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Mitschmaus
29.04.2017, 16:56
Hallo zusammen!

Wir haben seit ca einem Jahr das Problem, dass jeden Monat mehrere Dienste kurzfristig übernommen werden müssen, da eine Schwangerschaft vorliegt oder eine kurzfristige Erkrankung.
Mittlerweile ist es so, dass wir 8 Schwangere haben und jetzt momentan auch 3 Langzeit-kranke, bei denen die Rückkehr noch nicht absehbar ist.

Wir haben es immer geschafft, alle Dienste kurzfristig zu besetzen. Tatsächlich kam es jetzt vor, dass eine Kollegin vom lt Oa zum Dienst verpflichtet wurde, was natürlich zu viel Unmut geführt hat.

Wie ist die kurzfristige dienstübernahme bei euch geregelt? Gibt es evtl einen 2. Dienstplan, der das einspringen regelt? Bekommt ihr fürs einspringen eine extra-Vergütung?

Ich wäre euch für Tipps und Hinweise sehr dankbar, denn die Stimmung tendiert gegen Null 🤔

Lieben Gruß! Mitsch

Fr.Pelz
29.04.2017, 17:11
Hallo,
ich hab mir über das Problem auch schon Gedanken gemacht.
1. Wenn du einen "Schattendienstplan" hast (auf dem die Leute stehen, die einspringen) müssen sich diese Leute quasi bereit halten und könnten sich formell diese Bereitschaft vergüten lassen- das macht aber keine Verwaltung mit
2. (Idee hier aus dem Forum) eine "Einspringliste" auf der alle Kollegen drauf stehen. Wer oben steht, muss einspringen - und rutsch damit ans Ende der Liste. Wer freiwillig einspringt, rutscht auch ans Ende der Liste. Mann könnte auch vereinbaren, dass nach einem definierten Zeitraum der erste automatisch ans Ende rutscht, weil er sich genug "bereit gehalten" hat und Glück hatte, dass er nicht einspringen musste...
3. Es wird "von oben" diktiert, wer einspringt. So muss sich niemand bereithalten. Das ist eigentlich eh Aufgabe des Chefarztes, für eine Vertretung zu sorgen. Wenn der Chef mies ist, verteilt er evtl ungerecht. Mir persönlich ist das "Verdonnertwerden" sogar fast lieber, als das freiwillige Einigen, weil es beim Freiwilligen Einigen immer ein paar Doofe gibt, die immer ja sagen und eine paar, die sich aus dem Raum stehlen... und wenn ich freiwillig ja sage, ist mein Mann wütend weil er die Kinder allein hat. Für den Familienfrieden dürfte ich also nie ja sagen (mache ich natürlich trotzdem).
Wenn es bei euch mit dem Schwangeren/Krankenstand so ist, muss sich der Chef um Schwangerenvertretungen kümmern. ansonsten müsst ihr Überlastungsanzeigen schreiben und darauf achten, dass das Arbeitszeitgesetz eingehalten wird. Als Druckmittel kann man noch Opt-Out kündigen, aber das verhärtet natürlich die Fronten.

Mitschmaus
29.04.2017, 17:37
Hey!
Danke für deine Antwort!
Klar, die extra-Vergütung macht wahrscheinlich wirklich keine Verwaltung mit. Wir haben zzt bis zu 5 honorarärzte pro Tag für tagsüber, weil wir sonst die Säle nicht besetzt hätten. Und bei so vielen übernahmen hat man eben iwann keine Lust mehr. Da muss die Verwaltung evtl etwas entgegenkommender werden :-)

Die Idee mit der Springer-Liste ist gar nicht mal so schlecht! Aber richtig was vornehmen könnte man sich dann für den Zeitraum, bis man wieder nach hinten rutscht ja auch nix. Wäre ja auch ein pseudo-Bereitschaftsdienst.

