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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wechsel zu gesetzlicher Krankenkasse, die keine Homöopathie zahlt?



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Relaxometrie
12.03.2017, 14:51
Da es mich stört, daß die Techniker Krankenkasse (bin dort versichert) homöopathische Behandlungen teilweise bezahlt, habe ich schon länger über einen Wechsel zu einer Krankenkasse nachgedacht, die kein Geld für Homöopathie ausgibt.
Da das Thema "Soll eine Krankenkasse homöopathische Behandlungen bezahlen" gerade durch eine Twitter-Diskussion angeheizt wird, bin ich wieder an mein Ansinnen, die Krankenkasse zu wechseln, erinnert worden.
Eine bisher oberflächliche Recherche ergab, daß es wohl nur fünf gesetzliche Krankenkassen gibt, die in Frage kämen. Soweit so gut.
Aber ich überlege, ob es vielleicht doch etwas übertrieben ist, die Krankenkasse, mit der ich sonst sehr zufrieden bin, zu wechseln, "nur" weil sie homöopathische Behandlungen bezahlt. Nüchtern betrachtet fällt das Budget, welches dafür ausgegeben wird, angeblich kaum wirklich ins Gewicht.
Und vielleicht spart die Krankenkasse sogar Geld damit, weil der Patient, der die homöopathische Behandlung in Anspruch nimmt, immerhin mal lange mit einem Arzt reden kann und sich ernst genommen fühlt. Obwohl ich letztlich doch nicht wirklich glaube, daß weitere Arztbesuche deswegen gespart werden.
Ich finde es schon krass, daß die gesetzlichen Kassen, die sich doch sonst so stark an das Sozialgesetzbuch und an Evidence Based Medicine halten müssen, bei der Homöopathie einknicken und sie -wahrscheinlich als Marketinginstrument- zahlen.

Salzi19
12.03.2017, 15:01
Die sbk zahlt meines Wissens nach nix für homöopathie, ist aber sonst nicht schlecht von den Leistungen her (soweit ich das beurteilen kann)

Feuerblick
12.03.2017, 15:07
Ganz ehrlich, ich würde mir meine Krankenkasse ausschließlich nach den Leistungen aussuchen, die sie MIR zahlen würde. Und nicht danach, ob sie einen Bruchteil des Geldes für Homöopathie oder irgendeinen andernen Schmus ausgeben. Meines Wissens halten sich die Ausgaben dafür sowieso in Grenzen, da zwar die "Arzneimittel", nicht aber die kostenintensive Beratung beim Heilpraktiker bezahlt wird. Die Zuckerkügelchen selbst sind nicht sonderlich teuer.

Und da die "erzieherische Maßnahme", die Kasse wegen sowas zu verlassen, eine große Kasse wie die TK mal sowas von gar nicht kratzt, würde ich mir echt überlegen, ob ich eine Kasse, mit der ich zufrieden bin, wirklich verlassen würde. Die einzige, die da verlieren kann, bist du. Der Kasse isses wurscht. Ungefähr so wurscht wie der Reis-Sack in China...

Reflex
12.03.2017, 15:28
Mir persönlich ist eher wichtiger, dass meine Beiträge nicht zu mehr als 30% in einem Verwaltungsapparat und dicken Glasbauten verpuffen und wesentliche Leistungen übernommen werden und ich mich nicht mit Bürokratische Hürden auseinander setzen muss. Man sollte bei denen, die es nicht anbieten auch eher Obacht walten lassen und erfahrungswerte einholen, wie es sonst so mit Leistungserbringung und Bürokratie aussieht... was nützt mir eine Kasse, die zwar keine Homöopathie bezahlt, aber sich ab Ende des Jahres nur noch z.B. aus dem Risikostrukturausgleich finanziert und dann bei allen anderen Leistungen eher ristriktiv handelt...

Relaxometrie
12.03.2017, 15:32
Eure wechselkritischen Argumente finde ich richtig und wichtig. Ich sehe das auch eher als generelle Diskussion, denn als tatsächliche "Beratung zum Wechsel". Ich denke auch, daß es wichtiger ist, eine Krankenkasse zu haben, die generell leistungsfähig ist und sich dann halt auch ein paar Ausrutscher erlauben darf, als eine Kasse, die ein paar Dinge vielleicht richtiger sieht, dafür aber insgesamt eine schlechte Leistung abgibt.
Wobei aber ja der allergrößte und wichtigste Teil der Leistungen eh gesetzlich vorgeschrieben ist und von jeder Kasse bezahlt werden muß.
Dennoch geht es mir gehörig gegen den Strich, wofür die Kassen teilweise Geld ausgeben. Auch wenn es prozentual kleinere Posten sind.

davo
12.03.2017, 15:36
Ich kann das schon nachvollziehen. Wenn sich viele Kunden so verhielten, würde (müsste!) ein Umdenken stattfinden.

