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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anästhesie ohne jegliche Vorerfahrungen?



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Poohdini25
13.04.2017, 09:20
Hallo!

Bin gerade im PJ und am Überlegen, womit ich denn später mal anfangen könnte. Irgendwie kam ich gedanklich auf Anästhesie, war allerdings nie dort gewesen und habe mich im Studium auch nicht sehr damit beschäftigt. Was Blut abnehmen und Nadeln legen anbelangt, gehöre ich auch nicht zu den besten, das muss ich ehrlich sagen. Bei Einleitungen war ich noch nie dabei, ebenso wenig intubiert oder gebeutelt habe ich. Nicht nur deshalb fände ich es cool, mal in die Anästhesie zu gehen. Meine Frage ist deshalb: Inwiefern ist das überhaupt möglich? Wird man eingearbeitet, oder ist der Zug für mich schon abgefahren? Ich wäre definitiv motiviert, mich vorher entsprechend einzulesen, keine Frage.

Euch allen frohe Ostern!

WackenDoc
13.04.2017, 09:23
Natürlich bekommt man das beigebracht, wenn man es noch nicht kann.
Kannst du vielleicht im PJ mal fragen, ob du ein paar Tage in der Anästhesie reinschnuppern kannst?

Poohdini25
13.04.2017, 09:29
Das würde ich jetzt die Tage mal machen, ansonsten gehe ich am Wochenende vllt mal in die Klinik.

Christiane
13.04.2017, 13:41
Hallo,
als Anfänger ohen Vorerfahrung in der Anästhesie sollte da kein Problem sein. Vor allem wenn es sich dabei um ein größeres Haus handelt. Gerade zum Anfang wird man dir alles ganz genau zeigen und erklären, es geht sicherlich keiner davon aus, dass du die von Anfang an eine Einleitung alleine machen kannst. Ich habe nach einiger Zeit in der Inneren in die Anästhesie gewechselt und hatte die ersten drei Monate stets einen "Babysitter" neben mir stehen und habe dann ganz gemächlich mehr alleine machen dürfen. Gerade in der Anästhesie gibt es ja doch viele Tätigkeiten, die etwas mehr risikobehaftet sind, als in anderen Fachrichtungen, wie z.B. Narkoseeinleitung, Punktionen zentraler Venen etc. Paralleles Lesen hilft, z.B. gängige Dosierungen und Nebenwirkungen der entsprechend eingesetzten Pharmaka.
Selbst wenn du später doch nicht in der Anästhesie bleibst, lohnt es sich ungemein dort mal ein bisschen reinzuschnuppern und Erfahrungen zu sammeln, gerade, wenn ud noch nicht weißt, wo später die Reise hingehen soll. Dort lernst du am besten den Umgang mit Atermwegssicherung, Beatmung, Stabilisierung von Kreislaufinsuffizienzen usw., das macht dich für spätere Notfallsituation fit. Nur Mut!

Viele Grüße, Christiane

Rettungshase
15.04.2017, 13:02
Ich würde in jedem Fall zusehen, dass du irgendwo mal einige Tage in der Anästhesie hospitieren kannst. Insbesondere im Hinblick auf Entscheidungshinterfragung, sowie zukünftige Bewerbungssituationen ist das sicherlich hilfreich.
Was meine ich damit?
Chef: "Und warum wollen Sie Anästhesie machen?"
P: "Och, im PJ kam mir so der Gedanke" ist nicht so überzeugend wie "Der Wunsch ist über die Zeit in mir gewachsen, wurde während des PJs konkret und ich konnte mich während einer mehrtägigen Hospitation von meiner Entscheidung weiter überzeugen" (oder so ein Schmu).

Viele Abteilungen schreiben auf ihrer Homepage etwas zur Einarbeitungssituation. Wenn da ein konkretes Einarbeitungskonzept genannt wird, würde ich das eher empfehlen, als wenn die sich da keiner Gedanken gemacht hätte bzw. wenn auf Nachfrage auch nichts kommt.
2-3 Monate Einarbeitung sind das Optimum, wenn ich mir so den Vergleich von Kommilitonen, die parallel mit mir in der Anästhesie irgendwo angefangen haben, anschaue. Eine Freundin ist seit der 2. Woche mehr oder minder allein; wenn ein Haus das so vorsieht, würde ich - insbesondere in Ermangelung jeglicher Vorerfahrung - davon eher abraten, wenn deine Frustrationsschwelle und dein erträglicher Stresspegel nicht unendlich hoch sind.