Das Problem bei der Verpflichtung von oben besteht ja da drin, dass es nicht zulässig ist und an die gf und br gemeldet werden muss... Es werden ja sogar die Leute ohne opt-out überplant. Klar wäre die Kündigung des optout ein feines Druckmittel ( haben wir schon intern diskutiert) aber es würde die Stimmung gerade nicht verbessern ��

Mano
29.04.2017, 18:27
Mag sein, dass die Verwaltung einen Rufdienst für den kurzfristigen Krankheitsausfall nicht toll findet. Ist aber - neben Honorarärzten - die einzig rechtlich zulässige Lösung. Ist in anderen Branchen - z.B. Luftfahrt oder Theater - durchaus der Normalfall.
"Verdonnern" kann die Verwaltung nur im absoluten Ausnahmefall und zwar wenn die Existenz des Betriebes auf dem Spiel steht (dürfte praktisch nie vorkommen) oder die Notfallversorgung unter Ausschöpfung aller anderen Maßnahmen (u.a. Honorarärzte, Abstimmung mit anderen Krankenhäusern und Abteilungen) nicht gewährleistet werden kann. Dann wiederum muss jeder "geeignete" Arbeitnehmer unter Berücksichtigung von sozialen Kriterien gerecht berücksichtigt werden. D.h. der kinderlose Chefarzt muss eher Hausdienst leisten als die alleinerziehende Mutter.

WackenDoc
29.04.2017, 18:35
Die Honorarärzte werden übrigens noch richtig teuer. Die DRV kann sich jetzt ja nicht mehr an den Notärzten austoben und Honorarärzte im normalen Krankenhausbetrieb sind noch weniger selbständig als Notärzte.

Wenn ihr dauerhaft so ein Personalproblem habt, muss die Verwaltung eben Vertretungen einstellen. Oder tagsüber stehen die Säle still, damit genug Personal dienten kann.

Elena1989
29.04.2017, 19:08
Bei uns wird gefragt wer einspringen kann, meistens findet sich irgendeiner freiwillig. (Allerdings immer die gleichen). Wenn kener einspringt, wird durch die Oberärzte eingeteilt, welcher Assistenzarzt den Dienst übernehmen muss, das ist so aber glaub ich noch nie passiert, irgendein Freiwilliger hat sich bisher immer gefunden.

Extra Vergütung gibt es keine. Nur ein freundliches Danke in der Morgenübergabe :)

Reflex
29.04.2017, 19:30
Ein Dienstplan ist für Arbeitnehmer und Arbeitgeber verbindlich. Sollte jemand krank werden, gilt dies nicht als Härtefall oder Notfall, da dies ein kalkulierbares Risiko ist. Der Arbeitgeber kann also niemanden dann zwangsverpflichten. Er kann maximal auf die Freiwillig der Arbeitnehmer hoffen den Dienst zu übernehmen. Möglich wäre ein 2. Dienstplan, dann muss dieser aber auch entsprechend der Kategorie für Rufbereitschaft vergütet werden.

Fr.Pelz
29.04.2017, 19:46
Ein Dienstplan ist für Arbeitnehmer und Arbeitgeber verbindlich. Sollte jemand krank werden, gilt dies nicht als Härtefall oder Notfall, da dies ein kalkulierbares Risiko ist. Der Arbeitgeber kann also niemanden dann zwangsverpflichten. Er kann maximal auf die Freiwillig der Arbeitnehmer hoffen den Dienst zu übernehmen. Möglich wäre ein 2. Dienstplan, dann muss dieser aber auch entsprechend der Kategorie für Rufbereitschaft vergütet werden.

Das verstehe ich nicht. Die Krankenhäuser haben doch einen Versorgungsauftrag und dementsprechend muss doch ein Arzt mit Facharztstandard anwesend sein. Von daher ist es doch klar, dass der Chefarzt jemanden zwangsverpflichtet, wenn sich keiner freiwillig meldet, oder?

Coxy-Baby
29.04.2017, 20:28
Mir wäre auch so, dass der CA jemanden verpflichten kann zumindestens im ÖD....

