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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fachrichtungs-Wahl



poro999
19.04.2017, 14:52
Hey liebe Leute,

ich bin schon länger fleißiger Mitlesen, habe mich nun aber wegen eigener Fragen doch zur Anmeldung und Threaderstellung entschlossen!

Ich habe mein Studium abgeschlossen und bin jetzt auf der Suche nach einer Stelle zum Sommer.

Mein Problem ist vorrangig die Fachrichtungs-Wahl:
Ich habe mir mittlerweile relativ klar die Unfallchirurgie/Orthopädie und die Urologie als Fächer ausgeguckt und kann mich dazwischen irgendwie wirklich nicht entscheiden, weil beide eigentlich das bieten, was ich langfristig suche. Das wären:

- Möglichkeit zur Habilitation (an einer Uni führt da schwer ein Weg vorbei, ich weiß)
- operatives und konservatives Fach im Mix
- humane Arbeitszeiten (7-18/19 Uhr). Darüber hinaus sollte es eher die Ausnahme, als die Regel sein.
- Zukunftsbezogen: gute Möglichkeit zur Niederlassung

Bezüglich der Niederlassung habe ich ein wenig das Gefühl, dass dies in der Urologie einfacher geht, da in der Regel keine Belegbetten nötig sind, um trotzdem (natürlich kleinere) OPs anbieten zu können.

Können hier mal ein paar Leute von beiden Fachrichtungen erzählen, wie deren Arbeitsalltag in der Klinik und vllt in der Niederlassung so aussieht und wo man eventuell die besseren Chancen hat, die o.g. Kriterien zu erfüllen?

Danke schon Mal! :)

Kaas
19.04.2017, 16:22
Humane Arbeitszeiten als Pluspunkt universitärer Unfallchirurgie zu nennen ist einigermaßen fragwürdig. Welches Fach hat denn im Durchschnitt überhaupt miesere Arbeitszeiten? Und habilitieren kannst Du in jeden Fach, wenn Du an der Uni bleibst. Der Kombination aus Habilitation, chirurgischem Fach an der Uni und humanen Arbeitszeiten bin ich im Übrigen noch nicht begegnet.

konstantin
19.04.2017, 16:37
Für die Niederlassung braucht es gewiss keine universitäre Karriere inklusive Habilitation. Sicher, gehen tut so einiges, aber warum sollte man habilitieren, wenn man hinterher in die Niederlassung geht? Oder ist das bei dir mehr ein entweder/oder?

Sehe das ähnlich wie Kaas: Chirurgie + Uniklinik + Habilitation + humane Arbeitszeiten + Spaß am Leben + das alles in einem überschaubaren Zeitrahmen = eierlegende Wollmilchsau.

Letztlich ist's völlig egal, wo du anfängst. Wenn du an die Uniklinik gehst, und nach ein paar Jahren merkst, dass dich das akademische Rumgewichse daran hindert, vernünftig in der Weiterbildung voran zu kommen, dann wechselst du halt an ein kleineres Haus. Und wenn du an einem kleineren bzw. nicht-universitären Haus anfängst, und du irgendwann feststellst, dass dein akademischer Ehrgeiz dort nicht befriedigt werden kann, dann geht's halt an die Uni. Beides ist mehr oder weniger problemlos möglich. Gut wär natürlich, wenn du die Promotion zeitnah durchbringst, damit du das zumindest schonmal von den Hacken hast.

So oder so sind das eh alles Pauschalaussagen. Gibt auch Unikliniken, wo du durchgefaustet wirst aber gleichzeitig auch zum arschgeilen Operateur ausgebildet wirst, und gibt auch Klitschen, wo du lediglich als Stationshure missbraucht wirst.

poro999
19.04.2017, 16:52
Für die Niederlassung braucht es gewiss keine universitäre Karriere inklusive Habilitation. Sicher, gehen tut so einiges, aber warum sollte man habilitieren, wenn man hinterher in die Niederlassung geht? Oder ist das bei dir mehr ein entweder/oder?

Sehe das ähnlich wie Kaas: Chirurgie + Uniklinik + Habilitation + humane Arbeitszeiten + Spaß am Leben + das alles in einem überschaubaren Zeitrahmen = eierlegende Wollmilchsau.

