PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Amtstierarzt- Fragen über Fragen



MareikeW
12.03.2017, 17:12
Es wurde jetzt schon in verschiednen Threads immer mal wieder angesprochen. Weil es mich aber nun doch mal genauer interessiert, eröffne ich hier mal einen neuen.

Was genau macht eigentlich ein Amtstierarzt?
Wie wird man Amtstierarzt?
Was ist dran an den Gerüchten, dass man als ATA am besten verdient, wenig arbeiten muss und den ganzen Tag nichts tut?
Welche Vor und Nachteile gibt es und warum wird einem das in diesem Studium nicht anständig vermittelt? Sie sagen doch immer, dass nur ein Bruchteil von uns in der Praxis landet, warum liegt dann der Schwerpunkt in der praktischen Arbeit?

Danke für Eure Antworten.

Viehdoc
13.03.2017, 17:20
Also ein Amtstierarzt kann in verschiedenen Bereichen tätig sein. Entweder im Bereich der Lebensmittelüberwachung oder im Tierschutzbereich. Aufgabenbereiche können da ja ganz verschieden sein. Kontrollen und Zulassung von Lebensmittelunternehmen, Überwachung von Transporten, Betriebskontrollen bei Nutztierhaltern, Tierschutzfälle begutachten, z.B. auch Verkehr mit Sperma und Embryonen, Attestausstellung für Export usw.
Ich glaube nichts tun da nur die, die sicher ne Verbeamtung haben und keinen Bock zu arbeiten und ich hoffe und glaube, dass das nur auf die wenigsten zutrifft. Ein bisschen Idealismus muss man da doch schon haben, ansonsten ist einem das doch alles völlig egal.
Ich fand, dass man ständig vor einem Haufen Papierkram sitzt und kaum praktische Sachen macht (außer den Kontrollen und da bekommt man auch nicht unbedingt immer die tollsten Betriebe und Tiere vorgestellt). Grade die unlösbaren Tierschutzfälle können einem glaube ich schon ziemlich an die Nieren gehen... hab da ein paar unschöne Fälle gesehen und Bilder von vergangenen Sachen gesehen. Blöd, wenn einem da aus gesetzlichen Gründen die Hände gebunden sind, wenn die Tierhalter immer nen Ausweg finden. Muss man wissen, ob man damit umgehen kann und Lust hat, das sein Leben lang zu machen.
Gehaltstechnisch hab ich leider keine Ahnung, was man da so bekommt, aber vom hörensagen weiß ich, dass es relativ gut bezahlt ist ;).

Nickel1992
14.03.2017, 06:39
Dass der Schwerpunkt bei der praktischen Arbeit liegt, liegt glaube ich daran, dass man auch als Amtstierarzt meist Erfahrungen aus der Praxis braucht, sonst bekommt man oft diese Jobs nicht. Zumindest steht oft in den Stellenausschreibungen, dass Praxiserfahrung Voraussetzung ist. Macht ja auch Sinn, wenn man bedenkt, dass man als ATA auch Fälle bewerten muss, wo es um mangelhafte tierärztliche Versorgung usw. geht. Wenn man nie in der Praxis gearbeitet hat und beurteilen kann, ob das jetzt so richtig gemacht wurde oder nicht, ist man ja einfach nur ein Fachidiot ;)

