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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin studieren und Arzt werden mit Behinderung



Die_Medizinfreakin01
26.02.2017, 22:43
Hey,
gibt es hier unter euch einige Humanis mit Handicap und kann mir von seinen Erfahrungen im Studium (und vielleicht auch danach) berichten?

Ich habe selber ein Handicap und arbeite auf ein Medizinstudium hin (dauert aber noch: Abi 2021 :-))). Mein Traum ist es, danach (wenn es überhaupt klappt), (Kinder-)Orthopädin oder Neuropädiaterin zu werden. Allerdings bekomme ich ziemlich oft negative Kommentare ab - a la "Du kannst das nicht machen, weil du behindert bist." plus "Ich mein es doch nur gut." im Zusatz - die mich in letzter Zeit stark verunsichert haben (insbesondere der Kommentar einer nicht-behinderten Medizinerin). Daher wollte ich mich einfach mal hier umhören, ob es jemanden gibt, der es gepackt hat und mir sagen kann, ob es sich wirklich lohnt.

LG,
Die Medizinfreakin

WackenDoc
26.02.2017, 22:46
Kommt auf die Behinderung an, ob sich der Wunsch realisieren lässt.
Als Blinder wird man z.B. nicht Chirurg werden können, aber evtl. Psychiater.

davo
26.02.2017, 22:51
Ich glaube nicht, dass man das beurteilen kann ohne dich zu kennen - denn ICP kann ja sehr vielfältig sein. In Kanada habe ich eine Dermatologin mit Paraparese der unteren Extremitäten kennengelernt. Wahrscheinlich wäre es sinnvoll, darüber mit einem FA für Physikalische und Rehabilitative Medizin zu sprechen.

Matzexc1
27.02.2017, 00:22
Kenne einen Arzt mit einer fehlgebildeten Hand, der in der Inneren Medizin tätig ist.

Lass dich nicht kleinmachen.

ehem-user-11022019-1151
27.02.2017, 00:49
Den Leuten, die dich niedermachen wollen, empfehle ich die Lektüre "um Füße bat ich und er gab mir Flügel"
Eindrücklicher beschrieben, wie eine behinderte Chirurgin trotz allem erstklassige Operationen durchgeführt hat.
Ich wünsche dir alles gute! Lass dir deinen Wunsch nicht ausreden, nimm aber Kontakt zu geeigneten Personen auf (s. Davos Beitrag).
Mir persönlichen Erfahrungen kann ich dir nicht dienen.

THawk
27.02.2017, 03:06
Ich kann mich nur den anderen anschließen: Es kommt auf deine individuellen Einschränkungen, also Lokalisation und Schweregrad der ICP an.
Denk erstmal im wesentlichen übers Studium nach, Fachrichtung klärt sich später. Kinderortho und Neuropädiatrie sind jetzt sicher die beiden Fachrichtungen mit denen du persönlich in den letzten Jahren am meisten zu tun hattest und die dich vielleicht inspirieren (was ja gut ist!). Du wirst viele andere Fachrichtungen kennenlernen und deine Wünsche werden sich wahrscheinlich zwischenzeitlich verändern.
Es ist bzgl. Kinderortho und Neuropädiatrie vielleicht derzeit schon gut zu wissen, dass es sich bei beiden um Subspezialisierungen handelt. Für Kinderortho machst du erst den Facharzt Orthopädie, für Neuropädiatrie zuerst den Facharzt Kinder- und Jugendmedizin. Neuropädiatrie mag vielleicht einfacher zu erreichen sein in deinem Fall, da es sich um ein nicht-operatives Fach handelt während du für den Orthopäden definitiv deinen OP-Katalog erfüllen musst.

Viel Erfolg!

Rettungshase
27.02.2017, 12:22
Lies dir das doch mal durch:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/139711/Studieren-mit-Behinderung-Arzt-werden-Mit-oder-trotz-Handicaps
https://www.thieme.de/viamedici/mein-studienort-hannover-1592/a/studium-mit-behinderung-18725.htm (mit vielen weiterführenden Links)
Außerdem kannst du dich auch im Vorneherein bei den Hochschulen schon einmal informieren, was die an Betreuungsmöglichkeiten haben, falls du so etwas benötigst.

Möglich ist Vieles.
In meinem Semester war eine Studentin, die wegen ihrer Behinderung zwei studentische Hilfskräfte zur Verfügung gestellt bekommen hat, die ihr zum Beispiel beim Erledigen der Einkäufe behilflich waren.
In meiner alten Klinik rannte eine Orthopädin von 1.35m Körpergröße herum. Scheint auch zu gehen.

Bezüglich der "wohlmeinenden" Kommentare:
Vielleicht hörst du so etwas öfter, vielleicht aber auch nicht. In jedem Fall wissen die es nicht unbedingt besser. Die Chirurgin ohne Behinderung ist ihren Weg auf ihre Weise gegangen. Vielleicht kann sie sich einfach nicht vorstellen, dass das auch mit Behinderung klappt (was aber nicht heißt, dass das unbedingt den Tatsachen entspricht).
Das ist eine gute Möglichkeit, am eigenen Selbstbewusstsein zu arbeiten und zu lernen sich zu positionieren ;)

In den allerwenigsten Fällen dürfte es an der Behinderung scheitern, sondern - falls es überhaupt dazu kommt - eher an ganz trivialen Sachen wie dass die Prüfungen dann doch zu schwer waren oder es dann letzten Endes doch nicht das richtige Studium war - wie bei den nicht-behinderten Studenten auch.

MCM1994
27.02.2017, 17:16
Hallo liebe Medizinfreakin01,
Als ich deinen Post gesehen habe, musste ich erstmal sichergehen, dass ich mich nicht vielleicht verlesen hatte. Der Grund ist, dass ich mir vor ein paar Jahren mit der gleichen Behinderung (!) sehr oft die selben Fragen gestellt habe. Ich stecke zwar mittlerweile schon im Studium aber die Frage der "Machbarkeit" bleibt natürlich, da Studium und Berufswelt dann sicher doch unterschiedlich sein werden. :)

Schreib mir doch mal eine PN, wenn du magst da kann ich dir auch ein bisschen ausführlichere Infos geben als in einem öffentlichen Forum :-)

Liebe Grüße