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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pat in der Notaufnahme abweisen



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rogerM
07.04.2017, 13:50
Hallo

seit dem 1.4. gibt es bundeseinheitlich die Möglichkeit Pat. in der Notaufnahme keine echten Notfälle sind abzuweisen und an Hausarzt oder KV Dienst zu verweisen. Dafür ist eine Kontaktzeit von 2 min vorgesehen.
Über Sinn und Unsinn möchte ich eher weniger reden, eher wie es mein Krankenhaus umsetzt, nämlich wie folgt:
der diensthabende Arzt muss entscheiden ob Notfall ja oder nein und falls er Pat. doch behandelt hat und die KV möchte nicht Zahlen weil kein Notfall, wird der diensthabende persönlich in Regress genommen, er muss die Behandlung immer begründen können das bleibende Schäden nicht auszuschließen sind.
Ich denke hier ist man in einem riesigen Dilemma zwischen Geld zahlen wegen unbegründeter Behandlung und Krankheit übersehen (Behandlungsfehler).
Wie kann man am besten gegen die Regelung des Arbeitgebers vorgehen?

MfG

Muriel
07.04.2017, 13:56
Das ist nicht Dein Ernst...

rogerM
07.04.2017, 14:00
leider doch...

Feuerblick
07.04.2017, 14:02
Schon mal beim Anwalt für Arbeitsrecht nachgefragt, ob so etwas überhaupt zulässig ist?

rogerM
07.04.2017, 14:06
Noch nicht aber das werde ich wohl machen müssen.

Feuerblick
07.04.2017, 14:08
Solltest du unbedingt. Kann mir nicht vorstellen, dass das rechtens ist.

WackenDoc
07.04.2017, 15:19
Was sagt denn der Personalrat zu dieser Regelung. Mal davon abgeshen, dass sie juristisch nicht haltbar ist.

Brutus
07.04.2017, 16:04
Naja, dann weiß ich genau, was passieren wird. Es wird noch mehr aufgenommen. Weil dann JEDER zum Notfall deklariert wird, der stationär abgeklärt werden muss.
Damit erübrigen sich die Regreßforderungen der KV und der Klinikleitung.
Wobei o.g. Klinikleitung ansich auch einen satten Sockenschuß hat....

BTW: Darf ein Assistent eigentlich selbst entscheiden, ob jemand einfach so abgewiesen werden kann? Facharztstandard? ;-)
Dann wird wohl oder übel ein Fach- / Oberarzt anwesend sein müssen, der das qualifiziert beurteilen kann. ;-)

tarumo
07.04.2017, 16:12
Gemeint ist wohl die "Abklärungspauschale" von knapp 4 EUR, die seit Anfang April von der KV für eine Triage ausgelobt wird. Geld, das der Krankenhausträger gerne mitnimmt...und selbstverständlich haftet der Arzt für seine Entscheidungen, wer auch sonst. Wieviel Sekunden Medizin man für 4,74 EUR machen kann, wird leider nicht gesagt.
Offizielle Quelle:
http://www.kbv.de/html/1150_25783.php
Inoffiziell und "obrigkeitsfrei" kann das Thema auch beim aend (Hippokranet) diskutiert werden, da ist das schon länger bekannt. Generell gilt: wer sich nicht informiert oder wehrt, der lebt verkehrt...

Brutus
07.04.2017, 16:33
^^ Das ist schon klar. Aber das Problem ist, wenn der Assistent sagt, okay, das ist ein "Notfall" und ich behandel den jetzt, die Kasse aber später sagt, dass es eben kein Notfall sei, und der Patient hätte zum ÄND geschickt werden müssen, dann bezahlt die Kasse eben nicht die 4 €. Aber was, wenn die Klinikleitung dem Arzt die Kosten für die gesamte Behandlung in Rechnung stellt?

WackenDoc
07.04.2017, 16:34
Das was die KV bezahlt sind UMGERECHNET 2min. Und wenn das nicht reicht um einen Nicht-Notfall zu erkennen (was halt wirklich tückisch ist) dann brauchts halt länger.

Shizr
07.04.2017, 18:08
Wie kann man am besten gegen die Regelung des Arbeitgebers vorgehen?
Marburger Bund einschalten. Da sitzen Anwälte, die sich mit den verschiedenen Formen von Arztrecht auskennen.