WackenDoc
12.03.2017, 15:56
Homöopathie ist zusammen mit dem Heilpraktiker- und Impfgegnertum eine echte Seuche.
(Oft zusammen anzutreffen)

Ohne Scheiss- ich zieh mir ja für die Facharztprüfung gerade hunderte von Seiten an Leitlinen rein. Und so oft steht da- nicht verordnungsfähig, weil keine Überlegenheit- nicht verordnungsfähig, kein Nutzen- nicht verordnungsfähig, keine Überlegenheit in den Endpunkten.
Und das im gleichen Land wo Homöopathie apothekenpflichtig ist, wo homöopathie von den allermeisten Kassen bezahlt wird (und nein ,nicht als extra-zubuchbares Paket), wo so ein Hokuspokus in Krankenhäusern angewendet wird und es einen festen Platz in den Universitäten hat.

Brillen werden nur in Ausnahmen bezahlt, aber dafür unwirksame Zuckerkügelchen.

Das kann´s doch nicht sein!

davo
12.03.2017, 16:01
Brillen werden nur in Ausnahmen bezahlt, aber dafür unwirksame Zuckerkügelchen.

Das kann´s doch nicht sein!

:-meinung

Feuerblick
12.03.2017, 16:10
Das mit den Brillen ändert sich demnächst... Wer also über 6 dpt. fehlsichtig und gesetzlich versichert ist, sollte noch ein paar Wochen mit dem Brillenkauf warten ;-)

Kandra
12.03.2017, 16:15
Wobei ich nicht verstehe, wie hier die Grenze bei 6dpt gezogen wird. Ich darf (und kann...zumindest nachts) doch auch mit meinen 2,5 nicht ohne Brille Autofahren und bin deshalb auf die Sehhilfe angewiesen.

Feuerblick
12.03.2017, 16:18
Wobei ich nicht verstehe, wie hier die Grenze bei 6dpt gezogen wird. Ich darf (und kann...zumindest nachts) doch auch mit meinen 2,5 nicht ohne Brille Autofahren und bin deshalb auf die Sehhilfe angewiesen.
Die Frage kann ich dir auch nicht beantworten. Vermutlich, weil man ab da eine Fehlsichtigkeit zumindest bei der Myopie als pathologisch betrachtet.
Dich zum Autofahren zu befähigen ist ja nicht Aufgabe der Krankenkasse. Ergo ist die Sehhilfe auch dein Problem (sage nicht ich, sagt die Rechtsprechung).
Aber immerhin schon mal besser als Brillen nur für die, die maximal einen Visus von 0,3 haben. Ein Schritt in die richtige Richtung, würde ich sagen.

@Wacken: Was das "nicht verordnungfähig/kein Zusatznutzen" angeht: Schau dir mal die Berichte vom IQWIG an, die zu den G-BA-Beschlüssen führen. Wenn es nicht so ernst wäre, müsste man echt drüber lachen. Ein Schelm, wer... und so. :-))

Milana
12.03.2017, 16:34
Und vielleicht spart die Krankenkasse sogar Geld damit, weil der Patient, der die homöopathische Behandlung in Anspruch nimmt, immerhin mal lange mit einem Arzt reden kann und sich ernst genommen fühlt. Obwohl ich letztlich doch nicht wirklich glaube, daß weitere Arztbesuche deswegen gespart werden.
Ich finde es schon krass, daß die gesetzlichen Kassen, die sich doch sonst so stark an das Sozialgesetzbuch und an Evidence Based Medicine halten müssen, bei der Homöopathie einknicken und sie -wahrscheinlich als Marketinginstrument- zahlen.
Im Gegenteil! (http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0134657) Homöopathie mag zwar wirksames Marketing bedeuten, aber durch die vielen Kosteneinsparungen (z.B. keine jährlichen PAP-Abstriche mehr etc.) finde ich schon, dass man zuerst unwirksame Marketing-Gags einsparen könnte - selbst wenn die "nur" 0.5% des Budgets machen (0.5% des Budgets auf die Gesundheitsausgaben in Deutschland hochgerechnet ist nämlich auch eine ganze Stange Geld).
Aber eigentlich sehe ich die Schuld auch beim Gesetzgeber - warum müssen homöopathische "Arzneimittel" nicht endlich auch einen Wirksamkeitsnachweis erbringen, wie alle anderen Arzneimittel auch?