woja
15.03.2017, 20:02
Vorab - ich arbeite im Amt

Also es gibt so im Groben 3 große Bereiche: Lebensmittelüberwachung, Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz
Was genau man da so macht ist auch total abhängig davon in welcher Ebene der Behörden man arbeitet (Stichworte untere, mittlere, obere Veterinärbehörde) und dann halt wie der eigene Zuständigkeitsbereich so aufgestellt ist.
Lebensmittel: z.B. laufende Hygieneüberwachung der (großen) Betriebe (die tierische Produkte herstellen/verarbeiten), EU-Zulassungen, Atteste für Exporte, Umgang mit Schnellwarnungen usw.; Überwachung am Schlachthof (also nicht Fleischuntersuchung sondern "der Rest")
Tierseuchen: klar im Seuchenfall halt Organisation von allem was dazu gehört (das ist bei weitem nicht das Töten! Es gibt ja auch einige Seuchen wo nicht getötet wird, aber trotzdem muss das ganze gemanagt werden z.B. Verwaltung/Beauftragen der Untersuchungsergebnisse), auch hier Ausstellen von Attesten (Bescheinigung von bestimmten Seuchenstatus)
Tierschutz: klar, Kontrollen bei Beschwerden, aber auch Routinekontrollen (Stichworte CC-Kontrollen), Erteilen von Erlaubnissen (Stichwort §11 Erlaubnisse) z.b. für Hundetrainer etc. und laufende Überwachung dieser Betriebe
Weitere Bereiche sind noch TNP (tierische Nebenprodukte - also alles was am Ende übrig bleibt ;) ), Arzneimittelüberwachung sowohl bei den Tierhaltern als auch Hausapothekenkontrollen.
Immer natürlich auch Beratung von Bürgern zu bestimmten Fragestellungen (man glaubt gar nicht, was Leute alles wissen wollen :D )

Insgesamt macht man natürlich nicht alles, sondern es gibt ja immer mehrere Abteilungen in den Behörden, wo man dann natürlich nur gewisse Bereiche bearbeitet, teilweise kann man seeeehr speziell werden in den Dingen die man so macht.

Vorraussetzungen für Amtstierarzt: erstmal natürlich Approbation ;) , dann gibt es in einigen Bundesländern ein Referendariat (2 Jahre) z.b NRW, NDS, Meck-Pomm, in anderen eine andere Form von "Staatskurs" - auf schlau ist dann sowas wie "Befähigung für den höheren Veterinärdienst" - allein gemein ist, dass man einige Prüfungen hat, die über alle Bereiche des öffentlichen Veterinärwesens gehen. Vorraussetzungen um ins Referendariat bzw. einen anderweitigen Kurs zu kommen sind i.d.R. eine gewisse Praxiserfahrung (am besten im Nutztierbereich, min. ca. 1 Jahr), Promotion nicht mehr unbedingt. Wenn man mit dem Kurs durch ist hat man ganz gute Chancen eine Stelle zu finden. Auch ohne Kurs/Referendariat kann man per "Quereinstieg" reinrutschen, ist aber schwieriger würde ich sagen. Solche Stellen sind oft befristet oder Teilzeit, wenn sich Leute mit der Befähigung bewerben, werden diese in der Regel vorgezogen, einfach weil man während des Kurses schon tief in die Materie einsteigt - und selbst danach kommt man sich am Anfang so unglaublich doof vor :D . Spätestens wenn es um das Thema Verbeamtung geht, ist es ein ohne die Befähigung echt schwer (geht auch, aber dauert alles wohl länger und ist nicht so einfach).

Bezahlung: was ein Amtstierarzt verdient lässt sich relativ einfach rausfinden, ist ja öffentlicher Dienst, da kann ja jeder die Besoldungstabelle einsehen ;) . Wenn man mal in die Stellenausschreibungen reinliest, steht da meistens A13/E14, Amtsleiter bekommen wohl i.d.R. A16. Ob das nun die beste Bezahlung im tierärztlichen Bereich ist oder nicht, muss jeder für sich wissen - zumindest muss man über nix verhandeln :D . Und man hat ne gesicherte Stelle.
Tja wenig Arbeit ist relativ: es sind geregelte Arbeitszeiten (39 oder 40h), elektronische Zeiterfassung, jede Minute wird abgerechnet, Freitags mittags ist meist Schluss ;) Dienste gibt es zwar, i.d.R. zwar recht ruhig, aber manchmal muss man doch los. Oft ist es so geregelt, dass man eine Woche Dienst hat und dafür 8 Stunden Gutschrift bekommt. Wenn man doch mal los muss, geht diese Zeit die man unterwegs war halt on top.
Ich würde mal behaupten, in den Veterinärämtern wird sehr viel gearbeitet, weit entfernt von "nichts tun", gerade die Tierärzte waren ja mal in der freien Praxis, wo man halt gucken muss, dass das Geld reinkommt, ich musste mich echt SEHR dran gewöhnen, dass man eigentlich eine Kosten verursachende Stelle besetzt und auch, dass man abends nicht seine "to-do-Liste" fertig hat, sondern vieles einfach länger dauert und sich teilweise über Monate ziehen kann.