Ich würde darüber hinaus so planen, dass du zwischen Examen, ggf. Erholungsurlaub und Arbeitsbeginn ausreichend Zeit hast, dich in die Thematik einzulesen (wenigstens z.B. den "Studentenstriebel" einmal lesen).

Philip_MHH
15.04.2017, 13:34
Hospitation ist sicher das A und O wie die anderen schon sagten. Als jemand mit wenig Vorerfahrung wird man dich wohl auch etwas ausführlicher einarbeiten, als wenn du dein PJ in der Anästhesie verbracht hast, einfach, weil du als PJler ja schone in bisschen was mitgenommen hättest in Sachen Abläufe, Handling usw. Aber auch ich hab (mit Famu und PJ in der Anästhesie ) meine 2 Monate Einarbeitung bekommen und auch danach jederzeit einen Fach - oder Oberarzt der zügig da ist, falls irgendwas nicht läuft. Aber wir sind auch ne kleine Abteilung, kurze Wege usw.
Aber letztlich finde ich, dass ein kleines Haus als Anfänger auch sehr positiv ist, du bekommst schnell eigene Verantwortung (Vor - oder Nachteil, wie man es nehmen mag) aber du kennst halt auch die Kollegen gut, man stellt sich aufeinander ein, du bekommst schneller deine Routine.
Wäre dein PJ Haus denn eine Option wo du arbeiten wollen würdest oder woanders? dann schau mal ob du ggf. auch woanders in der Anästhesie mal reinschaust, wenn du die Zeit hast (post-PJ z.b.)

pottmed
15.04.2017, 18:13
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen, gerade in der Anästhesie wird man in der Regel sehr gut eingearbeitet. Ich hatte auch 2 Monate immer einen Altassistenten bzw. Facharzt an meiner Seite, das war eine so gründliche Einarbeitung, dass es mir am Ende schon fast ein wenig viel Einarbeitung war.
Es gibt aber auch Häuser, in denen eigentlich gar keine Einarbeitung statt findet. In meinem PJ-Haus (habe dort Chirurgie gemacht), habe ich das mitbekommen. Das war übel, sowohl für Patienten als auch für die Assistenten. Also wirklich gut informieren und unbedingt hospitieren !

Was Zugänge, Intubation etc. angeht... das sind alles handwerkliche Tätigkeiten und das kann man alles sehr gut lernen. Gerade am Anfang ist die Lernkurve dort sehr steil und man wird schnell sicherer. Alles kein Hexenwerk, wenn man nicht gerade zwei absolut linke Hände hat und ich bin wirklich nicht der geborene Handwerker :-))

Mano
17.04.2017, 21:29
Selbst wenn du später doch nicht in der Anästhesie bleibst, lohnt es sich ungemein dort mal ein bisschen reinzuschnuppern und Erfahrungen zu sammeln, gerade, wenn ud noch nicht weißt, wo später die Reise hingehen soll. Dort lernst du am besten den Umgang mit Atermwegssicherung, Beatmung, Stabilisierung von Kreislaufinsuffizienzen usw., das macht dich für spätere Notfallsituation fit. Nur Mut!


Hier würde ich gerne vor falschen Erwartungen warnen: Zumindest in einer verantwortungsvollen Abteilung mit einem vernünftigen Ausbildungsplan sollten dir zumindest im ersten Jahr keine ernsthaften Kreislaufinsuffizienzen und andere Notfälle begenen (zumindest nicht mit dir in der ersten Reihe). Und die Atemwegssicherung beschränkt sich (leider) oft auch nur auf Lama-Schieben. Denke dass man in der Inneren in einem kleinen Haus, wo man nachts alleine ist, nach einem Jahr oft fitter in der Notfallversorgung ist als in der Anästhesie.

Philip_MHH
17.04.2017, 22:30
Na das würd ich jetzt mal bezweifeln... klar macht kein Jungassistent ASA IV und Notfälle alleine, aber ein gewisses Handwerkszeug erlernt man ja trotzdem auch am Anfang was das angeht, bzw. ist als zweiter auch bei solchen eingriffen mit im Saal und Wieso sollte man im ersten Jahr nur LaMa Narkosen machen? das ist sicherlich auch sehr abhängig vom operativen Spektrum einerseits und ja auch vom patientengut.

pottmed
18.04.2017, 05:21
Also ich mache jeden Tag mindestens zwei Intubationen und bis ASA 5 war schon alles dabei. Natürlich dann mit OA in der Hinterhand.

