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CrashStudios
27.05.2017, 11:37
Hallo, ich schreib das mal ins Assistenzärzte Forum weil ich glaube ihr habt mehr Ahnung diesbezüglich als die Vorkliniker.

Ich bin Medizinstudent und hab mich an einer Klinik in Norddeutschland für ein Medizinstipendium beworben, d.h. man bekommt ca. 500€ im Monat und verpflichtet sich nach dem Studium dort eine Weile zu arbeiten. Da man sich die Fachrichtung dort dann aussuchen kann und ich ein recht spezielles Fach anstrebe ist das für mich schon äussert interessant.

Bewerbung abgeschickt und eine Einladung zum Vorstellungsgespräch beim Chef meiner Wunschabteilung bekommen.

Jetzt mach ich mir Gedanken, was man da anzieht? Hatte noch nie ein Vorstellungsgespräch und will nicht overdressed (Anzug?) oder underdressed (Jeans mit Sneaker) erscheinen. Hat jemand von euch Erfahrungen gemacht speziell bei Medizinstudenten? Ich hab auch die Befürchtung dass ich dann irgendwas vormachen muss z.b. eine Wunde zunähen oder so. Vor allem wegen der Haftung. Dass ich da Fragen gestellt bekomme wie warum ich da arbeiten will etc. ist mir schon klar nurbei den anderen Dingen bin ivh mir unsicher?

mary-09
27.05.2017, 11:53
Du wirst da ganz sicher keine Wunden nähen müssen oder sonstige praktische Fähigkeiten am Patienten unter Beweis stellen. Das kannst du tun, wenn du da arbeitest. Während der Probezeit hat dein Chef genug Zeit dir auf die Finger zu gucken.

Kleidung: Ich finde es spricht nichts gegen Jeans und schickes Hemd und vernünftige Schuhe (Sneakers halt eher nicht). Anzug wäre eher zu viel des Guten.

Im Ernst: entspanne dich! Gerade Kliniken, die solche Stipendien vergeben suchen doch Leute! Zieh dir was Vernünftiges an, verkauf dich im Gespräch gut und dann läuft das. Chefärzte und Personaler sind auch nur Menschen und da beißt dich niemand.

Rettungshase
27.05.2017, 11:56
Was ist an einem Anzug zum Vorstellungsgespräch overdressed?

Was mir wesentlich wichtiger erscheint:
Schau dir exakt (!) die Konditionen an. 500€ "geschenkt" wirkt jetzt im Studentenstatus super, aber du gehst damit eine nicht unerhebliche Pflicht ein.
Es kann sehr gut sein, dass sich Wünsche und Zielsetzungen ändern. Angenommen, du hast irgendwann einen Partner in München und die würden dir da auch eine Stelle in deinem Wunschfach anbieten. Pech, dann bist du für nicht unerhebliche Zeit an den Norden gebunden.
Was also passiert, wenn du jetzt das Geld kassierst und dann doch nicht da arbeiten möchtest? Geht das überhaupt? Wie schnell musst du das zurückzahlen? Zinssatz?

Ich wüsste nicht, wieso du da ne Wunde zunähen solltest und was das mit Haftung zu tun hat.

OhDaeSu
27.05.2017, 20:58
Lass den Scheiß und bewirb dich um ein richtiges Stipendium. Sieh zu, dass du bei den Klausuren zu den Besten gehörst und bitte dann einen Prof dich vorzuschlagen. Sonst nimm halt einen Studienkredit auf, wenn du die Kohle unbedingt brauchst. Aber lass dir nicht einen der Hauptvorteile des Medizinstudiums, nämlich Flexibilität beim Job, für 30k oder so abkaufen. Ab 100k netto für 2-3 Jahre Verpflichtung kannst drüber nachdenken.

arbeiter79
28.05.2017, 08:45
Lass das sein, klingt erstmal gut aber wenn man sich auf diese Weise zum Sklaven eines Klinikkonzerns macht relativiert sich das. Außerdem wenn du als Assistenzarzt anstatt 500 Euro 5 Mille im Monat netto hast kann man sich das Studium sicher anders vorfinanzieren

Pflaume
28.05.2017, 13:32
Ich sehe das genauso. Als Weiterbildungsassistent wirst du deinem Chef bei Berufsbeginn schon genug ausgeliefert sein, laß dir nicht die einzige Möglichkeit, dir bei Nichtgefallen kurzfristig was anderes zu suchen, abkaufen. Wie die anderen schon sagten, lassen sich solche Modelle nur Kliniken einfallen, die große Schwierigkeiten haben, Assistenzärzte zu finden, sei es wegen der örtlichen Lage oder wegen sonstiger Bedingungen. In solchen Kliniken kannst du dir auch als Assistenzarzt später dann, falls du überhaupt noch nach Norddeutschland willst, direkt für die erste Stelle Umzugskostenbeteiligung und ein übertarifliches Gehalt aushandeln und davon deinen Studienkredit zurückzahlen, ohne schon 5 Jahre vorher deine ganze Freiheit aufgegeben zu haben.