Dass es im Studium nicht anständig vermittelt wird, stimmt nur teilweise. Die Unis sind halt selber nicht in dem Bereich tätig - also an der aktiven Überwachung. Aber in so Fächern wie LM, Fleisch, Milch, AVO, Tierschutz... hat man ja auch im Studium mit Gesetzen/Verordnungen zu tun. Ob man das da so toll findet sei dahin gestellt :D. letztlich muss man sich ja eh selber umgucken was einem am Ende so liegt, ich denke es gibt einige Bereiche, die im Studium nicht vermittelt werden. Und sooooo viele Amtstierärzte gibt es ja nun auch nicht...

ich habe sicherlich noch einiges vergessen, Amtstierarzt ist halt vielfältig (wirklich!) und meistens auch spannend. Man muss viel mit Leuten umgehen, die meistens halt nicht so sehr einsichtig oder nett sind. In der Praxis rufen Sie dich an, weil das Tier Hilfe braucht, wenn du als Amtstierarzt kommst, bist du halt unerwünscht. Im Büro muss man dann die Gesetze auf den konkreten Fall anwenden, wo es leider oft keine eindeutige Lösung gibt... Viele Fälle begleiten einen ewig und haben oft schon stapelweise Akten - sowas ist halt ultimativ nervig und dann wünscht man sich echt lieber wieder woanders hin ;)

Viehdoc
19.03.2017, 10:12
Cool, danke für die umfangreichen Infos ;).

Kannst du dir vorstellen, für immer im Amt zu arbeiten?

woja
19.03.2017, 10:45
Das wird zu 100% so sein :-)

Elvira93
20.03.2017, 17:20
Das wird zu 100% so sein :-)

oha, da bist du dir ja sehr sicher ;). Wie lange warst du denn vorher in der Praxis?

woja
20.03.2017, 21:34
Joa, aber so "mal eben" bin ich hier ja auch nicht gelandet ;) . 3 Jahre Praxis, danach 2 Jahre Vorbereitungsdienst, jetzt halt mit sicherer Stelle und verbeamtet

MareikeW
22.03.2017, 19:27
Joa, aber so "mal eben" bin ich hier ja auch nicht gelandet ;) . 3 Jahre Praxis, danach 2 Jahre Vorbereitungsdienst, jetzt halt mit sicherer Stelle und verbeamtet

Was ist denn Vorbereitungsdienst?

throni
23.03.2017, 11:25
Ich bin ja eigentlich einer der Humanis hier, aber mein Vater ist Tierarzt und war lange Zeit Leiter eines Veterinäramtes. Der hat seinen Job geliebt und war ziemlich gut vernetzt landesweit und kannte sich auch mit dem Berufsstand und dem ganzen Politischen gut aus. Er hat immer gesagt, dass eine Beamtenstelle für Tierärzte seiner Meinung nach der attraktivste Job sei was die äußeren Umstände angeht. Gut verdient hat er auch, allerdings war er eben auch Leiter des Amtes. Dass er wenig gearbeitet hat kann man absolut nicht behaupten und einen lauen Job hatte er mit Sicherheit auch nicht, einige der Kollegen waren aber wohl schon eher "beamtentypisch" unterwegs. Um den Job zu bekommen hatte er damals noch sein Kreistierarztexamen gemacht, das war wohl mit einer ganz schönen Plackerei verbunden.

Viehdoc
23.03.2017, 12:58
Ich bin ja eigentlich einer der Humanis hier, aber mein Vater ist Tierarzt und war lange Zeit Leiter eines Veterinäramtes. Der hat seinen Job geliebt und war ziemlich gut vernetzt landesweit und kannte sich auch mit dem Berufsstand und dem ganzen Politischen gut aus. Er hat immer gesagt, dass eine Beamtenstelle für Tierärzte seiner Meinung nach der attraktivste Job sei was die äußeren Umstände angeht. Gut verdient hat er auch, allerdings war er eben auch Leiter des Amtes. Dass er wenig gearbeitet hat kann man absolut nicht behaupten und einen lauen Job hatte er mit Sicherheit auch nicht, einige der Kollegen waren aber wohl schon eher "beamtentypisch" unterwegs. Um den Job zu bekommen hatte er damals noch sein Kreistierarztexamen gemacht, das war wohl mit einer ganz schönen Plackerei verbunden.

das glaub ich... Ob man das heute wohl auch noch machen muss?