WackenDoc
12.03.2017, 16:35
Neee- mit den Beschlüssen will ich mich gar nicht beschäftigen. aber ich finde es so krass, dass immer mehr Evidenz in der Medizin Einzug hält, aber wir parallel Homöopathie als echte Medikamente ansehen.

ich seh da übrigens noch ein entscheidendes Problem: Genau die, die von Klein auf lernen, bei jeder Befindlichkeitsstörung was einwerfen zu müssen, machen das durchaus später auch als Erwachsene mit echten Medikamenten. Mal abgesehen davon, dass das eh schon ein riesiges Problem ist, wird das durch diesen Zuckerkügelchenwahn nicht gerade besser.

Und solange KK es zahlen, es an Unis gelehrt wird und der Mist auch noch apothekenpflichtig ist, kommt man da einfach nicht gegen an.

Feuerblick
12.03.2017, 16:39
Diejenigen, die von Klein auf lernen, dass man bei Zipperlein Globuli einwirft, die tun das auch als Erwachsene. Da mach ich mir keine Sorgen. Eigentlich sogar gar nicht so übel. Immerhin ein paar Leute weniger, die bei Husten, Schnupfen und anderen Befindlichkeitsstörungen nicht gleich zum Arzt rennen und "Antibiotikas" haben wollen :-))

Moorhühnchen
12.03.2017, 19:19
[ aber durch die vielen Kosteneinsparungen (z.B. keine jährlichen PAP-Abstriche mehr etc.)
Hab ich was verpaßt? Wird die Gynkontrolle nicht mehr bezahlt??

Kandra
12.03.2017, 19:39
Hab ich was verpaßt? Wird die Gynkontrolle nicht mehr bezahlt??

Es gibt jetzt (bald?) für Frauen ab 35 (?) einen HPV-Abstrich und wenn der negativ ist, müssen sie erst 3 Jahre später wieder zur Vorsorge. Nur wenn man HPV-positiv ist, wird ein PAP-Abstrich gemacht und je nach Ergebnis erfolgt dann zeitnäher eine Kontrolle. Zumindest hab ich das so verstanden.

Eilika
12.03.2017, 19:49
Hier wird eh Abstrich nur alle 3 Jahre empfohlen, wenn et vorher 2 mal hintereinander bland war. Bleibt aber trotzdem die jährliche Brustkontrolle!

Fr.Pelz
12.03.2017, 20:27
Echt? Das mit dem Abstrich hab ich auch verpasst. Ist ja ne Schweinerei, ich will gefälligst jedes Jahr einen.

Und wegen Kasse und Homöopathie: ich hab grad ein Schreiben darüber an meine verfasst. Schließlich zahl ich den Höchstbeitrag, da will ich wenigstens meinen Unmut äußern. Nervt mich auch tierisch. Aber die Intention ist klar. Wer nimmt Globuli? Das ist nicht die multimorbide Oma ende 70, das ist die ziemlich gesunde 30jährige- und die will die Kasse die Kasse natürlich lieber. Von daher sollen sie es mal schön aus ihrem Werbeetat bezahlen, denn genau das ist es: Werbung. Nervig wie TV-Spots.
Man könnte SEHR viel ethischer handeln, wenn man nicht nur Brillen und Zahnersatz, sondern zb auch Blutbildüberprüfungen und Hilfsmittel bezahlen würde.
Es gibt auch ziemliche viele gesunde 30jährige, die wissen wollen, ob sie irgendeinen Vitaminmangel haben und die Testung dann selbst bezahlen müssen. Wenn man sowas üebrnehmen würde als GKV, könnte man sich immernoch über die Sinnhaftigkeit streiten, aber dass es eine sinnvollere Werbung wäre, als Homöopathie, wäre schon mal klar.

Feuerblick
12.03.2017, 20:35
Was meinst du denn mit "Hilfsmitteln"? Hilfsmittel (von Brillen über Inkontinenzeinlagen bis hin zur Prothese und zum Rollstuhl) werden doch von der GKV bezahlt... Halt die Grund-Version, nicht die Luxus-Variante.

Fr.Pelz
12.03.2017, 20:56
Ja mit Pflegestufe und Beantragungsmarathon, der für einige dann doch zuviel ist. Dann wird sich halt der Rollator im Supermarkt-Angebot geholt etc. Hat nicht Annekii hier auch schon geschrieben, das für ihre Tochter nicht alles bewilligt wurde, was sinnvoll wäre?