Brutus
18.04.2017, 11:49
Hier würde ich gerne vor falschen Erwartungen warnen: Zumindest in einer verantwortungsvollen Abteilung mit einem vernünftigen Ausbildungsplan sollten dir zumindest im ersten Jahr keine ernsthaften Kreislaufinsuffizienzen und andere Notfälle begenen (zumindest nicht mit dir in der ersten Reihe).
Ja genau! Und wahrscheinlich wird man auch erst nach 4-5 Jahren Dienste machen, weil man das ja vorher nicht kann. Und gerade auf der Intensiv wird man wohl eher keine kreislaufinsuffizienten Patienten betreuen müssen. Kennt man ja, das sind ja in der Regel nur verlängerte Aufwächter, die alle lächelnd im Bett sitzen und Kaffee und Zwieback essen...
:-wand


Und die Atemwegssicherung beschränkt sich (leider) oft auch nur auf Lama-Schieben. Denke dass man in der Inneren in einem kleinen Haus, wo man nachts alleine ist, nach einem Jahr oft fitter in der Notfallversorgung ist als in der Anästhesie.
In dem kleinen Haus, wo Nachts der Internist alleine ist, und das ganze im ersten WBJ, möchte ICH kein Patient sein! Been there, done that, got the shirt! Und glaube mir, JEDER WBA in der Anästhesie hat nach einem Jahr mehr Atemwege gesichert (und zwar mit einer anständigen goldstandard Intubationsnarkose), als ein WBA in der Inneren in seiner gesamten Weiterbildungszeit!
Und zum Thema Kreislauf: JEDE Narkoseeinleitung macht eine Kreislaufdepression, die mal mehr, mal weniger heftig ausfällt (bei den jungen Kollegen meistens eher mehr :-))). Wer mir da ernsthaft erklären will, dass der Internist in Weiterbildung mehr kreislaufinsuffiziente Patienten sieht und erfolgreich behandelt und auch noch die Atemwege besser sichern kann... :-))
Ich lasse mich gerne eines besseren belehren und stelle direkt die Frage: Wo muss ich mich bewerben, damit ich Nachts endlich mal wieder richtig schlafen kann und nicht die internistischen Patienten betreuen, weil sich deren Ärzte weder mit Intubation, Beatmung, Dialyse und Kreislauftherapie auskennen... :-wand

LasseReinböng
18.04.2017, 13:13
Zum Thema Einarbeitung: die ist in der Anästhesie sicherlich so gut wie nirgendwo sonst und auch ohne vorherige Anästhesieerfahrung kann man die notwendigen handwerklichen Fertigkeiten für eine 0815-Narkose rasch erlernen. Am Anfang muß und wird man keine komplexen Regionalanästhesien durchführen geschweige denn fiberotpisch intubieren oder Einlungenventilation o.ä. betreiben. Es gibt einige Fachrichtungswechsler bei uns, die vorher etwas völlig anderes gemacht und die Kurve auch recht schnell gekriegt haben.
Nimmst Du Sufenta, Propofol, Rocuronium, schiebst Du Tubus, kicher.

Brutus
18.04.2017, 13:42
Richtig, die komplexen Narkosen kommen mit der Zeit. Am Anfang wird man viele Standardnarkosen machen. Intubationen, Larynxmasken, Spinalanästhesien, Maskennarkosen. Und gerade am Anfang wird man doch regelmäßig zum Intubieren dazugerufen, damit man schnell Übung bekommt und eben auch zügig einen Saal mit einfachen Standardnarkosen betreuen zu können. Und dazu gehören eben die o.g. gängigen Narkoseverfahren.

Rettungshase
18.04.2017, 17:40
@LasseRheinböng: Was sind denn für dich komplexe Regionalanästhesien?

Moorhühnchen
18.04.2017, 20:42
Hier würde ich gerne vor falschen Erwartungen warnen: Zumindest in einer verantwortungsvollen Abteilung mit einem vernünftigen Ausbildungsplan sollten dir zumindest im ersten Jahr keine ernsthaften Kreislaufinsuffizienzen und andere Notfälle begenen (zumindest nicht mit dir in der ersten Reihe). Und die Atemwegssicherung beschränkt sich (leider) oft auch nur auf Lama-Schieben. Denke dass man in der Inneren in einem kleinen Haus, wo man nachts alleine ist, nach einem Jahr oft fitter in der Notfallversorgung ist als in der Anästhesie.
Da muß ich mal dezent kichern... deswegen wurde ich auch in meinem letzten Dienst zur internistischen Patientin dazugerufen zur Intubation, obwohl deren OÄ neben dem Bett stand. Keiner traute sich auch nur in den Hals zu schauen. Hätten sie's mal getant: war Cormack I.... :-))

Wie man sich zu solchen Aussagen hinreißen lassen kann, ist mir wirklich schleierhaft. Aber gut, ich hab ja auch an ner Klinik angefangen, wo man LAMAs erst im 2. WBJ machen durfte - Goldstandard war die Intubation.