Vorbereitungsdienst ist sowas wie eine Ausbildung im Bereich Veterinäramt. Da muss man unterschiedliche Bereiche abdecken und wird da eingearbeitet ;)

woja
23.03.2017, 20:05
Was ist denn Vorbereitungsdienst?


Ich bin ja eigentlich einer der Humanis hier, aber mein Vater ist Tierarzt und war lange Zeit Leiter eines Veterinäramtes. Der hat seinen Job geliebt und war ziemlich gut vernetzt landesweit und kannte sich auch mit dem Berufsstand und dem ganzen Politischen gut aus. Er hat immer gesagt, dass eine Beamtenstelle für Tierärzte seiner Meinung nach der attraktivste Job sei was die äußeren Umstände angeht. Gut verdient hat er auch, allerdings war er eben auch Leiter des Amtes. Dass er wenig gearbeitet hat kann man absolut nicht behaupten und einen lauen Job hatte er mit Sicherheit auch nicht, einige der Kollegen waren aber wohl schon eher "beamtentypisch" unterwegs. Um den Job zu bekommen hatte er damals noch sein Kreistierarztexamen gemacht, das war wohl mit einer ganz schönen Plackerei verbunden.
Wobei ich ehrlich gesagt diese "beamtentypischen" Tierärzte auch in der Praxis kennen gelernt habe - es ist halt immer ätzend wenn man so jemanden zum Kollegen hat... Daher gibt es ja auch 3 Jahre Probezeit bei Beamten ��


das glaub ich... Ob man das heute wohl auch noch machen muss?

Vorbereitungsdienst ist sowas wie eine Ausbildung im Bereich Veterinäramt. Da muss man unterschiedliche Bereiche abdecken und wird da eingearbeitet ;)


Vorbereitungsdienst, ist das was ich oben als "Befähigung" beschrieben habe: Referendariat, Staatskurs oder wie auch immer das jeweilige Bundesland es nennen möchte. Halt die Zeit, wo man auf die spätere Tätigkeit vorbereitet wird und explizit nur diese Bereiche lernt bzw. schonmal Erfahrungen in der Veterinärverwaltung sammelt. Kreisexamen ist der frühere Name dafür, heute aber eher unüblich.

Und ja, es WAR eine ziemlich Plackerei und ich war so froh, als ich alles hinter mir hatte.

Logo
30.03.2017, 23:46
Meine Frau ist als Tierärztin in einer Landesoberbehörde (höhere Laufbahn nach Referendariat, 2 Jahre Bestandsbetreuung, 1 Jahr Gemischt, Promotion) verbeamtet tätig. Alles was woja schreibt kann ich bestätigen - rumpimmeln tuen die idR. nicht, abwechslungsreich ist es auch, kurativ ist man halt nicht tätig.

Und man muss erst lernen eine gesunde, kritische Distanz zu den Praktikern, Landwirten und der Industrie aufzubauen. Sonst kann man seiner Funktion als Kontrollorgan und "Anwalt der Verbraucher" nicht wahrnehmen...

MareikeW
03.04.2017, 21:30
Als ich mal einen Vortrag besucht habe, in dem ging es um die Arbeit eines Amtstierarztes im Tierschutz und Verbraucherschutz, klang das alles unheimlich desillusionierend:

Im Prinzip wurde eineinhalb Stunden lang darüber berichtet, dass man eh nichts ändern könne und einem die Hände gebunden seien aufgrund der Gesetzeslage und man nicht denken solle, dass man da großen Tierschutz betreiben könne. Sie schimpfte dann noch über die Fleischlobby und ich habe das ganze als einen eher langweiligen und frustrierenden Berufszweig empfunden.

