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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Als Facharzt noch mal Zahnmedizin



babybraunschmidt
19.03.2017, 09:49
Hallo,
folgende (wahrscheinlich nicht allzu häufige) Konstellation: ich bin in zwei Monaten FA für Psychiatrie und Psychotherapie, kann mir aber nicht vorstellen, darin noch 30-35 Jahre zu arbeiten. Ich spiele daher mit dem Gedanken, noch Zahnmedizin zu studieren mit dem langfristigen Ziel MKG-Chirurg zu werden.
Gibt es hier Benutzer, die etwas ähnliches absolviert oder zumindest fortgeschritten sind? Ist es realistisch, nebenbei zu arbeiten (die ganze Vorklinikskiste ist ja ziemlich ausgedünnt)?
Für Rückmeldungen wäre ich dankbar!

Solara
19.03.2017, 10:29
Wäre denn HNO oder sowas nix? Ich würde mir überlegen, ob nicht eines der zig Fächer der Humanmedizin was wäre bevor ich noch ein Studium draufsetze und gerade MKGler werde (ist ja nun nicht der kürzeste FA), wenn ich vorher nicht in der somatischen Medizin gearbeitet habe.

Pflaume
19.03.2017, 11:36
Selbstverständlich ist es realistisch, neben dem Zahnmedizin-Studium zu arbeiten. Als Deutsch sprechender FA Psychiatrie und Psychotherapie kannst du Arbeitszeiten z.B. in einer Institutsambulanz beim derzeitigen Stellenmarkt doch sowieso fast diktieren, oder irre ich mich da? Alternativ gibt es ja so etwas wie 24h-Dienste am Wochenende, da wird doch immer gesucht.

Ich würde mir an deiner Stelle aber auch sehr ernsthaft überlegen, ob du dir nicht nur ein weiteres Studium (das halte ich noch für relativ harmlos), sondern danach auch noch die neue Facharzt-Ausbildung wirklich noch antun willst oder nicht andere Wege findest, mit deiner bisherigen Ausbildung oder einer kleineren Zusatzausbildung eine für dich akzeptable Nische zu finden. Ich hielte das für die einfachere und sicherere Option angesichts der Gefahr, daß dir irgendwo auf dem langen Weg zur MKG-Chirurgie doch "die Luft ausgeht" und du dann viel Schweiß und finanzielle Entbehrungen in wenig zusätzlichen Ertrag investiert hast. Andererseits könntest du natürlich nach dem Zahnmedizin-Studium auch einfach als Zahnarzt arbeiten.

davo
19.03.2017, 12:26
Ich sehe das auch so wie Solara. Ein chirurgischer FA wäre deutlich schneller und kostengünstiger zu erreichen.

Salzi19
20.03.2017, 11:40
Zahnmedizin ist zudem nicht gerade stressfrei (v.a.von der psychischen seite) man muss sich halt überlegen ob man sich das wirklich nochmal antun möchte...

WackenDoc
20.03.2017, 12:00
Ich frag mal andersrum: Welche Aspekte der Psychiatrie kannst du dir auf Dauer nicht vorstellen? Was reizt dich am Zahnmedizinstudium? Was erhoffst du dir von der MuKi?

Und dann als Folgeschritt- kannst du positive Aspekte der muKi auch anders ereichen?

babybraunschmidt
20.03.2017, 12:18
Ich frag mal andersrum: Welche Aspekte der Psychiatrie kannst du dir auf Dauer nicht vorstellen? Was reizt dich am Zahnmedizinstudium? Was erhoffst du dir von der MuKi?

Und dann als Folgeschritt- kannst du positive Aspekte der muKi auch anders ereichen?

