PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Komplizierter HWI / Pneumonie



crossie
30.05.2017, 22:12
Fall: 83-jährige, weibliche, demente Pat. kommt aus dem Pflegeheim bei AZ-Minderung, Husten und 39°C Fieber. Z.n. ischämischem Schlaganfall, DK-Trägerin bei neurogener Blasenentleerungsstörung.
U-Stix positiv auf Nitrit+Leukos. Über der Lunge rechts basal fragliche RG.

Die Notaufnahme meldet RöThorax an, setzt Cefadroxil (orales 1.-Gen.-Cephalosporin) an und schickt die Pat. auf Station mit Anordnung Antibiose weiter + Fraxiparin.

Kann man das so machen?

Würde man da nicht erstmal eine Urinkultur abnehmen (+ggf.Blutkultur)? Und ist ein Cephalosporin wirklich eine gute Wahl? Der Stationsarzt hat dann auf Cefuroxim umgesetzt, finde ich beides wegen der Enterokokkenlücke nicht so glücklich.

Nessiemoo
01.06.2017, 05:54
Blutkulturen abnehmen: eigentlich ja, wenn sie bei Ankunft noch Fieber hatte. Falls sie dann mittlerweile kein Fieber hatte, kann man es trotzdem machen, v.a beim Antibiogramm.
Cephalosporin 1. Generation oral erscheint mir etwas leicht zu sein, Leitliniengerecht ist Cefuroxim eine gute Option da es sowohl für HWI als auch eine Pneumonie empohlen wird. Bei Enterokokkenlücke würde man das in Urinkultur schnell genug sehen, oder rein klinisch wenn keine Besserung nach ca 48 h, sie sind aber gefühlt doch selten als HWI Erreger, zumindest hier. Ich würde auch nicht oral, sondern erstmal i.v behandeln.

Hoppla-Daisy
01.06.2017, 21:20
Beim V. a. HWI mit Fieber würd ich eher Ceftriaxon einsetzen. Wir setzen auf Wunsch meines Chefs zwar gerne Cefuroxim 1,5 g ein, aber mir persönlich sind die Resistenzraten einfach zu hoch mittlerweile.

bremer
02.06.2017, 09:01
Standardfall. Vor Antibiose Blutkulturen abnehmen, U-kultur bei positiven U-STIX, Rö.Thorax, i.v. Antibiose, DK wechseln. Ultraschall der Nieren. Initiale Antibiose ist dann immer ein wenig Geschmackssache und hängt von der lokalen Resistenzrate ab. Meistens gibt es (und sollte es geben) krankenhauseigene Empfehlungen.

Logo
02.06.2017, 21:55
MiBi anstreben. Ob sympt. HWI oder asympt. Bakteriurie muss geprüft werden! Klinisch/ anamn. steht eine Pneumonie im Vordergrund als Arbeitsdiagnose. D.h. Aminopenicillin plus BLI ist primär indiziert! Cephalosporine sind hier nicht erste Wahl. Wenn HWI als 2. Focus identifiziert wird, lässt sich Nitrofurantoin nach/gemäß Resistogramm meist gut ergänzen oder Fosfomycin. Wenn es unklar bleibt wäre Levofloxacin ne Option (besser vermeiden)...
Ceftriaxon finde ich semi - als 3. Generation Ceph eher schwach im Gram+ Bereich (und das sind die meisten Atemwegskeime), nicht oralisierbar, CDAD Risiko...

dmtec
08.06.2017, 21:15
Ustix kann man bei DK-Dauerträgern in die Tonne werfen, da wird immer was wachsen. Wenn der Urin nicht gerade aussieht wie trüber Apfelsaft von vor 2 Wochen würde ich jetzt erst mal nicht von einem urologischen Fokus ausgehen.
Den Urin auf E+R wegschicken wird man aber sowieso machen. Bei Dauerträgerinnen ist da sowieso gern mal ein 3MRGN o.Ä. fieses drin.