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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Perspektiven FA für Neurologie



Spiral Architect
17.03.2017, 14:48
Moin,

nach 30 Monaten Weiterbildung in der Neurologie, in denen ich nicht eine Stunde in der Funktionsabteilung verbracht habe und auch sonst, meinem Eindruck nach, fachlich nicht sonderlich viel gelernt habe, überlege ich, ob ich die Zeit bis zum Facharzt noch durchziehen soll oder beruflich andere Wege (z.B. andere Weiterbildung) einschlage.
Welche Perspektiven haben Neurologen außerhalb von Klinik und Niederlassung? Mein Eindruck ist, dass sie auch von anderen Disziplinen (allen voran Innerer Medizin) Ahnung haben müssen und im Verhältnis dazu als Facharzt relativ wenige Möglichkeiten haben. Sei es in der Entwicklungshilfe, in der öffentlichen Gesundheitsversorgung oder alternativen Berufsfeldern: Grundsätzlich werden Internisten, Anästhesisten, Pädiater, Chirurgen und Gynäkologen, z.T. auch Infektiologen und/ oder Epidemiologen gesucht und vorzugsweise eingestellt.
Hat jemand gegenteilige Erfahrungen gemacht und als Neurologe anderweitig tätig? Meine Zukunft sehe ich momentan nicht in der Patientenversorgung, auch wenn ich den ärztlichen Beruf grundsätzlich sehr schön finde. Langfristig werde ich wohl mit der Art und Weise, wie Menschen, Verzeihung, Fälle behandelt werden (sollen), und -sicherlich hängt hier viel vom einzelnen Haus ab- den Rahmenbedingungen, nicht zurechtkommen. Daher würde ich mich über Erfahrungsberichte von (fach)ärztlichen Kollegen aus der Neurologie freuen!

Feuerblick
17.03.2017, 15:00
Außerhalb der Patientenversorgung könnte ich dir den MDK als Arbeitgeber vorschlagen. Neurologen werden da durchaus gerne gesehen. ;-)

lala
20.03.2017, 14:16
...oder erstmal Psychiatrie-Jahr einschieben? Wäre nicht selten, wenn ein Neurologe da "hängen" bleibt da alles ganz anders läuft als in der Neuro ;-)

abcd
20.03.2017, 20:58
Wenn man mehr Zeit für die Patienten haben möchte, ist vielleicht auch die Reha eine Möglichkeit. Frührehapatienten sind durchaus > 8 Wochen im Haus. "Kurzlieger" 3-6 Wochen.
Bürokratie ist auch hier ein großer Haken

Spiral Architect
18.04.2017, 12:37
Danke für Eure Impulse!
Mittlerweile habe ich Zweifel daran, überhaupt nochmal einen Fuß in eine neurologische Abteilung setzen zu wollen. Inhaltlich fasziniert mich das Fach immer wieder und dass ich gut und geeignet dafür sei hab ich auch schon Mal gehört, aber im Klinikalltag finde ich mich wenig wieder. Allein, dass ich seit dem Krankenpflegepraktikum weiß, dass ich mich nicht gerne in Krankenhäusern befinde und jeden Arbeitstag mit einer gewissen Überwindung beginnen muss, ist ungünstig. Patienten zu anamnestizieren und zu untersuchen empfinde ich als notwendiges Übel und nicht als etwas, das ich gern tue; auch habe ich nicht gern mit (zum Teil schwer) kranken und alten Menschen zu tun. Und dann diese Endlosvisiten, die permanent an meinen Geduldsfaden strapazieren. Was mir Spaß macht, sind die seltenen invasiven Untersuchungen und komplizierte Fälle in einem präzisen Arztbrief abzuschließen.
Leider habe ich alle meine Famuaturen und mein PJ in der Inneren, Chirurgie, Neurologie und Psychiatrie gemacht und gar keine Idee davon, wie sich der Arbeitsalltag in anderen Fächern gestaltet. Auch war ich so unklug, mir Bereiche fernab der direkten Patientenversorgung nicht näher anzuschauen, obwohl ich schon recht früh gemerkt habe, dass ich die Rolle des Klinikarztes zwar -gemessen an Rückmeldungen meiner Vorgesetzen- sehr gut, aber nur sehr ungern, spiele. Einen Facharzt würde ich dennoch gerne machen, um meine Einsatz- und Einstellungsmöglichkeiten in klinikfernen Sektoren zu erhöhen.

rindunica
18.04.2017, 14:01
Radiologie ist nichts für dich?

WackenDoc
18.04.2017, 14:57
Anästhesie und dann Notarztschein machen.

Corinna
18.04.2017, 17:11
Danke für Eure Impulse!
... auch habe ich nicht gern mit (zum Teil schwer) kranken und alten Menschen zu tun.
... Was mir Spaß macht, sind die seltenen invasiven Untersuchungen und komplizierte Fälle in einem präzisen Arztbrief abzuschließen.
... Einen Facharzt würde ich dennoch gerne machen, um meine Einsatz- und Einstellungsmöglichkeiten in klinikfernen Sektoren zu erhöhen.

FA machen. soweit möglich ambulant?
Dann: Gutachten? MDK? in Ruhe alles zerpflücken, dann präzise Briefe schreiben?
invasiv wirste klinikfern nicht kriegen, denke ich. in keinem Fach.

