PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Teilzeit als Arzt



Seiten : [1] 2 3 4

Gast28012019
27.06.2017, 16:32
Hallo,

wollte mal fragen wie viel ein Arzt in einem normalen Krankenhaus verdient, wenn er auf Teilzeit arbeiten? Habe leider im Internet keine genauen angaben gefunden. Letztlich interessiert mich einfach nur ca. das Bruttogehalt im Monat um rauszufinden, ob das Geld als Single ohne Kinder gut zum Leben reicht. Wenn jemand Zahlen hat wäre ich dankbar um Feedback.

Eine weitere Frage wäre, ob man das rein rechtlich im Krankenhaus (öffentlicher Dienst) durchdrücken kann? In anderen Worten hat man als Single ohne Kinder Anspruch auch eine Teilzeit-Stelle?

Was meint ihr... wird das immer mehr der Trend in der Zukunft für Ärzte in Teilzeit zu arbeiten?

Auf Dauer will doch kein Mensch 60+ Std. die Woche arbeiten... und man kann es auch nicht ohne kaputt zu gehen... und ein Arzt muss ja weiterhin in der Lage sein seine Patienten gesund zu machen und nicht mit der nächsten OP wegen Überlastung zu verstümmeln...

Mich würde es auch interessieren was ihr denkt zu Umsetzbarkeit? Spielen die Arbeitgeber da mit (Teilzeit) oder ist es schwer das durchzudrücken?

Da ich noch kein Arzt bin würde mich dieses Thema interessieren. Ich bin dankbar für Eure Feedbacks.

VG

epeline
27.06.2017, 16:59
Naja, die Tarifverträge sind doch problemlos mit den bekannten Suchmaschinen zu finden, und dann eben entsprechend die Prozente ausrechnen. Wie viele Stunden 100% sind, steht ebenfalls in den Verträgen (meist 40h/Woche).
Mein Arbeitgeber schreibt z.B., dass für Teilzeit entsprechende Gründe vorliegen müssen, sprich Kidnererziehung, Pflege von Angehörigen usw.

*milkakuh*
27.06.2017, 17:13
Mein Arbeitgeber schreibt z.B., dass für Teilzeit entsprechende Gründe vorliegen müssen, sprich Kidnererziehung, Pflege von Angehörigen usw.

Ist das erlaubt? Ich dachte, dass der Arbeitgeber ab einer bestimmten Betriebsgröße (die bei jeder Klinik gegeben sein sollte) Teilzeitarbeit zustimmen muss.

Brutus
27.06.2017, 17:27
http://oeffentlicher-dienst.info/aerzte/kommunal/

epeline
27.06.2017, 19:13
Ist das erlaubt? Ich dachte, dass der Arbeitgeber ab einer bestimmten Betriebsgröße (die bei jeder Klinik gegeben sein sollte) Teilzeitarbeit zustimmen muss.

Das weiß ich nicht. Damit habe ich mich ehrlich gesagt noch nicht befasst. Aushandeln kann man sicher einiges, wenn die einen wirklich wollen. Wie das bei so einem kleinen Licht wie mir aussieht, weiß ich nicht.

Pflaume
27.06.2017, 20:07
Als Weiterbildungsassistent ist Teilzeit meiner Meinung nach ungünstig (und oft auch schwer durchzusetzen), weil man seine Weiterbildungszeit zum Facharzt verlängert und die "Freizeit", die man durch die Teilzeitstelle hat, gern überproportional mit zusätzlichen Diensten, Einspringen für Kollegen etc. aufgefüllt wird, weil man ja im Vergleich zu jemandem mit Vollzeit-Stelle überproportional oft "zusätzlich" verfügbar ist. Gerade dann, wenn man keine Kinder als Grund für "geht nicht" vorschieben kann.

Als Facharzt wird man ein größeres Mitspracherecht bei der Arbeitszeit durchsetzen können und von einem Teilzeitgehalt sicherlich auch leben können, solange man weder finanziell noch karrieremäßig größere Ansprüche hat. In einem universitären Herzzentrum werden sie einen mit Teilzeitwunsch höchstwahrscheinlich auslachen. Aber Teilzeitstelle in einer Praxis oder einer kleineren Klinik ist zumindest in der heutigen Bewerbersituation in den meisten Fachrichtungen sicher kein Problem.

