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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Weiterbildung Betriebsmedizin



WackenDoc
15.06.2017, 18:14
So wie es aussieht, werde ich wohl tatsächlich Betriebsmediziner.
Hat jemand von euch die Weiterbildung gemacht?

Ich kann mir das etwas schwer vorstellen wie das genau abläuft. Also weniger das Tagesgeschäft (Truppenarzt ist damit zumindest verwandt), als die Prüfungsvorbereitung.

Eine Besonderheit ist ja der hohe Stundenansatz der Kursweiterbildung mit ca. 12 Wochen. Der wohl auch der Tatsache geschuldet ist, dass es so viele unterschiedliche Betriebsstätten gibt. Die Weiterbildung selber ist nur 12 bzw. 18 Monate je nach Bundesland. Das ist ja ein himmelweiter Unterschied, ob ich die Weiterbildung in nem Chemieunternehmen mache oder ein Behörde.
Hab auch noch nie davon gehört dass jemals jemand durch die Prüfung gefallen wäre.
Aber was wird da gefordert. Will dieses Mal nämlich gleich von Anfang an lernen um mir den Stress am Ende zu ersparen.

Picknicker
11.07.2017, 17:27
Die Weiterbildung hängt tatsächlich extrem von der WB-Stelle ab. Ich hab mir sagen lassen, dass man bei den großen Arbeitsmedizinfirmen (TÜV, ias etc.) zwar das breiteste Spektrum hat, aber auch sehr bescheiden verdient. Ich war bei BMW, war eigentlich ganz ok für die Weiterbildungszeit, guter Verdienst, Kurse wurden bezahlt, humane Arbeitszeiten. Die Facharztprüfung war sehr locker, es wurde nix völlig Abgefahrenes gefragt und es hatte v.a. Bezug zu meiner Ausbildung, was wohl meistens so ist. Als Vorbereitung hatte ich das Kompendium Arbeitsmedizin von Busch. Und eben die Kursunterlagen. Reicht völlig aus.

WackenDoc
11.07.2017, 17:52
Danke dir. Arbeitgeber habe ich ja. Und da haben wir glaube ich ein etwas eingeschränktes Spektrum.
Bisher konnte ich aber auch noch nicht rausfinden, was in der Prüfung der Unterschied zwischen der Zusatzbezeichnung und Facharzt ist. Das Kompendium schau ich mir mal an. Und hab ne kostenlose Onlinefortbildung gefunden. Hilft sich etwas einzudenken.

mbs
17.01.2022, 16:28
In welchen Bundesländern ist denn noch das 1 Jahr dezidiert in der Inneren Medizin gefördert und in welchen reichen 24 Monate in einem beliebigen "Fach der unmittelbaren Patientenversorgung" (d.h. egal in welchem genau)?

(Bundesweit ist einiges ausgeschrieben, und da ich bislang nur in der Viszeralchirurgie gearbeitet habe und das eine Jahr Innere Medizin definitiv nicht machen will würde ich mich bei zukünftigen Bewerbungen danach richten).


Danke!

Pflaume
17.01.2022, 17:05
Bayern hat die Voraussetzung Innere Medizin für Facharzt Arbeitsmedizin und für die Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin als erstes abgeschafft. S-H mit der neuen WBO auch. Ansonsten schau eben mal in den diversen Weiterbildungsordnungen der für dich infrage kommenden Bundesländer nach, wer inzwischen nachgezogen hat. Ich glaube kaum, dass irgendwer die aktuellen Bestimmungen aller Bundesländer im Kopf hat. Mit eine halben Stunde Aufwand kannst du dir aber vermutlich ein zuverlässiges deutschlandweites Bild verschaffen.

Eine Arbeitsmedizin-Stelle bekommst du mit bereits 4 Jahren Berufserfahrung sowieso da, wo du hin möchtest. Da brauchst du dich nicht in andere Bundesländer bewerben. Im Moment wollen Covid-bedingt ein paar mehr Leute in die Arbeitsmedizin, aber so schlimm, dass man das Bundesland wechseln müßte, um eine Weiterbildungs-Stelle zu bekommen, sollte es eigentlich nirgends sein.

