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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie



cowboyjunkie
04.03.2017, 11:40
Hallo liebes Forum,

ich habe eigentich vor, dieses Jahr oder spätestens im nächsten Jahr mein Medizinstudium anzufangen. Lange Zeit vorher hatte ich immer vor, Psychologie zu studieren, weil ich gerne therapeutisch arbeiten möchte. Insofern strebe ich nach der Approbation die Facharztrichtung Psychosomatik und Psychotherapie an.
Ich war selber mal als Patient in einer psychosomatischen Klinik und mochte, wie die Therapeuten dort arbeiten. Hinzukam, dass sie sozusagen klassische 9 to 5-Jobs hatten. Da ich auch ein verfechter der Work-Life-Balance bin, wollte ich hiermal meine Fragen/Befürchtungen öffentlich machen, in der Hoffnung, dass mir jemand aus dem Bereich etwas dazu sagen kann.
Das Medizinstudium ist ja nun nicht ohne und mit einem hohen Aufwand verbunden, dennoch habe ich jetzt dein Eindruck bekommen, dass ich mein Leben nicht komplett an den Nagel hängen muss, um meinen Abschluss dort zu schaffen. Ich werde gewiss etwas Zeit finden, um ein bisschen Sport, Kochen, eine Beziehung und vielleicht ein bisschen Klavier spielen und Singen nebenher zu machen.
Aber wie sieht es mit der Facharztausbildung danach aus? Ich habe teilweise richtige Alptraumberichte (allerdings aus anderen Fachrichtungen) dazu im Internet gefunden. Wie sieht es mit Schichtarbeit in der Psychosomatik aus? Ich konnte nie so gut mit Wechsel von der Tages- in die Nachtschicht umgehen. Oder gibt es gar Kliniken, in denen man als auszubildender Psychosomatiker/Psychotherapeut bloß in der Tagesschicht arbeitet? Ich habe jetzt auch die Anforderungen dieser Fachrichtung im Internet gefunden und mich gefragt, wie das im Allgemeinen abläuft...ich arbeite dann 40 Stunden als Assistenzarzt und mache nebenher die Weiterbildungen?? Also neben meiner regulären Arbeitszeit müssen die 1500 Supervisionsstunden, Balintgruppenarbeit usw. abgeleistet werden? Was für eine Stundenwoche habe ich denn pie mal Daumen als Assistenzarzt + psychosomatische Weiterbildung/Lernen – habe gerade gar keine Vorstellung davon?
Die Fragestellungen klingen wahrscheinlich etwas naiv, aber ich habe davon gerade etwas den Kopf (oder die Hose ;-) ) voll und bin am überlegen, ob nicht doch lieber ein Lehramtsstudium oder ein Studium der sozialen Arbeit zu mir passt. Zwar ist das Medizinstudium und auch die Assistenzzeit absehbar – aber es sind immerhin 12 Jahre und wer weiß, wie es danach aussieht. Worauf lasse ich mich überhaupt ein :-)

Vielleicht kann mir irgendjemand was dazu sagen, das mir etwas mehr Klarheit bringt.Würde mich freuen.

Danke ;-))

Solara
04.03.2017, 12:18
Zur Psychosomatik-Klinik: vermutlich muss da auch nachts jemand anwesend sein, wissen tue ich es nicht.
Die Psychiater machen die ganzen von dir angesprochenen Sachen wie Selbsterfahrung etc. neben der regulären Arbeitszeit.

Zur sozialen Arbeit: auch da gibt es viele Jobs später, die dir Nachtschichten bescheren. Und eher wenig Jobs ohne Nacht oder WE-Arbeit. Und zudem ist das ganze miserabel bezahlt.

regen.tropfen
04.03.2017, 16:58
Ich kann nur von einer mir bekannten psychosomatischen Station (angegliedert an ein "normales" Krankenhaus) berichten. Da gibt es nachts und am Wochenende nur einen ärztlichen und therapeutischen Bereitschaftsdienst. Die Ärzte waren normal Zuhause, mussten aber erreichbar sein und gegebenenfalls in die Klinik kommen. Das kam aber eher selten vor. Also prinzipiell eher ein klassischer 8h-Job, wobei aber viele Fortbildungen an Wochenenden waren und eben zur eigentlich Arbeitszeit dazugerechnet werden müssen.

davo
04.03.2017, 17:51
Schichtdienst gibt es garantiert nicht :-p Bereitschaftsdienst gibt es natürlich schon, so wie in (hoffentlich :-))) jeder Abteilung. Aber da musst du sicher keine Angst vor Überarbeitung haben. Am Wochenende wird schon manchmal was sein, aber in der Nacht nur selten.

Die Arbeitsbedingungen in der Psychiatrie und der Psychosomatik sind, mit wenigen Ausnahmen, absolut hervorragend. Das kann ich nach drei Hospitationen und zwei Monaten Famulatur in diesen Bereichen mit Sicherheit sagen.

cowboyjunkie
05.03.2017, 11:05
Herzlichen Dank für eure Antworten!!! Diese Infos erleichtern mich doch :-)

kassandra1986
05.03.2017, 22:07
@cowboyjunkie - Fang erstmal an mit dem Studium und schau dir möglichst viele Fachrichtungen an. Manch einer war von Anbeginn auf ein Fach fixiert und geworden ist es dann letztlich doch etwas anderes. Deshalb erstmal gucken. Und auch als angehender Psychiater/Psychosomatiker lohnt es sich durch Famulatur/PJ soviel wie möglich "andres" gesehen zu haben, um später somatische Sachverhalte besser einschätzen zu können.

Ich arbeite selber in der Psychiatrie und war auch schonmal in einer Psychosomatik angestellt. Im Verhältnis zu den somatischen Fächern sind die Arbeitsbedingungen deutlich besser. Trotzdem gibts natürlich Bereitschaftsdienste. Je fitter man fachlich diesbezüglich ist, demzufolge weniger machen die einem aus. Ich selbst mag nicht so gerne zw. 00:00 und 06:00 durcharbeiten bzw. immer wieder angerufen werden. Ich bin dann voll der "Schlaf-Zombie" nachts (wenn ich rasch gerufen werde, ist der RR meist im Keller und bin gefühlt wie benommen/betrunken ). Tags drauf muss es dann ein ausgedehntes Nickerchen sein :)

cowboyjunkie
12.03.2017, 12:16
@kassandra - danke für deine Rat. Ja, ich habe mir auch erstmal vorgenommen, alles portionsweise anzugehen. Erstmal bange ich überhaupt um einen Platz dieses Jahr. Bin sehr gespannt auf die ganzen Veränderungen und was ich draus machen werde. Irgendwann kann ich mich dann wieder der genannten Frage stellen ;-)