Lakemond
29.04.2017, 20:31
Die Verwaltung bezahlt bis zu 5x8Stx80Euro=3200 Euro!!! pro Tag für Honorarärzte und hätte kein Geld für blöde Rufdienste? Ihr lasst euch einfach verarschen...
Zwangsverplichtung durch Lt. OA??? Hallo??? und wenn jemand nicht mitmacht?
Ich würde nicht nur mit Kündigung der Opt-out-Regelung, sondern mit Kündigung des Vertrages drohen... Da macht die Verwaltung ganz schnell mit.

Rhiannon
29.04.2017, 20:38
Das ist ein Thread, der auch für mich grad interessant ist: wir sind dank Langzeitausfällen unterbesetzt, haben Dienstplan aufgestellt und wie genehmigt 6 Dienste für Honorarärzte frei gelassen (2x Freitag bis Sonntag, weil das immer so gehandhabt wurde). Jetzt hat Chef einfach über unser aller Köpfe hinweg gestern (wohlgemerkt für den Dienstplan für MAI!!!) entschieden, dass eine Honorarärztin zwei andere WE macht als bisher geplant und ein anderes WE müsste jetzt von uns besetzt werden. Wohlgemerkt, mein einziger Freiwunsch aufgrund wichtiger Termine, genauso bei einer Kollegin. Die dritte derzeit dienstfähige Kollegin hats auch schon verplant, weil klar war, das WE wird honorarärztlich besetzt.
Kann der Chef uns jetzt ernsthaft zwingen dieses WE zu besetzen, obwohls uns anders zugesichert war bis gestern?

Lakemond
29.04.2017, 20:49
Bei uns ist es so, dass der Diensplan bis zum 8. des Vormonats fertig und vom CA genehmigt werden muss. Danach sind jegliche Änderungen nur mit unserem Einverständnis möglich. Wenn es bei euch nur 3 Dienstfähige Ärzte gibt, da habt ihr wirklich gute Karten und viel Spielraum mit der Verwaltung. Wie ich schon gesagt habe, eine Kündigung macht Wunder!

Rhiannon
29.04.2017, 20:54
Ich bin schwer gespannt, was dabei rumkommt. Ich werde dieses WE auf jeden Fall nicht arbeiten, dazu ist mein Termin zu wichtig. Da kann der Chef meinetwegen im Dreieck springen wie er will. Und noch bin ich in der Probezeit, also im Zweifel auch schnell da raus. Neuer Job findet sich dann schon, wenn sies drauf anlegen.

WackenDoc
29.04.2017, 21:02
Nein kann er nicht. Sprich mal mit eurem Personalrat.
Wenn er so kurzfristig umplant, dann kann er den Dienst ja selber machen. Qualifiziert wird er als Facharzt ja sein.

John Silver
29.04.2017, 22:01
Suchfunktion!
Im Grunde ist die Sache einfach. Sobald der Dienstplan steht und als genehmigt gilt, hat der Arbeitgeber sein Direktionsrecht ausgeübt und damit verwirkt. Im Klartext: jegliche Änderung an diesem Plan ist nur freiwillig möglich. Eine Zwangsverpflichtung ist, wie bereits auasgeführt wurde, nur unter ganz bestimmten Bedingungen möglich, die im Alltag so gut wie nie erfüllt werden.
Wenn der Vorgesetzte einen zwangsverpflichtet, muss man zunächst den Dienst tatsächlich machen, da man andernfalls eine direkte Anordnung missachtet, und deshalb eine fristlose Kündigung riskiert. Man hat jedoch mehrere Möglichkeiten, sich zu wehren. Erstens kann man, falls einem irgendwelche Nachteile entstehen, diese im Sinne eines Schadensersatzes geltend machen. Zweitens kann man, falls noch einige Tage bis zum Dienst bleiben, auch gerichtlich eine Verfügung erwirken. Ferner bleiben noch weitere rückwirkende Druckmittel, die der Klinik gar nicht schmecken würden.
Man muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass die Verwaltung derartige Engpässe möglichst kostenlos überbrücken will, und entsprechenden Druck auf den Chef ausübt. Dann übt der Chef Druck auf euch aus, um das Anliegen der Geschäftsführung durchzudrücken. Letztlich heißt es, dass man wirklich konfliktbereit sein muss. Nur weil man unzufrieden ist, wird weder der Chef, noch die Verwaltung klein beigeben. Wenn man nicht bereit ist, wirklich wirksame Konsequenzen zu ziehen, braucht man das Fass gar nicht erst aufzumachen. Bluffs helfen nicht weiter; wenn die Verwaltung sehen will, und ihr zieht zurück, habt ihr verloren. Dann werden die euch noch viel größere Kröten zu schlucken geben, und es wird umso schwerer sein, diese abzuwehren.