Kaas
18.04.2017, 17:56
Wie rindunica schon sagte: was ist denn mit Radiologie? Gerade in der Neuroradiologie haben Leute mit fundierter klinisch-neurologischer Ausbildung gute Karten. Keine Visiten, keine Stationsarbeit, invasive Eingriffe, interessante Fälle...

Spiral Architect
18.04.2017, 20:07
Hallo nochmal,
sowohl über Radiologie als auch über Anästhesie habe ich schon etwas ernsthafter nachgedacht. Interesse ist durchaus (!) vorhanden. Mit beiden Fächern hatte ich während der Arbeit in der Neurologie (Maximalversorger) viele Berührungspunkte, aber ich kann nicht gut einschätzen, ob ich mich eigne und wie der "normale" Arbeitsalltag sich gestaltet. Mir fehlt halt jegliche Vorerfahrung. Hospitieren, ausprobieren?

Solara
18.04.2017, 20:09
Hospitieren, ausprobieren ist immer gut. Ggfs ist ja irgendwas auf den Neuro-FA anrechenbar?

Spiral Architect
18.04.2017, 20:20
Ein Jahr Neuroradiologie wäre anrechenbar. Und auf dem Papier muss ich ein halbes Jahr "in der intensivmedizinischen Versorgung neurologischer Patienten" ableisten. In vielen Bundesländern wird das über die Rotation auf die Stroke Units anerkannt, darum habe ich diese sechs Monate formal auch schon absolviert. Sinnvoll finde ich das nicht, aber dass Anästhesie keinem klinisch tätigen Arzt, der mit Notfällen konfrontiert wird und inbesondere auch den Neurologen nicht, schadet, ist eine minderheitlich geteilte Meinung ;-)

Solara
18.04.2017, 20:22
Dann ab in die Neuroradiologie! Und wenn das nix sein sollte, kannst du ja immer noch die Anästhesie ausprobieren, vielleicht als längere Hospitation?
Und deinen Psych-Teil hast du auch schon?
Dann stellt sich nur noch die Frage, was machst du mit der restlichen fehlenden Zeit?

Moorhühnchen
18.04.2017, 20:35
Hallo nochmal,
sowohl über Radiologie als auch über Anästhesie habe ich schon etwas ernsthafter nachgedacht. Interesse ist durchaus (!) vorhanden. Mit beiden Fächern hatte ich während der Arbeit in der Neurologie (Maximalversorger) viele Berührungspunkte, aber ich kann nicht gut einschätzen, ob ich mich eigne und wie der "normale" Arbeitsalltag sich gestaltet. Mir fehlt halt jegliche Vorerfahrung. Hospitieren, ausprobieren?
Hospitieren und ausprobieren geht immer. Meine Wenigkeit hat damals auch schnell gemerkt, daß die direkte Stationsarbeit nichts für mich ist - allerdings nach nur 10 Wochen Neurologie. Auch mir fehlte das Was-anderes-ausprobiert-haben im Studium, Famulaturen in der Inneren und Neuro, nie fertiggestellte Doktorarbeit in der Neurochirurgie. Und dann ohne jegliche Vorerfahrungen ab in die Anästhesie. Hat bis heute (8 Jahre später) gut funktioniert!

Also, wenn Interesse: ausprobieren kann nicht schaden! :-)

Spiral Architect
20.04.2017, 11:52
Dann ab in die Neuroradiologie! Und wenn das nix sein sollte, kannst du ja immer noch die Anästhesie ausprobieren, vielleicht als längere Hospitation?
Und deinen Psych-Teil hast du auch schon?
Dann stellt sich nur noch die Frage, was machst du mit der restlichen fehlenden Zeit?

Das psychiatrische Jahr habe ich noch nicht absolviert. Mir sträuben sich die Nackenhaare, wenn ich daran denke. Noch mehr Gelaber :-)). Das kann ich bei der aktuellen Stellensituation immer noch machen, wenn alle Stricke reißen. Angenommen, ich ginge jetzt für ein Jahr in die Neuroradiologie und anschließend für ein Jahr in die Psychiatrie, würde zum Neuro-Facharzt, zumindest die Ausbildungszeiten betreffend, gar nicht mehr so viel fehlen. Wissen und Ausbildung in apparativer Diagnostik fehlten dann natürlich noch.

Spiral Architect
20.04.2017, 11:52
Hospitieren und ausprobieren geht immer. Meine Wenigkeit hat damals auch schnell gemerkt, daß die direkte Stationsarbeit nichts für mich ist - allerdings nach nur 10 Wochen Neurologie. Auch mir fehlte das Was-anderes-ausprobiert-haben im Studium, Famulaturen in der Inneren und Neuro, nie fertiggestellte Doktorarbeit in der Neurochirurgie. Und dann ohne jegliche Vorerfahrungen ab in die Anästhesie. Hat bis heute (8 Jahre später) gut funktioniert!

Also, wenn Interesse: ausprobieren kann nicht schaden! :-)

Das macht Mut! Danke :-)

Psyche99
01.05.2017, 21:25
Nur mal so am Rande ein Denkanstoß: einfach mal das Haus wechseln. Was du sagst klingt nach Frust und suboptimalen Abläufen in der Abteilung (Fach interessiert, aber keinerlei Funktionsausbildung ... wobei wie soll man Neurologen ausbilden ohne den was von Funktion zu erklären .... ah ich weiß es , die Stroke OPS abrechnen...)

*blahblahblah* Mir tut mein Psychiatrie-Jahr nicht gut...