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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Universitätsmedizin Charité Berlin wirklich "schlecht"



lmh98
04.07.2017, 00:53
Hey, ich hoffe mal, ich bin in der Rubrik richtig, habe aber keine hochschulspezifischen Foren gefunden.

Ich muss mich jetzt bald endgültig bewerben und hadere immer noch mit der ersten Ortspräferenz, in der ich auch höchstwahrscheinlich genommen werde. Ursprünglich wollte ich an der Charité in Berlin studieren, weil ich viele gute Freunde in der Gegend habe, habe jetzt aber mehrmals gehört bzw. auf Feedback-/Uniwertungsseiten gelesen, dass die Charité eine eher schlechtere Lehre anbietet als andere Unis. Das ging teilweise sogar so weit, dass dortige Dozenten angeblich davon sprachen, dass Arbeitgeber ungerne Studenten aus Berlin nehmen. Man muss natürlich mit sowas aufpassen, da wahrscheinlich eher unzufriedene Studenten eine Kritik schreiben. Nichtsdestotrotz hat all die Kritik z.B. bezüglich der Organisation unentschlossen werden lassen, weil ich die Uni Heidelberg auch nicht unattraktiv finde und dort angenommen werden würde, ohne wie an der Charité noch einen weiteren Test schreiben zu müssen. Würde halt dann aber sehr weit weg von Freunden und Familie sein.

Meine Frage ist nun, ob jemand hier vielleicht sogar an der Charité studiert oder von Freunden bzw. Bekannten etwas diesbezüglich gehört hat und meinen Informationen zustimmen kann oder ob das alles totaler Quatsch ist.

Haematopoesie
04.07.2017, 14:17
Hi,

schau dich mal im Forum um, da haben schon einige von der Charité berichtet. Ich finde nicht, dass es sich so negativ liest - man muss halt den Modellstudiengang mögen.
In Heidelberg ist, wie überall anders auch, nicht alles gold was glänzt. Als Student nützt dir die ganze Forschung erst mal nichts - und selbst dann musst du erst mal rausfinden, ob du überhaupt je forschen willst.

Von daher: geh dahin, wo du dir vorstellen kannst, die nächsten 6 Jahre zu leben. Für mich persönlich wäre es nichts, so weit weg von der Familie & Freunden zu sein. Selbst wenn man nur alle paar Monate nach Hause fährt ist das Pendeln doch eher nervig...
Und: zwischen Berlin und Heidelberg hat es noch ein paar Unis ;). Arzt wird man überall!

xenopus laevis
04.07.2017, 15:14
Meine Frage ist nun, ob jemand hier vielleicht sogar an der Charité studiert oder von Freunden bzw. Bekannten etwas diesbezüglich gehört hat und meinen Informationen zustimmen kann oder ob das alles totaler Quatsch ist.

Quatsch!

Pro:
- keine Testate
- kein Physikum
- 6 Versuche in den Klausuren (physikumsäquivalente ausgeschlossen, nur 3)
- Berlin

Contra:
- wandern zwischen Wedding, Mitte und Steglitz
- S-Bahn
- Kleingruppenunterricht: bis zum 5 Semester POL, bis zum 10 Semester KIT
- man schließt nie wirklich etwas ab! Die Vorklinik verfolgt einen sehr lange! Genauso wie man klinische Inhalte ab dem 1. Semester hat! Manche Dozenten nehmen darauf keine Rücksicht. Da kann es auch schnell zur Überforderung kommen.

Generell wurde hier schon viel gesagt! Es geht nicht um die Uni. Such dir lieber aus wo du die nächsten Jahre viel Zeit verbringen willst.

KatKad
04.07.2017, 16:56
Hey:-)

Ich hab zwar nur ein Semester Zahnmedizin an der Charité studiert und möchte jetzt zu Medizin wechseln, aber antworte trotzdem mal :-)
Wenn man den Namen Charité hört verbindet man damit einen bestimmten Ruf und hat vielleicht etwas zu hohe Erwartungen an die Lehre dort. Andere Städte haben sicherlich eine bessere Lehre. Nichtsdestotrotz sind die meisten Mediziner allerdings schon ganz zufrieden (auf jeden Fall zufriedener als die Zahnis haha), weswegen ich auch unbedingt falls ich einen platz bekomme versuche dorthin zurück zu wechseln (Ham Hat in HH).

Du musst dir allerdings überlegen, ob du diese ganze Fahrerei durch Berlin in Kauf nehmen willst. Außerdem hast du kein richtiges Studentenleben in Berlin, wie du es zum Beispiel an anderen Unis mit Campus hast.

Ich bereue es nicht und würde (wenn ich könnte) immer wieder zurück aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Falls ihr jmd kennt, der vor dem 1. FS von Berlin nach HH mit mir tauschen will (vorausgesetzt ich schaffe den Ham Hat), dann her damit :-D

lmh98
04.07.2017, 22:53
Danke für die Antworten, sprechen ja jetzt eher für die Charité. Die alles entscheidende Frage wäre, ob mir die Forschung was nützen würde als Student? Ich weiß nämlich schon, dass ich eher was in die Richting machen will, anstatt in einer Klinik/Praxis zu arbeiten. Auch wenn sich das natürlich noch während des langen Studiums noch gut ändern kann.

bremer
05.07.2017, 12:10
Du kannst an jeder Uni mit med. Fakultät Arzt werden, du wirst an jeder Uni forschen können. Qualität der Lehre kann und sollte nie ein Grund sein iwo zu studieren (das ist mir aber auch erst später bewusst geworden), denn die Qualität ändern sich laufen, hängt auch innerhalb der Uni stark vom Dozenz ab, ist eh immer subjektiv, und hindert dich auch nicht daran, ein guter Arzt zu werden.
Möglicherweise hast du ein bestimmtes Spezialinteresse (Hygiene und Umweltmedizin z.b.) und du würdest gerne an einer uni mit einer diesbezüglichen Fakultät um dort zu promovieren und/oder Kontakte zu knüpfen. Aber auch das wäre für mich eher zweitrangig. Wichtiger ist es, ob du in der Stadt an sich gerne wohnen willst.