kartoffelbrei
29.04.2017, 23:16
Unsere Abteilung war auch immer so doof, ständig kurzfristig umsonst einzuspringen. Unsere Intensivpflege hat es dann letztes Jahr richtig gemacht und knallhart Dienste unbesetzt gelassen, weil sie keinen Bock mehr hatten. Konsequenz: damit nicht ständig Betten gesperrt werden müssen, wurde mit dem Betriebsrat ein ziemlich lukratives Bonussystem bei kurzfristigem Einspringen ausgehandelt, das für alle Pfleger und Ärzte im Haus gilt! :)

Reflex
30.04.2017, 05:39
Das verstehe ich nicht. Die Krankenhäuser haben doch einen Versorgungsauftrag und dementsprechend muss doch ein Arzt mit Facharztstandard anwesend sein. Von daher ist es doch klar, dass der Chefarzt jemanden zwangsverpflichtet, wenn sich keiner freiwillig meldet, oder?

Nein, so einfach geht das nicht. Gibt es einen bestehenden Dienstplan ist der für alle bindet. Fällt jemand kurzfristig aus wegen Krankheit, ist es arbeitsrechtlich nicht haltbar jemanden zwangs zu verpflichten. Dazu gibt es zahlreiche Stellungnahmen von Anwälten im Netz, wo man das nachlesen kann. Chefs gehen halt bei Engpässen immer den Weg des geringsten Widerstandes. Wenn das alle brav mitmachen, muss er ja nix befürchten und wo kein Kläger da kein Richter. Unser Personalbeauftragte in einer Klinik hat das auch versucht. Bis ihm dann der Betroffene entsprechende Urteile auf den Tisch gelegt hat und ihm arbeitsrechtliche Konsequenzen angedroht hat, wenn er sowas noch mal versucht, dann war Ruhe im Karton. Chefs haben ja häufiger mal Vorstellungen, die mit dem Arbeitsrecht schwer vereinbar sind und so lange sich keiner wehrt, kann man es ja probieren...

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30.04.2017, 07:53
Alles richtig. Allerdings möchte man evtl. geschmeidig seine WB abschließen, dass was draufsteht auch gelernt haben und vielleicht OA werden...

Wenn man in den Konflikt geht, hinterlässt das verbrannte Erde. Und das wird nicht vergessen.
Muss man halt wissen...

Mitschmaus
30.04.2017, 10:18
ja, das Problem ist ja wirklich: wie weit will man gehen und inwiefern macht man es durch manche Aktionen nur noch schlimmer?

wir haben halt ein massives Personalproblem. aber dennoch können die mit uns nicht den molli machen. wir sind als Assistentensprecher wahrscheinlich in dem Problem schon viel zu sehr verankert und engagiert (wäre ja eigentlich Chef-Sache...). aber es muss sich was ändern, denn die Leute gehen echt am stock.

Brutus
30.04.2017, 10:30
Guckst Du hier!
http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?89831
Da haben wir das Thema lang und breit durchgekaut. ;-)