Ich habe als angestellter Klinik-Facharzt zur Zeit offiziell einen 50%-Vertrag (würde gerne 75% haben, geht aber nicht), arbeite in der Realität um die 65% - inkl. Diensten - und verdiene um die 4.000 Euro brutto bzw. in Steuerklasse I ohne Kinder ca. 2.500 Euro netto (relativ hohes Netto wegen steuerfreier Nacht- / Feiertagszuschläge). Ich bin damit im Moment sehr glücklich (und das Geld reicht sowieso locker), aber es kann für mich nur eine Übergangslösung sein, weil meine derzeit außergewöhnlich guten Arbeitsbedingungen nicht dauerhaft so bleiben werden und ich mir durch Verharren im derzeitigen Zustand Chancen verbauen würde, die ich wahrscheinlich in der Zukunft brauchen werde.

Bei einer Teilzeitstelle muß einem bewußt sein, daß man trotzdem fachlich auf dem laufenden bleiben muß, und es muß einem auch bewußt sein, daß eine Teilzeitstelle (zumindest in der Klinik) fast immer eine Schwächung der eigenen Position und eine Verringerung von Optionen an anderer Stelle bedeutet. Wenn man seine Zukunft in Teilzeit in einer Praxis sieht, so läßt sich das vermutlich in den meisten Fällen gut verwirklichen.

epeline
27.06.2017, 20:11
Naja, wenn man während einer Assistenzzeit von 5 Jahren auf 80% reduziert, dauerts gerade ein Jahr länger bis zum Facharzt. Das kann man sicher verschmerzen. Dass Teilzeitkräfte öfter einspringen, habe ich ehrlich gesagt in noch keiner KLinik erlebt.

Für sehr karriereorientierte ist das sicher kein Dauerzustand.

Fr.Pelz
27.06.2017, 21:03
Hallo,

wollte mal fragen wie viel ein Arzt in einem normalen Krankenhaus verdient, wenn er auf Teilzeit arbeiten? Habe leider im Internet keine genauen angaben gefunden. Letztlich interessiert mich einfach nur ca. das Bruttogehalt im Monat um rauszufinden, ob das Geld als Single ohne Kinder gut zum Leben reicht. Wenn jemand Zahlen hat wäre ich dankbar um Feedback.

Eine weitere Frage wäre, ob man das rein rechtlich im Krankenhaus (öffentlicher Dienst) durchdrücken kann? In anderen Worten hat man als Single ohne Kinder Anspruch auch eine Teilzeit-Stelle?

Was meint ihr... wird das immer mehr der Trend in der Zukunft für Ärzte in Teilzeit zu arbeiten?

Auf Dauer will doch kein Mensch 60+ Std. die Woche arbeiten... und man kann es auch nicht ohne kaputt zu gehen... und ein Arzt muss ja weiterhin in der Lage sein seine Patienten gesund zu machen und nicht mit der nächsten OP wegen Überlastung zu verstümmeln...

Mich würde es auch interessieren was ihr denkt zu Umsetzbarkeit? Spielen die Arbeitgeber da mit (Teilzeit) oder ist es schwer das durchzudrücken?

Da ich noch kein Arzt bin würde mich dieses Thema interessieren. Ich bin dankbar für Eure Feedbacks.

VG

Ein Kollege von mir hatte gerade aus familiären Gründen auf 80% reduziert, er sagte, er bekommt 1000 Euro weniger raus, was aber immer noch über 3000 E sein dürften. Er ist mittlerweile wieder zu 100% zurückgekehrt, weil das Betriebsklima umgeschlagen ist und er ein schlechteres Ansehen befürchtet hat. Es ist bei uns aber sowieso nur möglich Teilzeit als ganze Tage, die man weniger arbeitet, umzusetzen. Dass man schon zb um 14 Uhr geht, funktioniert nicht.

Also in Kürze: Es ist theoretisch möglich, finanziell auch kein Problem, ob die praktische Umsetzung dann so möglich ist, hängt von den Gegebenheiten vor Ort ab. Es ist aber definitiv jetzt schon ziemlich Usus, nämlich unter den jungen Müttern in einigermaßen familienfreundlichen Fächern, Teilzeit zu arbeiten.

McBeal
28.06.2017, 07:34
Ich werde weiterhin Teilzeit arbeiten und dann bis zum Facharzt wegen Unterbrechungen und Teilzeit über 12 Jahre brauchen. Für mich ist das okay und ich möchte mit (Kleinen) Kindern auch nicht mehr als 50% arbeiten. Ohne Kinder würde ich für die WB-Zeit aber Vollzeit arbeiten und "Augen zu und durch" denken. Die WB ist nunmal auf Vollzeit ausgelegt und es läuft so viel unkomplizierter.