Bei Zahnmedizin reizt mich das praktische Arbeiten (zumindest in meiner Vorstellung): man sieht einen Befund, überlegt sich eine mögliche Behandlung und sieht dann relativ schnell den Erfolg seiner Arbeit. Zudem ist es nicht so sprachgebunden (Thema Arbeiten im Ausland, Thema immer mehr Flüchtlinge mit fraglichen psychiatrischen Erkrankungen, etc.).
Was mich an der Psychiatrie stört, ist das ganze Larifari drumherum, es ist eben gerade nicht wirklich messbar, definierbar und alles ist ziemlich weich / schwammig (mir soll einer mal den Unterschied zwischen einer mittelgradig depressiven und einer schweren depressiven Episode erklären). Darüberhinaus existieren unheimlich viele Krankheitsmodelle, die einer wissenschaftlichen Untersuchung beim näheren Hinschauen nicht standhalten würden ("Ich trinke, weil meine Frau gestorben ist", "Ich bin depressiv, weil mich meine Freundin verlassen hat", etc.). Genug gejammert, natürlich gibt es auch viele positive Effekte in der Psychiatrie, z. B. ist das meiste sehr gut planbar und mit Familie vereinbar. Dann gibt es die Möglichkeit, Gutachten zu schreiben, was sich auch finanziell lohnt.
Vielleicht habt ihr Recht, dass ich da noch mal in mich gehen sollte und mir vielleicht ein kleineres Fach suche nach dem Motto rausschneiden und gut :)

WackenDoc
20.03.2017, 12:34
Wie würde dir Allgemeinmedizin gefallen? Dann kannst immernoch psychosomatische Grundversorgung in dem Umfang machen wie es dir Spass macht, hast aber gleichzeitig was Konkreteres. Und Ausland/Flüchtlingsversorgung kann man damit auch gut machen vor allem mit psychiatrischem Background. Aber auch mal nen kleineren Abszeß spalten oder ne Platzwunde nähen.
Oder wie sieht´s mit dem Notarztschein aus? Wäre das was, das dir Spass machen könnte?

Echinococcus
20.03.2017, 14:14
Schließe mich den anderen an. Nochmal studieren ist doch als Humanmediziner Quatsch, du könntest einfach den FA Bereich wechseln, und gerade mit deiner Erfahrung in der klinischen Arbeit als Psychiater nehmen dich andere Abteilungen mit Kusshand. Zumal du dank unserer guten Tarifverträge ja auch deine Gehaltsgruppe nicht verlierst.
Wenns nix anderes Chirurgisches sein soll (schließlich wäre das ja am nahesten an der Zahnmedizin dran), wieso nicht Richtung Infektiologie? Da hast du klare Fälle, tolle Diagnosemöglichkeiten und bist, im Gegensatz zu den meisten anderen Disziplinen, oft sogar rein kurativ tätig. Und wenn dich die Patienten ankotzen, bleiben Dir ja die ganzen Labordisziplinen.
Und wenn du unbedingt im Mund rumwühlen musst, bleibt dir notfalls ja noch die HNO. Ganz ohne neues Studium :-))

Salzi19
20.03.2017, 16:17
Reden muss man als Zahnarzt übrigens auch ziemlich viel :-))

konstantin
20.03.2017, 16:28
HNO würde ich auch empfehlen. Ist ein wundervolles Fach, du kannst viel konservativ machen, aber auch operativ gibt es immens coole Möglichkeiten. Ansonsten vielleicht Neurochirurgie? Extra nochmal x Jahre an der Uni verbringen, um Zahnmedizin runterzukloppen, nur, um dann den MKG-Facharzt machen zu können, halte ich für komplett verschenkte Zeit. Allein in der Zeit, die du für ein Zahnmedizinstudium aufwenden müsstest, kannst du locker den Facharzt für Neurochirurgie runterkloppen.

tragezwerg
20.03.2017, 17:00
Ich werfe auch mal die Anästhesie in den Raum...wenig Sprachaufwand (außer für die Aufklärungsgespräche), viel handwerkliche Tätigkeiten, klare Actio-Reactio-Beziehung (Medikamente, die sofort wirken! ;-) ). Und bei guter Stellenauswahl abseits der Maximalversorger auch ohne Schichtdienst = Familien-tauglich.

Kieferchirurgie ist halt nicht nur aufwändig in der Ausbildung, die Jobs sind auch nicht sooo breit verfügbar (fast nur an Unikliniken). Deshalb wäre vielleicht tatsächlich ein anderes Fach besser.
Hast du die Möglichkeit mal in allen möglichen Fächern zu hospitieren? Dabei merkt man ja am besten was einem liegt.