Philip_MHH
18.04.2017, 21:19
Da muß ich mal dezent kichern... deswegen wurde ich auch in meinem letzten Dienst zur internistischen Patientin dazugerufen zur Intubation, obwohl deren OÄ neben dem Bett stand. Keiner traute sich auch nur in den Hals zu schauen. Hätten sie's mal getant: war Cormack I.... :-))

Wie man sich zu solchen Aussagen hinreißen lassen kann, ist mir wirklich schleierhaft. Aber gut, ich hab ja auch an ner Klinik angefangen, wo man LAMAs erst im 2. WBJ machen durfte - Goldstandard war die Intubation.


hm also dürfen darf ich LAMAS und der Chef findet die auch toll...ich irgendwie nicht so. werde mit den Dingern nicht so richtig warm, bin ja eher tubusfreund :)

mary-09
18.04.2017, 21:53
Hier würde ich gerne vor falschen Erwartungen warnen: Zumindest in einer verantwortungsvollen Abteilung mit einem vernünftigen Ausbildungsplan sollten dir zumindest im ersten Jahr keine ernsthaften Kreislaufinsuffizienzen und andere Notfälle begenen (zumindest nicht mit dir in der ersten Reihe). Und die Atemwegssicherung beschränkt sich (leider) oft auch nur auf Lama-Schieben. Denke dass man in der Inneren in einem kleinen Haus, wo man nachts alleine ist, nach einem Jahr oft fitter in der Notfallversorgung ist als in der Anästhesie.

Find ich auch ne sehr merkwürdige Ansicht. WO um alles in der Welt bist du zu der Erkenntnis gekommen? Hoffentlich nicht wirklich in einer Anästhesie-Abteilung?! Wenn doch, bin ich um meine um so dankbarer ;-) Hier gibts jede Menge zu tun für kleine werdende Anästhesisten, auch in den ersten Monaten: LAMA, ITN, SPA, ISB (ok, dafür hol ich immer wen zur Hilfe), ASA I-IV, Kinder, viele verschiedene operative Fächer. Kriegt man alles gezeigt und darf dann schnell allein. OA oder CA kommen auf Anruf. Ich mag das so :-)

LasseReinböng
18.04.2017, 22:46
hm also dürfen darf ich LAMAS und der Chef findet die auch toll...ich irgendwie nicht so. werde mit den Dingern nicht so richtig warm, bin ja eher tubusfreund :)

Ich fand intubieren am Anfang der WB natürlich auch spannender als so ne olle LAMA zu schieben. Die Patienten sehen das aber wohl eher anders. LAMAs sind weniger traumatisierend und gerade bei kurzen Eingriffen kann man die Patienten schneller und fitter in den AWR abgeben, Restrelaxierung ist halt blöd.

LasseReinböng
18.04.2017, 23:19
Hier würde ich gerne vor falschen Erwartungen warnen: Zumindest in einer verantwortungsvollen Abteilung mit einem vernünftigen Ausbildungsplan sollten dir zumindest im ersten Jahr keine ernsthaften Kreislaufinsuffizienzen und andere Notfälle begenen (zumindest nicht mit dir in der ersten Reihe). Und die Atemwegssicherung beschränkt sich (leider) oft auch nur auf Lama-Schieben. Denke dass man in der Inneren in einem kleinen Haus, wo man nachts alleine ist, nach einem Jahr oft fitter in der Notfallversorgung ist als in der Anästhesie.

Ich habe nach dem Studium in der Inneren angefangen und habe in den ersten 6 Monaten gefühlt mehr Reas auf Station erlebt als in 4 Jahren Anästhesie im OP, wenn ich die ITS-Zeit und den Rea-Dienst mal ausklammere, insofern mag da schon was dran sein. Und an kleineren intern. Abteilungen ist man ja auch sehr schnell in der NA bzw. auf ITS - da ist die Lernkurve eine völlig andere als in der Anästhesie. Insofern - als ängstliche, unsichere Trantüte ist man bei den Narkosemännern wesentlich besser aufgehoben. :-)

LasseReinböng
18.04.2017, 23:27
@LasseRheinböng: Was sind denn für dich komplexe Regionalanästhesien?

Im Prinzip alles außer Spinalanästhesien. ;-)