Mit dem Betriebsrat sprechen. Wenn die da nicht adäquat beteiligt wurden, dürfte diese Regelung schon aus formaler Hinsicht unzulässig sein.
(Wenn der Betriebsrat das natürlich mitträgt, braucht ihr dringend einen neuen.)


Darüber hinaus dürfte diese Regelung insoweit rechtswidrig sein, als dass der Arbeitgeber hier in unzulässiger Weise versucht, sein Betriebsrisiko auf seine Angestellten abzuwälzen.
Sofern da nicht eurerseits grobe Fahrlässigkeit im Spiel ist (die man aber wohl aus Prinzip ausschließen kann), hat diese Regressforderung wohl ungefähr so gute Chancen wie ein Pickel in einer Supernova.


Und perspektivisch einen anderen Arbeitgeber suchen.
Nämlich einen, der nicht mit dem Klammerbeutel gepudert ist.
Wenn eine Verwaltung zu sowas imstande ist, wer weiß, was für Ideen die noch haben.

Reflex
08.04.2017, 08:18
Das unternehmerische Risiko auf die Mitarbeiter abwälzen? Da lacht doch jeder Richter drüber... rechtlich maximal haltbar, wenn es explizit in einem frei verhandelbaren Vertrag inkludiert ist. In Rahmen von Tarifverträgen daher undenkbar... entspannt zurücklehnen und denen den Marburger Bund auf den Hals hetzen. Habt ihr das schiftlich bekommen?

Philip_MHH
08.04.2017, 08:53
Lass die Klinikleitung doch kommen, warte auf den ersten Abzug von deinem Gehalt, dann verklagst du sie....und die Euro die sie euch von eurem hart erarbeiteten Gehalt abziehen zahlen sie 100fach für die Gerichtskosten...
Den Bumerang ziehen sie dann ganz schnell wieder aus dem Verkehr.
Nur Obacht. Nicht auf einen Vergleich eingehen beim Arbeitsgericht, sondern auf ein Urteil bestehen.

Relaxometrie
08.04.2017, 08:58
eher wie es mein Krankenhaus umsetzt
Ist das ein wild gewordener privater Träger, oder wer denkt sich soetwas aus :-((

Reflex
08.04.2017, 09:00
Da sollte man schon vorher drauf reagieren... ein tendenziell bis zu 2 Jahren dauerndes Gerichtsverfahren kostet nur Zeit und Nerven und kann man verhindern...

Reflex
08.04.2017, 09:04
Ist das ein wild gewordener privater Träger, oder wer denkt sich soetwas aus :-((

Ich hab solche kruden Nummern eher bei kirchlichen Trägern mit Leuten in der Verwaltung, die ihre Posten nicht ihrer beruflichen Gründen Qualifikation verdanken, erlebt. Die die aus der freien Wirtschaft kommen, sind sich arbeitsrechtlicher Grenzen meist bewusster.

WackenDoc
08.04.2017, 09:35
Jedes Mal zusätzlich zum Oberarzt den Verwaltungsmokel beizitieren. In so einem Fall einfach die Verantwortung auf die nächste Ebene abwälzen.

Lava
08.04.2017, 09:55
Ich sehe schonmal ein Problem darin, dass ich überhaupt keine Zeit habe, mir jeden Patiente anzugucken, der sich gerade anmeldet. Ich meine, bei uns melden sich manchmal 10 Patienten pro Stunde an. Da kannst du dann noch extra einen einstellen, der entscheidet Notfall- nicht Notfall :-nix

Fr.Pelz
08.04.2017, 11:09
Ich sehe schonmal ein Problem darin, dass ich überhaupt keine Zeit habe, mir jeden Patiente anzugucken, der sich gerade anmeldet. Ich meine, bei uns melden sich manchmal 10 Patienten pro Stunde an. Da kannst du dann noch extra einen einstellen, der entscheidet Notfall- nicht Notfall :-nix
Genau sowas, ein triagearzt, der den "First view" macht, ist bei uns gerade geplant und wäre bei dieser Regelung sicher auch sinnvoll -aber finde mal jemanden, der stundenlang nur triagiert. Selbst die Schwestern finden das bei uns ziemlich besch...n. Du hast viel Verantwortung, aber wirst natürlich angepöbelt von aufgeregten Patienten und wenn du einen Fehler machst, hast du ein Verfahren am Hals.