JazzKo
03.04.2017, 21:41
Das war bei uns ähnlich. "Wir sind diejenigen, die die Schriftgröße der Schwartau Extra reklamieren!" war so eine Aussage, die ich nie vergessen werde. Oder: "Das meisten gemeldeten Tierschutzfälle, sind Nachbarschaftsstreits, deren Bearbeitung unnötig Zeit in Anspruch nehmen."

Da habe ich in meinen Praktika aber weitaus andere Erfahrungen gemacht.

Logo
04.04.2017, 07:22
Meine Frau macht keinen Tierschutz. Weil da tummeln sich Gutmenschen und Tierretter. Aber Antibiotika-Minimierung, Monitoring und Kontrolle des Medikamenteneinsatzes bei Halter und Tierarzt, Tierseuchen, Lebensmittelkontrolle/Betriebszulassungen (Großküchen, Schlachthäuser) sind interessante Felder... Es ist primär langatmige Aktenarbeit, Recherche (zT. investigativ), exzellente Rechtskenntnis (man sollte Gesetze mögen und diese auch interpretieren können und wollen) und Statistik/Epidemiologie.
In Oberbehörden/Ministerium dann ab einem gewissen Punkt auch viele strategischen Entscheidungen.
TaskForce Tierseuchen mögen manche auch - d.h. lokale Behörden bei der Bewältigung von Tierseuchen unterstützen/führen.

"Desillusioniert" ist relativ, heiti-teiti mit Frau Müllers Dackel zu machen, ist objektiv unbedeutender als vllt. einen Praktiker "zu überführen" der nicht zugelassene Medis einsetzt die bei Rückstandskontrollen auffallen und man damit Verbraucher schützt oder man auf Konzeptionelle Mängel bei Großküchen für Krankenhäuser hinweist und einer Gefährdung zuvor kommt...

Nurse4U
04.04.2017, 11:05
Da habe ich in meinen Praktika aber weitaus andere Erfahrungen gemacht.

Welche Erfahrungen konntest du denn sammeln?

woja
04.04.2017, 20:17
Das war bei uns ähnlich. "Wir sind diejenigen, die die Schriftgröße der Schwartau Extra reklamieren!" war so eine Aussage, die ich nie vergessen werde.
Tja, diese Beanstandung kommt halt vom Untersuchungsinstitut und es ist halt nunmal so, dass das alles so festgelegt ist und von JEDEM eingehalten werden muss - dabei geht es in der Regel selten um sowas, aber vor allem um nicht oder falsch deklarierte Zusatz- oder Inhaltstoffe. Da hat man halt was "handfestes" was leider beim Tierschutz z.B. nicht immer so ist...


Oder: "Das meisten gemeldeten Tierschutzfälle, sind Nachbarschaftsstreits, deren Bearbeitung unnötig Zeit in Anspruch nehmen."

Da habe ich in meinen Praktika aber weitaus andere Erfahrungen gemacht.

Es ist leider wirklich so... Klar geht man dem nach, aber oftmals merkt man es schon am Telefon... Irgendwas ist vorgefallen zwischen Nachbarn und dann werden halt Tiere vorgeschoben, manchmal auch direkt damit verbunden, dass man doch das Jugendamt auch gleich mitbringen soll... Wenn man hinkommt ist am Ende halt NIX. Trotzdem telefonierst du mit den Leuten, schreibst alles auf, fährst hin, je nachdem auch 2x wenn beim ersten Mal keiner da ist, und am Ende muss man auch wieder aufschreiben was man vorgefunden hat... Es dauert halt. Trotzdem muss man natürlich allem erstmal nachgehen.
manchmal ist auch das subjektive Gefühl da, dass nicht alles in Ordnung ist, aber es lässt sich nichts beweisen. Natürlich wird niemand sein Tier misshandeln wenn ich dabei stehe. Wenn man die Beschwerdeführer um Bilder oder Videos bittet kommt halt nix, entweder weil der Vorwurf tatsächlich falsch ist, oder weil derjenige Angst hat. Und dann? Ohne handfeste Beweise kann ich weder was anordnen noch ein Bußgeld verhängen ( es sei denn die Person gibt es selber zu, aber wie oft passiert sowas schon ;-) ).

