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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Akute Frequenzkontrolle bei tachykardem Vorhofflimmern



bremer
20.04.2017, 17:04
Was ist da euer Favorit, wenn nicht direkt konvertiert werden kann? Metoprolol, Verapamil oder Digoxin i.v. bzw. Kombinationen? Schon mal Komplikationen dadurch gehabt?

WackenDoc
20.04.2017, 19:29
Betablocker. Patient kann halt bradykard werden. Die Gefahr ist aber relativ gering, wenn man vorsichtig dosiert. Und an Asthma als KI denken.
In meiner letzten Klinik war aber tatsächlich auch Digitalis üblich.

sweetashoney
20.04.2017, 20:41
Am Liebsten erstmal Cormagnesin (ich weiß, veraltert) und Metoprolol. Mit etwas Abwarten konvertieren viele oft spontan oder werden zumindest langsamer... falls das auch nichts bringen sollte, als nächstes Digitalis (obwohl nach Leitlinie auch nicht mehr immer indiziert). In der Leitlinie gibt es ganz gute Empfehlung, allerdings habe ich damit nie Erfahrungen sammeln können, daher bin ich mit alternativen Präparaten eher zurückhaltend.

Aber nochmal ne andere Frage: Was nehmt ihr bei V.a. AVNRT, wenn ein Asthma bekannt ist (dann ist Adenosin ja kontraindiziert)? Ajmalin? Hatte den Fall zum Glück noch nie.

Sebastian1
20.04.2017, 21:05
Kommt aufs Setting an. In meinen Settings (OP, Intensiv oder Rettungsdienst) hab' ich die eCV immer als Option; solange es aber ein stabiler Zustand ist, würde ich das immer erstmal hintenan stellen.

Zur akuten Frequenzkontrolle präklinisch ß-Blocker falls notwendig. Lieber Brevibloc als Metoprolol (wenn verfügbar), FALLS ich Probleme bekomme, dann dauern die nur kurz. Wenn Brevibloc gut vertragen wird -> Metoprolol, wobei das in dem Setting dann in der Regel bereits Entscheidung des Kardiologen ist und es ja durchaus auch noch mehr gute Betablocker gibt und jeder einzelne spezifische Vor- und Nachteile je Patient bietet. Da haben die Kardiologen sicher mehr Überblick als ich.

Im Rahmen der Intensivtherapie und falls es ein chronisches Problem ist und wenn eCV nicht erfolgversprechend oder kontraindiziert ist gerne auch Digitoxin (hab ich allerdings auch schon präklinisch gegeben, ist nur selten Verfügbar). Wirkt halt nicht akut, sondern über die Zeit.

Bei AVNRT Adenosin. Wenn das nicht geht, Ajmalin. Mit den beiden Medis habe ich bisher noch jede AVNRT limitiert bekommen, die ich als solche indentifiziert zu haben glaubte. Aber bei regelmäßigen Schmalkomplextachykardien mag ich Adenosin gern. (Bei benutzung bitte immer 12-Kanal-EKG mitlaufen lassen, dann ist das hinterher auch noch nachvollziehbar, was man da getan hat...).

WackenDoc
20.04.2017, 22:08
Ajmalin ist die Alternative. Und wenn gar nichts anderes geht kardiovertieren.
Und dran denken, dass manche EKGs nach 30 sek. oder so den Drucker automatisch anhalten.

Keine Carotismassagen bei Pat. Ü40(?) oder bekannten Gefäßerkrankungen.

bremer
21.04.2017, 22:07
Hatte über Ostern ne Schmalkomplextachykardie mit 200 Frequenz. Adipöse Patientin, aber als auch 12mg Adenosin über ne graue Braunale keine Wirkung gezeigt hatte, entschied mein Oberarzt auf Amiodaron als KI. Am nächsten Morgen dann normofrequent. Manchmal kann man Vorhofflattern mit regelmäßiger Überleitung wohl auch nicht eindeutig von AVNT unterscheiden. Hatte während der Adenosin-Gabe aber kein 12-EKG laufen lassen.

sweetashoney
22.04.2017, 16:11
Also, ich komme eigentlich aus der Kardiologie und gerade bei adipösen Patienten haben meine Oberärzte direkt mal mit 18 mg Adenosin angefangen :-) Oder hätten nach 12 mg nochmal 18 mg ausprobiert (so steht es ja auch in den Empfehlungen). Dadurch, dass eine AVNRT ja auch irgendwann konvertiert, ist es hinterher dann schwierig zu sagen, woran die supraventrikuläre Tachykardie lag (also, zumindest ich bei einer Frequenz von 200, aber wenn kann es nur 1:1-Flattern sein, 2:1 ist deutlich langsamer als 200 :-) ).

bremer
22.04.2017, 20:44
Du könntest es ja mal probieren, die EKGs hatte ich auch aus privaten Lernzwecken abfotografiert ;) Müsste ich dann mal bei Gelegenheit hochladen.

Nat-
22.04.2017, 22:36
Manchmal kann man Vorhofflattern mit regelmäßiger Überleitung wohl auch nicht eindeutig von AVNT unterscheiden. Hatte während der Adenosin-Gabe aber kein 12-EKG laufen lassen.


Dadurch, dass eine AVNRT ja auch irgendwann konvertiert, ist es hinterher dann schwierig zu sagen, woran die supraventrikuläre Tachykardie lag (also, zumindest ich bei einer Frequenz von 200, aber wenn kann es nur 1:1-Flattern sein, 2:1 ist deutlich langsamer als 200 :-) ).

Ist eigentlich sogar häufiger der Fall.. AVNRTs haben häufig eine Rsr'-Konfiguration in V1, ist allerdings kein sicheres Kriterium. Schön ists natürlich, wenn die Tachy blockiert und erneut beginnt. Sieht man dann einen "Jump", hat man den Beweis für ne AVNRT.. aber wann hat man mal das Glück?
Die Termination durch Adenosin sollte man übrigens nicht als Kriterium verwenden, da auch atriale Tachykardien (also insb. FATs) in ca. 50% der Fälle adenosinsensitiv sind.
Häufig ist die genaue Diagnose nur mittels EPU zu stellen.

Bei AVNRT mit Asthma bronchiale geb ich übrigens auch gerne Verapamil i.v. Finde ich primär etwas ungefährlicher als direkt Gilurytmal zu geben.

LasseReinböng
23.04.2017, 22:29
Zum Thema tachykardes Vorhofflimmern fallen mir als unspezifische Maßnahmen zur Frequenzkontrolle neben Betablockern/Ca-Antagonisten/Digitalisglykosiden noch ein: Anheben des Kaliums auf hochnormale Werte, Mg2+-Gabe, ein evtl. Volumendefizit ausgleichen, Stressoren (Schmerzen) bzw. Infekte behandeln, Beispiel: die Oma mit Diarrhoe, Exsikkose und Hypokaliämie.

Aber wenn ihr als erstes Adenosin gegeben habt bestand ja wohl primär eh keine TAA/VHF bzw. unregelmäßige Schmalkomplextachykardie, oder ?

Btw., welches Digitalisglykosid gebt ihr eigentlich in der Akutsituation, Digoxin oder Digitoxin ? Macht ihr das nur von der Nierenfunktion abhängig ?

Insgesamt scheint Digitalis ja eh out zu sein, ich habe es aber auf der ITS hin und wieder mal ausprobiert bei katecholaminpflichtigen Patienten, da sind Betablocker /Verapamil ja schwierig.