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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anleitung zur Insulintherapie



throni
10.03.2017, 15:39
Hey Leute,

ich bin jetzt nach knapp zweiwöchiger Einarbeitung allein auf weiter Flur für 20 Patienten zuständig (Neuroreha). Für die zahlreichen kleinen Dinge, die im Alltag so anfallen, ist leider nicht wirklich ein Kollege ansprechbar. Da ich leider kein gutes Inneretertial hinter mir habe, habe ich von einigen grundlegenden und oftmals trivialen Dingen in der Praxis leider keine Ahnung. Vor allem bei den täglichen Anfragen der Schwestern zur Blutzuckereinstellung komme ich ganz schön ins Schwimmen. Hat da jemand zufällig eine anschauliche Quelle parat, die einem im praktischen Alltag weiterhilft?

Merci!

Eilika
10.03.2017, 16:16
Blutzucker einstellen ist extrem schwierig, sehr individuell und braucht viel Erfahrung...
Was möchtest Du wissen? Orale Medis? Insulin? Wenn ja - Nasis Bolus oder nur für Notfälle zum runter spritzen?
Ich bin gerade nur am Handy. Kann später vom Laptop was ausführliches schreiben. Aber eben - in welche Richtung soll es gehen?

throni
10.03.2017, 18:03
Danke für die schnelle Rückmeldung! Bei mir geht es im Alltag hauptsächlich um kleinere Tweaks. Zum Beispiel: Patient x bekommt eine intensivierte Insulintherapie, kommt mittags und abends aber ein paar mmol/l zu hoch oder zu niedrig raus. Welche Boli erhöhe oder erniedrige ich dann? Oder nehme ich das Basalinsulin hoch und schraube dafür ein paar der Boli runter? Wieviel IE gebe ich zusätzlich/ lasse ich weg, wenn der BZ so und soviel mmol/l zu hoch/niedrig ist. Oder nehme ich noch ein zweites orales Antidiabetikum dazu? Bei der Blutdruckeinstellung habe ich einen Plan, was ich mache. Beim Blutzucker leider nicht... .

Fr.Pelz
10.03.2017, 18:33
Dafür gibts Diabetologen, keine Angst, das musst du nach 2 Wochen n deiner ersten Stelle noch nicht wissen. ;-)
Ich finde das was ganz gut ist, ist eine Tabelle, die dir nur sagt, wieviel Insulin man spritzt bei wieviel BZ (also EIN Kurzzeit-Präparat). Bei uns haben das die Schwestern und spritzen dann selbstständig was nach wenn es nicht hinhaut, für die langfristige Einstellung sind natürlich Ärzte zuständig. (Und wir holen dann wie gesagt, die Diabetologen ran).

WackenDoc
10.03.2017, 18:44
Du machst ja keine Ersteinstellung und Kleinkram muss man im Rahmen so eines Aufenthaltes nicht verbessern. Ein Patient stirbt nicht daran, wenn der Zucker mal 150 ist.

Normalerweise gibt es für die Abteilungen eine Liste wie korrigiert werden soll- typisch ist messung vor der Mahlzeit und dann wird Altinsulin zusätzlich zum sonstigen Plan gegeben je nach Wert. Geht meist so bei 150 oder 180 los. Müsste 1 Einheit pro 30-40mg Glucose sein.
Ist der Wert oft zu hoch- schau, ob du noch Luft bei den Oralen hast- sonst einfach das Basalinsulin etwas erhöhen. aber nie beides. Oder schauen, ob es Probleme mit den Einstichstellen gibt. ODer Medikamente, die es verursacht haben können.
Ist der Wert oft zu niedrig- Basalinsulin verringern.

Krankenhaus ist für die Patienten eh Stress, da können die Werte schonmal spinnen.

Und lieber zu hoch als zu niedrig. Hypoglykämien wenn´s irgendwie geht vermeiden.

Eilika
10.03.2017, 19:04
Das Basalinsulin korrigierst Du an Hand das morgendlichen nüchternen Zuckers. Ist der zu hoch oder zu tief, dann 2 bis 4 Einheiten hoch oder runter. Das aber nur alle paar Tage und bei Änderungen auch mal nachts um 2 kontrollieren!
Sonst: wenn mittags zu hoch ist, war es morgens zu wenig! Wenn abends zu hoch, war es mittags zu wenig
Über 11 sollte es vor dem Essen schon nicht sein, über 15 macht Glukosurie und sollte sicher vermieden werden.
Immer lieber in kleinen Schritten anpassen. Du hast ja Zeit in der Reha.

davo
10.03.2017, 19:06
Ich dachte Glukosurie gibts "schon" bei 10 mmol/l?

Eilika
10.03.2017, 19:42
Mh. Unser OA hat immer von 15 gesprochen... klar, ideal wären Werte so zwischen 5 und 8 vor dem Essen beim Typ 2 Diabetiker. Aber auch hier: lieber etwas zu hoch als ein Hypo!

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10.03.2017, 20:50
http://medicine.yale.edu/intmed/drc/diabetescenter/living/50135_Yale%20National%20F_tcm510-102165_tcm510-284-32.pdf

- Yale Diabetes Pocket Guide

Damit kannst du gut arbeiten. Exzellente Handlungtipps drin, Beispiel Sliding Scales uvm.
Für die Patienten/Ärzte die mit BE Faktoren arbeiten (egal ob Typ1/2) ist "Gut leben mit Diabetes Typ 1" (Elsevier) super - aber das Klientel hast du in der NeuroReha eher nicht...

PS: throni, wir suchen Kollegen bei uns, falls Innere gewünscht 😉

throni
11.03.2017, 14:38
Vielen Dank, Leute, das hat mir auf jeden Fall schonmal ein Stück weitergeholfen!

Dr. Jekyll
15.03.2017, 19:10
http://https://www.lilly-pharma.de/de/pdf/webshop/diabetes/dosierschema.pdf

das nehme ich. man muss halt nur die marken der anderen Hersteller hinschreiben. mfg

throni
16.03.2017, 06:44
Das hört sich gut an, leider funktioniert der Link bei mir nicht. Könntest du das nochmal posten?

Stiles
16.03.2017, 09:27
www.lilly-pharma.de/de/pdf/webshop/diabetes/dosierschema.pdf

throni
16.03.2017, 10:10
Richtig gut!

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16.03.2017, 11:35
Ja, schön.
Man müsste eigentlich mal ne Art Dropbox (PW geschützt) mit guten Dokumenten anlegen, sonst geht sowas verloren - kann Medilearn sowas?

Brutus
16.03.2017, 13:13
Kann ist nicht die Frage. DARF Medi-Learn das.
Zum einen werden die meisten Dokumente mit einem Copyright versehen sein. Ich weiß nicht, ob Lillypharma es so gerne sieht, wenn ihre Anleitungen auf privaten Servern liegen und von vielen Leuten benutzt werden, ohne dass sie das wissen oder was davon haben.
Zum anderen unterliegen ja gerade medizinische Fachliteraturen ständigem Fortschritt. Wer kümmert sich denn dann darum, wenn so ein Dokument veraltet ist?

Schwierig...

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16.03.2017, 13:53
Dann legt ein User bspw. nen Cloud Service an und wir hinterlegen das intern.
Dann ist ML draußen.