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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Als Berufsanfänger an die Uniklinik oder an ein kleineres Haus?



Differenzialdiagnose
11.03.2017, 10:18
Hallo!

Das Examen ist zwar noch entfernt, aber mich würde es interessieren inwiefern die Stellenwahl als absoluter Berufsanfänger sinnvoll ist bspw. an eine Uniklinik oder an ein kleineres Haus zu gehen.
Durch die Famulaturen habe ich desöfteren mit Assistenzärzten gesprochen, wo sich doch die Mehrheit gegen eine erste Stelle an einer Uniklinik ausgesprochen haben.
Insbesondere in den chirurgischen Fächer kam häufig das Argument: "Uniklinik ja, aber nur wenn Du eher Richtung Forschung gehen oder die abgefahrenen (sic) Fälle sehen willst. Zum Operieren lernen geht man lieber an ein kleineres, mittelgroßes Haus". Ggf. könne man dann ja auch später zurück an eine Uniklinik wechseln.

Inwieweit kann man solche Aussagen bestätigen? Oder entspricht das nur den Klischees?

Feuerblick
11.03.2017, 10:23
Magst du bitte mal die Suchfunktion benutzen? Diese Frage taucht immer wieder auf und die Antworten sind immer die gleichen... ;-)

Differenzialdiagnose
11.03.2017, 10:25
Irgendwie bin ich zu unfähig die zu nutzen, hatte echt brav vorher danach gesucht. :/

Feuerblick
11.03.2017, 10:25
Ich bin mir ganz sicher, dass du beim Durchsehen genau dieses Unterforums hier diverse Threads finden wirst. ;-)

2 Beispiele:

http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?95949-Uniklinik-oder-Nicht-Uni-gute-Kariere-verbaut
http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?96731-Innere-Kardio-von-kleinem-Haus-an-Uniklinik-wechseln-gut-m%F6glich

davo
11.03.2017, 10:30
Du kannst ja auch die Google-Suche benutzen.

suchbegriff1 suchbegriff2 "foren" site:.medi-learn.de

;-)

Differenzialdiagnose
11.03.2017, 10:43
Danke!

Nastja8
12.03.2017, 08:04
ich habe in einem sehr kleinem Haus angefangen und ich bereue es sehr. Es war einfach schlechte Medizin und menschlich stimmte es auch nicht...Kannst meine Beitraäge zum Thema Umgang mit der Schwangerschaft aus dem Jahr 2015 nachlesen.

Wir hatten uralte PCs, die sich ständig aufhängten, und der Drucker funktioniert auch heute nicht. Die Software war uralt..Man musste ALLE Befunde ( Sonos, Echos, LZ-EKG, LZ-RR, Histologie, BelastungsEKG, Lufu, 6 Min Gehtest, ALLE Konsille, Gastros, Bronchos, Kolos, Endosonos und etc...) einzen in die Briefe kopieren, bzw. abtippen.
Wir waren bis 18-20 Uhr täglich mit dem Schreibkramm nicht fertig. 4 Stunden täglich fürs Abtippen...ohne Recht auf bisschen Freizeit. Und unserem Chef war es EGAL, Hauptsache Geschäft läuft

davo
12.03.2017, 08:28
Das hat aber mit dem kleinen Haus nichts zu tun. Menschliche, Computer-, Ablauf- und Effizienzprobleme gibts an großen Häusern genauso.

Feuerblick
12.03.2017, 08:29
Naja, Nastja, DAS kann dir auch in größeren Häusern passieren. Insbesondere die Sache mit dem Chef und der Freizeit :-nix Deshalb immer hospitieren.

Übrigens: Die beste IT-Abteilung habe ich in einem kleinen Haus, die schlechteste IT-Abteilung nebst Ausstattung habe ich an einer Uni-Klinik erlebt. Was sagt uns das jetzt? ;-)

throni
12.03.2017, 10:18
An der Uniklinik Leipzig muss man Röntgenanforderungen noch ausdrucken und mit Fax an die Radiologie schicken.

Nessiemoo
12.03.2017, 17:01
Also ich weiß nicht wie viele Famulaturen wo du gemacht hast, es gibt halt für beides pro- und contra. es lohnt sich sehr alle verschiedene Häuser-arten anzugucken (kleines Haus mitten im nichts, großes städtiches Maximalversorger, Uni) um einen Eindruck zu gewinnen. Wenn man nur mit Assistenten spricht, die nicht an der Uni angefangen haben, wirst du wahrscheinlich selten "Boah, gehe lieber zu Uniklinik" hören und umgekehrt.