Letztlich ist's völlig egal, wo du anfängst. Wenn du an die Uniklinik gehst, und nach ein paar Jahren merkst, dass dich das akademische Rumgewichse daran hindert, vernünftig in der Weiterbildung voran zu kommen, dann wechselst du halt an ein kleineres Haus. Und wenn du an einem kleineren bzw. nicht-universitären Haus anfängst, und du irgendwann feststellst, dass dein akademischer Ehrgeiz dort nicht befriedigt werden kann, dann geht's halt an die Uni. Beides ist mehr oder weniger problemlos möglich. Gut wär natürlich, wenn du die Promotion zeitnah durchbringst, damit du das zumindest schonmal von den Hacken hast.

So oder so sind das eh alles Pauschalaussagen. Gibt auch Unikliniken, wo du durchgefaustet wirst aber gleichzeitig auch zum arschgeilen Operateur ausgebildet wirst, und gibt auch Klitschen, wo du lediglich als Stationshure missbraucht wirst.

Danke schon mal für die Antworten!

Ich habe das vielleicht etwas falsch formuliert. Also ich möchte zunächst den klinischen Weg gehen und möchte die Option der Niederlassung aber nach 10-20 Jahren Klinik nicht komplett aus den Augen lassen (mit Ende 30/Anfang 40 kann man sicher auch nochmal 20 Jahre Praxis gut finden, wenn die Wochenenden und Nächte einen nerven).

Ich habe leider keine UCH an einer Uniklinik sehen können, jedoch die Urologie schon. Sicher ist das nicht 7-15:30, aber die 17/18 Uhr haben die Leute dort häufig einhalten können. Manchmal auch 19/20 Uhr, aber wie gesagt eher Ausnahme. Das Ding ist eben, dass die Forschung im Tagesgeschäft kaum möglich ist, deshalb wird das eh entweder nach hinten raus oder in der Freizeit passieren (zumindest war meine Erfahrung so). Und deshalb ist mir der Punkt irgendwie doch relativ wichtig, weil ich mir sonst Voraussetzungen "erkaufe", die mich behindern.

Mal eine noch etwas andere Frage:
Ist der Wechsel von peripherem Haus zu Uniklinik wirklich so problemlos oder sehen das die Chefs doch lieber, wenn man von einer Uni kommt bzw. dort schon angefangen hat?

Und wie sieht es aus, wenn man an einem großen peripheren Haus anfangen würde, das ein Lehrkrankenhaus ist. Kann man dort theoretisch auch habilitieren? Ich kenne da mehrere orthopädische Häuser, die ihre UCH-Rotation in der Uniklinik anbieten (häufig auch 2 Jahre). Oder ist das immer eine sehr individuelle Entscheidung, bei der die Beziehung zwischen den Chefs und der Kontakt zum Chef der Uniklinik sehr wichtig ist?

Grüße :)

Strodti
20.04.2017, 08:20
Ich find 7-19 Uhr jetzt nicht so human... Wenn da noch Dienste dazu kommen bist du ja auf deutlich >55 Stunden

Lava
20.04.2017, 10:05
Stell dir mal die Frage: was würde dir mehr fehlen, wenn du es nie wieder machen könntest? So hab ich mich damals zwischen Neurochirurgie und Unfall/Ortho entschieden. Außerdem fand ich, dass Unfall/Ortho abwechslungsreicher ist und man den Leuten mehr helfen kann. An den ganzen Hirntumoren stirbt man ja doch irgendwann :-oopss

Was man auch mit beachten sollte, ist das Patientenklientel. Wobei in diesem Fall beide Fächer ein großes Altersspektrum vom Säugling bis zum Greis haben. In Unfall/Ortho wirst du aber z.B. weniger mit Krebspatienten zu tun haben, es sei denn du spezialisierst dich auf Tumorchirurgie. Generell bietet das Fach Unfall/Ortho sehr viele Spezialisierungsnöglichkeiten. Neben den Weiterbildungen spezielle Unfallchirurgie, spezielle Orthopädie, Kinderorthopädie und Intensivmedizin ist es mittlerweile üblich, dass es auch Spezialisten für Schulter, Wirbelsäule und Füße gibt. An den Unis nochmal mehr als an kleineren Kliniken. Das kann man mögen oder auch nicht. Ich finde es schade, dass ich nie alles können werde.

Habilitieren musst du übrigens nicht unbedingt. Es sei denn, du willst an der Uniklinik bleiben. Ich kenne mehrere Ärzte, die ihre Ausbildung an der Uniklinik gemacht haben und dann später als Oberarzt an ein anderes Haus gegangen sind. Die hatten nie viel mit Forschung am Hut. Du brauchst halt ein Umfeld, dass dich fördert. Aber frag mich nicht, wie man sowas findet. Ich suche heute noch...