Viehdoc
06.04.2017, 18:16
Es ist leider wirklich so... Klar geht man dem nach, aber oftmals merkt man es schon am Telefon... Irgendwas ist vorgefallen zwischen Nachbarn und dann werden halt Tiere vorgeschoben, manchmal auch direkt damit verbunden, dass man doch das Jugendamt auch gleich mitbringen soll... Wenn man hinkommt ist am Ende halt NIX. Trotzdem telefonierst du mit den Leuten, schreibst alles auf, fährst hin, je nachdem auch 2x wenn beim ersten Mal keiner da ist, und am Ende muss man auch wieder aufschreiben was man vorgefunden hat... Es dauert halt. Trotzdem muss man natürlich allem erstmal nachgehen.
manchmal ist auch das subjektive Gefühl da, dass nicht alles in Ordnung ist, aber es lässt sich nichts beweisen. Natürlich wird niemand sein Tier misshandeln wenn ich dabei stehe. Wenn man die Beschwerdeführer um Bilder oder Videos bittet kommt halt nix, entweder weil der Vorwurf tatsächlich falsch ist, oder weil derjenige Angst hat. Und dann? Ohne handfeste Beweise kann ich weder was anordnen noch ein Bußgeld verhängen ( es sei denn die Person gibt es selber zu, aber wie oft passiert sowas schon ;-) ).

Das haben mir die Amtstierärzte in meinem Praktikum auch erzählt, dass sie verdammt viele schwachsinnige Beschwerden bekommen, wo es echt ganz oft um anderweitige Streitigkeiten geht... war auch bei ein paar solchen Fällen mit und da hat man deutlich gesehen, dass die Tiere gut gepflegt und ernährt waren und überhaupt mal gar nicht misshandelt aussahen und auch super zutraulich beim Besitzer waren (was ja auch kein Tier ist, was ständig misshandelt wird). Ätzend, wenn dann die richtigen Tierschutzfälle zu kurz kommen, weil man seine Zeit mit sonem Müll verschwendet :(

JazzKo
16.04.2017, 22:39
Welche Erfahrungen konntest du denn sammeln?

Ich hatte mega Glück mit meinem Amt. Zunächst mal wurde ich dort wie eine Kollegin behandelt und habe wirklich anspruchsvolle Aufgaben erhalten. anfangs habe ich lediglich aktenvermerke geschrieben und Protokolle und bereits nach wenigen Tagen komplette Gutachten und Strafanzeigen. Dabei habe ich vor allem Exotenfälle bekommen, weil das ja auch mein Spezialgebiet ist und durfte länger liegende Fälle neu aufarbeiten. Wir sind dann auch wirklich los und haben mehreren Papageien über zeitweilige Unterbringung bei mir und/oder der Vogelklinik "retten" können und in ein neues Zuhause vermitteln.

Im Bereich Lebensmittelüberwachung war ich auch sehr viel unterwegs und hatte jede Menge Spaß mit dem Team.

Für Fragen stand immer jemand zur Verfügung und Anzeigensteller wurden grundsätzlich zunächst geschützt. Auch jeder anonymen Anzeige wurde nachgegangen und der Amtsleiter war ausgesprochen kompetent und freundlich. Ich habe mein Praktikum dort dann sogar um vier Wochen verlängert.

Jetzt habe ich die Ehre diesen Monat einen Vortrag zu halten im Rahmen einer amtstierärztlichen Veranstaltung. Ich habe bereits viele studentische Meinungen einholen können und würde die Fragen nun auch gerne an Euch noch stellen:

Wurde Euch im Laufe des Studiums das Berufsbild Amtstierarzt vermittelt? Wie wirkten die Inhalte auf Euch (positiv, negativ, lukrativ, weil... , abstoßend, weil...)
Wie bewertet Ihr den öffentlichen Dienst für Euch persönlich hinsichtlich einer möglichen Zukunftsperspektive?
Welche First Day Skills sollte man für diesen Beruf mitbringen?
Bereitet das Studium einen adäquat auf die Aufgaben vor?

Antworten gerne via PN. Die Antworten fließen in eine kleine Statistik im Rahmen des Vortrags ein und bleiben anonym. Würde mich freuen, wenn der eine oder andere noch seinen Senf dazu geben würde.

LG