Ich habe ja bisher volle Schichten gearbeitet, aber geplant nur die Hälfte davon und ich bin definitiv überproportional häufig eingesprungen - ich kam ja einfach häufiger in frage als andere, da ich häufiger frei hatte.

LG
Ally

McBeal
28.06.2017, 07:35
Ach so, finanziell ist es so, wie die anderen geschrieben haben: mit 50% bekomme ich ein halbes Tabellenentgelt.

LG
Ally

Jule-Aline
28.06.2017, 07:50
Naja, wenn man während einer Assistenzzeit von 5 Jahren auf 80% reduziert, dauerts gerade ein Jahr länger bis zum Facharzt. Das kann man sicher verschmerzen. Dass Teilzeitkräfte öfter einspringen, habe ich ehrlich gesagt in noch keiner KLinik erlebt.

Für sehr karriereorientierte ist das sicher kein Dauerzustand.

Aber ich habe das erlebt,sowohl bei der Ärzteschaft als auch besonders bei der Pflege.Die sind so oft an ihren freien Tagen eingesprungen.

Schokoladenzyste
28.06.2017, 08:05
Interessanter Thread!

Ich möchte gerne diejenigen unter euch fragen, die teilzeit arbeiten:

- In welchen Fächern seid ihr tätig?? Empfehlungen?

Mein Mann und ich sind beide mit unserer Arbeitsbelastung und verkümmerten Work-Life-Balance unglücklich. Kind Nummer 1 ist auf dem weg.
Nun überlegen wir, da wir sowieso noch im ersten Ausbildungsjahr sind, ob wir uns doch nach anderen Fachrichtungen orientieren wollen?

Ich hatte gestern ein sehr interessantes Gespräch mit einer Fachärztin aus der Anästhesie, die jetzt in die Labormedizin wechseln will, sie hat 2 Kinder. Ihre 2 haupt Argumente: Keine Nachtdienste / Wochenenddienste und auch keine stressigen Notfälle in denen sekunden um leben und tod entschieden können, da einem beim 50% arbeiten über die Jahre auch mal die Routine für die Notfallkompetenz abhanden kommen kann.

Was fällt euch spontan dazu ein?

Lg Eva

bremer
28.06.2017, 09:15
In welchem Fach seid ihr denn ? Ich hatte die ersten 4 Monate eine 80% Stelle und jeden Freitag frei, so ausgehandelt mit dem Arbeitgeber. Peripheres Krankenhaus in der Inneren. DA ist der BEdarf teilweise so hoch, dass man solche Forderungen heutzutage erstaunlicherweise problemlos stellen kann.

vanilleeis
28.06.2017, 09:18
Warum sollen einem bei 50 % die Notfallkompetenz abhanden kommen? Du machst doch das Gleiche, nur eben an halben Tagen, bzw. an weniger Tagen in der Woche?

Tendenziell würde ich sagen, dass ambulante Medizin einem eher die Möglichkeit bietet, seine Arbeitszeit selber zu bestimmen, als stationäre. Damit alle Fachrichtungen, die für eine Niederlassung/Anstellung in einer Praxis in Frage kommen.

Labormedizin kann je nach Labor auch Wochenenddienste/Spätdienste/Rufbereitschaft bedeuten. Genauso wie der Hausarzt KV-Dienste an der Backe hat (oder sie bezahlen muss).
Es kommt wohl weniger aufs Fach an, als darauf, dass man nicht jeden Mist mit sich machen lässt.

Schokoladenzyste
28.06.2017, 09:39
Ich hab Frauenheilkunde als mein Traumfach gewählt. die Niederlassung später bzw. Teilezeitanstellung in einer Gruppenpraxis / MVZ sollte da kein Problem sein. Mein Mann macht gerade Innere, aber es ist überhaupt nicht sein "Traumfach", also er ist für alles offen, was familienfreundlicher ist :-D

Ich weiß einfach nicht ob ich den Nerv für die jahrelange Klinikarbeit in der Ausbildung habe. Als PJ Studentin fand ich Nachtdienste ohne Schlaf noch sooo spannend und erstrebenswert aber jetzt ist alles anders und ich hab ernsthaft schon an Patho gedacht und einfach jeden Tag pünktlich ab nach Hause, auch weniger Verantwortung. Natürlich haben Pathologen auch viel Verantwortung! Nur bin ich nicht die schnellste was schnelles Handeln, Therapieentscheidungen etc. betrifft. Und in Nachtdiensten wenn ich übermüdet bin, bin ich immer überfordert, kann keinen klaren Kopf bewahren. Das alles jetzt schon ohne Kinder. Wie wird es dann erst mit Kindern? Da wende ich meine Energiereserven in Zukunft lieber für die Kinder auf als für die Arbeit....

