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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : seltsames Bewerbungsgespräch-Meinungen?



dck41
02.05.2017, 16:55
Hallo zusammen,

ich brauche mal eure Einschätzung bezüglich eines Bewerbungsgesprächs vor zwei Wochen:
Im Vorhinein wurde mir bereits gesagt, dass sie eigentlich dringend jemand brauchen (ich stehe erst in zwei Monaten zur verfügung), ich aber trotzdem mal vorbeikommen solle...
Zum vereinbarten Termin stand der Chef noch im OP. Ich wurde von einer Assistenzärztin abgeholt und kurz über die Station geführt. Dann kam der Anruf, Chef ist da. Zum Gespräch dazu kamen noch 4 Oberärzte, die aber alle keinerlei Fragen an mich hatten. Ich hatte circa 2 Minuten die Gelegenheit, etwas über mich zu sagen. Sonst hat nur der Chef gesprochen, aber keine weiteren Rückfragen gestellt.. Dann hat er mir noch kurz die Station gezeigt, ich durfte noch Fragen stellen und dann sagte er: "ich habe ja Ihre Kontaktdaten, bin jetzt aber erstmal 3 Wochen im Urlaub. Tschüß."
Ich fand den gesamten Ablauf mehr als seltsam...

Was haltet ihr davon?

Feuerblick
02.05.2017, 17:47
Finde ich jetzt alles nicht soooo seltsam. Vielleicht nicht besonders organisiert oder höflich, aber seltsam? Nicht wirklich. :-nix

Kackbratze
02.05.2017, 18:26
Willkommen in der Realität. Gab es wenigstens Kaffee und Kekse?

Nessiemoo
02.05.2017, 19:44
Ja, wie schon gesagt... so ganz seltsam ist es nicht. Unorganisiert und etwas unhöflich, kommt aber beides in Medizin häufiger vor.

WackenDoc
02.05.2017, 20:36
Wir müssen die Stelle irgendwie besetzen. Bewerber spricht deutsch und hat ne deutsche Approbation. Im Bewerbungsgespräch wird er/sie uns eh erzählen was wir hören wollen. Wird schon irgendwie in´s Team passen...

Kackbratze
02.05.2017, 22:46
...oder eben nicht. Deswegen gibt es die Probezeit.

Philip_MHH
03.05.2017, 05:29
Je mehr der Chef redet und je weniger er dich fragt, desto eher bewirbt der Chef sich bei dir ... genau das was gesagt wurde , Muttersprachler mit deutscher Approbation --> Hauptgewinn ;)

dck41
03.05.2017, 11:19
ok, danke für eure Antworten und Rückmeldungen.Ich bin einfach nur verwirrt.. Am Rande einerdeutschen Großstadt solch ein Mangel,dass der Chef sich bei mir ewerben muss? Naja...mal schauen, wie das weitergeht...

Ich bin da gefühlsmäßig nicht sooo optimistisch wie ihr ;-)

Rettungshase
03.05.2017, 11:33
Warte halt mal ab. Es sei denn, das Gespräch hat dich derart niedergeschmettert, dass du nicht in dem Laden arbeiten willst.
Du musst bedenken, dass die auch Besseres zu tun haben als Bewerbungsgespräche zu führen. D.h. die wählen schon aus, wen die sich da einladen. Wenn du dich da nicht allzu dusselig angestellt hast, sollte da nicht allzu viel gegen dich sprechen.

Was du überlegen kannst, wenn die sich nicht melden, wenn der Chef schon etwa ne Woche wieder da ist, dass du dich selbst noch mal meldest, noch mal für das interessante Gespräch bedankst uswusf.
Wie ist es denn mit Hospitation? Wurde das angesprochen?

dck41
10.05.2017, 09:22
tjaja soviel zum Thema seltsam...
Im Gespräch hatte er mir gesagt,es gebe keine anderen Bewerber,nun hat er mir telefonisch mitgeteilt, dass er die Stelle an einen Bewerber vergeben habe, der sich vor mir beworben hätte :-???:-???:-nix
Das verstehe wer will....Wolte euch nur kurz updaten ,-)

Philip_MHH
10.05.2017, 09:53
Überrascht dich das ? Nirgends wird so viel gelogen wie in Bewerbungsgesprächen. Von beiden Seiten und das wissen doch beide , dass das im Grunde alles Fassade ist

dck41
10.05.2017, 10:17
mhh ok,dann bin ich da wohl zu naiv herangegangen an mein erstes Gespräch ;-)
Ich gehe eigentlich davon aus, dass man mir nicht direkt ins Gesicht lügt, vor allem bei solchen Dingen. Ich hatte ja nichtmal um die Auskunft gebeten, ob es andere Bewerber gibt...

Na gut,dann mal weiterschauen.....