Bonnerin
17.01.2022, 17:25
Würde ich ähnlich sehen. BAD und TÜV suchen ja oft deutschlandweit Personal, wenn man ins Ärzteblatt guckt. Eventuell erstmal in der Nähe schauen, oder in dem Bundesland, wo man hinmöchte. Nordrhein verlangt z.B. definitiv auch nur die unmittelbare Patientenversorgung, nicht mehr Innere.
Gerade wenn eventuell noch die ZB Notfallmedizin da ist, ist man eh super-attraktiv für die Unternehmen, aber solange man die 3 Jahre Patientenversorgung voll hat sollte eine Stelle generell kein Problem sein. Im Optimalfall zahlen sie dir auch die entsprechenden Weiterbildungskurse.

roxolana
17.01.2022, 18:34
In Brandenburg kannst du dir 24 Monate Chirurgie anrechnen lassen. In Berlin aktuell noch nicht, aber demnächst soll die neue WBO verabschiedet werden und dann müsste es wahrscheinlich gehen.

agouti_lilac
17.01.2022, 19:11
Ich suche derzeit auch nach einer Alternative, daher meine Frage: wäre es nicht schlauer, zumindest ein Jahr Innere gemacht zu haben, damit man wenigstens ein bisschen Ahnung hat? Oder sehe ich das zu schwarz/naiv?

Bonnerin
17.01.2022, 19:33
Naja, so häufige internistische Krankheitsbilder hat man ja auch durchaus in der Chirugie gesehen (und teilweise mitbehandelt) oder in ein paar anderen Fachrichtungen...Patientenanamnese, Untersuchung etc. kann man auch woanders lernen.

Disclaimer: Ist natürlich nicht Arbeitsmedizin, aber ich persönlich habe jetzt keinen Nachteil durch Nicht-Innere in meinem Arbeitsalltag.

denkstdu
17.01.2022, 19:50
Also mit einem FA Allgemeinmed und Zusatzbezeichnung Betriebsmed kann ich aus beruflicher Erfahrung nur sagen, macht bitte ein Jahr Innere oder Allgemeinmedizin und nicht nur Chirurgie. Ihr müsst in der Arbeitsmedizin Ergos fahren lassen, EKGs und Lufus beurteilen können, es gibt Internistische Krankheitsbilder die beurteilt werden müssen ob Leute in dem Beruf geeignet sind oder nicht (natürlich auch orthopädische Krankheitsbilder, das will ich nicht abstreiten). Meine Erfahrung war, dass Kollegen, die keinen Innere Backraum hatten sich am Anfang schon recht schwer getan hatten. Wenn man die Zeit und Lust hat, neben dem ganzen Neuen im Bereich Arbeitsmedizin sich auch noch in die Inneren Aspekte noch mit reinzuhängen, dann geht das. Wenn man Familie hat, die einen gerne noch haben möchte nach Arbeitsschluss, tut man sich anders herum wesentlich leichter.

Bonnerin
17.01.2022, 20:16
Also mit einem FA Allgemeinmed und Zusatzbezeichnung Betriebsmed kann ich aus beruflicher Erfahrung nur sagen, macht bitte ein Jahr Innere oder Allgemeinmedizin und nicht nur Chirurgie. Ihr müsst in der Arbeitsmedizin Ergos fahren lassen, EKGs und Lufus beurteilen können, es gibt Internistische Krankheitsbilder die beurteilt werden müssen ob Leute in dem Beruf geeignet sind oder nicht (natürlich auch orthopädische Krankheitsbilder, das will ich nicht abstreiten). Meine Erfahrung war, dass Kollegen, die keinen Innere Backraum hatten sich am Anfang schon recht schwer getan hatten. Wenn man die Zeit und Lust hat, neben dem ganzen Neuen im Bereich Arbeitsmedizin sich auch noch in die Inneren Aspekte noch mit reinzuhängen, dann geht das. Wenn man Familie hat, die einen gerne noch haben möchte nach Arbeitsschluss, tut man sich anders herum wesentlich leichter.

mbs möchte aber nach dem FA nicht in dem Bereich arbeiten, sondern nur überhaupt einen FA machen vor dem Quereinstieg in Pharma/UB/whatever...

mbs
17.01.2022, 20:32
Industrie ist eine Option, aber je mehr ich mich mit Betriebsmedizin beschäftigt habe desto attraktiver erschien mir das, kann mir das mittlerweile sogar sehr gut vorstellen dort zu bleiben. Hatte auch schon Gespräche, bei zwei steht noch eine Hospitation an für die ich erstmal frei kriegen muss (knappe Besetzung, viele Dienste, das übliche Spiel). Das mit den internistischen Untersuchungen ist mir bekannt - aber nein, ich habe keine Familie. Ich habe auch ein zweites Studium parallel absolviert und es war kein Problem...tue mich nicht so schwer schnell Neues zu lernen. Insofern dachte ich dass ich es hinkriegen würde, war ausnahmsweise mal optimistisch. Man muss sich auch in Erinnerung rufen dass man für einen Quereinstieg auch etwas Selbstvertrauen braucht, und immer viel Neues lernen muss. Kenne das von Freunden die in anderen Branchen arbeiten - allein ein Wechsel von Software auf Hardware ist für einen Informatiker eine immense Umstellung, viel mehr noch als von Chirurgie auf Innere wie mir scheint. Und auch das haben die entsprechenden Leute gemeistert obwohl sie auch nur Menschen sind.