Nastja8
12.03.2017, 17:31
Ich würde mal die finanzielle Situation des Hauses klären. Schau auf kliniksterben.de
Bei uns fusioniren zwei grosse Häuser. Ein Haus wird erweitert und modernisiert, anderes Haus halt nicht...wird wahrscheinlich ein Altersheim...Schade drum. Aktuell haben sie Einstellungsstop...
Die Ärzte gehen da weg...R.I.P

Differenzialdiagnose
12.03.2017, 19:27
Also ich weiß nicht wie viele Famulaturen wo du gemacht hast, es gibt halt für beides pro- und contra. es lohnt sich sehr alle verschiedene Häuser-arten anzugucken (kleines Haus mitten im nichts, großes städtiches Maximalversorger, Uni) um einen Eindruck zu gewinnen. Wenn man nur mit Assistenten spricht, die nicht an der Uni angefangen haben, wirst du wahrscheinlich selten "Boah, gehe lieber zu Uniklinik" hören und umgekehrt.

Ich habe durch Ausbildung, Job und Famulaturen vom kleinen, lokalen Krankenhaus über mittelgroßen und Maximalversorgern bis hin zur Uniklinik Einblicke gewinnen können.
Für mich würde ein ganz kleines Krankenhaus auch eher nicht in Frage kommen.
Nichtsdestotrotz hätte ich doch gerne qualifizierte Meinungen gehört.
Es geht schon darum eine gute Ausbildung zu erhalten und doch schon was operieren zu dürfen.
Sprich, ich hätte keine Lust ganz klischeemäßig an einem kleinen Haus nicht zu operieren weil's keine Fälle gibt und auch keine Lust am Uniklinikum nicht zu operieren, weil es nur die Spezialfälle gibt, die der erfahrene FA sprich Chef- oder Oberarzt operiert.

][truba][
12.03.2017, 19:37
Ist doch alles Organisationsabhängig. Ich glaube, man muss eben gucken wo "gerne" ausgebildet wird.

In großen Häusern ist eben auch der Druck größer die ganzen "Massen" wegzuoperieren. Da kann der Anfänger eben nicht so oft ne Stunde für ne Galle brauchen, wenn der Oberarzt in der Zeit 2-3 operiert. Wenn aber ein Chef oder die Oberärzte gerne ausbilden und dem Druck stand halten, bekommt man auch in großen Häusern seine Chance.

In kleinen Häusern, die vlt. nicht ganz so viele OP´s an manchen Tage haben, darf dann der Anfänger eben doch mal so lange brauchen. Aber wenn hier ein Chef sitzt, den es nicht interessiert ob du gut ausgebildet wirst, wirst du eben nicht eingeteilt.

Letztlich ist es also eher egal wie groß das Haus ist, verwende deine Zeit drauf herauszubekommen wie gerne dort ausgebildet wird, wie viele Assis im gleichen "Ausbildungsjahr" da sind usw.

Da hilft Vitamin B und hospitieren (wobei ersteres immer der Trumpf ist ;-) )

dmtec
13.03.2017, 10:29
Nur mal meine bescheidene Meinung. Definitiv Pro-Uniklinik.
Ironischerweise fand ich Uniklinik von der Atmosphäre und von der Arbeitsbelastung her angenehmer als am Kleinen Haus. Im kleinen Haus ist vieles auf Gewinnmaximierung aus, und du arbeitest locker 80h in der Woche.
In der Uniklinik, so war zumindest meine persönliche Erfahrung, hat sich die Arbeit auf viel mehr Schultern verteilt. Wenn ich Station hatte, hatte ich meine 20 Patienten und war im Grunde schon um 12.00 fertig mit der Arbeit. Natürlich kam dann Studentenunterricht und andere Pflichten, aber ich hatte die restliche Zeit, mich in kleinere OPs eintragen zu lassen und auch viel zu lernen.
Wir waren 20 Assistenzärzte, d.h. eine große "Stimme" und somit wurde auch auf einen Ausbildungsplan und OP-Rotationen etc. viel wert gelegt. Außerdem ist es im großen Team immer mal einfacher, Leute zu finden, mit denen das arbeiten Spaß macht. Dann legt man sich den Dienstplan so, dass man oft zusammen arbeitet.
Leider gab es in meiner Abteilung einen großen Umbruch, und viele Privilegien existieren nicht mehr :/
Also meine persönliche Erfahrung ist eher pro-Uniklinik. Ich würde aber persönlich auch gerne in einem kleinen Haus arbeiten, wenn die Personalsituation entspannter wäre.