Arrhythmie
10.05.2017, 12:15
Wie viele Gespräche hast Du schon geführt? War es Dein erstes Gespräch? (Sorry falls ich das überlesen habe)

Ich bin Zweitstudentin und habe also vor diesem Studium auch schon Bewerbungsgespräche geführt (zwar nicht direkt in der medizinischen Branche, sondern in der Wirtschaft, aber gut - interessant war es trotzdem immer ;-))

Im Grunde brauchst Du einfach nur ein dickes Fell, ein ordentliches Auftreten und musst eben auch stellenweise bereit sein genauso dreist zu lügen. In der Wirtschaft ist das zumindest so. In der Medizin wird es nicht großartig anders sein. Was ich da teilweise schon für selbstgefällige, arrogante *** erlebt habe ist kaum zu glauben. Einmal wär ich vor Fassungslosigkeit auch fast vom Stuhl gefallen - mittlerweile denke ich, dass die Welt heutzutage halt "einfach so ist". Es mag Ausnahmen geben. Glauben tu ich aber nix mehr was mir da so erzählt wird. Lieber selber "überprüfen" und weitergehend nachforschen ;-) Vertrauen ist gut, Kontrolle ist deutlich besser.

Lange Rede kurzer Sinn: Immer den gesunden Menschenverstand einschalten, nicht wie so ein Häschen da sitzen und sich was vom Pferd erzählen lassen, Nachfragen und wichtige Fragen auch stellen, sofern man interessiert ist (vor allem auch die relevanten Fragen stellen - lieber sofort, ganz ehrlich! Bevor man sich in die Nesseln setzt) Und in der Medizin würd ich natürlich auch hospitieren wollen, sofern das Haus in Frage kommt.

By the way: In der Medizin kann man sich da auch deutlich mehr "erlauben", bei den meisten Fächern ;-) Außer es ist vielleicht Päd oder Derma an einem mega beliebten Haus. In der Wirtschaft sieht es deutlich anders aus. Unser Vorteil :-)

Ich wünsche Dir viel Erfolg.

Echinococcus
10.05.2017, 12:42
Ich hab mich in den Vorstellungsgesprächen extra nicht verbogen oder gelogen. Meinen jetzigen Chef hab ich sogar durchnässt mit Bandshirt getroffen. In der Medizin kann man sich zum Glück erlauben, sich die Stelle auszusuchen, und ich bin da in allem immer knallhart und ehrlich, und wer einen Hemd- und Schlipstragenden Vorzeigemediziner will ist bei mir sowieso an der falschen Stelle. Hab mit der Taktik bis auf eine Stelle nur Zusagen bekommen und am Ende sogar den Traumjob. Wenn du die Stelle willst, bei der du glücklich bist, darfst du dich selbst auch nicht verstellen.

Arrhythmie
10.05.2017, 13:19
Prinzipiell bin ich auch dafür, eher mit offenen Karten zu spielen - ABER: Man muss manchmal auch lügen können. (Kommt natürlich auf den Kontext an) Ist hier schwer zu besprechen, wenn es sich nicht um etwas konkretes handelt.

Ich sehe schon - ich bin mega verdorben durch mein "Vorleben"...

PS: Ich meine ja nicht dass man sich komplett verleugnen sollte, vielleicht war das etwas extrem ausgedrückt. Es geht vielmehr darum, im Zweifel auch mal das zu sagen, was der Chef/Entscheider in dem Moment eben hören möchte.
Sich querzustellen macht halt imho nur dann Sinn, wenn man gehen oder gar nicht erst kommen will.

flopipop
10.05.2017, 14:51
Es geht vielmehr darum, im Zweifel auch mal das zu sagen, was der Chef/Entscheider in dem Moment eben hören möchte.

sich selbst bissl schönreden ja, aber in der regel wissen die chefs eh, wie ein sonntagsbewerber mit dem üblichen blabla aussieht...und wenn man bezüglich der eigenen ziele lügt, dann kommt es später zu frustrationen auf beiden seiten....

Nessiemoo
10.05.2017, 20:01
Ich habe eine interessante Studie gelesen, wo Probanden ihre Kommilitonen anhand von Lebensläufen, Interviews oder "Fake" Interviews beurteilen mussten. (Fake Interview: der Kommilitone hat insgeheim eine randomisierte Antwortenreihenfolge bei nur Ja und Nein Fragen). Und die Beurteilungen nur anhand von Lebensläufen waren am besten. Komisherweise waren sogar die Fake Interviews besser als die echten Interviews. Im zweiten Teil haben Probanden die Ergebnisse des ersten Teils durchgelesen und konnten danach auswählen, welche Beurteilungsmethode sie selber ausprobieren möchten...und die große Mehrheit wollte trotzdem echte Interviews haben. Oder zumindest Fake Interviews.