Ich habe schon gelegentlich Leute getroffen, die sich auf solche Deals eingelassen haben. Die Leute, die im nachhinein mit der Entscheidung glücklich sind, sind meiner Meinung nach selten. Du verkaufst dich gerade unter Wert.

CrashStudios
29.05.2017, 09:09
Vielen Dank für eure Antworten. Ich lass mir das nochmal durch den Kopf gehen.

dmtec
10.06.2017, 19:56
>Im Jahre 2017
>Für 500€ Verpflichtungen als Stipendium getarnt eingehen
>Im Anzug kommen wollen

Hier ist irgendwie alles falsch. Wenn Du die Kohle brauchst, nimm einen Studienkredit, den kriegst Du für 1-2% Zinsen. Glaub mir, du willst nicht an eine Klinik gebunden sein.
Und falls Du nicht zufällig als Betriebsmediziner für die Deutsche Bank zum Vorstellungsgespräch gehst, lass den Anzug daheim. Das Sakko wäre noch okay. Wenn Du mal eine Stelle nicht bekommen hast, lag es nicht an deinen Chucks. ;)

WackenDoc
10.06.2017, 20:15
Naja- bei Landes- und Bundesbehörden ist der Dresscode eher formeller für´s Vorstellungsgespräch.
Da will man nicht wirklich in Chucks vor der Prüfungskommission im dunklen Anzug sitzen.

el suenio
05.03.2019, 12:21
Hmm, ich hol den Thread hier mal wieder hoch. Verstehe gar nicht, dass so davon abgeraten wird. Ich hab gerade dasselbe vor. Man verpflichtet sich, seine Assistenzarztzeit dort zu verbringen. Da das Klinikum, an dem ich mich bewerben will, jede Fachrichtung anbietet, die ich in Betracht ziehe, verstehe ich nicht, was daran schlecht sein soll. Wenn es einem danach dann dort nicht mehr zusagt, kann man das Haus ja immer noch verlassen. Mir erscheint das schon als eine sinnvolle Sache. Ich hab dort auch schon fast 4 Jahre gearbeitet (als Schwester) und hätte ohnehin vor, dort wieder hinzugehen.

Ihr könnt gern mal raushauen, was ihr dazu sagt :)

Rahmspinat
05.03.2019, 17:55
Hmm, ich hol den Thread hier mal wieder hoch. Verstehe gar nicht, dass so davon abgeraten wird. Ich hab gerade dasselbe vor. Man verpflichtet sich, seine Assistenzarztzeit dort zu verbringen. Da das Klinikum, an dem ich mich bewerben will, jede Fachrichtung anbietet, die ich in Betracht ziehe, verstehe ich nicht, was daran schlecht sein soll. Wenn es einem danach dann dort nicht mehr zusagt, kann man das Haus ja immer noch verlassen. Mir erscheint das schon als eine sinnvolle Sache. Ich hab dort auch schon fast 4 Jahre gearbeitet (als Schwester) und hätte ohnehin vor, dort wieder hinzugehen.

Ihr könnt gern mal raushauen, was ihr dazu sagt :)

Ich würde mal behaupten, dass es immer einen Grund gibt wieso Häuser auf finanzielle "Reize" zurückgreifen müssen. Medizin ist relativ gesehen nicht das allergrößte Fach und gute Kliniken haben Werbung eigentlich nicht nötig, da tut Mund-zu-Mund Propaganda ihr Übriges.

el suenio
05.03.2019, 18:40
Okay, wenn es nur das ist, dann ist das hier kein Grund. Ich hab dort ja schon einige Jahre gearbeitet. Und tatsächlich ist es hier im Osten in jeder Klinik die ich kenne so, dass händeringend Ärzte gesucht werden. Ich bin mir aber ganz sicher, dass ich hier bleiben will. Anderes Bundesland oder ähnliches ziehe ich nicht in Betracht.

