicht verstehe, aber wenn Ananas und Zitronen basische Lebensmittel sind...dann Kann das ja nur sehr wenig mit dem zu tun haben was wir unter sauer / alkalisch im Sinne von pH - Werten verstehen...

WackenDoc
29.01.2017, 13:30
Das ganze beruht irgendwie auf einem Glauben dass sauer= schlecht und basich= gut ist.
Angeblich kann Krebs auch nur im sauren Milieu entstehen.

Die Anhänger basischer Ernährung machen aber einen entscheidenden Fehler bzw. haben in einem entscheidenden Punkt nur ein Halbwissen. Sie messen den Urin-pH und meinen dass das den Körper- oder Blut-pH repräsentieren würde. Des weiteren fehlt ihnen in der Regel das Wissen über den physiologischen Blut-pH und die zugehörigen Puffersysteme.


Sie teilen Lebensmittel danach ein, ob sie den Urin sauer oder mehr basisch machen. Dabei kommt durchaus eine halbwegs gesunde Ernährung raus- hat aber mit dem pH-Wert der Lebensmittel nichts zu tun. Im extremen Fall führt es zu Mangeldiäten und dem Vertrieb von NEM oder irgendwelchem Schwurbelkram, der eben basisch machen soll.

Genauso ist das Entschlacken ein Mythos. Beim menschlichen Stoffwechsel fallen keine "Schlacken" an zumindest nichts was man entschlacken müsste und was nicht Niere, Leber und Gedärme hinbekommen würden.

Fastenkur kann mal ganz nett sein. Helfen sich (wieder) auf gesündere Ernährung zu besinnen, etwas Wellness, bischen was für die Psyche.

kiggg455
02.02.2017, 21:01
So ähnlich waren auch meine ersten Gedanken. Erstens sind die Puffersysteme ja ziemlich potent und können auch größere, pathologische Abweichungen gut kompensieren und zweitens repräsentiert eine Urin-pH-Veränderung ja meistens gerade die Bewältigung einer Abweichung von Ideal-pH-Wert. Auf der anderen Seite ist das vielleicht für akute Abweichungen und dagegen eine langfristige Zufuhr von Dingen, die eher sauer sind, führt dann vielleicht zu einer chronischen Überlastung der Puffer oder so... schließlich scheint an dem Ganzen (Studien) ja doch was dran zu sein...

WackenDoc
05.02.2017, 09:17
Das einzige was da wissenschaftlich dran ist, ist dass die vorgeblich "basische" Ernährung oft das ist, was man gemeinhin unter gesunder Ernährung versteht- wenig Fleisch, wenig vorgefertigte Lebensmittel, viel Obst und Gemüse.
nur mit basisch hat das nichts zu tun

BetterCallSaul
24.05.2017, 16:58
Pseudoscience.

dmtec
08.06.2017, 22:27
Wenn dir dein Gegenüber mit Übersäuerung, Entschlackung, Globuli, Veganismus und O²-Mineralwasser kommt, sollte der Einschlag deiner Handfläche auf deiner Stirn noch Kilometerweise hallend zu hören sein.
Bei besonders hartnäckigen Fällen empfehle ich immer einen Silbernagl dabei zu haben. Damit kräftig zuschlagen.
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