Mexxi
06.07.2017, 19:17
Hallo Imh98,

ich studiere an der Charite im Modelstudiengang 2.0 Humanmedizin (allerdings auch erst ein Semester). Ich habe auf Studycheck auch viele Rezensionen gelesen und würde bisher die wenigsten unterschreiben.

Die ersten Tage an der Charite waren schon sehr beeindruckend, weil wir einfach so unfassbar offen und herzlich begrüßt wurden. Die ersten vier Wochen waren nur Eingewöhnungsphase in denen wir erstmal alle Lehrformate + den Campus kennenlernen konnten und es gab wirklich Niemanden, der sich nicht wahnsinnig freute, dass wir dort studierten. Nun ist das erste Semester fast rum und ich bin trotzdem begeistert. Der Campus Mitte und vor allem der in Virchow ist sehr schön und viel Rennerei gibt es da auch nicht (allerdings laufen da wirklich nur Mediziner rum, was ich auch ein wenig schade finde).
Wir haben vom 1. Semester an Untersuchungskurse im Krankenhaus, in denen wir schon mal die ganzen Basics lernen. Bisher ist nicht ein einziger ausgefallen und selbst die gestressten Assistenzärzte in der Notaufnahme machen einen klasse Unterricht und bringen gern etwas bei. Es werden zahlreiche Tutorien angeboten über die unterschiedlichsten Untersuchungen, Krankheitsbilder, Konfliktsituationen usw. Vor allem haben wir in jeder Woche (zum jeweiligen Thema) eine Fallvorstellung mit Patienten und Krankheit, sodass du nicht nur stur und stumm biochemie auswendig lernst, sondern gleich mal siehst wofür das wichtig ist. Vorlesungsinhalte werden stets in Seminaren, in denen ca. 20 Leute drin sitzen vertieft. Natürlich ist nicht jeder Dozent gut und manchmal geht man raus und ist verwirrter als vorher, aber wo findet man das nicht. Die Pendelei von Campus zu Campus hält sich im Moment noch in Grenzen. Persönlich finde ich es aber nicht weiter wild, auch wenn Steglitz von Mitte aus gesehen ne kleine Weltreise ist ;-)
Zusätzlich gibt es ein Mentoring-Programm, sodass du, wenn du es denn möchtest, einen Studenten aus dem höheren Semester zur Seite gestellt bekommst der dir mit Rat und Tat zur Seite steht.
Was ein wenig negativ ist, sind die gefühlten 100 Websiten der Charite, in denen man Lernziele findet, Onlineunterlagen usw. Das könnte man deutlich besser organisieren- aber auch dort steigt man nach kurzer Zeit durch und findet sein System.
Ich kann persönlich natürlich noch nicht bewerten ob die Charite eine gute Lehre anbietet, aber ich fühle mich sehr wohl dort und möchte nirgends anders hin. Solltest du noch Fragen haben, die ich dir evtl. schon beantworten kann, schreib mir gern eine PN. Anonsten wünsche ich dir viel Glück und vllt sieht man sich ja kommendes Semester auf dem Campus.
LG Mexxi

R4nd0m
08.07.2017, 21:42
"und es gab wirklich Niemanden, der sich nicht wahnsinnig freute, dass wir dort studierten."

Ernsthaft? Ich hoffe Du meintest mit Niemanden die Erstsemester Deiner Kohorte?

Mexxi
08.07.2017, 23:12
Ernsthaft? Eigentlich meinte ich den Osterhasen ;-)

Solara
08.07.2017, 23:16
Unsere Berliner Kollegen fanden das Studium dort jetzt nicht den Brüller, auch nicht katastrophal schlecht - aber nix was man nicht anders wo auch bekommen hätte.

Sternchenhase
08.07.2017, 23:29
Ernsthaft? Eigentlich meinte ich den Osterhasen ;-)

:-)) :-oopss

roxolana
14.07.2017, 23:58
Ich kann nur vom Regelstudiengang berichten. Ich fand das Studium ja insgesamt eher entspannt, ich glaube, an anderen Unis wird mehr gesiebt. ;-) Ich hab mich mal mit einem Arzt aus Heidelberg unterhalten, dort scheint die klinische Lehre schon deutlich besser und anspruchsvoller gewesen zu sein. Vielleicht ist das mit dem Modellstudiengang jetzt aber auch anders geworden.

Ansonsten würde ich mich den anderen anschließen und die Charité deswegen nicht komplett verwerfen. Ja, die Organisation ist mau und es fallen regelmäßig Vorlesungen aus (bei uns zumindest), aber im Endeffekt hängt es doch zu 90% von einem selbst ab, wie viel man aus dem Studium mitnimmt...