Gibt es noch einen Grund, warum man das nicht tun sollte?

mary-09
05.03.2019, 18:51
Das ist meiner Meinung nach relativ simpel. Das schönste Fachgebiet in der Medizin macht keinen Spaß und dich nicht glücklich, wenn die Arbeitsbedingungen eine Katastrophe sind. Und deine Arbeitsbedingungen sind von so vielen Faktoren abhänging, von denen du viele kaum oder gar nicht beeinflussen kannst. Und da kann eine Dynamik (meist leider ins Negative) drin sein, die du dir heute sehr wahrscheinlich, ohne ärztliche Berufserfahrung, nicht wirklich vorstellen kannst.
Ein Chefwechsel z.B. (Rente, Hauswechsel,...) kann eine ganze Abteilung zu Grunde richten...das fällt mir gerade als erstes ein, weil sich das in meinem Haus in einer Abteilung gerade sehr eindrucksvoll abgespielt hat. Sehr sehr traurig mit anzusehen, was da in 1-1,5 Jahren passiert ist. Diese Abteilung ist wirklich nur noch ein Trümmerhaufen.
Dann der Personalmangel, der in Häusern mit solchen Stipendien quasi zwangsläufig herrscht. Der wird in den nächsten Jahren sicher nicht besser und du du begibst dich da in eine sehr ungewisse Zukunft.

Ich arbeite auch in einem Haus mit solchen Stipendien (liegt bei uns a.e. an der ländlichen Region). Habe mich damals als Studentin bewusst gar nicht erst darum beworben. Ich bin in meiner Abteilung ziemlich glücklich und zufrieden mit meinem Job und gehe fast immer gern zur Arbeit. Trotzdem bin ich bis heute froh, mich nicht an diese Klinik gebunden zu haben. Sollte es mir in Zukunft nicht mehr gefallen (potentielle Gründe würden mir mehrere einfallen), bin ich schnell weg...und das beruhigt mich sehr :)

Feuerblick
05.03.2019, 18:56
Die Frage ist, was passiert, wenn du eben nicht deine Assistenzarztzeit komplett an einem Haus verbringen möchtest. Was absolut sinnvoll ist, damit man auch mal andere Dinge sieht. Zahlst du dann Strafe? Was passiert, wenn du das Studium nicht beendest? Was passiert, wenn du schwanger wirst? Was passiert, wenn du wegziehen möchtest, weil die Liebe deines Lebens am anderen Ende der Republik lebt? Es können gerade in der Zeit als Assistenzarzt so viele unverhoffte Dinge passieren - willst du dich wirklich so lang binden? Nur für einen Studienplatz und ein paar Euro?

Ich würde, wenn ich es irgendwie vermeiden könnte, NIEMALS irgendwelche auf längere Zeit bindenden Verträge unterschreiben. Das ist nichts weiter als moderne Sklaverei. Und wie schon geschrieben wurde: Es wird schon einen Grund geben, warum Häuser solchen Personalmangel haben und auf derartige „Tricks“ zurückgreifen müssen. Auch wenn du rein aus deiner Erfahrung als Schwester da kein Problem siehst... es wird einen Haken geben! Garantiert! Und dann kannst du eben nicht kurzfristig die Brocken hinwerfen und gehen.

mary-09
05.03.2019, 19:01
Um den Studienplatz geht es ja nicht mal. Es ist ja wirklich nur das Geld...

Feuerblick
05.03.2019, 19:06
Um den Studienplatz geht es ja nicht mal. Es ist ja wirklich nur das Geld...
Da gibt es aber nun wirklich andere Möglichkeiten!

el suenio
05.03.2019, 19:37
Da sind ein paar wichtige Fragen dabei, die ich auf jeden Fall klären werde. Auf eine Abteilung würde ich mich ja allerdings gar nicht festlegen müssen, nur auf das Haus. Ich lasse mir das noch mal durch den Kopf gehen, danke euch für den Input.

WackenDoc
05.03.2019, 19:52
Oh und Obacht- ob du nicht einfach an eine andere Abteilung "verkauft" werden kannst.

Kackbratze
05.03.2019, 23:37
Bei uns gibt es ein Stipendium, erfahrungsgemäß sind die meisten Assistenten in ihren Wunschkliniken untergekommen oder haben aktiv selber gewechselt. Bis auf PCH (da hat dann auch keiner unterschrieben) klappt das zu 90% bei uns mit dem Wunschfach.
Wir haben keine schrecklichen Arbeitsbedingungen, nur ein "leeres" Umland und wie alle Kliniken Ärztemangel. Was soll man tun? :-nix

OhDaeSu
06.03.2019, 02:21
Geht ja nicht um die Frage, ob es für die Klinik gut ist, sondern für den Studi. Es handelt sich um nichtmal 40k, und dafür soll man sich jahrelang verpflichten irgendwo in der Pampa zu arbeiten? Wenn es das 10fache wäre, würde ich den Reiz noch halbwegs verstehen. Aber das ist ja ein Betrag , den man leicht mit Kredit, Nebenjob oder richtigem Stipendium finanziert bekommt.