Schokoladenzyste
28.06.2017, 09:41
In welchem Fach seid ihr denn ? Ich hatte die ersten 4 Monate eine 80% Stelle und jeden Freitag frei, so ausgehandelt mit dem Arbeitgeber. Peripheres Krankenhaus in der Inneren. DA ist der BEdarf teilweise so hoch, dass man solche Forderungen heutzutage erstaunlicherweise problemlos stellen kann.

Guter Punkt. Denkst du, dass der Wechsel in ein kleineres Krankenhaus in der Peripherie besser wäre als gleich das Fach zu wechseln?

WackenDoc
28.06.2017, 10:14
Hab bei meinem hoffentlich zukünftigen Arbeitgeber wegen Teilzeit gefragt- wäre überhaupt kein Problem. Auch ohne Kinder nicht.
Das doofe ist, das der Grund, warum ich das gerne gemacht hätte, sich nicht umsetzen lässt. Also werde ich wohl erstmal Vollzeit machen.
Öffentlicher Dienst und Weiterbildung Betriebsmedizin soll es werden.

Mit Kind ist das noch problemloser. Da gehen dann alle unliebsame Dienste nicht wegen Kinderbetreuung.

Colourful
28.06.2017, 10:49
Mit Kind ist das noch problemloser. Da gehen dann alle unliebsame Dienste nicht wegen Kinderbetreuung.

Nein, so ist das auch nicht. Zumindest nicht bei uns, heute hätte fast die Mutter mit den 5 (!) Kindern unter 5 einspringen müssen für den Dienst, glücklicherweise hat sich dann eine andere Mutter mit 2 Schulkindern bereit erklärt. Und die arbeiten alle Teilzeit. Liegt aber auch daran, dass bei uns vermutlich fast mehr Leute Teilzeit als Vollzeit arbeiten und alle Kinder haben.

Pflaume
28.06.2017, 11:17
In welchem Fach seid ihr denn ? Ich hatte die ersten 4 Monate eine 80% Stelle und jeden Freitag frei, so ausgehandelt mit dem Arbeitgeber. Peripheres Krankenhaus in der Inneren. DA ist der BEdarf teilweise so hoch, dass man solche Forderungen heutzutage erstaunlicherweise problemlos stellen kann.
Trotzdem hast du damit imho großes Glück gehabt. Natürlich will jeder mit Teilzeitstelle am liebsten Freitag oder Montag frei. Derjenige, der das dann durchsetzt, macht sich natürlich sehr "beliebt" bei den Kollegen. Konnten sich bei uns in der Inneren nur Fachärzte oder Fast-Fachärzte leisten. Ansonsten eher sowas wie Mittwoch frei, so daß man Dienstag schon mal für Mittwoch vorarbeiten und dann am Donnerstag das am Mittwoch Liegengebliebene nacharbeiten kann...

Bei jeder Teilzeit-Beschäftigung sind tatsächlich kleine Kinder das größte Pfand, das man hat, um nicht unplanmäßig einspringen zu müssen. Da ich keine habe, aber bei hohem Frauenanteil in der Klinik einer der Haupt-Leidtragenden war bezüglich zusätzlichen Nacht-Diensten, Krankheiten, Kinderkrankheiten, ungeplanten Überstunden etc., habe ich habe mir schließlich gegen Ende der Weiterbildung eine Nebentätigkeit genehmigen lassen, um damit meine freien Wochenenden nach Erscheinen des offiziellen Dienstplans "verplanen" zu können und nicht mehr regelmäßig das dritte und vierte Wochenende einspringen zu müssen, weil gerade mal wieder ne Mutti sich bei ihren Kindern angesteckt hat oder wegen kranker Kinder zuhause bleiben "muß".

WackenDoc
28.06.2017, 12:00
Bei meinem alten Arbeitgeber hatten Mütter Narrenfreiheit.

Mittwochs nachmittags die Notaufnahme besetzen (während der NFA-Rotation)- nein geht nicht.
Nachtschicht- nein geht nicht wegen Kinderbetreuung.

Am Nachbarstandort aushelfen- nein das geht nicht wegen Kinderbetreuung. Ach natürlich geht der mehrtägige Kongress hunderte Kilometer entfernt.

Und dann darf man sich auch noch dumme Sprüche anhören.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf gut und schön, aber irgendwie kann es nicht sein, dass dann nur die Rosinen rausgepickt werden und null Rücksicht auf die genommen wird, die das ausgleichen müssen.