CYP21B
13.03.2017, 16:55
Ich würde mittelgroß empfehlen. Am besten mit den eigenen Vorlieben entsprechendem Spektrum. Vorteil gegenüber Maximalversorger ist dass man nicht nur eine Nummer ist. Entsprechend ist die Chance besser dem Ausbildungsstand entsprechend im Op zum Zuge zu kommen. Egal welche Größe ist aber entscheidend wie das Ausbildungklima, die finanzielle Lage und die Personallage der Abteilung ist.

Nessiemoo
14.03.2017, 06:03
Ich sehe das so ähnlich wie truba - es ist alles viel mehr hausspezifisch als das man sagen kann, dass Weiterbildung generell an Häusern wie X besser ist. Eine Uniklinik kann bemüht sein, dass die Assistenten operieren und ein kleines Haus auch.

Lava
14.03.2017, 09:35
Ich würde sagen, das hängt auch vom Fach ab. In der Unfallchirurgie gibt es einen nicht unwesentlichen Anteil an Patienten bzw. Prozeduren, die du nur an großen Kliniken lernen kannst. Sagen wir mal so, eine Radiusfraktur und einen Schenkelhals operiert jeder. Aber ein Polytrauma, eine 3°ig offene Fraktur, einen total zertrümmerte Wirbelsäule, sowas machen idR nur die Großen. Klar lernst du das nicht im ersten Ausbildungsjahr, aber du hast zumindest schon mal damit Kontakt, bist vielleicht bei der Aufnahme im Schockraum dabei, im OP und auf Station. Für Orthopädie gilt das Gleiche: ne Prothese kloppen kann jeder, aber den dritten Wechsel mit aufwendigem Pfannendachaufbau oder Femurersatz, Umstellungsosteotomien am Becken oder Wirbelsäulen OPs bei Skoliose machen nur Spezialisten. Und wenn du lange genug an der großen Klinik bleibst, hast du die Chance, das dann später auch selbst zu machen. Wenn du erstmal ein paar Jahre in einer kleinen Klinik warst, ist der Wechsel an eine große Klinik schwer. Ist jedenfalls meine persönliche Erfahrung.

Es muss ja nicht gleich die Uniklinik sein, es gibt auch andere große Häuser. Im Bereich Unfallchirirgie z.B. auch die berufsgenossenschaftlichen Kliniken.

konstantin
14.03.2017, 17:55
Kenne Assistenten an großen universitären Häusern, die ordentlich zum Zuge kommen, wenn es ums Operieren geht, und kleine Häuser, in denen der Assistent die Station macht und nichtmal 'ne Leistenhernie versorgen darf. Letztendlich empfiehlt es sich immer, die Abteilungen vorher genau anzuschauen, und sich ein eigenes Bild von der Situation zu machen. Wenn es um urchirurgische Fächer geht, finde ich eine zeitnahe Einteilung im OP gut und richtig. In Uro/Gyn sieht es oft ein bischen anders aus, da muss man häufig etwas länger konservativ bleiben, bevor es mal richtig in den OP-Saal geht.

Was Karrierechancen angeht: Ganz klar, wer an der Uniklinik ranklotzt, etwas Glück bzgl. Förderung hat, und an Forschung interessiert ist, bringt vielleicht seinen Facharzt und die Habilitation in 10 Jahren durch. Dann bist du natürlich deutlich besser aufgestellt, als jemand, der an einem kleineren Haus in 6 Jahren den Facharzt durchgeprügelt hat und operieren kann, weil letzteres auf dem Papier nicht sonderlich viel zählt. Aber der Preis, den man für so einen Werdegang zahlt, wird einem auch erst wirklich bewusst, wenn man mittendrin steckt...

Meine Empfehlung: Mittelgroßes Haus, evtl. sogar Maximalversorger, mit einer Abteilung, die dir zusagt und in der man möglichst früh an kleinere OPs rangeführt wird.

Lava
16.03.2017, 13:44
Ich finde es eben falsch, wenn man Uniklinik sofort immer mit Karriere assoziiert. Klar werde ich nur Chefarzt, wenn ich an einer Uniklinik war. Aber das bedeutet nicht, dass das der einzige Grund ist, an eine Uniklinik zu gehen. Wenn ich mehr können will als einfache Fälle zu versorgen, kann ich nicht die ganze Ausbildung an irgendwelchen Kreiskliniken oder kleinen, städtischen Häusern machen.