Hab die Ärztekammer Thüringen schon angeschrieben, damit ich es offiziell auch schriftlich habe, zumindest per Mail. Eine verbindliche Auskunft zu kriegen ist aber schwierig, hatte schonmal angefragt, aber da ich gerade in Nordbayern und nicht Südthüringen arbeite - und die Stelle in Betriebsmedizin die mein Favorit wäre in Thüringen ist - verweist man mich immer an die Bayrische Ärztekammer.

Nur wären die nächsten Betriebsmedizin-Stellen in Bayern so weit von meinem Wohnort weg, dass ich umziehen müsste. Südthüringen wäre günstiger.

Pflaume
17.01.2022, 20:32
@denkstdu: Kommt halt alles auch auf den eigenen Anspruch an.

Der Anspruch, den die für die Weiterbildung Arbeitsmedizin Verantwortlichen haben, ist bundesweit klar formuliert: 2 Jahre ärztliche Verwaltungstätigkeit in einer Rehaklinik reichen aus, solange man im Rahmen der Weiterbildung ein paar Ergos, ein paar Lungenfunktionen und ein paar "Prüfungen des Hör- und Sehvermögens" miterlebt hat. Als FA Allgemeinmedizin ist man in der Betriebsmedizin ja bezüglich der Erkennung und Behandlung von Krankheiten verglichen mit den Kollegen und verglichen mit dem objektiv gewollten Anspruch deutlich überdurchschnittlich qualifiziert.

Pflaume
17.01.2022, 20:41
Hab die Ärztekammer Thüringen schon angeschrieben, damit ich es offiziell auch schriftlich habe, zumindest per Mail. Eine verbindliche Auskunft zu kriegen ist aber schwierig, hatte schonmal angefragt, aber da ich gerade in Nordbayern und nicht Südthüringen arbeite - und die Stelle in Betriebsmedizin die mein Favorit wäre in Thüringen ist - verweist man mich immer an die Bayrische Ärztekammer.

Du brauchst nicht die Ärztekammer Thüringen anschreiben, um das schriftlich zu haben, das steht doch ganz klar in der Weiterbildungsordnung. Siehe hier (https://www.laek-thueringen.de/files/1730914DB43/Weiterbildungsordnung_18_03_2020.pdf) für Thüringen, Seite 35:
müssen 24 Monate in anderen Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung abgeleistet werden
Was unmittelbare Patientenversorgung bedeutet, ist in §2a definiert:

Als Gebiete der unmittelbaren Patientenversorgung gelten Allgemeinmedizin, Anästhesiologie,
Arbeitsmedizin, Augenheilkunde, Chirurgie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde,
Haut- und Geschlechtskrankheiten, Humangenetik, Innere Medizin, Kinder- und Jugendmedizin, Kinder- und
Jugendpsychiatrie und –psychotherapie, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Neurochirurgie, Neurologie,
Nuklearmedizin, Öffentliches Gesundheitswesen, Phoniatrie und Pädaudiologie, Physikalische und
Rehabilitative Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,
Radiologie, Strahlentherapie, Transfusionsmedizin, Urologie.
Da in der WBO für Arbeitsmedizin steht, dass man 24 Monate in "anderen" Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung arbeiten muß, kann man nicht die gesamten 60 Monate einfach nur Arbeitsmedizin machen, obwohl Arbeitsmedizin auch zur unmittelbaren Patientenversorgung zählt. Aber 24 Monate chirurgische Erfahrung würden angerechnet werden.

Es zählt die Weiterbildungsordnung des Bundeslands, in dem du dich am Ende zur FA-Prüfung anmeldest. Wenn du eh in Thüringen arbeiten willst, wirst du dich wahrscheinlich auch da zur FA-Prüfung anmelden, also paßt das doch. Abgesehen davon, dass in Bayern die Chirurgie-Zeit ja auch anerkannt wird.

mbs
17.01.2022, 22:10
Vielen Dank!

Gelesen habe ich das auch, hatte aber Zweifel ob ich es richtig verstanden hatte. Wenn etwas günstig für mich ist, dann neige ich dazu daran zu zweifeln, dann brauche ich immer die Beteuerung einer anderen Person oder Instanz, dass es wirklich so ist, am besten schriftlich.

So viel zum Selbstvertrauen. Aber ich arbeite daran...in jedem Fall danke nochmal!

Feuerblick
18.01.2022, 05:34
Schriftlicher als in der WBO kannst du die Vorgaben eigentlich nicht bekommen. ;-)